Wilhelm Roth (Filmkritiker)
Wilhelm Roth (* 15. Februar 1937 in Regensburg; † 23. Februar 2023 in Frankfurt-Oberrad) war ein deutscher Filmwissenschaftler, Kritiker und Redakteur. Neben diversen Verbandsfunktionen im Bereich Film zeichnete ihn vor allem seine Arbeit als Chefredakteur von epd Film aus.
Leben und Wirken
Wilhelm Roth studierte Germanistik und Geschichte. Er beabsichtigte, über den Dokumentarfilm als historische Quelle zu promovieren, blieb aber beim Schreiben für Zeitungen wie der Süddeutschen Zeitung und dem Kölner Stadt-Anzeiger hängen. Das Kino war seine Leidenschaft, und so interessierte er sich auch für die Westdeutschen Kurzfilmtage in Oberhausen, die er erstmals 1964 besuchte. Viel später, 1986 und 1987, war er Mitglied der Auswahlkommission für die Oberhausener Internationalen Kurzfilmtage.[1]
Von 1965 bis 1967 arbeitete er in der Filmredaktion des WDR und berichtete unter anderem von den Filmfestspielen von Venedig und den Hofer Filmtagen. Von 1968 bis 1972 ging er dem Gründer der Zeitschrift Filmkritik, Enno Patalas, zur Hand und löste ihn nach dessen Weggang als kreativer Kopf eines Redaktionskollektivs ab. Dann war er von 1973 bis 1979 bei den Freunden der Deutschen Kinemathek mitverantwortlich für das Programm des Kinos Arsenal und des sich der Filmförderung verschriebenen Internationalen Forums des Jungen Films, das zu den Sektionen der Berlinale gehört.[1]
Ehe er im Sommer 1981 einen Redakteursposten beim vom Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik herausgegebenen Dienstes epd Kirche und Film annahm, war er einige Zeit freier Journalist in Berlin. Sein nicht realisiertes Promotionsthema aufgreifend, arbeitete er an einem Buch über den Dokumentarfilm. 1982 erschien es und avancierte zum Standardwerk. Ab 1984 waren er und Bettina Thienhaus die verantwortlichen Redakteure der zwischenzeitlich in epd Film umbenannten Fachpublikation. Neben dem Innendienst zog es ihn aber auch immer wieder zu den verschiedensten europäischen Filmfestivals, darunter das Dokumentarfilmfestival Leipzig. Mit dem DDR-Filmwissenschaftler Wolfgang Gersch und dem Dokumentarfilmregisseur Jürgen Böttcher verband ihn eine Freundschaft.[1]
Roth saß in diversen Gremien, etwa in der Projektförderungskommission der Filmförderungsanstalt (FFA) sowie in deren Verwaltungsrat oder in der Arbeitsgemeinschaft der Filmjournalisten, des heutigen Verbands der deutschen Filmkritik, wo er von 1987 bis 1998 als Vorstandssprecher wirkte und dafür den Sitz von Berlin nach Frankfurt am Main verlegte.[1]
Mit zunehmendem Alter hielten Theater und Oper mehr und mehr Einzug in sein privates und berufliches Leben. Nach seiner Pensionierung 2002 widmete er sich allen seiner Interessengebiete gleichberechtigt: Er interviewte für die Frankfurter Rundschau Theater- und Opernprominenz und verfasste Kritiken für die Deutsche Bühne; für epd Film und die Nachrichtenagentur epd schrieb er weiterhin.[1]
Im Januar 2020 musste er in ein Altersheim umziehen und im Februar 2023 starb er dort.[1]
Buchveröffentlichungen
- Kommentierte Filmographie. In: Yaak Karsunke: Rainer Werner Fassbinder (= Reihe Hanser; 175 / Reihe Film; 2). Hanser, München 1974, ISBN 3-446-11933-7, S. 91–145.
- Der Dokumentarfilm seit 1960. Bucher, München / Luzern 1982, ISBN 3-7658-0397-9.