Wilhelm Freiherr von Schorlemer

Wilhelm Freiherr von Schorlemer als SA-Gruppenführer.

Wilhelm Ferdinand Clemens Georg Maria Freiherr von Schorlemer (* 25. Mai 1888 in Oldenburg; † 7. Oktober 1965 in Münster) war ein deutscher Politiker (NSDAP) und SA-Führer.

Leben und Wirken

Er stammt aus dem westfälischen Adelsgeschlecht der Freiherren von Schorlemer. Sein Vater war der Landstallmeister Karl von Schorlemer (* 1863 ; † 1938), seine Mutter Mathilde Gräfon von Korff gen. Schmising (* 1861; † 1952), Tochter der Ferdinandine Freiin von Fürstenberg und des kgl. preuß. Kammerherrn und Schlosshauptmanns von Münster Klemens Graf von Korff gen. Schmising. Der Vater war zu dem Rittmeister a. D. und Ehrenritter des Souv. Malteser-Orden. Diesen Rang hatte auch der Großvater Wilhelm von Schorlemer, Landrat a. D.

Nach dem Besuch der Volksschule in Oldenburg, des Gymnasiums Marienwerder und von Gymnasien in Preußisch Stargard und Warendorf studierte Schorlemer Landwirtschaft. Nach dem Studium trat er als Fahnenjunker in das Oldenburgische Dragoner-Regiment 19 ein. Von 1914 bis 1918 nahm Schorlemer als Offizier am Ersten Weltkrieg teil, zuletzt als Rittmeister und Adjutant der 1. Garde-Kavallerie-Brigade. Nach seiner Rückkehr aus dem Krieg war Schorlemer erneut in der Landwirtschaft tätig. Politisch begann er sich in den 1920er Jahren in der NSDAP zu betätigen, unter der Mitgliedsnummer 87755, in der er Funktionärsaufgaben als Sekretär der Ortsgruppe Bad Oeynhausen und der Kreisleitung Minden übernahm. Im paramilitärischen Arm der NS-Bewegung, der Sturmabteilung (SA), engagierte Schorlemer sich seit 1930 als SA-Führer.

Am 1. September 1931 heiratete er auf Schloss Glossen Ingeborg von Lüdinghausen genannt Wolff, 1902 in Gumbinnen geboren. Sie war die jüngere Tochter der Gutsbesitzerin zu Glossen Martha Freifrau von Lüdinghausen-Wolff-geb. Hoffmann und des Bernd von Lüdinghausen-Wolff. Seine Schwäger Reinhold von Lüdinghausen, Bernd(t)-Wolf von Lüdinghausen sowie Ferdinand von Lüdinghausen-Wolff waren später sämtlich Mitglieder der NSDAP, teils mit unteren Diensträngen in der SS, und in einem Einzelfall später Mitglied im Freundeskreis RFSS.[1] Das Ehepaar hatte zwei Kinder, Sigrid geboren 1933 in Bremen, und der Sohn Reinfried, geboren in Berlin 1936.

1933 wurde er zum SA-Gruppenführer „Nordsee“ ernannt. Vom 1. November 1933 bis zum Juli 1934 saß Schorlemer als Abgeordneter für den Wahlkreis im nationalsozialistischen Reichstag. Nachdem Schorlemer sein Mandat – vermutlich im Zusammenhang mit den Ereignissen des „Röhm-Putsches“ – am 10. Juli 1934 niedergelegt hatte, wurde dieses im Nachrückverfahren auf Hans Burkhardt übertragen, der es für den Rest der Wahlperiode bis zum März 1936 weiterführte. Bei der Reichstagswahl am 29. März 1936 bewarb er sich als Rittmeister a. D. und SA-Gruppenführer in Berlin-Schmargendorf, Beskowstraße 5 II, erneut um ein Mandat, wurde aber nicht gewählt.

Am 9. November 1938 wurde Schorlemer zum SA-Obergruppenführer befördert.[2] Er war Führer der SA-Gruppe „Donau“.[3]

Nachdem der SA-Mann Eduard Honisch 1943 als Abgeordneter aus dem Reichstag ausgeschieden war, beanspruchte die Oberste SA-Führung unter Berufung auf Honischs SA-Zugehörigkeit erneut ein Reichstagsmandat für Schorlemer, hatte mit dieser Forderung jedoch keinen Erfolg.[4]

Literatur

  • Beatrix Herlemann, Helga Schatz: Biographisches Lexikon niedersächsischer Parlamentarier 1919–1945. In: Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen. Band 222; Hahnsche Buchhandlung, Hannover 2004, ISBN 3-7752-6022-6, S. 325–326.
  • Joachim Lilla, Martin Döring, Andreas Schulz: Statisten in Uniform: Die Mitglieder des Reichstags 1933–1945. Ein biographisches Handbuch. Unter Einbeziehung der völkischen und nationalsozialistischen Reichstagsabgeordneten ab Mai 1924. Droste, Düsseldorf 2004, ISBN 3-7700-5254-4.
  • Erich Stockhorst: 5000 Köpfe. Wer war was im 3. Reich. (Unveränderter Nachdruck der ersten Auflage von 1967). Verlag Arndt, Kiel 2000, ISBN 3-88741-116-1, S. 395.
  • Hans Friedrich von Ehrenkrook, Jürgen Thiedicke von Flotow, u. a.: Genealogisches Handbuch der Freiherrlichen Häuser. A (Uradel) 1952. Band I, Band 4 der Gesamtreihe GHdA, Hrsg. Deutsches Adelsarchiv, C. A. Starke, Glücksburg/Ostsee 1952, ISSN 0435-2408, S. 372–376.
  • Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Freiherrlichen Häuser. Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft (D.A.G.). Teil A (Uradel). 1940. Jg. 90, Justus Perthes, Gotha 1939, S. 552 f.

Einzelnachweise

  1. Vgl. u. a. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Freiherrlichen Häuser. Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft. Teil A (Uradel). 1942. Jg. 92, Justus Perthes, Gotha 1941, S. 282.
  2. Horst Henrichs (Bearbeiter): Die Organisation der Obersten SA-Führung vom 5. Januar 1931 bis 20. April 1944. Einschliesslich Rangliste der Obergruppenführer, Gruppenführer und Brigadeführer. Aufgrund der amtlichen Führerbefehle 2 (31.7.1931) bis 85 (20.4.1944), der Verfügung vom 31.3.1931 sowie der Sonderbefehle I-V, 23a und 79a. S. 359–361.
  3. Nachrichten für die Truppe. Sammelband (Band 3): (Enthält die Ausgaben 275 bis 381), 1945.
  4. Joachim Lilla: Die Vertretung Österreichs im Großdeutschen Reichstag. In: Mitteilungen des österreichischen Staatsarchivs. (MÖStA). Hrsg. Österreichisches Staatsarchiv-Generaldirektion, Band 48, Ferdinand Berger & Söhne GesmbH, Wien 2000, ISBN 3-85028-331-3, S. 248 f.