Walter Jäger (Chemiker)
Walter Jäger (* 11. März 1946 in Nendingen, Baden-Württemberg) ist ein deutscher Chemiker, Umweltanalytiker und Hochschullehrer. Er ist Gründer des Analytischen Umweltinstituts Dr. Jäger[1] und Honorarprofessor an der Universität Tübingen[2][3].
Leben
Walter Jäger besuchte ab 1952 die Grundschule in Nendingen und anschließend das Gymnasium Tuttlingen, wo er 1966 das Abitur ablegte. Er studierte Chemie an der Eberhard Karls Universität Tübingen sowie Lebensmittelchemie an der Universität Stuttgart und schloss 1972 als Diplomchemiker ab. 1975 erfolgte die Promotion zum Dr. rer. nat. bei Ernst Bayer mit einer Dissertation zur selektiven Anreicherung von Metallen aus wässrigen Lösungen durch synthetische Komplexbildner und Ultrafiltration. Bis 1977 war er Assistent am Lehrstuhl von Prof. Bayer in Tübingen.
1977 gründete Jäger gemeinsam mit seiner Frau das Analytische Umweltinstitut Dr. Jäger in Tübingen.[4] Das Institut spezialisierte sich auf die Analytik und Bewertung von Trinkwasser, Abwasser und Abfall für Städte, Gemeinden und Versorgungsverbände. Es folgten weitere Standorte in Konstanz, Villingen-Schwenningen und Weimar. Das Institut ist nach DIN/ISO 17025 akkreditiert und zertifiziert. Parallel dazu etablierte Jäger ein Erste-Hilfe-Labor für Großbrände und Schadensfälle in Tübingen, mit dem Spezialgebiet der Erstmessungen und sachverständigen Beurteilungen. Jäger ist öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Trinkwasser-, Abwasser-, Abfallchemie und Luftreinhaltung.
Lehrtätigkeit
Seit 1987 ist Jäger als Lehrbeauftragter in der Umweltanalytik tätig: zunächst an der Fachhochschule Biberach und der Hochschule für Polizei Baden-Württemberg, seit 1991 an der Universität Tübingen.[2] Sein dortiger Lehrauftrag gilt den Speziellen Rechtsgebieten für Chemiker und Naturwissenschaftler und ist seit 2005 Pflichtvorlesung für Studierende der Chemie, Biochemie und des Lehramtsstudiums deutschlandweit. Die Prüfungsordnung enthält die Gefahrstoffscheinprüfung nach § 11 ChemVerbotsV. Jäger ist bekannt für seine anschaulichen Vorlesungen, die durch viele Beispiele aus seiner Tätigkeit als Landesfeuerwehrchemiker geprägt sind. Die Ernennung zum Honorarprofessor der Organischen Chemie erfolgte 1998.
Mitgliedschaften
Jäger ist seit seinem Studium 1966 Mitglied der Alten Straßburger Burschenschaft Germania, deren Altherrenvorsitzender er von 1993 bis 2002 war[5]. Ferner ist er seit 1969 Mitglied der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) sowie langjähriges Vorstandsmitglied der Wasserchemischen Gesellschaft und der Fachgruppe Freiberufliche Chemiker. Er war Vorsitzender dieser Fachgruppe. Weitere Mitgliedschaften: Deutscher Alpenverein (u. a. 2. Vorsitzender in Baden-Württemberg, Vorsitzender der Sektion Tübingen 1996–2004), Landesjagdverband Baden-Württemberg (Bezirksjägermeister Südwürttemberg/Hohenzollern, Vorsitzender der Kreisjägervereinigung Tübingen)[6], Vorsitzender des Vereins der Freunde Uhland-Gymnasiums Tübingen, Vorstandsmitglied Freunde der Erzabtei Beuron, Mitglied der Vollversammlung IHK Reutlingen-Tübingen, Verwaltungsrat KSK Tübingen, Kirchengemeinderat St. Michael Tübingen sowie ACK.
Stiftungen
Jäger gründete oder war maßgeblich beteiligt an folgenden Stiftungen: Stiftung Präventive Jugendhilfe (1992)[7], Stiftung Stadtkapelle Rottenburg (1991)[8], Tübinger Kulturstiftung (2004).
Ehrungen
- Bundesverdienstkreuz am Bande (2004)
- Bundesverdienstkreuz 1. Klasse (2016)[9][10]
- Ehrennadel der Wasserchemischen Gesellschaft
- Ehrenmitglied des Landesfeuerwehrverbands Baden-Württemberg
- Ehrenkreisjägermeister der Kreisjägervereinigung Tübingen[6]
- Ehrenvorsitzender der Alten Straßburger Burschenschaft Germania zu Tübingen[5]
- Ehrenmitglied der Stadtkapelle Rottenburg[8], des Gesangvereins Liederkranz Nendingen und der Musikkapelle Nendingen
Schriften (Auswahl)
- Das Neue Institut, Eigenverlag, Tübingen 1989
- Trinkwasserpraxis, Eigenverlag, Tübingen 1990
- Abwasserpraxis, Eigenverlag, Tübingen 1991
- Klärschlammpraxis, Eigenverlag, Tübingen 1992
- Trinkwasser aktuell, Attempto Verlag, Tübingen 1993, ISBN 3-89308-207-7
- Qualitätssicherung in der Laborpraxis, Attempto Verlag, Tübingen 1994, ISBN 3-89308-215-8
- Luftüberwachung, Attempto Verlag, Tübingen 1995, ISBN 3-89308-215-8
- Trinkwasser für die Zukunft, Attempto Verlag, Tübingen 1996, ISBN 3-89308-215-8
- Ein Labor im Wandel, Attempto Verlag, Tübingen 1997, ISBN 3-89308-215-8
- Umwelt im Focus, Attempto Verlag Tübingen 1998, ISBN 3-89308-215-9
- Wasserzeichen, Attempto Verlag, Tübingen 1999, ISBN 3-89308-215-9
- Medien und Umwelt, Attempto Verlag, Tübingen 2000, ISBN 3-89308-215-8
- Umweltrecht in der Praxis, Attempto Verlag, Tübingen 2001, ISBN 3-89308-215-8
- 25 Jahre Umweltanalytik, Attempto Verlag Tübingen 2002, ISBN 3-89308-215-9
- Innenraumluft, Eigenverlag, Tübingen 2003
- Lebenselixier Trinkwasser, Eigenverlag, Tübingen 2004
- Wasser zum Trinken, Eigenverlag, Tübingen 2005
- Mineralwasser, Eigenverlag, Tübingen 2006
- Alles Mikro – oder was?, Eurofins/Umwelt, Hamburg 2007
- Umweltuntersuchung im Wandel, Eurofins/Umwelt, Hamburg 2008
- Das Neue Grüne Liederbuch, Federsee-Verlag, Bad Buchau 2023
- Brunnen im Naturpark Schönbuch, Naturpark Schönbuch, Tübingen-Bebenhausen 2024
Literatur
- Natürliche Beschaffenheit von örtlichen Kurmitteln. (zusammen mit Horst Kußmaul): In: Deutsches Bäderbuch, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-510-65241-9.
- Hygienische Anforderungen an die örtlichen Kurmittel. (zusammen mit Horst Kußmaul) In: Deutsches Bäderbuch, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-510-65241-9.
- Ortsgebundene Heilmittel – Arzneimittel oder Medizinprodukt. (zusammen mit Horst Kußmaul) In: Deutsches Bäderbuch, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-510-65241-9.
- Qualitätssicherung in der Wasseranalytik. (zusammen mit Friedemann Dinglinger) In: Wasser und Gewässer, Heidelberg, Berlin 1999, ISBN 3-8274-0177-1.
Weblinks
- Literatur von und über Walter Jäger im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Jäger, Walter, Indexeintrag: Deutsche Biographie
- Eurofins Institut Jäger GmbH Tübingen
Anmerkungen
- ↑ Eurofins Institut Jäger GmbH Tübingen. Abgerufen am 30. August 2025.
- ↑ a b timms Autorin oder Autor - Jäger, Walter. In: Tübinger Internet MultiMedia Server (timms). Universität Tübingen, abgerufen am 30. August 2025.
- ↑ Wiedersehen mit der Alma Mater Jährlicher Alumni-Tag an der Universität Tübingen lockt viele Ehemalige. In: Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 3/2014. Universität Tübingen, März 2014, abgerufen am 30. August 2025.
- ↑ Justine Konradt: Jagd im Namen und als Berufung. In: Schwäbisches Tagblatt. 20. Oktober 2021, abgerufen am 30. August 2025.
- ↑ a b Michael Haasler: Verzeichnis der Mitglieder der Burschenschaft Germania Straßburg. In: Michael Haasler (Hrsg.): Streifzüge durch die Geschichte der Burschenschaft Germania Straßburg. Nr. 2, S. 183, 216.
- ↑ a b Justine Konradt: Walter Jäger: Die Jagd im Namen und als Berufung. In: Südwest Presse. 19. Oktober 2021, abgerufen am 30. August 2025.
- ↑ Jubiläum: 30 Jahre Präventive Jugendhilfe. In: Präventive Jugendhilfe. 2022, abgerufen am 30. August 2025.
- ↑ a b Angela Baum: Aus Dankbarkeit Stiftung gegründet. In: Schwarzwälder Bote. 17. Juni 2017, abgerufen am 30. August 2025.
- ↑ Landesfeuerwehrverband Baden-Württemberg e.V.: Walter Jäger ausgezeichnet. In: Facebook. 8. Februar 2016, abgerufen am 30. August 2025.
- ↑ Bundesverdienstkreuz für Prof. Walter Jäger. In: rtf1. rtf1, 6. Februar 2016, abgerufen am 30. August 2025.