Weyl-Algebra
Die Weyl-Algebra bezeichnet in der abstrakten Algebra eine nichtkommutative algebraische Struktur, die Differentialoperatoren mit polynomialen Koeffizienten beschreibt. Es handelt sich um eine assoziative Algebra mit nicht-kommutativer Struktur, in der Variablen und Ableitungen festen Vertauschungsregeln folgen. Sie ist nach dem Physiker Hermann Weyl benannt, der sie zur Untersuchung der Heisenbergschen Unschärferelation in der Quantenmechanik einführte.
Weyl-Algebra
Die -te Weyl-Algebra ist eine Algebra über einem Körper , die von den Erzeugern und mit den Relationen
- für
erzeugt wird. Dabei bezeichnet den Kommutator und das Kronecker-Delta.[1][2]
Es handelt sich um eine nicht-kommutative Algebra, denn
Man sagt und (respektive und ) kommutieren, da .
Die erste Weyl-Algebra wird durch zwei Elemente und mit der Relation
erzeugt. Es gilt außerdem .
Algebra der Differentialoperatoren
Bis jetzt wurden den Erzeugern und noch keine Interpretation gegeben und sie wurden als rein abstrakte Symbole betrachtet. Wenn die Charakteristik von aber Null ist, wie es bei oder der Fall ist, dann lassen sich diese Symbole als konkrete Operationen auf dem Polynomring auffassen. Dabei ist die "Multiplikation mit der Variable " und die "partielle Ableitung nach ". In dieser Darstellung wird die Weyl-Algebra zur Algebra der Differentialoperatoren mit polynomialen Koeffizienten und endlicher Ordnung. Deshalb sei nun fortan .
Die erste Weyl-Algebra
Die erste Weyl-Algebra auf dem Polynomring lässt sich wie folgt verstehen, ein ist ein Differentialoperator und ein endlicher Ausdruck der Form
mit Koeffizienten und nur endlich vielen , wobei . In anderen Worten hat jedes eine eindeutige Darstellung der Form
wobei ein Polynom ist.
Beispiele für Elemente von sind die Differentialoperatoren
- und
Die n-te Weyl-Algebra
Sei die n-te Weyl-Algebra, dann ist ein ein endlicher Ausdruck der Form
oder mit Multiindex-Schreibweise
wobei und und .
Erläuterungen
Anstelle von Differentialoperatoren werden für die Weyl-Algebra auch die abstrakteren Derivationen verwendet. Die n-te Weyl-Algebra ist isomorph zum Tensorprodukt von Kopien der ersten Weyl-Algebren
Zusammenhang mit Lie-Algebren
Weyl-Algebren spielen eine zentrale Rolle in der Darstellungstheorie nilpotenter Lie-Algebren. Sei eine nilpotente Lie-Algebra über dem Körper mit und ihre universelle einhüllende Algebra. Sei nun ein Primideal in , dann gilt
wobei
- das Zentrum von ,
- der Quotientenkörper von ,
- die n-te Weyl-Algebra über
ist.[3]
Dixmier-Problem und die Dixmier-Vermutung
Jacques Dixmier veröffentlichte 1968 sechs grundlegende Fragestellungen zur Weyl-Algebra, wovon einige heute beantwortet sind. Die erste Frage, ob jeder Endomorphismus der ersten Weyl-Algebra auch ein Automorphismus ist, wird als Dixmier-Vermutung bezeichnet und mit notiert. Sie ist bis heute ungelöst und ebenso ihre Verallgemeinerung auf die n-te Weyl-Algebra, welche mit notiert sei, wobei auch bis impliziert.[4]
Das dritte und sechste Problem wurden 1975 von Anthony Joseph gelöst und das fünfte Problem 2005 von Wladimir Bavula. Die restlichen drei Probleme (I, II und IV) sind weiterhin offen.[5]
Einzelnachweise
- ↑ Huishi Li: Noncommutative Gröbner Bases and Filtered-Graded Transfer. Hrsg.: Springer Berlin Heidelberg. Deutschland 2002, S. 28.
- ↑ Jacques Dixmier: Sur les algèbres de Weyl. In: Bulletin de la Société Mathématique de France. Band 96, 1968, S. 209–242, doi:10.24033/bsmf.1667 (numdam.org).
- ↑ Jacques Dixmier: Sur les algèbres de Weyl. In: Bulletin de la Société Mathématique de France. Band 96, 1968, S. 209, doi:10.24033/bsmf.1667 (numdam.org).
- ↑ Jacques Dixmier: Sur les algèbres de Weyl. In: Bulletin de la Société Mathématique de France. Band 96, 1968, S. 241–242, doi:10.24033/bsmf.1667 (numdam.org).
- ↑ Vladimir V. Bavula: An analogue of the Conjecture of Dixmier is true for the algebra of polynomial integro-differential operators. In: Journal of Algebra. Band 372, 2012, S. 237–250, doi:10.1016/j.jalgebra.2012.09.009 (sciencedirect.com).