Willy Hans Rösch

Willy Hans Rösch (geboren am 13. April 1924 in Baden, gestorben am 27. Februar 2000 ebenda)[1] war ein Schweizer Beleuchtungszeichner und Lichtplaner. Er war Mitgründer und Kurator des Künstlerhauses Boswil.

Leben und Wirken

Willy Hans Rösch verbrachte seine Kindheit in Baden. Er lernte Beleuchtungszeichner in der damals grössten schweizerischen Beleuchtungsfirma BAG und ging anschliessend auf Wanderschaft. Nach einem Studienaufenthalt in Paris arbeitete er in einer Glashütte in Schweden, später in der königlichen Porzellanfabrik in Kopenhagen und anschliessend in der ältesten englischen Bronzeleuchtenfabrik in Birmingham. Er lernte Glasblasen, Porzellanfertigen und Malen und nutzte die Zeit, um in Betriebsarchiven und Museen auch Bau- und Dekorationsstile zu studieren. Zurück bei der BAG in Zürich, war sein Feld das Projektieren von Beleuchtungsanlagen und der Entwurf von Leuchten.[2]

Ab 1961 wohnte Willy Hans Rösch in Ennetbaden. Als Lichtplaner in Baden tätig, gründete er eine Firma, die Beleuchtungskonzepte entwickelte.[3] Gemeinsam mit Albert Rajsek (1921–2011) gründete er 1953 die Stiftung Alte Kirche Boswil und das Künstlerhaus Boswil.[4] Ihr Ziel war es, den Kirchenkomplex vor dem Abbruch zu bewahren und die Anlage in ein Heim für alternde Künstlerinnen und Künstler zu verwandeln.[5] Zwischen 1960 und 1991 wurde es als Alterswohnsitz für mittellose Künstlerinnen und Künstler aus den Bereichen Malerei, Tanz, Literatur und Plastik geführt. Diese hatten dort die Möglichkeit, weiterhin künstlerisch tätig zu sein. Zur Finanzierung wurden Benefizveranstaltungen, vor allem im Bereich Musik, erstmals 1953 in der Tonhalle Zürich und anschliessend in der Alten Kirche Boswil veranstaltet.[6] Die Alte Kirche wurde auch als Atelier für Seminare und Sommerkurse in den Sparten Kunst, Teater, Neue Musik oder Musikkritik genutzt.

Als Stiftungsratspräsident etablierte Willy Hans Rösch neben dem Altersheim und Konzertort Boswil ein Podium für kulturelle und künstlerische Gespräche. Ab 1969 bis zur politischen Wende wurden Künstler aus dem sozialistischen Osten Europas eingeladen, wie Paul-Heinz Dittrich und Wilfried Jentzsch, damals aus der DDR.[7][8] Röschs Vision war es, einen interdisziplinären Ort des Austauschs zu Fragen der Kultur und von Kunstschaffenden zu führen. Nach dem Ableben der letzten Pensionärin im Jahr 1991 trat Willy Hans Rösch als Leiter zurück.

Rezeption

Willy Hans Rösch wird für seine Pionierarbeit in Bezug auf das Künstlerhaus und seinen Einsatz für die Kunstszene gewürdigt. In seinem Nachruf schrieb Bruno Meier in den Badener Neujahrsblättern: „Das Künstlerhaus entwickelte sich zu einer über die Landesgrenzen hinaus anerkannten Institution, war Pionier in der Knüpfung von Kontakten über den Eisernen Vorhang hinweg.“[9] Anlässlich des 60. Bestehens des Künstlerhauses lobte der Aargauer Landammann und Kulturminister Alex Hürzeler die Rolle des Hauses in der Förderung junger Talente sowie etablierter Künstlerinnen und Künstler.[10]

Literatur

  • Stiftung alte Kirche Boswil, Willy Hans Rösch (Hrsg.): Boswil, „Treffpunkt der Künste“. 1966. (Broschüre)
  • Schweizer Kunst (SK): Interview mit Willy Hans Rösch – Boswil – 28. Januar 1986. In: Schweizer Kunst = Art suisse = Arte svizzera = Swiss art 1986, Heft 1, S. 27 (Digitalisat in E-Periodica).
  • Stiftung Künstlerhaus Boswil, Willy Hans Rösch (Hrsg.): Weltkunst auf dem Land. Zur Geschichte des Künstlerhauses Boswil. Verlag Hier + Jetzt, Baden 2000, ISBN 978-3-906419-04-6.
  • Bruno Meier: Willy Hans Rösch. 1924–2000. In: Literarische Gesellschaft Baden (Hrsg.): Badener Neujahrsblätter, 76 (2000), S. 219–221 (Digitalisat in E-Periodica).
  • Daniela Kuhn: In die Wärme nach Boswil. 10 Lebensgeschichten aus einem Altersheim für Künstler 1960–1991. Limmat Verlag, Zürich 2017, ISBN 978-3-85791-831-5.
  • Historische Gesellschaft des Kantons Aargau: Zeitgeschichte Aargau 1950-2000. Hier + Jetzt Verlag, Zürich 2021, ISBN 978-3-03919-510-7, S. 492.
  • Max Nyffeler: Ein kritischer Liberaler mit weitem Horizont. Nachruf auf Willy Hans Rösch. In: Schweizer Tonkünstlerverein (Hrsg.): Dissonanz. Band 64, Nr. 5, 2000. ISSN 1422-7371, (e-periodica.ch PDF), S. 44–45.

Einzelnachweise

  1. Nachruf auf Willy Hans Rösch. Abgerufen am 21. März 2025.
  2. Johannes Anders: Weniger Licht! In: Tages Anzeiger Magazin. Nr. 22, 2. Juni 1984 (andersmusic.ch).
  3. Biographisches Dossier Willy Hans Rösch; Lichtplaner und -entwerfer. In: swisscovery.slsp.ch. Abgerufen am 21. März 2025.
  4. Annina Sandmeier-Walt und Ruth Wiederkehr: Der Wert der Kunst nach 1945. Kultur nach Idealvorstellungen. In: Historische Gesellschaft des Kantons Aargau (Hrsg.): Zeitgeschichte Aargau 1950–2000. Hier und Jetzt Verlag, Zürich 2021, ISBN 978-3-03919-510-7, S. 488.
  5. Das Sigristenhaus von Boswil – ein Bauernhaus wird zum Haus der Musik. In: ag.ch. Kanton Aargau, 2. Dezember 2024, abgerufen am 21. März 2025.
  6. Daniela Kuhn: In die Wärme nach Boswil: 10 Lebensgeschichten aus einem Altersheim für Künstler, 1960–1991. Limmat Verlag, Zürich 2017, ISBN 978-3-85791-831-5.
  7. Thomas Meyer: Oase auf dem Abstellgleis Europas. Das Künstlerhaus Boswil in den 70ern. In: Dissonanz, 2017, Nr. 138, S. 2–8 (Digitalisat in E-Periodica).
  8. Thomas Meyer: Wie eine grosse Familie. Das Künstlerhaus Boswil und die DDR-Komponisten. In: Neue Zeitschrift für Musik. Band 5, 2019, ISSN 0945-6945, S. 32–36.
  9. Bruno Meier: Nachruf: Willy Hans Rösch. 1924–2000. In: Literarische Gesellschaft Baden (Hrsg.): Badener Neujahrsblätter. Band 76. Hier + Jetzt Verlag, Baden 2000, ISBN 978-3-906419-18-3, S. 220 (e-periodica.ch [PDF; abgerufen am 22. März 2025]).
  10. Samuel Schumacher: Boswil – Künstlerhaus Boswil: Weltklasse abseits der Kulturmetropolen. 14. Juni 2013, abgerufen am 21. März 2025.