Willehadi-Kirche (Wremen)

Die Willehadi-Kirche in Wremen ist eine Wehrkirche aus der Zeit um 1200. Sie ist Willehad geweiht, dem Missionar und ersten Bremer Bischof. Die Kirche gilt als mächtigste und älteste Kirche in Wursten und ist neben der St.-Urbanus-Kirche in Dorum eine der Hauptkirchen des Landes. Sie wurde aus exakt behauenem rheinischem Tuffstein errichtet, dessen Transport über den Schiffsweg erfolgte. In der Größe und Ausstattung der Kirchen zeigt sich der damalige Wohlstand der Region.
Bauwerk
Die Willhadi-Kirche ist ein einschiffiger, romanischer Tuffsteinbau mit eingezogenem rechteckigem Chor auf der Dorfwurt von Wremen. Das Tuffgestein soll der Sage nach aus einem Schiff stammen, das im Watt vor Wremen auf Grund lief.[1] Während die Südwand des Schiffes in Backstein erneuert ist, ist die Nordwand ganz in Tuffstein erhalten. Seitenwände von Chor und Schiff sind durch Lisenen gegliedert. Unter der Traufe befindet sich ein Rundbogenfries.
Der Chor ist niedriger als das Kirchenschiff, die Dächer waren ursprünglich flacher, wie an den Giebeln zu erkennen.

Der wuchtige Westturm mit barocker Haube stammt ursprünglich aus dem 1. Viertel des 13. Jahrhunderts. Im Jahr 1914 wurde er aus militärischen Gründen bis auf die Höhe des Kirchendaches abgetragen, damit der nicht mehr als Seezeichen feindlichen Schiffen den Weg in die Weser weisen konnte. 1930 hat man ihn wieder auf die Höhe von 50 m aufgestockt.[1] Die unterschiedlichen Steinfarben sind deutlich zu sehen. Im Kirchturm hängt nur eine Schlagglocke der Gießerei Petit & Gebr. Edelbrock aus dem Jahr 2007.
Inneres
Der eingezogene, gewölbte Rechteckchor ist durch einen niedrigen Chorbogen vom Kirchenschiff getrennt.
Das Kirchenschiff ist von einer Balkendecke überspannt, deren Bemalung 1737 von Eide Siade Deckes gestiftet wurde. Die Medaillons zeigen Szenen dem Alten und dem Neuen Testament. Angefangen von Osten sind Mose beim Empfang des Gesetzestafeln, die Stiftshütte und der Jerusalemer Tempel und ihre Ausstattung, der Räucheraltar, die Bundeslade, der Siebenarmige Leuchter, der Schaubrottisch, das eherne Meer, der Brandopferaltar und zuletzt die Beschneidung dargestellt. Die beiden letzten Bilder über der Orgelempore zeigen das Abendmahl und den erhöhten Christus.
Zudem haben sich Reste spätromanischer Ausmalungen erhalten, darunter halb verdeckt durch den Balken mit der Stifterinschrift an der Ostwand des Kirchenschiffs Samson im Kampf mit dem Löwen.
Ausstattung

Bei dem barocken Altaraufsatz, den Jacob Helmerß 1709 schuf, sind anstelle eine Altarbildes im Hauptfeld unter dem Wort Christus im Strahlenkranz die Einsetzungsworte zum Abendmahl zu lesen. Anders bei aus calvinistischer Tradition stammenden Schriftaltäre enthält das Retabel auch figürliche Darstellungen: Vor den doppelten gedrehten Säulen, die den Text rahmen, stehen je zwei Evangelistenfiguren mit Büchern und Schreibfedern, ihre Attribute zu Füßen. In der Predella befindet sich ein kleines Bild des letzten Abendmahls Jesu mit seinen Jüngern. Das Bild im Aufbau zeigt das Lamm Gottes mit Siegesfahne umgeben von Umschrift „Joh. 1. Sihe / das ist Gottes Lamm welches der Welt Sünde trägt.“ Diese Bild ist plankiert von Mose mit den Gesetzestafeln und Johannes dem Täufer, beide halb verdeckt durch die Engel im Sprenggiebel. Gekrönt wird das Retabel mit einer Figur des Auferstandenen auf der Weltkugel zwischen zwei Engel auf einem weiteren Spenggiebel.[2] Ein sehr ähnliches Retabel von demselben Bildschnitzer befindet sich in der St.-Marien-Kirche in Loxstedt, dort wurde die Schrifttafel jedoch hundert Jahre später durch ein Gemälde der Kreuzabnahme ersetzt.[3]
Zu dem mit Engelsköpfen verzierten hölzerne Taufständer, der 1738 von Eggerich Eggers gestiftet wurde, gehört ein gleichzeitig geschaffener Deckel, der in seinem Aufbau Christus steht und eine Schrifttafel mit dem Taufbefehl „Gehet hin in alle Welt, lehret alle Völker und taufet sie im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes“ hält. Um ihn herum sitzen die vier Evangelisten. Unten am Deckel schwebt eine Taube als Symbol des Heiligen Geistes. Umgeben ist das Taufbecken von einem siebeneckigen, hölzernen Gitter.
Die Kanzel aus dem Jahr 1670 ist das Werk eines unbekannten Meister. Sie wurde im Stil der späten Renaissance geschaffen. An den Seiten des von der Figur des Mose getragenen Kanzelkorbs und auf dem Schalldeckel stehen je sechs Vollfiguren der Apostel.[4]
Das Gemeindegestühl und die Priechen im Chorraum stammen aus dem 17./18. Jahrhundert. Türen und Wangen sind mit Bibeltexten und Namen beschriftet.
Das kleine Schiff über dem Mittelgang, die Kuff „Wremen“, erinnert an die Bewahrung des Kirchspiels vor der großen Flut 1962.[1]
Orgel

Bereits 1624 erhielt die Kirche eine Orgel mit dreißig Registern, die die Buxtehuder Orgelbaumeister Antonio und Henrico Moitzen (Vater und Sohn) erbauten. Sie befand sich an der Westwand und ihre sechs Bälge waren im Turmraum untergebracht. Es ist belegt, dass sie von Gesellen aus Arp Schnitgers Werkstatt wie Gregorius Struve gewartet wurde.
Mitte der 1850er Jahre war die Moitzen-Orgel in einem schlechten Zustand und die Gemeinde wünschte sich ein neues, zeitgemäßeres Instrument. Da ein Neubau nicht einmal doppelt soviel kosten sollte wie die Reparatur der alten Orgel, beauftragte man die Orgelbauer Gebr. Carl, August und Wilhelm Peternell (Seligenthal) 1864 mit dem Bau einer neuen Orgel. Von der alten Orgel blieben die Registertafeln links und rechts neben dem Spieltisch und Teile vom Prospekt und den Pfeifentürmen erhalten, wurden aber nicht in den Neubau integriert. Dagegen wurde die bis heute funktionsfähigen Keilbälge hinter die neue Orgel auf die neue Westempore versetzt.
Das Peternell-Orgel wurde im Laufe der Zeit mehrfach überholt. Insbesondere litt sie unter Feuchtigkeit, als im Ersten Weltkrieg der Turm abgetragen werden musste. Zudem wurden 1917 die Prospektpfeifen für die Rüstungsindurstrie beschlagnahmt. 1970 wurde das Instrument unter Denkmalschutz gestellt. So konnte verhindert werden, dass das inzischen recht schadhafte Instrument durch eine neue Orgel ersetzt wurde. Im Zuge einer umfassenden Restaurierung wurde das Instrument in den Jahren 1988–1991 umfassend überholt und weitgehend in den Ursprungszustand zurückversetzt, wobei das fehlende Pfeifenmaterial rekonstruiert wurde und die Prospektpfeifen neu gebaut wurden.[1]
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- Koppeln: II/I, I/P
- Außerdem: Calcantenwecker
Kirchhof

Die beiden Läuteglocken aus Bronze sind in einem aus Backstein gemauerten Glockenstapel neben der Kirche untergebracht:
- Die größere Glocke wurde 1967 von der Glocken- und Kunstgießerei Rincker in Sinn (Hessen) geschaffen; sie hat einen Durchmesser von 1430 mm und wiegt 1561 kg; der Schlagton ist d'+4.
- Die kleinere Glocke wurde von Christoph Haupner aus Stade gegossen; sie hat einen Durchmesser von 1315 mm und wiegt 1380 kg; der Schlagton ist e'+3.
An der Wand des Glockenturm und in der Kirche sind mehrere Grabplatten aus dem 16./17. Jahrhundert aufgestellt, die früher Gräber in der Kirche abgedeckten. Einige von ihnen zeigen die unter ihnen beigesetzten Männer in zeitgenössischer Tracht.
Literatur
- Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Bremen, Niedersachsen; Darmstadt 1977
- Hans Christoph Hoffmann, Bremen, Bremerhaven und das nördliche Niedersachsen, Köln 1986, ISBN 3-7701-1754-9
Weblinks
- Wremen. In: kirche-wesermuende.de. Abgerufen am 13. September 2025.
- St. Willehadi im Denkmalatlas Niedersachsen
- Wremen. In: kirchengemeindelexikon.de. Landeskirche Hannover, abgerufen am 13. September 2025.
- Detlef Mauritz: Sanierung der St.-Willehadi-Kirche. Abgerufen am 13. September 2025.
Einzelnachweise
- ↑ a b c d Die Orgel in St. Willehadi-Kirche Wremen. In: orgel-information.de. Abgerufen am 12. September 2025.
- ↑ Dietrich Diederichs-Gottschalk: Die protestantischen Schriftaltäre des 16. und 17. Jahrhunderts in Nordwestdeutschland. Verlag Schnell + Steiner GmbH, Regensburg 2005, ISBN 978-3-7954-1762-8, S. 267.
- ↑ St.-Marien-Kirche. In: kirchengemeinde-loxstedt.de. Abgerufen am 12. September 2025.
- ↑ Detlef Mauritz: Sanierung der St.-Willehadi-Kirche. Abgerufen am 13. September 2025.
Koordinaten: 53° 38′ 59″ N, 8° 30′ 32″ O