Włodzimierz Czarzasty
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Włodzimierz Czarzasty (* 3. Mai 1960 in Warschau) ist ein polnischer Politiker und Medienunternehmer. Er ist ehemaliges Mitglied des nationalen Rundfunkrates sowie seit 2016 (Co-)Vorsitzender des Sojusz Lewicy Demokratycznej bzw. ab 2021 der Nowa Lewica. Er gehört dem Sejm seit 2019 in der IX. und X. Wahlperiode an. Er ist Vizepräsident des Sejm und soll gemäß einer Koalitionsabsprache Szymon Hołownia zur Halbzeit der Legislaturperiode im Amt ablösen.[1]
Leben und Beruf
Włodzimierz Czarzasty studierte internationale Beziehungen an der Fakultät für Journalismus und Politikwissenschaft der Universität Warschau.
Beruflich war er im Print- und Medienbereich als Mitglied von Unternehmensführungen tätig.[2] Von 1988 bis 1990 war Czarzasty Direktor der Kulturagentur Alma-Art. 1990–1999 war er zusammen mit seiner Frau Mitinhaber sowie Vorstandschef des in Polen bedeutenden Verlags Muza, der zur Zeit des Systemumbruchs mithilfe einer Kapitalgesellschaft aus dem Umfeld der ehemaligen PZPR gegründet wurde. Bis 2006 verkaufte er den Großteil seiner Aktien,[3][4] behielt aber einigen Streubesitz.[5] Seine Frau blieb im Vorstand und war zeitweise Vorsitzende.[6] Des Weiteren gehörte Czarzasty dem Aufsichtsrat der Produktionsfirma Euromedia an. In den Jahren von 2006 bis 2011 war Włodzimierz Czarzasty Miteigentümer des Verlags Wilga.[4]
Czarzasty ist Vogelschützer im polnischen Verband und Hobby-Ornithologe sowie Herausgeber von diesbezüglicher Literatur. Er hat Flugangst.[7][8][9] Politische Gegenspieler vergleicht er mitunter mit verschiedenen Vögeln.[10][11] Czarzastys Privatbibliothek umfasst 15.000 Bände.[12]
Politik
In den 80er-Jahren wirkte er als stellvertretender Vorsitzender des regimenahen Studentenverbandes. In den Jahren von 1983 bis 1990 gehörte Czarzasty der kommunistischen Staatspartei Polska Zjednoczona Partia Robotnicza (PZPR) an.[4] Nach dem politischen Umschwung war er im Sojusz Lewicy Demokratycznej (SLD) aktiv und kandidierte bei der Parlamentswahl im Jahre 1997 ohne Erfolg.[13]
Er saß im Aufsichtsrat der öffentlich-rechtlichen Hörfunkanstalt Polskie Radio, bis er im Jahre 1998 vom Schatzminister Emil Wąsacz abberufen wurde. Diese Entscheidung wurde 2002 vom Bezirksgericht in Warschau für unrechtmäßig erklärt.[14] Im Mai 1999 entsandte der damalige Präsident Aleksander Kwaśniewski ihn in den nationalen Rundfunkrat und dort führte er vom März 2000 bis zum August 2004 die Position des Sekretärs aus. Im Januar 2005 trat er ein paar Monate vor dem Ende seiner sechsjährigen Amtszeit zurück.[15] Sein Name tauchte 2002 im Zusammenhang mit der sogenannten Rywin-Affäre auf. Eine Untersuchungskommission wies ihm einen wichtigen Einfluss auf öffentliche Medien und Privatisierungskonzepte nach. Ein Jahre später erschienes Sachbuch belastete Czarzasty, der in der zeitgenössischen Öffentlichkeit eher als Randfigur neben Miller, Michnik und Rywin galt, schwer. Die These des Autors lautete, dass eine Gruppe um Czarzasty in Erwartung der Erlöse aus den widerrechtlichen Medienübernahmegeschäften geplant habe, ein SLD-nahes Medienkonglomerat zu schaffen. 2025 sprach sich der ehemalige Staatspräsident Komorowski (PO) deutlich gegen seine Wahl zum Sejmmarschall aus.[16][17][18]
Im Jahr 2012 nahm er an den parteiinternen Wahlen zum Vorsitzenden der SLD für die Woiwodschaft Masowien teil und gewann diese gegen seine Konkurrentin Katarzyna Piekarska mit 111 zu 106 erhaltenen Stimmen.[19] Bei der Parlamentswahl im Jahre 2015 kandidierte Czarzasty als Führer der Wahlliste in Płock für die Zjednoczona Lewica, ein von der SLD angeführtes Wahlbündnis.[20] Da die seit 2005 im Abwärtstrend befindliche Partei mit ihren Bündnispartnern mit 7,6 % der Stimmen knapp an der für Wahlbündnisse geltenden 8-Prozent-Hürde scheiterte, erlangte er auch dieses Mal kein Mandat. Danach trat er in den Wahlen zum Parteivorsitz an und belegte im ersten Wahlgang den ersten Platz. Im zweiten Wahlgang, wo die Delegierten auf einem Parteikongress wählten, erhielt Czarzasty 428 Stimmen und gewann gegen Jerzy Wenderlich, welcher nur 305 Stimmen bekam.[21] Bei den Selbstverwaltungswahlen 2018 kandidierte er vergeblich zum Sejmik der Woiwodschaft Masowien.[22] Bei der Parlamentswahl 2019 wurde er dann im Wahlkreis Katowice in den Sejm gewählt.[23] Nach der Wahl wählte ihn das Parlament zum stellvertretenden Sejmmarschall.[24] Bei der Parlamentswahl 2023 verteidigte er sein Mandat.[25] Anschließend wurde er erneut Vizemarschall des Sejm.[26] Im Koalitionsvertrag zur Bildung der neuen Regierung wurde zuvor vereinbart, dass Czarzasty nach der Hälfte der Legislaturperiode den bisherigen Sejmmarschall Szymon Hołownia (Polska 2050) ablösen soll.[27]
Einzelnachweise
- ↑ https://wiadomosci.wp.pl/sprawa-marszalka-rotacyjnego-wlodzimierz-czarzasty-zastapi-szymona-holownie-7066723880159872a
- ↑ Włodzimierz Czarzasty. In: ktokogo.pl. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 9. November 2015 (polnisch).
- ↑ Gra o Muzę. In: Rzeczpospolita. (rp.pl [abgerufen am 15. Juli 2025]).
- ↑ a b c Włodzimierz Czarzasty. In: sld.org.pl. Abgerufen am 12. März 2016 (polnisch).
- ↑ Włodzimierz Czarzasty ma jacht i obrazy warte kilkadziesiąt tysięcy złotych. 1. Juni 2024, abgerufen am 15. Juli 2025 (polnisch).
- ↑ https://www.northdata.de/Czarzasty,%20Ma%C5%82gorzata,%20PL/rbd31pp
- ↑ Czarzasty: Każda fobia polega na absurdzie. 12. Mai 2017, abgerufen am 12. November 2024 (polnisch).
- ↑ Polsat News: Włodzimierz Czarzasty w programie "Skandaliści". Godz. 20 w Polsat News. 4. Februar 2017, abgerufen am 12. November 2024 (polnisch).
- ↑ Amatorski ruch ornitologiczny. 20. Mai 2019, abgerufen am 12. November 2024 (polnisch).
- ↑ Zaskakujące słowa Czarzastego o Senyszyn. „Kiwi. Nielot”. 24. April 2023, abgerufen am 12. November 2024 (polnisch).
- ↑ Grupa Wirtualna Polska: Czarzasty porównuje Petru do cietrzewia. "Taki nastroszony". 12. März 2018, abgerufen am 21. Juli 2025 (polnisch).
- ↑ Włodzimierz Czarzasty posiada dom, mieszkanie, jacht i… 15 tys. książek. 18. Dezember 2019, abgerufen am 15. Juli 2025 (polnisch).
- ↑ Monitor Polski 1997, Nr. 64, Pos. 620. In: Monitor Polski auf der Website des ISAP. Kanzlei des Sejm, 1997, abgerufen am 12. März 2016 (polnisch, PDF-Datei s. Tekst ogłoszony).
- ↑ Zdaniem sądu Wąsacz bezprawnie odwołał Czarzastego. In: wp.pl. 22. Juni 2002, abgerufen am 12. März 2016 (polnisch).
- ↑ Historia. In: krrit.gov.pl. Abgerufen am 12. März 2016 (polnisch).
- ↑ Super Express: AFERA RYWINA, CZYLI DOWÓD, ŻE PRAWDA NIE OBRONI SIĘ SAMA | ALFABET MILLERA. 31. August 2025, abgerufen am 14. September 2025.
- ↑ Były prezydent uderza w Czarzastego: Obraża mnie to. Jestem przerażony. Gość Radia ZET - Wiadomości Radio ZET. 31. März 2025, abgerufen am 14. September 2025 (polnisch).
- ↑ Polsat News: Wypomniał przeszłość Czarzastego. "Jestem przerażony". 31. März 2025, abgerufen am 14. September 2025 (polnisch).
- ↑ Zjazdy wojewódzkie SLD: Czarzasty pokonał Piekarską na Mazowszu. In: lewica.pl. 14. April 2012, abgerufen am 12. März 2016 (polnisch).
- ↑ Serwis PKW – Wybory 2015. In: pkw.gov.pl. Abgerufen am 12. März 2016 (polnisch).
- ↑ Włodzimierz Czarzasty nowym przewodniczącym SLD. In: sld.org.pl. 23. Januar 2016, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 12. März 2016 (polnisch).
- ↑ Ergebnis auf der Seite der Wahlkommission, abgerufen am 26. August 2025.
- ↑ Ergebnis auf der Seite der Wahlkommission, abgerufen am 26. August 2025.
- ↑ Ergebnis auf sejm.gov.pl, abgerufen am 26. August 2025.
- ↑ Ergebnis auf der Seite der Wahlkommission, abgerufen am 26. August 2025.
- ↑ Nachricht in Monitor Polski 2023, S. 1263.
- ↑ „Rotacyjność funkcji marszałków Sejmu i Senatu - są wątpliwości konstytucyjne“ auf www.prawo.pl, abgerufen am 26. August 2025.