Waist-to-Height Ratio

Der[1][2] (auch die[3] oder das[4]) WHtR (von englisch Waist-to-Height Ratio ‚Taille-zu-Größe-Verhältnis‘) ist der Quotient aus Taillenumfang und Körpergröße. Es soll im Gegensatz zum weit verbreiteten Body-Mass-Index (BMI) eine Aussage über die Verteilung des Körperfetts machen und eine größere Aussagekraft bezüglich der gesundheitlichen Relevanz von Übergewicht erlauben.[5]

Vorteile

Laut einer über acht Jahre laufenden Studie der Münchener Ludwig-Maximilians-Universität mit fast 11.000 Probanden ist die WHtR eine bessere Kennzahl für die Quantifizierung von gesundheitlichen Risiken geeignet, da hier genauere Rückschlüsse auf den gesundheitlich bedenklichen Bauchfettanteil gezogen werden können. Der Wert gilt gleichermaßen für Frauen und Männer. 4.696 Männer und 5.956 Frauen wurden untersucht.

Der Vorteil der WHtR gegenüber dem BMI liegt vor allem darin, dass der BMI nur eine geringe Aussage über die gesundheitlich relevanten Ursachen eines Über- oder Untergewichts erlaubt, da beispielsweise sehr muskulöse Männer einen hohen BMI aufweisen.

Nicht zu verwechseln ist die WHtR mit der WHR (Taille-Hüft-Verhältnis, Waist-to-hip ratio). Diese wurde als körperästhetisches Maß eingeführt und ist ebenfalls eine Kennzahl, die das Körperfett quantifiziert.[3]

Berechnung

Der WHtR wird folgendermaßen berechnet:

wobei den Taillenumfang und die Körpergröße angibt, in Zentimetern, Zoll oder einer anderen Längeneinheit.

WHtR-Grenzwerte[6]
Alter Kritischer Bereich
< 40 > 0,5
40–50 0,5 – 0,6
> 50 > 0,6

Im Alter von 40 bis 50 verschiebt sich der kritische Wert pro Jahr um 0,01 nach oben. Mit 40 Jahren beträgt er also 0,50, mit 41 Jahren 0,51, mit 42 Jahren 0,52 und so weiter.

Adipositas

In der S3-Leitlinie Prävention und Therapie der Adipositas[7] wurde für den WHtR ein Grenzwert von 0,5 für Männer und Frauen vorgeschlagen[8]. Zukünftig sollten altersabhängige Grenzwerte für die Risikobewertung nach Schneider[5] verwendet werden.

Eine Beziehung zwischen dem BMI und WHtR stellte Theodor Stemper[9] dar. Er ordnete den WHtR folgenden Gewichtsbereichen zu und erhöhte ebenfalls altersbedingt die Werte um 0,01 zwischen 40 und 50 Jahren:

Alter Untergewicht Normalgewicht Übergewicht Adipositas Schwere

Adipositas

≤ 40 < 0,4 0,4 – 0,5 0,51 – 0,56 0,57 – 0,68 > 0,68
41 < 0,41 0,41 – 0,51 0,52 – 0,57 0,58 – 0,69 > 0,69
42 < 0,42 0,42 – 0,52 0,53 – 0,58 0,59 – 0,70 > 0,70
43 < 0,43 0,43 – 0,53 0,54 – 0,59 0,60 – 0,71 > 0,71
44 < 0,44 0,44 – 0,54 0,55 – 0,60 0,61 – 0,72 > 0,72
45 < 0,45 0,45 – 0,55 0,56 – 0,61 0,62 – 0,73 > 0,73
46 < 0,46 0,46 – 0,56 0,57 – 0,62 0,63 – 0,74 > 0,74
47 < 0,47 0,47 – 0,57 0,58 – 0,63 0,64 – 0,75 > 0,75
48 < 0,48 0,48 – 0,58 0,59 – 0,64 0,65 – 0,76 > 0,76
49 < 0,49 0,49 – 0,59 0,60 – 0,65 0,66 – 0,77 > 0,77
≥ 50 < 0,5 0,5 – 0,6 0,61 – 0,66 0,67 – 0,78 > 0,78

Mit 42 Jahren und einem WHtR von 0,58 wäre noch mit dem kritischen Bereich Übergewicht einzustufen.

Die Daten wurden im Rahmen einer Studie über Lipödem[10][11] mit den 5.956 Frauen als Kontrollgruppe aus der Studie an der LMU[5] überprüft. Der G-BA hat am 17. Juli 2025 angekündigt, dass die Liposuktionen bei Lipödem als Kassenleistung für Frauen im BMI32-35-Bereich an den WHtR im Normalbereich (0,50 bzw. 0,60) gekoppelt werden.[12]

Literatur

  • CM Lee, Huxley RR, Wildman RP, Woodward M: Indices of abdominal obesity are better discriminators of cardiovascular risk factors than BMI: a meta-analysis. In: Journal of Clinical Epidemiology. 61. Jahrgang, Nr. 7, Juli 2008, S. 646–653, PMID 18359190.

Einzelnachweise

  1. Simona de Clerk: Body-Mass-Index ist Vergangenheit: So berechnet sich der WHtR. In: Merkur.de. 18. April 2018, abgerufen am 22. Dezember 2020.
  2. Der WHtR ist der neue BMI: Bei Bauchfett steigt das Herzinfarktrisiko. In: RTL.de. 27. August 2014, abgerufen am 22. Dezember 2020.
  3. a b Nadja Katzenberger: Normalgewicht: BMI oder Bauchumfang? Welches Maß Übergewicht korrekter bestimmt. In: Geo.de. Abgerufen am 22. Dezember 2020.
  4. Vergessen Sie den Body Mass Index. Winterthurer Zeitung, 16. September 2015, abgerufen am 22. Dezember 2020.
  5. a b c Harald J. Schneider et al.: The Predictive Value of Different Measures of Obesity for Incident Cardiovascular Events and Mortality. In: The Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism, 95 (2010), Nr. 4, S. 1777–1785 (englisch, PDF; 324 kB).
  6. Body-Mass-Index kriegt sein Fett weg (stern.de).
  7. Deutschen Adipositas-Gesellschaft e. V. (DAG): S3 Leitlinie Prävention und Therapie der Adipositas. AWMF, Oktober 2024, S. 41, abgerufen am 31. August 2025.
  8. Ashwell, M. and S.D. Hsieh: Six reasons why the waist-to-height ratio is a rapid and effective global indicator for health risks of obesity and how its use could simplify the international public health message on obesity. Hrsg.: International Journal of Food Sciences and Nutrition. Nr. 56(5), 2005, S. 303–307 (nih.gov [abgerufen am 31. August 2025]).
  9. Theodor Stemper: WHtR statt BMI? Beurteilung von Übergewicht, Adipositas und deren Auswirkungen auf die Gesundheit. In: Fitness und Gesundheit : F & G; das Insider-Magazin. Band 2013, Nr. 3, 2013, S. 128–130 (uni-wuppertal.de [PDF; abgerufen am 31. August 2025]).
  10. Erich Brenner, Isabel Forner-Cordero, Gabriele Faerber, Stefan Rapprich, Manuel Cornely: Body-Mass-Index vs. Taille-zu-Größe-Verhältnis bei Patientinnen mit Lipohyperplasia dolorosa (vulgo Lipödem). Hrsg.: JDDG: Journal der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft. Band 21, S. 1179–1187 (wiley.com [abgerufen am 31. August 2025]).
  11. Deutsche Gesellschaft für Phlebologie und Lymphologie e.V. (DGPL): S2k Leitlinie Lipödem. AWMF, Januar 2024, S. 26 (Tabelle 5), abgerufen am 31. August 2025.
  12. Gemeinsamer Bundesausschuss (G-BA): Qualitätssicherungs-Richtlinie zur Liposuktion bei Lipödem. In: Maßnahmen zur Qualitätssicherung bei Verfahren der Liposuktion bei Lipödem. 17. Juli 2025, abgerufen am 31. August 2025.