Walter Sealtiel
Walter Sealtiel (geboren 23. Dezember 1890 in Berlin; gestorben 10. März 1948 in Amsterdam) war ein deutscher Zauberkünstler, Illusionist und Karikaturist.[1]
Leben

während Sealtiels Engagements; Foto: Mac Walton
Sealtiel trat international als der „König der Taschendiebe“[1] sowie als Gedankenleser auf.[2] Mitte der 1920er Jahre war er Mitglied der amerikanischen Zauberkünstler-Vereinigung Society of American Magicians.[3]
In der Weimarer Republik trat Sealtiel beispielsweise im Juni 1929 neben anderen Künstlern im Berliner Varieté Wintergarten auf, wo er als „Der ehrliche Gauner“ mit Zauberei und Taschentricks das Publikum unterhielt.[4]
Ebenfalls 1929 sind Illustrationen Sealtiels in Scherl’s Magazin nachgewiesen.[1] Am 9. Februar 1931 las er im Senderaum über den Rundfunk-Kanal Breslau 5 aus seiner Erzählung Aus einem Artistenleben.[5]
Im Berliner Wintergarten trat Sealtiel noch Anfang der 1930er Jahre „mit seinem bekannten Kartenakt und den farbenwechselnden Krawatten“ auf. Dort brachte er im Augustprogramm 1932 dem Publikum eine „Klingelpuppe“ als Neuheit zur Aufführung, die bei unvorsichtiger Berührung Taschendiebe "hörbar" werden ließ.[6]
-
Das Mädchen Betty Braasem 1939, kurz vor ihrem Tod -
Porträt eines Mädchens mit großer Schleife im Haar, datiert KOFA 1939 -
Mädchen mit roter Schleife, 1942

jüdischer Zwangsarbeiter mit Davidstern und Rotkreuz-Armbinde schiebt eine Bahre mit Steinen im Amsterdamse Bos; Sammlung Joods Museum
Da er nach der Machtergreifung 1933 durch die Nationalsozialisten als sephardischer Jude verfolgt wurde, floh er 1935 nach Amsterdam.[1] Ende 1935 versandte Sealtiel zwischen Weihnachten und Jahresende eine englisch beschriftete Karte mit dem Motiv eines Taschendiebes an verschiedene Personen, darunter an den Kabarett-Leiter Leon Hirsch, die sich im Nachlass Hirschs in der Deutschen Nationalbibliothek erhalten hat.[2]

1945 nach der Befreiung in Amsterdam
Nach dem Einmarsch der Deutschen im Zweiten Weltkrieg in die Niederlande, wurde er – da er mit einer „Nicht-Jüdin“ verheiratet war – nicht in eines der Vernichtungslager deportiert, sondern „nur“ zur Zwangsarbeit in Holland gezwungen, an deren besonderer Schwere er physisch und mental zerbrach.[1]
Walter Sealtiel starb 1948 im Alter von 57 Lebensjahren in Amsterdam.[1]
Literatur
- The Shealtiel Gazette. The International Journal of the Family Network, Band 4 IV, Nummer 3 vom Mai 2000:
Weblinks
- Daniel Graves: Reflections of a Canadian Churchman. My Grandfather's Portrait: A Reflection for Remembrance Day, illustrierter Artikel mit einem von Sealtiel in den 1940er Jahren in Amsterdam porträtierten Offizier Frank Rason (Francis James Rason; 1923–1997)
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f Detlef Lorenz: Walter Sealtiel, in ders.: Bilder in der Presse. Pressezeichner und Presse-Illustrationen im Berlin der Weimarer Republik. Dokumentation und Künstlerlexikon. Lukas Verlag für Kunst und Geistesgeschichte, Berlin 2019, ISBN 978-3-86732-308-6, S. 355.
- ↑ a b Angaben nebst Querverweisen im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- ↑ Official List of Assemblies and Members, Society of American Magicians, National Council, 1925, S. 44, 68; Vorschau über Google-Bücher
- ↑ Varieté Wintergarten im Juni 1929, mit einer Fotografie von Mac Walton illustrierte Seite in der online-Sammlung der Stiftung Stadtmuseum Berlin
- ↑ Schallaufnahmen der deutschen Rundfunkgesellschaften. Schallaufnahmen des deutschen Rundfunks, Berlin-Schöneberg, Hesse, 1932, S. 470; Vorschau über Google-Bücher
- ↑ Das Programm. Artistisches Fachblatt GmbH. Das Organ der Internationalen Artisten-Loge (IAL), des Berufsverbandes der Spezialitätenkünstler vom Varieté, Circus und Kaberett, 1932, S. 5; Vorschau über Google-Bücher
- ↑ a b Daniel Graves: Reflections of a Canadian Churchman. My Grandfather's Portrait: A Reflection for Remembrance Day, illustrierter Artikel im Blog danielgraves.blogspot.com vom 9. November 2012, zuletzt abgerufen am 17. April 2025