Windhundprinzip
Windhundprinzip oder Windhundverfahren ist ein Verkaufs- oder Verteilungsprinzip, das (bei begrenztem Angebot) Interessenbekundungen allein nach ihrer zeitlichen Reihenfolge berücksichtigt.[1] Das Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache definiert es als ein Verfahren, bei dem der Schnellste als Erster zum Zuge kommt - z. B. bei der Abgabe von Angeboten oder Bewerbungen.[2] Dem entspricht die sprichwörtliche Wendung wer zuerst kommt, mahlt zuerst.[3] Ein vergleichbares Verfahren in juristischen Zusammenhängen ist das Prioritätsprinzip.
Das Windhundprinzip bezieht sich ausdrücklich auf eine begrenzte Ressource: Wer zu spät kommt, geht leer aus. Ignoriert man diese Einschränkung, dann wird dieses Verteilungsprinzip als First In – First Out-Prinzip bezeichnet, abgekürzt FIFO. Es gehört zu den einfachen Abfertigungsregeln in der Warteschlangentheorie.
Die grundsätzliche Stärke des Windhundprinzips, nämlich die Reduzierung der Vergabeauswahl auf ein einziges ausschlaggebendes Kriterium (den Zeitpunkt des Nachfrageeingangs), ist zugleich seine entscheidende Schwäche: Zusätzliche Kriterien, wie z. B. die erhöhte Bedürftigkeit eines Antragstellers, dürfen strenggenommen nicht berücksichtigt werden.
Anwendung

Das Windhundverfahren wird z. B. beim Verkauf von Eintrittskarten für ein Konzert angewendet, wo die Karten der Reihe nach, ohne Ansehen der Person vergeben werden. Das Bundesamt für Logistik und Mobilität bearbeitet Förderanträge nach dem Windhundverfahren, d. h. sie werden „in der Reihenfolge ihres vollständigen und bescheidungsreifen Eingangs beim BAG bearbeitet.“[4] An Hochschulen wird die Einschreibung für Lehrmodule meist über ein Windhundverfahren geregelt.[5]
Probleme bei der Umsetzung auf elektronischer Basis
Das klassische Windhundverfahren weist zwei wichtige Merkmale auf, die sich nur mit erhöhtem Aufwand elektronisch – beispielsweise bei Webanmeldungen – abbilden lassen:
- Es gibt nur eine Schlange, und der Zugriff auf die Ressource erfolgt exklusiv. Das oben beschriebene Beispiel über den Konzertkartenverkauf stellt streng genommen eine ganze Reihe von isolierten Windhundverfahren dar, nämlich eines pro Verkaufsstelle (wenn diese nicht vernetzt sind).
- Die Schlange kann sich beliebig lange vor Beginn der Aktion bilden und ist nur durch den individuell in Kauf genommenen Aufwand beschränkt. Bei sehr begehrten Konzerten kann es daher durchaus passieren, dass Leute schon einen Tag früher zur Verkaufsstelle kommen und dort campen.
Manipulationsmöglichkeiten
Das Windhundverfahren in der Variante mit mehreren Einzelverfahren ist anfällig für Absprachen zwischen Teilnehmern: So können zwei Teilnehmer ihre Chancen verbessern, indem sie sich zu unterschiedlichen Schlangen begeben. Je nach Ziel kauft entweder der erste die Karten für beide Personen, oder, sofern es sich um Listen handelt, tragen beide Personen auch den jeweils anderen mit ein.
Im elektronischen Umfeld kommt hinzu, dass sich Webanfragen leicht automatisieren lassen, so dass sich Benutzer mit Programmierkenntnissen einen Vorteil verschaffen können.
Ein weiteres Problem ist das des Schwarzmarktes: Wer es einmal bis zum Anfang der Schlange geschafft hat, kann oft deutlich mehr Karten kaufen, als er für sich selbst braucht, und diese dann überteuert verkaufen. Dies ist insbesondere dann problematisch, wenn die Ressource selbst kostenfrei ist.