Wirtschaftsvereinigung der Grünen

Die Wirtschaftsvereinigung der Grünen e. V. ist eine eingetragene Interessenvertreterin[1] im deutschen Lobbyregister. Sie ist 2024 hervorgegangen aus der Fusion zweier grün-naher Verbände (Wirtschaftsvereinigung der Grünen und Grüner Wirtschaftsdialog).[2] Sie besteht aus mehr als 250 Unternehmen und Personen aus der Wirtschaft.[3][4] Sie arbeitet mit der Partei Bündnis 90/Die Grünen zusammen.[5], ist aber kein Teil der Partei. Damit erfüllt sie eine ähnliche Aufgabe wie der CDU-Wirtschaftsrat oder das Wirtschaftsforum der SPD. Sitz der Geschäftsstelle ist Berlin.

Ziele

„Wettbewerbsfähig. Nachhaltig. Zukunftsfest. Aus der Wirtschaft, mit den Grünen. Zusammen für den Standort Deutschland“, das nennt die fusionierte Wirtschaftsvereinigung auf ihrer Website als ihre Ziele.[6] Die Vereinigung erklärt auf ihrer Website, sie wolle zur wirtschaftspolitischen Diskussion in Deutschland beitragen und „Nachhaltigkeit in allen drei Dimensionen Ökologie, Ökonomie und Soziales verwirklichen helfen“.

Struktur und Finanzierung

Rechtsform ist die eines eingetragener Vereins. Ordentliche Mitglieder sind Privatpersonen aus der Wirtschaft; Fördermitglieder sind Unternehmen, die in der Vereinigung Mitsprache, aber kein Stimmrecht haben.[7] Unter dem Titel "Transparenz" hat die Wirtschaftsvereinigung ihre Satzung[8] und ihren Verhaltenskodex[9] auf ihrer Website veröffentlicht. Sie finanziert sich nach eigenen Angaben im Wesentlichen aus den Beiträgen von Mitgliedern und Fördermitgliedern, zu denen große Unternehmen gehören wie Siemens und Allianz, Bayer und die Telekom gehören, ebenso auch mittelständische Unternehmen wie die Jäger Group oder EcoG. Als Anschubfinanzierung hat die Partei Bündnis 90/Die Grünen der Wirtschaftsvereinigung 2023 ein marktüblich verzinstes Darlehen über 120.000 Euro gegeben.[10] Dieses wurde 2024 zurückgezahlt.[11] Einnahmen und Ausgaben veröffentlicht der Verein in seinem Jahresbericht, 2024 kamen die Einnahmen fast ausschließlich aus den Mitgliederbeiträgen, die Ausgaben entfielen zu zwei Dritteln auf die Personalkosten.[12] Der Grüne Wirtschaftsdialog startete 2018[13] die Wirtschaftsvereinigung der Grünen 2023[14], 2024 verschmolzen die Geschäftsstellen in Berlin.

Personen

Vorstandsvorsitzende des Vereins sind Marie-Luise Wolff, CEO des Energieanbieters Entega aus Darmstadt und bis 2024 Präsidentin des Bundesverbandes Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), und Karl Haeusgen, Aufsichtsratsvorsitzender und Mehrheitseigner der HAWE Hydraulik SE und bis 2024 Präsident des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA).[15][16] Sie wurden am 27. Juni 2025 von den Mitgliedern als Doppelspitze gewählt.[17] Zwei der bisherigen Vorsitzenden sind weiter Mitglieder des zehnköpfigen Vorstands, der Unternehmer Thomas M. Fischer und die CFO eines Mittelständlers Heike Discher.[18] Zwei weitere bisherige Vorsitzende sind als Ehrenmitglieder weiter im Verein, der ehemalige Bundestagsabgeordnete und Manager Thomas Gambke und die ehemalige Kämmerin und Rechtsanwältin Gabriele C. Klug.[19]

Im Vorstand sitzen u. a. Volker Ratzmann, als Executive Vice President Corporate Public Affairs leitender Lobbyist bei der Deutschen Post DHL Group[20], und Stephan Beyer, CFO von Dryad Networks. Im politischen Beirat der Wirtschaftsvereinigung sind rund 30 Funktionsträger der Grünen, vom baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann bis zur Vorständin der Heinrich-Böll-Stiftung Imme Scholz.[21][22]

Hauptgeschäftsführer ist seit 2025 Martin Kaul, zusammen mit der stellvertretenden Hauptgeschäftsführerin Katharina Krüger.[23]

Aktivitäten

Unter dem Namen „Standort Konferenz“ hat die Vereinigung 2024 eine Veranstaltung bei ihrem Mitglied Siemens gemacht.[24] Mit dabei waren aus der Politik unter anderem Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, und aus dem Bundestag Grünen-Fraktionschefin Katharina Dröge, CDU-Fraktionsvize Jens Spahn, SPD-Fraktionsvize Verena Hubbertz; aus der Wirtschaft der Vorstandsvorsitzende der Salzgitter AG Gunnar Gröbler, Siemens Digitalvorstand Cedric Neike, RWE Renewables CEO Katja Wünschel, oder der geschäftsführende Gesellschafter der Jäger Group, Andreas Jäger.[25]

Die Wirtschaftsvereinigung war Ausstellerin bei der Bundesdelegiertenkonferenz von Bündnis 90/Die Grünen 2024 in Wiesbaden.[26]

Die Vereinigung veröffentlichte 2024 Positionspapiere, unter anderem zu Investitionen[27], Wärmewende[28], Bürokratieabbau[29], oder Außenhandel[30].

Vorstandsmitglieder der Vereinigung äußerten sich in Medien, etwa in Spiegel Online zu Schwarz-Grün[31] oder im Handelsblatt zu Abschreibungen.[32]

Kritik

Anlässlich der Auftaktveranstaltung der Wirtschaftsvereinigung der Grünen am 25. April 2023 kritisierte Lobby Control in einer Pressemitteilung die zu große Nähe der Organisation zur Partei Bündnis 90/Die Grünen. Dabei wird vor allem die direkte Beteiligung der Partei bei Gründung der Organisation, eine Beiratstätigkeit von Spitzenvertretern der Partei sowie die Gefahr der Umgehung der Transparenzvorschriften des Parteiengesetzes durch den Charakter als „Quasi-Parteiorganisation“ kritisiert.[33]

Einzelnachweise

  1. ↑ Deutscher Bundestag: Lobbyregister. 27. Februar 2023, abgerufen am 25. März 2023.
  2. ↑ Handelsblatt. Abgerufen am 27. Januar 2025.
  3. ↑ Wirtschaftsvereinigung der Grünen. Abgerufen am 27. Januar 2025 (deutsch (Sie-Anrede)).
  4. ↑ Mitglieder verdoppelt, Wucht verdoppelt: Fusion grüner Wirtschaftsverbände. Grüner Wirtschaftsdialog, abgerufen am 27. Januar 2025.
  5. ↑ Silke Kersting, Jürgen Klöckner, Thomas Sigmund: Wie die Grünen ihr Image in der Wirtschaft aufpolieren wollen. In: Handelsblatt.com. 25. Januar 2023, abgerufen am 25. März 2023.
  6. ↑ Wirtschaftsvereinigung der Grünen e.V. Abgerufen am 27. Januar 2025.
  7. ↑ Die Wirtschaftsvereinigung der Grünen: Nachhaltig stark. 2023, abgerufen am 26. März 2023.
  8. ↑ https://www.wirtschaftsvereinigung-gruene.de/assets/Uploads/Gruendungssatzung-des-Vereins-Satzung_Wirtschaftsvereinigung-der-Gruenen-eV-v2.pdf
  9. ↑ https://www.wirtschaftsvereinigung-gruene.de/assets/Uploads/Code_of_Conduct_FINAL-v2.pdf
  10. ↑ Josh Groeneveld: 120.000 Euro Startkapital: Wie die Grünen einen neuen Verein für die Wirtschaftslobby aufbauen. In: Business Insider. 9. März 2023, abgerufen am 26. März 2023.
  11. ↑ https://www.wirtschaftsvereinigung-gruene.de/assets/Jahresbericht_WVG_2024.pdf
  12. ↑ https://www.wirtschaftsvereinigung-gruene.de/assets/Jahresbericht_WVG_2024.pdf
  13. ↑ Gründungsmeldung | Grüner Wirtschaftsdialog. Abgerufen am 27. Januar 2025.
  14. ↑ Wirtschaftsvereinigung der Grünen. 2023, abgerufen am 26. März 2023.
  15. ↑ Handelsblatt. Abgerufen am 1. Juli 2025.
  16. ↑ Karl Haeusgen: Seine Zusage ist ein Coup für die Grünen. 26. Juni 2025, abgerufen am 1. Juli 2025.
  17. ↑ WirtschaftsWoche. Abgerufen am 1. Juli 2025.
  18. ↑ News. Abgerufen am 1. Juli 2025.
  19. ↑ Silke Kerstin, Jürgen Klöckner, Thomas Sigmund: Wie die Grünen ihr Image in der Wirtschaft aufpolieren wollen. In: Handelsblatt.com. 25. Januar 2023, abgerufen am 26. März 2023.
  20. ↑ Volker Ratzmann wird Executive Vice President Corporate Public Policy & Regulation Management. In: Deutsche Post DHL. 21. Januar 2020, abgerufen am 9. Mai 2023.
  21. ↑ https://www.wirtschaftsvereinigung-gruene.de/assets/Mitglieder-Pol-Beirat-v5.pdf
  22. ↑ Josh Groeneveld: 120.000 Euro Startkapital: Wie die Grünen einen neuen Verein für die Wirtschaftslobby aufbauen. In: Business Insider. 9. März 2023, abgerufen am 26. März 2023.
  23. ↑ Kontakt. Abgerufen am 1. Juli 2025.
  24. ↑ Keynote auf der "Standort Deutschland-Konferenz" der Wirtschaftsvereinigung der Grünen. Abgerufen am 27. Januar 2025.
  25. ↑ Wirtschaftsvereinigung der Grünen auf LinkedIn: Danke! Danke an alle, die beigeitragen haben zu unserer ersten Standort… Abgerufen am 27. Januar 2025.
  26. ↑ Wirtschaftsvereinigung der Grünen auf LinkedIn: #schuldenbremse #investitionen #bdk24. Abgerufen am 27. Januar 2025.
  27. ↑ Wirtschaftsvereinigung der Grünen auf LinkedIn: Kapital für die Zukunft - Impulsepapier. Abgerufen am 27. Januar 2025.
  28. ↑ Wirtschaftsvereinigung der Grünen auf LinkedIn: Perspektivenpapier Wärmewende. Abgerufen am 27. Januar 2025.
  29. ↑ Wirtschaftsvereinigung der Grünen auf LinkedIn: Bürokratieabbau - Wirtschaftsvereinigung der Grünen. Abgerufen am 27. Januar 2025.
  30. ↑ Wirtschaftsvereinigung der Grünen auf LinkedIn: Europas Handelspolitik im Wandel. Abgerufen am 27. Januar 2025.
  31. ↑ Jonas Schaible, Christoph Schult: (S+) Schwarz-Grün-Streit: Plötzlich wirkt Friedrich Merz unsicher und Markus Söder illoyal. In: Der Spiegel. 7. Dezember 2024, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 27. Januar 2025]).
  32. ↑ Handelsblatt. Abgerufen am 27. Januar 2025.
  33. ↑ Wirtschaftsvereinigung der Grünen: LobbyControl fordert Trennlinien zwischen Partei und Lobbyorganisationen. In: Homepage von Lobby Control. 25. April 2023, abgerufen am 9. Mai 2023.
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