Wen Hui

Wen Hui (chinesisch 文慧; * 1960 in der Provinz Yunnan) ist eine chinesische Tänzerin, Choreografin, Dokumentarfilmerin und Installationskünstlerin, die als Vorreiterin des zeitgenössischen Tanztheaters in China gilt.[1][2] 1994 gründete sie zusammen mit dem Dokumentarfilmer Wu Wenguang in Peking das Living Dance Studio, das als erste unabhängige Tanztheatergruppe des Landes beschrieben wird.[3][4] Für ihre grenzüberschreitende Arbeit erhielt sie 2021 die Goethe-Medaille.[5][6]

Leben

Wen Hui erhielt zunächst eine Ausbildung im chinesischen Volkstanz und studierte von 1985 bis 1989 an der Choreografie-Abteilung der Beijing Dance Academy.[1] Anschließend arbeitete sie als Choreografin im staatlichen Oriental Song and Dance Ensemble (Dongfang Gewutuan) Chinas.[1] 1994 hielt sie sich zum Studium des modernen Tanzes in New York auf.[7] Von 1997 bis 1998 förderte sie das Asian Cultural Council mit einem Stipendium für weitere Studien und künstlerische Praxis in New York.[1] 1994 hielt sie sich zum Studium des modernen Tanzes in New York auf.[8] 1999 bis 2000 war sie Teil von Ralph Lemons Geography Trilogy.[8] 2005 gründete sie gemeinsam mit Wu Wenguang die Caochangdi Workstation in Peking und kuratierte das Crossing International Dance Festival (auch „Cross-arts“ genannt).[1] 1994 hielt sie sich zum Studium des modernen Tanzes in New York auf.[9]

Wirken

Wen Hui verbindet in ihren Arbeiten Tanz, Text und dokumentarisches Material und erzählt mittels „Körpergedächtnis“ von gesellschaftlicher und historischer Erfahrung.[10] Seit 2008 erforscht sie den Körper als Form persönlicher sozialer Dokumentation und experimentiert damit, wie körperliches Erinnern Kollisionen zwischen Geschichte und Gegenwart auslösen kann.[11] International wurde sie u. a. mit Report on Giving Birth (1999) bekannt, das auf Interviews mit Arbeiterinnen, Ärztinnen, Journalistinnen, Hebammen und ihrer eigenen Mutter basiert.[4] In New Report on Giving Birth (ab 2023) führt sie diese Recherche mit einem international besetzten Ensemble fort und richtet den Blick erneut auf weibliche Körper, Reproduktion und gesellschaftliche Kontrolle.[12] Ihre Solo-Performance I am 60 zeigte sie 2022 bei der Ruhrtriennale; das Stück verbindet feministische und autobiografische Sichtweisen mit historischem Filmmaterial.[13] Wiederkehrende Themen in Wen Huis Arbeiten sind Geschlechterrollen, Körperpolitik und der Alltag von Menschen in China, die sie mit Mitteln des dokumentarischen Tanztheaters bearbeitet.[14]

Auszeichnungen

Im Jahr 2021 wurde Wen Hui zusammen mit Marilyn Douala Bell und Toshio Hosokawa mit der Goethe-Medaille geehrt; die digitale Verleihung fand am 28. August statt.[5][6]

Film

Zu ihren häufig zitierten Arbeiten zählen u. a. Report on Giving Birth (1999), Memory (2008), Red (2015) sowie New Report on Giving Birth (seit 2023), die Tanz mit dokumentarischen Methoden verbinden.[4][10]

Einzelnachweise

  1. a b c d e Goethe-Institut: „Wen Hui – China“. Abgerufen am 5. September 2025.
  2. Women Filmmakers in Sinophone World Cinema, Cambridge University Press 2023, Kap. „Wen Hui 文慧“. Abgerufen am 5. September 2025.
  3. Wen Hui / Living Dance Studio. Abgerufen am 5. September 2025.
  4. a b c Wen Hui & Living Dance Studio. Abgerufen am 5. September 2025.
  5. a b Their art connects cultures – Goethe Medal awarded. Abgerufen am 5. September 2025.
  6. a b Goethe-Institut Kamerun: „2021 GOETHE MEDALS HONOUR … WEN HUI“. Abgerufen am 5. September 2025.
  7. Google Arts & Culture. Abgerufen am 6. September 2025.
  8. a b Asia Society New York: „Red – About the choreographer Wen Hui“ (Kurzbiografie),. Abgerufen am 6. September 2025.
  9. Pina Bausch Fellowship (Kooperationspartner 2021): „Eiko Otake and Wen Hui“. Abgerufen am 6. September 2025.
  10. a b Festival d’Avignon: Künstlerprofil „Wen Hui“. Abgerufen am 5. September 2025.
  11. On the Boards. Abgerufen am 5. September 2025.
  12. Tanzforum Berlin: „New Report on Giving Birth“. Abgerufen am 5. September 2025.
  13. Tanz auf der Ruhrtriennale: Das Gesicht verbergen. Abgerufen am 5. September 2025.
  14. Sixth Tone: Fan Liya, „From Propaganda Ballets to Dance for the People“. Abgerufen am 5. September 2025.