Wagenborg-S-Klasse

S-Klasse
Schieborg
Schieborg
Schiffsdaten

zugehörige Schiffe

Spaarneborg
Schieborg
Schlingeborg

Schiffsart Ro-Ro-Frachtschiff
Reederei Wagenborg Shipping, Delfzijl
Entwurf Globetech Marine, Göteborg; NAOS Ship & Boat Design, Triest
Bauwerft Flender-Werft, Lübeck
Bauzeitraum 1999 bis 2000
Gebaute Einheiten 3
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 183,29 m (Lüa)
173,62 m (Lpp)
Breite 25,20 m
Seitenhöhe 9,30 m
Tiefgang (max.) 7,50 m
Vermessung 21.005 BRZ / 10.601 NRZ
Maschinenanlage
Maschine 1 × Sulzer-Dieselmotor (Typ 7RTA52U)
Maschinen­leistungVorlage:Infobox Schiff/Wartung/Leistungsformat 10.920 kW (14.847 PS)
Dienst­geschwindigkeit

18 kn (33 km/h) Vorlage:Infobox Schiff/Antrieb/Geschwindigkeit_B

Propeller 1 × Verstellpropeller
Transportkapazitäten
Tragfähigkeit 12.500 tdw
laufende Spurmeter 2.470 m
Zugelassene Passagierzahl 10
PaxKabinen 10
Sonstiges
Klassifizierungen Bureau Veritas

Die S-Klasse ist eine ehemalige Ro-Ro-Schiffsklasse der niederländischen Reederei Wagenborg Shipping.

Geschichte

Der Schiffstyp wurde von dem schwedischen Unternehmen Globetech Marine und dem italienischen Unternehmen NAOS Ship & Boat Design entworfen.[1] NAOS Ship & Boat Design führt den Schiffstyp als Typ P121.[2] Der Auftrag zum Bau der Schiffe mit Ablieferung des ersten Schiffes Ende 1999 und der beiden Folgebauten im Jahr 2000 wurde von der Reederei Wagenborg Shipping in Delfzijl an die Flender-Werft in Lübeck vergeben, da auf niederländischen Werften keine Kapazitäten frei waren.[3]

Die von Wagenborg Shipping unter der Flagge der Niederlande mit Heimathafen Deljzijl bereederten Schiffe waren zunächst für 15 Jahre an die belgische Reederei Cobelfret Ferries verchartert, die sie für den schwedisch-finnischen Konzern Stora Enso für den Transport von Papierprodukten bzw. Zellstoff zwischen Göteborg in Schweden und Zeebrugge in Belgien betrieb. Hierfür wurden insbesondere die von Stora entwickelten SECU-Transportcontainer (SECU steht für „Stora Enso Cargo Unit“[4][5]) genutzt, die zwar in Schweden mit der Bahn befördert werden können, für andere europäische Schienennetze aber zu schwer sind und daher auf dem Seeweg befördert werden.[1] Cobelfret Ferries war auch für die Vermarktung freier Kapazitäten auf den Schiffen zuständig.

2015 wurde die Spaarneborg an die belgische Reederei CLdN verkauft, in die 2011 die Kurzstrecken- und multimodalen Verkehre aus der Reederei Cobelfret ausgelagert worden waren. Schieborg und Schlingeborg verblieben auf der Verbindung zwischen Göteborg und Zeebrugge, die ab November 2014 von der zur schwedischen Reederei Swedish Orient Line gehörenden SOL Continent Line betrieben wurde.[6][7] 2019 übernahm DFDS Seaways den Betrieb der Verbindung zwischen Göteborg und Zeebrugge und kaufte dafür die beiden Fähren Schieborg und Schlingeborg für rund 36,1 Mio. Euro von Wagenborg,[8][9] die in Belgia Seaways bzw. Gothia Seaways umbenannt wurden.[10] Die ehemalige Schlingeborg wurde 2021 ebenfalls an CLdN verkauft.

Beschreibung

Die Schiffe werden von einem Zweitakt-Siebenzylinder-Dieselmotor des Typs Sulzer 7RTA52U mit 10.920 kW Leistung angetrieben. Der Motor wirkt über ein Untersetzungsgetriebe auf einen Verstellpropeller. Die Schiffe sind mit zwei mit jeweils 800 kW Leistung angetriebenen Bug- und einem ebenfalls mit 800 kW Leistung angetriebenen Heckstrahlruder ausgestattet. Für die Stromerzeugung stehen ein vom Hauptmotor mit 1120 kW Leistung angetriebener Wellengenerator mit 1420 kVA Scheinleistung sowie zwei von Viertakt-Sechszylinder-Dieselmotoren des Typs Wärtsilä 6L20 mit jeweils 1120 kW Leistung angetriebene Generatoren mit 1420 kVA Scheinleistung zur Verfügung. Weiterhin wurde ein von einem Dieselmotor angetriebener Notgenerator verbaut. Die Dieselmotoren sind mit SCR-Katalysatoren zur Reduktion von Stickoxiden ausgerüstet.

Heckansicht der Somerset (ex. Spaarneborg)

Die Schiffe verfügen über drei Ro-Ro-Decks, die sich auf dem Hauptdeck und dem darüber bzw. darunter liegenden Deck befinden. Das Ro-Ro-Deck auf dem Hauptdeck ist über eine herunterklappbare Heckrampe und das darüber liegende Deck über eine landseitige Rampe zugänglich. Das unter dem Hauptdeck liegende Ro-Ro-Deck ist über zwei feste Rampen mit dem Hauptdeck verbunden. Die Rampen sind jeweils 52 m lang und 8,6 m breit. Die Heckrampe ist 16 m lang, die Zufahrt zum Hauptdeck 22,7 m breit.[11] Das obere Ro-Ro-Deck ist nach oben größtenteils offen, es ist lediglich im vorderen Bereich durch die Decksaufbauten und im hinteren Bereich durch eine Brücke, auf der sich die Festmachereinrichtungen befinden, überbaut. Durch diese Brücke im hinteren Bereich kann die gesamte Breite des Schiffes als Zufahrt auf das obere Ro-Ro-Deck genutzt werden.[11] 2020 wurden bei der Belgia Seaways und der Gothia Seaways jeweils eine bewegliche Rampe zwischen dem Hauptdeck und dem Wetterdeck nachgerüstet, so dass der Umschlag rollender Ladungen vollständig über die Heckrampe erfolgen kann.[12][13] Auf dem unteren Ro-Ro-Deck stehen 468 Spurmeter, auf dem Hauptdeck 936 Spurmeter und auf dem darüber liegenden Deck 1.066 Spurmeter, insgesamt also 2.470 Spurmeter zur Verfügung.[2]

Die Decksaufbauten befinden sich im vorderen Bereich der Schiffe. Hier sind unter anderem verschiedene Betriebsräume, Lager, Büroräume, 18 Kabinen für die Schiffsbesatzung (die Regelstärke der Schiffsbesatzung beträgt 14 Personen) sowie zehn Kabinen für mitreisende Lkw-Fahrer eingerichtet. Auf dem obersten Deck befindet sich die Brücke. Sie ist über die gesamte Breite geschlossen. Zur besseren Übersicht beim An- und Ablegen und dem Navigieren in engen Fahrwassern gehen die Nocken etwas über die Schiffsbreite hinaus.

Der Maschinenraum befindet sich im Rumpf unterhalb der Decksaufbauten und damit auch im vorderen Bereich der Schiffe. Dadurch sind die Ro-Ro-Decks frei von Hindernissen wie beispielsweise durch die Rohre von den Motoren zum Schornstein. Die Antriebswelle zur Übertragung der Kraft des Antriebsmotors auf den Propeller ist durch die Lage des Maschinenraums 125 m lang.

Schiffe

S-Klasse
Bauname Baunummer IMO-Nummer Stapellauf
Ablieferung
Umbenennungen
und Verbleib
Spaarneborg[14] 676 9188221 20. August 1999
26. November 1999
2015: Somerset
Schieborg[15] 677 9188233 14. Januar 2000
26. April 2000
2019: Belgia Seaways
Slingeborg[16] 678 9188245 5. Mai 2000
26. Oktober 2000
2019: Gothia Seaways, 2021: Maxine

Zwischenfälle

Im Januar 2010 brach während eines Sturms in der Ladung auf dem Wetterdeck der Schieborg ein Feuer aus. Das Schiff befand sich in der Nordsee vor der dänischen Küste. Wegen des Sturms und des Feuers an Bord konnte die Besatzung nicht mithilfe eines Hubschraubers abgeborgen werden. Sie verließ das Schiff daher mit einem Rettungsboot. Da auch hier die Bergung per Hubschrauber nicht gelang, wurden zwei Offshoreschlepper zu Hilfe gerufen, von denen einer die Besatzung rettete und der andere das brennende Schiff in Schlepp nahm.[17][18] Die Schieborg wurde zunächst nach Eemshaven geschleppt[19][20] und später von der Bremerhavener Werft SSW Schichau Seebeck Shipyard am Standort der Bremerhavener Dockgesellschaft Bredo repariert.[21][22]

Literatur

Commons: S-Klasse – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Leading the shift to shortsea freight. In: The Naval Architect, The Royal Institution of Naval Architects, Januar 2000, S. 3 (PDF, 196 kB). Abgerufen am 2. April 2025.
  2. a b P121, NAOS Ship & Boat Design. Abgerufen am 2. April 2025.
  3. Wagenborg bestelt drie schepen in Duitsland. In: Schip & Werf de Zee, Mai 1998, S. 25–26 ISSN 0926-4213.
  4. Schwedisch-finnischer Papierkonzern ordnet Logistik neu, Verkehrsrundschau, 18. November 2008. Abgerufen am 2. April 2025.
  5. SECU (Stora Enso Cargo Unit), Wärtsilä Encyclopedia of Marine and Energy Technology. Abgerufen am 2. April 2025.
  6. Swedish Orient Line vermeldet positiven Verlauf in 2017, VEUS-Shipping, 22. Oktober 2017. Abgerufen am 2. April 2025.
  7. SOL Continent Line erweitert Routennetz, DVZ – Deutsche Verkehrs-Zeitung, 18. Dezember 2014.
  8. DFDS kauft Wagenborg-Schiffe für Routen-Expansion, Hansa – International Maritime Journal, 9. Mai 2019. Abgerufen am 2. April 2025.
  9. André Germann: DFDS startet neuen Papierdienst, THB – Täglicher Hafenbericht, 9. Mai 2019. Abgerufen am 2. April 2025.
  10. Schieborg and Slingeborg sold and delivered, Royal Wagenborg, 18. Juni 2019. Abgerufen am 2. April 2025.
  11. a b Ro-Ro Carrier Spaarneborg, Wärtsilä Encyclopedia of Marine and Energy Technology. Abgerufen am 2. April 2025.
  12. Belgia and Gothia Seaways get new 110-tonne ramp, DFDS, 8. Juni 2020. Abgerufen am 2. April 2025.
  13. New images from the ramp installation on Gothia Seaways, DFDS, 31. Juli 2020. Abgerufen am 2. April 2025.
  14. Spaarneborg, Stichting Maritiem-Historische Databank. Abgerufen am 2. April 2025.
  15. Schieborg, Stichting Maritiem-Historische Databank. Abgerufen am 2. April 2025.
  16. Schlingeborg, Stichting Maritiem-Historische Databank. Abgerufen am 2. April 2025.
  17. Rescue Mission – M/V Schieborg (Memento vom 5. November 2013 im Internet Archive), Esvagt.
  18. Bent Mikkelsen: Svår räddningsaktion av brinnande ro-ro-fartyg i Nordsjön, Sjöfartstidningen, 10. Januar 2005. Abgerufen am 2. April 2025.
  19. Pressemitteilungen des Havariekommandos im Zusammenhang mit der Havarie der Schieborg, Havariekommando, Januar 2005 (PDF, 215 kB). Abgerufen am 2. April 2025.
  20. Lloyd’s Casualty Week, Lloyd’s Marine Intelligence Unit, 21. Januar 2005 (PDF, 1,23 MB). Abgerufen am 2. April 2025.
  21. Gegen 11 Mitbewerber im In- und Ausland: Ausgefeiltes Konzept bringt SSW großen Reparaturauftrag ein – Ausgebrannter Papierfrachter kommt nach Bremerhaven, SSW Schichau Seebeck Shipyard, 11. Februar 2005. Abgerufen am 2. April 2025.
  22. Ersten Großauftrag erfolgreich abgewickelt – Neue SSW liefert „Schieborg“ an Reederei ab, SSW Schichau Seebeck Shipyard, 11. Juni 2005. Abgerufen am 2. April 2025.