Willy Salomon

Willy Salomon (* 13. April 1891 in Frankfurt am Main; † 3. September 1958 in London) war ein deutscher Pianist, Komponist und Musikpädagoge.

Leben

Willy Salomon besuchte in Frankfurt am Main die Wöhlerschule. Von 1908 bis 1916 studierte er an Dr. Hoch’s Konservatorium bei Alfred Hoehn (Klavier), Bernhard Sekles (Komposition), Iwan Knorr (Komposition), sowie an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Musikästhetik bei Moritz Bauer. Bei diesem wurde er auch 1925 mit einer Arbeit über das Liedschaffen Hugo Wolfs zum Dr. phil. promoviert. Später wirkte er selbst als Dozent für Musikästhetik an Dr. Hoch’s Konservatorium, war Korrepetitor an der Oper Frankfurt, hielt Seminare und Einführungsvorträge zu musikalischen Werken, und war als Pianist und Liedbegleiter im Frankfurter Konzertleben präsent.

1933 wurde er aufgrund des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ am Konservatorium entlassen und wirkte zunächst in Frankfurt weiter als Privatlehrer und Dozent, und war eine wesentliche Stütze des Jüdischen Kulturbunds.[1] Nach der Reichspogromnacht 1938 wurde er zunächst ins Konzentrationslager Buchenwald deportiert, von wo er durch die Intervention des Verlobten seiner Schwester wieder freikam. Er emigrierte nach England, wo er jedoch nach Kriegsausbruch als „Enemy Alien“ (feindlicher Ausländer) in dem bis 1941 bestehenden Internierungslager Onchan (Isle of Man) festgesetzt wurde. Im Lager gründete er eine Art jüdisches Lehrhaus, hielt Vorträge über Musik und gab Konzerte als Kammermusiker. Einige Mitglieder des späteren Amadeus-Quartetts verdanken ihm in dieser Zeit großen Einfluss in ihrer künstlerischen Entwicklung. Nach seiner Freilassung arbeitete er in London als freier Gesangslehrer, Korrepetitor und Liedbegleiter. Eine Anfrage Salomons von 1949, ob er nach der Rückkehr aus dem Exil mit einer Anstellung an der Frankfurter Musikhochschule rechnen könne, wurde vom Kulturamt der Stadt negativ beantwortet.[2] Eine Einladung von Wieland und Wolfgang Wagner, als Korrepetitor bei den Bayreuther Festspielen mitzuarbeiten, lehnte er ab.[3]

Salomon war in erster Ehe mit der Opernsängerin Erna Recka geb. Acherknecht verheiratet und später von ihr geschieden.[4][5] Er starb am 3. September 1958 nach schwerer Krankheit und wurde von seiner zweiten Ehefrau überlebt.

Werke

Das Werkverzeichnis folgt im Wesentlichen der Auflistung bei Joachim Carlos Martini.[6] Der Verbleib der meisten Werke – soweit nicht einzeln nachgewiesen – ist derzeit unklar.

  • 5 Lieder op. 3, Text: Otto Julius Bierbaum (darin: Nr. 1: „Devotionalie“). Wunderhorn-Verl., München 1914, OCLC 165373275
  • Appell „Ich hört’ viel Dichter klagen“ (Lied für eine Singstimme mit Klavierbegleitung, Text Joseph von Eichendorff). Baselt, Frankfurt a. M. 1916, OCLC 1492559858/ OCLC 254537177.
  • Valse enivrante. 1919[7]
  • Spanische Lieder
  • Lieder und Arien (u. a. „Die Straßburger-Münster Engelchen“)
  • Jüdisches Wiegenlied
  • Der Traum
  • Bearbeitung des „Schatz-Walzers“ aus dem Zigeunerbaron von Johann Strauss für zwei Klaviere
  • Präludium und Fuge fis-Moll

Schriften:

  • Hugo Wolf als Liedkomponist. Dissertation Frankfurt a. M. 1924, OCLC 491965127.
  • "Carmen", eine Analyse. Frankfurt 1933, OCLC 844359011.
  • Wege zum Musikverständnis. Essay.

Literatur

  • Erich H. Müller (Hrsg.): Deutsches Musiker-Lexikon. Limpert, Dresden 1929, Sp. 1204; slub-dresden.de.
  • H. N. (= Hans Nassauer): Dr. Willy Salomon gestorben. In: Frankfurter Rundschau, Nr. 208, 9. Sept. 1958, S. 5.
  • Ernst Kahn: In Memoriam: Dr. Willy Salomon. In: AJR Information XIII, Nr. 10, Oktober 1958, S. 11; ajr.org.uk
  • Hans-Otto Schembs, Ernst Loewy (Hrsg., Bearb.): Bibliographie zur Geschichte der Frankfurter Juden 1781–1945. Kramer, Frankfurt am Main 1978, ISBN 3-7829-0207-6.
  • Peter Cahn: Das Hoch’sche Konservatorium in Frankfurt am Main (1878–1978). Waldemar Kramer, Frankfurt am Main 1979, ISBN 3-7829-0214-9 (Zugleich: Phil. Diss. Universität Frankfurt am Main, 1980).
  • Jutta Raab Hansen: NS-verfolgte Musiker in England. Spuren deutscher und österreichischer Flüchtlinge in der britischen Musikkultur (= Musik im „Dritten Reich“ und im Exil, Bd. 1). von Bockel, Hamburg 1996, ISBN 3-928770-69-1 (zugleich: phil. Diss. Universität Hamburg 1995).
  • Renate Heuer (Bearb.): Bibliographia Judaica. Verzeichnis jüdischer Autoren deutscher Sprache. Band 3. Campus, Frankfurt am Main 1988, ISBN 3-593-33398-8.
  • Stephan Stompor: Jüdisches Musik- und Theaterleben unter dem NS-Staat (= Schriftenreihe des Europäischen Zentrums für Jüdische Musik, Bd. 6). Europäisches Zentrum für jüdische Musik, Hannover 2001, OCLC 76306656.
  • Joachim Carlos Martini: Musik als Form geistigen Widerstandes. Jüdische Musikerinnen und Musiker 1933–1945. Das Beispiel Frankfurt am Main. Brandes & Apsel, Frankfurt am Main 2010. Band 1: Texte, Bilder, Dokumente, ISBN 978-3-86099-620-1; Band 2: Quellen, unter Mitarbeit von Birgit Klein und Judith Freise, ISBN 978-3-86099-621-8.
  • Ulrike Kienzle: Liedstadt Frankfurt. Vollendung und Aufbruch 1878-1933. Booklet zur CD der HfMDK Frankfurt, S. 37 f. (hfmdk-frankfurt.de; PDF; 7,52 MB).

Einzelnachweise

  1. Joachim Carlos Martini: Musik als Form geistigen Widerstandes. Jüdische Musikerinnen und Musiker 1933–1945. In: Karl Erich Grözinger (Hrsg.): Jüdische Kultur in Frankfurt am Main von den Anfängen bis zur Gegenwart: ein internationales Symposium der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main und des Franz Rosenzweig Research Center for German-Jewish Literature and Cultural History Jerusalem. Otto Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 1997, ISBN 3-447-03962-0, S. 373–408, hier S. 383 f.; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche.
  2. Matthias Pasdzierny: Wiederaufnahme? Rückkehr aus dem Exil und das westdeutsche Musikleben nach 1945. edition text + kritik, München 2014, ISBN 978-3-86916-328-4, S. 175 f., 341, 848; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche.
  3. Ernst Kahn: In Memoriam: Dr. Willy Salomon. In: AJR Information XIII, Nr. 10, Oktober 1958, S. 11; ajr.org.uk
  4. Erna Recka bei Operissimo auf der Basis des Großen SängerlexikonsVorlage:Operissimo/Wartung/Verwendung von Parameter 2
  5. Erna Recka. In: isoldes-liebestod.net. Abgerufen am 30. Mai 2025.
  6. Joachim Carlos Martini: Musik als Form geistigen Widerstandes. Band 2: Quellen. Brandes & Apsel, Frankfurt am Main 2010, ISBN 978-3-86099-621-8, S. 475.
  7. Publication Data and Cover Image of Item nr. 16502 from the Illustrated Sheet Music Collection. Abgerufen am 7. Juni 2025.