Waldemar Kozuschek
Waldemar Aloisius Kozuschek (* 10. Mai 1930 in Gleiwitz, Oberschlesien; † 10. August 2009 in Witten) war ein deutscher Chirurg und Experte für Organtransplantationen.
Leben
Waldemar Kozuschek wurde 1930 in Gleiwitz geboren. Er studierte an der Universität Breslau Medizin und erhielt 1954 das Abschlussdiplom. Mit einer Doktorarbeit über Johannes Solfa wurde er 1962 promoviert.[1] Er war an den Städtischen Kliniken Breslau sowie an der Chirurgischen Abteilung der Medizinischen Akademie Breslau tätig. Nach Studienaufenthalten in Utrecht, Rochester (New York) und Philadelphia folgte die Spezialisierung auf das Fachgebiet der Nierentransplantation. Kozuschek habilitierte sich 1970 in Kattowitz; Gutachter der Habilitationsschrift war Wiktor Bross. 1970 flüchtete Kozuschek mit seiner Familie über Jugoslawien in die Bundesrepublik Deutschland.[2] Zunächst war er am Universitätsklinikum Bonn tätig. Seine Umhabilitation 1972 erfolgte mit einer Schrift über Johann von Mikulicz.[3]
1975 erhielt er einen Ruf auf die Professur für Chirurgie an die neue Medizinischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum und übernahm als Chefarzt, ab 1978 zudem Direktor, die Chirurgische Universitätsklinik des Knappschaftskrankenhauses Bochum-Langendreer. Unter seiner Leitung erhielt die Klinik zunehmend universitäres Profil. Ab 1993 konnte das Transplantationszentrum Bochum aufgebaut werden. Neben der Nierentransplantation (1993) erfolgten Pankreastransplantationen (1994) und auch eine erste Lebertransplantation (1995).
Kozuschek hat über 300 wissenschaftliche Arbeiten publiziert. In seiner Klinik erhielten sieben Kollegen den Professorentitel, zehn habilitierten sich und über sechzig graduierten zum Doktor der Medizin. Als das Kriegsrecht in Polen 1981–1983 verhängt war, kamen auch zwei polnische Ärzte aus Łódź und Katowice in die Bochumer Klinik. Für sein Werk wurde Kozuschek mehrfach mit Ehrendoktorwürden sowie mit der Ehrensenatorwürde der Universität Breslau[4] ausgezeichnet. Kozuschek förderte über viele Jahre den Austausch zwischen deutschen und polnischen Chirurgen, insbesondere zwischen den Universitäten in Bochum und Breslau. Zum 100. Todestag von Johann von Mikulicz erschien 2005 auf der Basis der Umhabilitationsschrift von 1972 eine von Kozuschek verfasste polnisch-deutsche Biografie.[5] Monumental und von unschätzbarem Wert ist seine zweisprachige Geschichte der Breslauer Universitätsmedizin (2002).
Bei seiner feierlichen Verabschiedung (1996) wurde er mit einem Fackelzug geehrt. Seit seiner Emeritierung wird von seinen Schülern in Chefarztposition jeweils im Mai eine wissenschaftliche Veranstaltung unter dem Titel „Langendreer-Treff für Chirurgie“ organisiert.
Waldemar Kozuschek starb 2009 in Witten, wurde aber in Breslau beigesetzt. Zu seinen Ehren erschien 2010 eine Gedenkschrift.[6]
Werke
- Historia Wydzialów Lekarskiego i Farmaceutycznego Uniwersytetu Wrocławskiego oraz Akademii Medycznej we Wrocławiu w latach 1702–2002. – Geschichte der Medizinischen und Pharmazeutischen Fakultäten der Universität Breslau sowie der Medizinischen Akademie Wrocław in den Jahren 1702–2002. Wydawnictwo Uniwersytetu Wrocławskiego, Wrocław 2002.
Ehrungen
- Honorarprofessor der Universität Lemberg (1990)
- Ehrensenator der Universität Breslau (2005)
- Ritterkreuz des Verdienstordens der Republik Polen (2007)
- Ehrendoktorate
- Universität Lemberg (1991)
- Universität Breslau (1995)
Weblinks
- Literatur von und über Waldemar Kozuschek im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Herrn o. Prof. Dr. med. Dr. h. c. mult. Waldemar Kozuschek zum 65. Geburtstag. In: Chir Gastroenterol. 1995, 11, S. 8–10. doi:10.1159/000189884
- Feierliche Verabschiedung und Abschiedsvorlesung von Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Waldemar Kozuschek. PontePress, Bochum 1996, ISBN 3-920328-23-X.
Einzelnachweise
- ↑ Dissertation: Jan Benedykt Solfa, der Arzt der polnischen Renaissance.
- ↑ Nachruf im Ärzteblatt Sachsen
- ↑ Waldemar Kozuschek: Johann von Mikulicz-Radecki, Leben und Werk. Umhabilitationsschrift, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, 1972.
- ↑ Monika Śliwa: Honorowi Senatorowie. In: Strona główna UWr - www.uni.wroc.pl. Abgerufen am 21. August 2012 (polnisch).
- ↑ Bibliographischer Nachweis
- ↑ Bibliographischer Nachweis