William Elliott Gonzales

William Elliott Gonzales, geb. Benigno Gener Gonzales (* 24. April 1866 in Charleston, South Carolina; † 20. Oktober 1937 in Columbia, South Carolina), war ein US-amerikanischer Diplomat und Journalist. Ab 1903 war er Chefredakteur der in South Carolina erscheinenden Tageszeitung The State. Er amtierte von 1913 bis 1919 als Botschafter der Vereinigten Staaten in Kuba und 1920/21 als Botschafter in Peru.
Leben
Herkunftsfamilie und Kindheit
William E. Gonzales war ein Sohn von Ambrosio José Gonzales (1818–1893).[1] Sein Vater wurde in Kuba geboren und arbeitete dort als Lehrer. Er setzte sich vehement für Kubas Unabhängigkeit von Spanien durch dessen Anschluss an die Vereinigten Staaten ein. Zu diesem Zweck tat er sich mit Gleichgesinnten im geheimen „Havana Club“ zusammen und nahm an Filibuster-Aktionen teil, die keinen Erfolg hatten und zu gerichtlichen Auseinandersetzungen führten.[2] Schließlich emigrierte er in die USA, erhielt dort 1849 die US-amerikanische Staatsbürgerschaft und heiratete 1856 Harriet Rutledge Elliott, die 16-jährige Tochter des Autors und Plantagenbesitzers William Elliott (1788–1863) aus South Carolina. William Elliott Gonzales war das fünfte Kind seiner Eltern, die insgesamt vier Söhne und zwei Töchter hatten.[3]
Während des Sezessionskrieges kämpfte Ambrosio José Gonzales als Colonel in der Confederate States Army. Nach Kriegsende geriet er in finanzielle Schwierigkeiten und ging 1869 vorübergehend mit der Familie nach Kuba, wo jedoch bald darauf seine Frau an Gelbfieber starb. Daraufhin kehrte er in die Staaten zurück und arbeitete in Washington, D. C. in untergeordneten Positionen an lateinamerikanischen Botschaften.[3] Seine Kinder wurden von Großmutter und Tanten auf der Plantage seiner Schwiegerfamilie (Oak Lawn Plantage) in South Carolina aufgezogen.[2]
Ausbildung, Beginn der Berufstätigkeit und Heirat
William E. Gonzales besuchte die King’s Mountain Military Academy in Yorkville, South Carolina, und das Militärcollage The Citadel. 1884 begann er seine Journalistenlaufbahn als Reporter der Zeitung News and Courier mit Sitz in Charleston. Er arbeitete in deren Büro in Columbia, das von seinem älteren Bruder Narciso Gener Gonzales (1858–1903) geleitet wurde. Am 2. Februar 1887 heiratete er in Columbia die von dort stammende Sarah C. Shiver. Aus der Ehe gingen ein Sohn und zwei Töchter hervor.[1]
William E. Gonzales war Mitglied der Demokratischen Partei und von 1888 bis 1890 als Sekretär für den Gouverneur John Peter Richardson junior tätig. Als 1891 seine Brüder Narciso Gener und Ambrose E. Gonzales (1857–1926) die Zeitung The State in Columbia gründeten, führte er dort seine journalistische Tätigkeit in verschiedenen redaktionellen Funktionen fort. 1898 nahm er in Kuba am Spanisch-Amerikanischen Krieg teil, als First Lieutenant und Adjutant eines unabhängigen Bataillons sowie Captain in der 2nd South Carolina Volunteer Infantry.[1]
1903 wurde Narciso Gener Gonzales von dem Politiker James Tillman erschossen, nachdem er kritische Zeitungsartikel über ihn geschrieben hatte. Bei dem darauf folgenden umstrittenen Gerichtsprozess wurde Tillmann freigesprochen. The State bezeichnete den Prozess als Farce und sammelte Geld für ein Denkmal zu Ehren des ihrer Ansicht nach ermordeten Herausgebers.[4] William E. Gonzales übernahm nach dem Tod seines Bruders dessen Position als Chefredakteur der Zeitung. Der jahrelange Streit zwischen den Familien Gonzales und Tillman wurde beigelegt, als Präsident Woodrow Wilson 1913 die Nominierung von William E. Gonzales zum Botschafter in Kuba dem Senat vorlegte und Benjamin Tillman dieser zustimmte.[5]
Diplomatische Karriere
Am 21. Juni 1913 wurde William E. Gonzales von Woodrow Wilson als Botschafter der Vereinigten Staaten nach Kuba entsandt. Am 9. August 1913 übergab er sein Akkreditierungsschreiben an die Menocal-Regierung.
Als Kuba dem Deutschen Reich im August 1917 den Krieg erklärte, wurden in kubanischen Häfen fünf deutsche Schiffe aufgebracht: vier große Dampfschiffe (Bavaria, Oilvant, Adelheid, Constantia) sowie die Kadonia, welche zusammen etwa 20.000 Bruttoregistertonnen hatten und William E. Gonzales entgeltfrei übergeben wurden.[6] Am 18. Dezember 1919 verließ er den Botschafterposten in Havanna.
Am 10. September 1919 wurde er von Woodrow Wilson als Botschafter nach Peru entsandt und übergab am 24. April 1920 sein Akkreditierungsschreiben an die Regierung von Augusto Leguía y Salcedo. Am 11. Oktober 1921 verließ er den Botschafterposten in Lima.[7]
Wiederaufnahme der journalistischen Tätigkeit und politische Aktivitäten
Von 1921 bis zu seinem Tod war William E. Gonzales wieder Chefredakteur von The State, ab 1926 war er zudem Präsident von The State Co. als Nachfolger des verstorbenen Ambrose E. Gonzales. Unter seiner Leitung wurde die Zeitung zur größten und einflussreichsten in South Carolina. 1935/36 amtierte er als Präsident der South Carolina Press Association.[1]
Politisch unterstützte er Demokraten wie William Jennings Bryan, Wilson und Franklin D. Roosevelt. 1912 gehörte er der Delegation zur Democratic National Convention an und bei der Präsidentschaftswahl 1936 war er Elector.[1]
Auszeichnungen
William E. Gonzales wurde 1920 der Orden El Sol del Perú verliehen. Er erhielt ehrenhalber den Abschluss LL.D. (Doktor der Rechte) vom Newberry College (1926) und von der University of South Carolina (1933).[1]
Literatur
- Gonzales, William Elliott. In: The National Cyclopaedia of American Biography. Band 28. White, New York 1940, S. 277 (online).
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f Gonzales, William Elliott. In: The National Cyclopaedia of American Biography. Band 28. White, New York 1940, S. 277.
- ↑ a b Ambrosio José Gonzales. In: battlefields.org. Abgerufen am 1. September 2025.
- ↑ a b Ann Fripp Hampton: A Family Sketchbook. Containing Genealogical Charts and Biographical Sketches Columbia. South Carolina 1979, S. 11.
- ↑ A.V. Huff, Jr.: Political Assasination in South Carolina. Keynote address presented, 29 Apr. 2006, at the 70th Annual Meeting of the University South Caroliniana Society ( vom 15. Januar 2011 im Internet Archive)
- ↑ The New York Times, June 14, 1913, FAMOUS FEUD ENDS.; Senator Tillman Accepts Gonzales as Minister to Cuba.pdf
- ↑ The New York Times, August 22, 1917, CUBA GIVES TO US FOUR GERMAN SHIPS; President Menocal Refuses to Lease or Sell Vessels, Totaling 20,000 Tons.pdf
- ↑ http://history.state.gov/departmenthistory/people/long-boaz-walton
| Vorgänger | Amt | Nachfolger |
|---|---|---|
| Arthur Matthias Beaupre | US-Botschafter in Kuba 1913–1919 | Boaz Walton Long |
| Benton McMillin | US-Botschafter in Peru 1920–1921 | Miles Poindexter |