Weinsteinkraut

Weinsteinkraut ist ein Eintopf mit Weißkohl und Fleisch aus der Küche der Siebenbürger Sachsen und der Siebenbürger Landler, sowie aus der ungarischen Küche, wo er Lucskos káposzta heißt.

Bezeichnungen

Den deutschen Namen hat er vom Weinstein, der zum Säuern der Speise beigefügt wird.[1] Im siebenbürgisch-sächsischen Dialekt wird Weinsteinkraut „bladdrig Krejt“ bezeichnet, was „blättrig (geschnittenes) Kraut“ bedeutet.[2] Die Österreichisch-ungarische Wein- und Agricultur-Zeitung von 1884 bezeichnete Weinsteinkraut (weing-schtin- kreokt) als Festessen des "sächsischen Bauern".[3]

Die ungarische Bezeichnung Lucskos káposzta bedeutet etwa wässriger oder matschiger Kohl. Im ungarischen Kochbuch Magyar nemzeti szakácskönyve von 1888 schreibt der Verfasser am Ende des Kochrezeptes Lucskos káposzta: "Dies ist ein siebenbürgisches Gericht".[4]

Zubereitung

Ein Kochrezept wurde 1889 in der Illustrierte Wiener Küchen-Zeitung wiedergegeben, mit der Anmerkung, Weinsteinkraut solle „sehr saftig, aber nicht suppig“ sein: Ein Kohlkopf (Kraut) wird von den äußersten Blättern befreit, die Blätter einzeln vom Häuptel losgetrennt, die starken Rippen entfernt und in große Quadrate geschnitten. Speck schneidet man in ebenso große wie dicke Quadrate. Beides wird mit Kümmel, etwas Salz und Weinstein, mit Wasser weich gedünstet. Vor dem Servieren wird mit Rahm verfeinert.[5]

Das ungarische Kochrezept für Lucskos káposzta von 1888 lautete: Gekochtes Rind-, Hammel-, Kalb- und Schweinefleisch in nicht allzu kleine Stücke schneiden, mit überbrühten, geviertelten Weißkohlköpfen, einem Bund Dill und Petersilie in ein Gefäß schichten und garen, dann die Kochbrühe mit Mehl und Milch binden, mit Salz, Pfeffer und kräftig mit Essig abschmecken.[4] Die (ungarische) Variante kann auch mit Paprikapulver gewürzt sein.[6]

Literatur

  • Gyula Vavsváry: Czifray István szakács mester magyar nemzeti szakácskönyve, magyar gazda aszszonyok szükségeihez alkalmaztatva. Lucskos káposzta. 6. Auflage. Pest 1840, S. 140 (ungarisch, Rezept).

Einzelnachweise

  1. Martin Bottesch: Die siebenbürgischen Landler: eine Spurensicherung. Böhlau Verlag Wien, 2002, ISBN 978-3-205-99415-2, S. 511 (google.de [abgerufen am 20. Juli 2025]).
  2. Adolf Schullerus: Siebenbürgisch-Sächsisches Wörterbuch A–C. Walter de Gruyter, 2011, ISBN 978-3-11-157800-2, S. 636 (google.de [abgerufen am 20. Juli 2025]).
  3. Die Weinlese im Siebenbürger Sachsenland. In: Oesterreichisch-ungarische Wein- und Agricultur-Zeitung: Organ für Weinproducenten, Händler und Consumenten sowie für praktische Landwirtschaft. 15. Jahrgang. Josef Rosenzweig, Wien 1884, S. 322 (google.de [abgerufen am 20. Juli 2025]).
  4. a b Czifray István: Magyar nemzeti szakácskönyve. Hrsg.: Rózsa Kálmán és neje. Budapest 1888, S. 140.
  5. Illustrierte Wiener Küchen-Zeitung. Wallishaussen, 1889, S. 564 (google.de [abgerufen am 19. Juli 2025]).
  6. F. Nagy Angéla: A család szakácskönyve. Kossuth Kiadó, 2018, ISBN 978-963-09-9211-4 (google.de [abgerufen am 20. Juli 2025] Ebook).