Wiluit

Wiluit
Wiluitkristall im Mutterstein vom Wiljui in Sibirien, Russland
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1997-026[1]

IMA-Symbol

Wil[2]

Chemische Formel Ca19(Al,Mg,Fe,Ti)13B< 3[(O,OH)10|(SiO4)10|(Si2O7)4]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Silicate und Germanate
System-Nummer nach
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VIII/C.26-020

9.BG.35
58.02.04.02
Ähnliche Minerale Vesuvianit
Kristallographische Daten
Kristallsystem tetragonal
Kristallklasse; Symbol ditetragonal-dipyramidal 4/m 2/m 2/m[3]
Raumgruppe [4]
Gitterparameter a = 15,716 Å; c = 11,704 Å[4][3]
Formeleinheiten Z = 2[4][3]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 6
Dichte (g/cm3) 3,36
Spaltbarkeit Bitte ergänzen!
Farbe dunkelgrün, grünlichbraun, schwarz
Strichfarbe farblos, weiß
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Glanz Glasglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nω = 1,721
nε = 1,725[5]
Doppelbrechung δ = 0,004[5]
Optischer Charakter einachsig positiv

Wiluit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silicate und Germanate“. Es kristallisiert im tetragonalen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Ca19(Al,Mg,Fe,Ti)13B< 3[(O,OH)10|(SiO4)10|(Si2O7)4][6] und bildet meist gut entwickelte, tetragonal-dipyramidale Kristalle von dunkelgrüner, grünlichbrauner oder schwarzer Farbe.


Etymologie und Geschichte

Erstmals entdeckt wurde das Mineral am sibirischen Fluss Wiljui (Russland) und nach dieser Typlokalität benannt.

Erste Beschreibungen existieren bereits durch aus dem Jahre 1802. Im „Lehrbuch der Oryktognosie“ von Johann Reinhold Blum von 1833 wird er als grüner Granat und Abart des Grossular mit spargel-, berg-, gras-, oliven-, lauch-, pistaziengrüner oder grüngrauer bis leberbrauner Farbe beschrieben.[7] Grossular existiert jedoch ebenfalls an der Typlokalität, weswegen die zwei Minerale vermutlich durcheinandergebracht worden sind.

Nach neuerlicher Untersuchung durch L.A. Groat, F.C. Hawthorne, T.S. Ercit und J.D. Grice 1998 wurde das Mineral durch die International Mineralogical Association (IMA) als eigenständiges Mineral anerkannt.

Klassifikation

In der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz war der Wiluit noch nicht aufgeführt.

In der zuletzt 2018 überarbeiteten Lapis-Systematik nach Stefan Weiß, die formal auf der alten Systematik von Karl Hugo Strunz in der 8. Auflage basiert, erhielt das Mineral die System- und Mineralnummer VIII/C.26-020. Dies entspricht der Klasse der „Silikate“ und dort der Abteilung „Gruppensilikate“, wo Wiluit zusammen mit Alumovesuvianit, Cyprin, Fluorvesuvianit, Magnesiovesuvianit, Manganvesuvianit und Vesuvianit eine unbenannte Gruppe mit der Systemnummer VIII/C.26 bildet.[8]

Die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[9] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Wiluit in die Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort in die Abteilung „Gruppensilikate (Sorosilikate)“ ein. Hier ist das Mineral in der Unterabteilung „Gruppensilikate mit gemischten SiO4- und Si2O7-Gruppen; Kationen in oktaedrischer [6]er- und größerer Koordination“ zu finden, wo es zusammen mit Fluorvesuvianit, Manganvesuvianit und Vesuvianit die „Vesuvianitgruppe“ mit der Systemnummer 9.BG.35 bildet.

In der vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchlichen Systematik der Minerale nach Dana hat Wiluit die System- und Mineralnummer 58.02.04.02. Das entspricht der Klasse der „Silikate“ und dort der Abteilung „Gruppensilikate: Insulare, gemischte, einzelne und größere Tetraedergruppen“. Hier findet er sich innerhalb der Unterabteilung „Gruppensilikate: Insulare, gemischte, einzelne und größere Tetraedergruppen mit Kationen in [6] und höherer Koordination; Einzel- und Doppelgruppen (n=1,2)“ in der „Vesuvianitgruppe“, in der auch Vesuvianit, Macfallit, Fluorvesuvianit und Manganvesuvianit eingeordnet sind.

Bildung und Fundorte

Gefunden wurde Wiluit zusammen mit Grossular und Mineralen der Serpentingruppe in serpentinisierten Skarnen.

Bisher konnte das Mineral neben seiner Typlokalität Wiljui noch an drei weiteren Fundorten (Stand: 2009) nachgewiesen werden: Im italienischen Gebiet Ariccia, bei Gatineau in Kanada, sowie in der „Bill Waley Mine“ im Drum Valley (Tulare County) in den USA.[10]

Kristallstruktur

Wiluit kristallisiert isostrukturell mit Vesuvianit im tetragonalen Kristallsystem in der Raumgruppe P4/nnc (Raumgruppen-Nr. 126)Vorlage:Raumgruppe/126 mit den Gitterparametern a = 15,716 Å und c = 11,704 Å[11] sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle[3].

Siehe auch

Literatur

  • Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 589.
Commons: Wiluite – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2024. (PDF; 3,6 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2024, abgerufen am 13. August 2024 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. a b c Webmineral – Wiluite (englisch)
  4. a b American Mineralogist Crystal Structure Database – Wiluite (englisch, 2005)
  5. a b Wiluite bei mindat.org (engl.)
  6. Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 589.
  7. Johann Reinhold Blum: Naturgeschichte der drei Reiche - 2. Band: Lehrbuch der Oryktognosie. E. Schweizbart's Verlagshandlung, Stuttgart 1833, S. 222. (online verfügbar unter Google-Buchsuche, zuletzt abgerufen am 9. Dezember 2009)
  8. Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  9. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vom Original am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).
  10. Mindat - Localities for Wiluite
  11. American Mineralogist Crystal Structure Database - Wiluite (englisch, 2005)