Wittichenit
| Wittichenit | |
|---|---|
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| Allgemeines und Klassifikation | |
| IMA-Symbol |
Wtc[1] |
| Andere Namen |
|
| Chemische Formel | Cu3BiS3 |
| Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Sulfide und Sulfosalze |
| System-Nummer nach Strunz (8. Aufl.) Lapis-Systematik (nach Strunz und Weiß) Strunz (9. Aufl.) Dana |
II/D.02 II/E.03-020 2.GA.20 03.04.08.01 |
| Kristallographische Daten | |
| Kristallsystem | orthorhombisch |
| Kristallklasse; Symbol | orthorhombisch-disphenoidisch; 222 |
| Raumgruppe | P212121 (Nr. 19)[2] |
| Gitterparameter | a = 7,723(10) Å; b = 10,395(10) Å; c = 6,716(5) Å[2] |
| Formeleinheiten | Z = 4[2] |
| Physikalische Eigenschaften | |
| Mohshärte | 2 bis 3 |
| Dichte (g/cm3) | gemessen: 6,01 (synthetisch: 6,19)[3] |
| Spaltbarkeit | keine |
| Bruch; Tenazität | muschelig, spröde |
| Farbe | stahlgrau bis zinnweiß; bleigrau bis messinggelb anlaufend |
| Strichfarbe | schwarz |
| Transparenz | undurchsichtig |
| Glanz | Metallglanz |
Wittichenit, auch unter der veralteten, bergmännischen Bezeichnung Kupferwismutglanz oder Kupferwismuterz bekannt, ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“. Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Cu3BiS3 und ist damit chemisch gesehen ein Kupfer-Bismut (Wismut)-Sulfid.
Wittichenit findet sich meist in Form feinkörniger bis massig-derber Mineral-Aggregate von stahlgrauer bis zinnweißer Farbe bei schwarzer Strichfarbe. Selten bildet er aber auch größere Kristalle von einigen Millimetern bis wenigen Zentimetern Größe aus, die einen tafeligen bis kurzprismatischen Habitus aufweisen. Frische Proben zeigen auf den Oberflächen einen metallischen Glanz. An der Luft läuft das Mineral nach einiger Zeit bleigrau bis messinggelb an.
Etymologie und Geschichte
Erstmals entdeckt wurde Wittichenit in der Grube Neuglück nahe Wittichen im baden-württembergischen Landkreis Rottweil. Das Mineral war dort unter verschiedenen Bezeichnungen als Kupferwismuterz bzw. Kupferwismutglanz bekannt. 1817 stellte C. J. Selb nach Untersuchung einiger Kupferwismutglanze allerdings fest, dass dieses Erz aus zwei verschiedenen Minealarten besteht, die sich in Bruchverhalten, Farbe und Kristallausbildung unterscheiden. Letzteres Unterscheidungsmerkmal veranlasst Selb zu den Bezeichnungen „dichtes Kupfer-Wismuterz“ und „strahliges Kupfer-Wismuterz“.[4]
Das dichte Kupfer-Wismuterz erhält 1853 durch Franz von Kobell den bis heute gültigen Namen Wittichenit nach seiner Typlokalität[5] und das strahlige Kupfer-Wismuterz wird 1855 durch Gustav Adolf Kenngott als Emplektit[4] bezeichnet.
Klassifikation
In der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Wittichenit zur Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort zur Abteilung „Komplexe Sulfide (Sulfosalze)“, wo er gemeinsam mit Chalkostibit, Cuprobismutit und Emplektit in der „Kupferspießglanz-Gruppe“ mit der Systemnummer II/D.02 steht.
In der zuletzt 2018 überarbeiteten Lapis-Systematik nach Stefan Weiß, die formal auf der alten Systematik von Karl Hugo Strunz in der 8. Auflage basiert, erhielt das Mineral die System- und Mineralnummer II/E.03-020. Dies entspricht der Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort der Abteilung „Sulfosalze (S : As,Sb,Bi = x)“, wo Wittichenit zusammen mit Bytízit und Skinnerit eine unbenannte Gruppe mit der Systemnummer II/E.03 bildet.[6]
Die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[7] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Wittichenit in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze (Sulfide, Selenide, Telluride, Arsenide, Antimonide, Bismutide, Sulfarsenide, Sulfantimonide, Sulfbismutide)“ und dort in die Abteilung „Sulfarsenide, Sulfantimonide, Sulfbismutide“ ein. Hier ist das Mineral in der Unterabteilung „Insel-Sulfarsenide (Neso-Sulfarsenide) usw., ohne zusätzlichen Schwefel (S)“ zu finden, wo es zusammen mit Skinnerit die „Skinneritgruppe“ mit der Systemnummer 2.GA.20 bildet.
In der vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchlichen Systematik der Minerale nach Dana hat Wittichenit die System- und Mineralnummer 03.04.08.01. Das entspricht der Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort der Abteilung „Sulfosalze“. Hier findet er sich innerhalb der Unterabteilung „Sulfosalze mit dem Verhältnis 3 > z/y und der Zusammensetzung (A+)i (A2+)j [ByCz], A = Metalle, B = Halbmetalle, C = Nichtmetalle“ in einer unbenannten Gruppe mit der Systemnummer 03.04.08, in der auch Skinnerit und Moëloit eingeordnet sind.
Bildung und Fundorte

Wittichenit bildet sich in hydrothermal in kupfer- und bismuthaltigen Erzgängen, oft in Paragenese mit anderen Bismut- bzw. Kupfer-Mineralen wie Bornit, Chalkosin, Chalkopyrit, Digenit, Djurleit, Emplektit, Pyrit, Stromeyerit und Tennantit, aber auch mit Aragonit, Baryt, Calcit, Fluorit und Rammelsbergit sowie gediegen Bismut.
Weltweit konnte Wittichenit bisher an rund 260 Fundorten (Stand: 2014)[8] nachgewiesen werden, so unter anderem in Argentinien, Armenien, Australien, Belgien, Bolivien, Bulgarien, Chile, China, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Grönland, Irland, Italien, Japan, Kanada, Kasachstan, Mexiko, Marokko, Namibia, Nordkorea, Norwegen, Österreich, Peru, Polen, Rumänien, Russland, Schweden, Schweiz, Slowakei, Spanien, Südafrika, Tschechien, Ungarn, Vereinigtes Königreich (Großbritannien) und Vereinigte Staaten (USA).[9]
Kristallstruktur
Wittichenit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe P212121 (Raumgruppen-Nr. 19) mit den Gitterparametern a = 7,723(10) Å; b = 10,395(10) Å und c = 6,716(5) Å sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[2]
Siehe auch
Literatur
- E. Matzat: Die Kristallstruktur des Wittichenits, Cu3BiS3. In: Tschermaks mineralogische und petrographische Mitteilungen. Band 18, 1972, Kap. 4, S. 312–316, doi:10.1007/BF01082841 (springer.com [abgerufen am 20. Juli 2024]).
- Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 474.
- Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 53.
- V. Kurrs bearbeitet von Prof. Dr. A. Kenngott: Mineralreich in Bildern. 3. Auflage. J.F. Schreiber, Zürich 1878 (mineralium.com [PDF; 3,5 MB; abgerufen am 20. Juli 2024]).blog.mineralium.com ( vom 24. Februar 2014 im Internet Archive)
Weblinks
- Mineralienatlas:Wittichenit (Wiki)
- Mindat - Wittichenite
- Webmineral - Wittichenite (englisch)
- Database-of-Raman-spectroscopy - Wittichenite
- American Mineralogist Crystal Structure Database - Wittichenite (englisch, 1973)
Einzelnachweise
- ↑ Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
- ↑ a b c V. Kocman, E. W. Nuffield: The crystal structure of wittichenite, Cu3BiS3. In: Acta Crystallographica. B29, 1973, S. 2528–2535, doi:10.1107/S0567740873006953 (englisch, wiley.com [abgerufen am 20. Juli 2024]).
- ↑ Wittichenite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 61 kB; abgerufen am 20. Juli 2024]).
- ↑ a b Thomas Witzke: Die Entdeckung von Emplektit. Abgerufen am 20. Juli 2024.
- ↑ Helmut Schröcke, Karl-Ludwig Weiner: Mineralogie. Ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage. de Gruyter, Berlin; New York 1981, ISBN 3-11-006823-0, S. 289–290.
- ↑ Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
- ↑ Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vom am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).
- ↑ Localities for Wittichenit. Abgerufen am 20. Juli 2024 (englisch).
- ↑ Fundortliste für Wittichenit beim Mineralienatlas und bei Mindat
