Władysław Bartynowski
Władysław Bartynowski, deutsch Ladislaus Bartynowski, (geboren am 25. Juni 1832 in Karniowice; gestorben am 16. Dezember 1918 in Krakau) war ein polnischer Historiker und Numismatiker, sowie Druckschriften-, Kunst- und Münzsammler.
Familiäre Herkunft
Bartynowski war ein Sohn des Richters, Stadtbeamten und Numismatikers Maksymilian (Maximilian) Bartynowski (1800 – 11. September 1839) und dessen Frau Emilia (Honorata) Honoraty (geborene Meciszewski; 1810 – 11. Januar 1856), eine Tochter von Kazimierz Meciszewski (1768 – 26. Januar 1848) und Tekla Józefa (geborene Toporkiewicz, * um 1770). Er teilt später die Sammelleidenschaft seines Vaters und gab sie zudem an seinen Sohn Wacław Bartynowski weiter. Sein Vater hatte um 1825 damit begonnen polnische Medaillen und Münzen zu sammeln, die nach seinem Tod im Jahr 1841 durch die Familie verkauft wurden und später den Grundstein für die numismatische Sammlung der Universität Warschau bildeten.
Leben
Nach dem Tod des Vaters zog seine Familie nach Krakau um. Dort absolvierte er das Gymnasium und immatrikulierte sich im Alter von 19 Jahren zum Wintersemester 1851/1852 an der Universität, wo er als außerordentlicher Student begann, Jura zu studierten. Er schloss dieses Studium jedoch nicht ab, sondern wandte sich der Literatur zu und legte eine umfangreiche Bibliothek an, die er mit einem Exlibris kennzeichnete (Bibliotheca Pędzichoviensis M. W. Bartynowskich). Seit 1860 sammelte er auch alte polnische Drucke, von denen er möglichst viele beschädigte Exemplare zu retten versuchte, indem er sie unter anderem mit neuen, der Herstellungszeit entsprechenden, Einbänden versah und versuchte verlorene Blätter zu ersetzen. Bartynowski hatte für einige Zeit die Antiquariatsabteilung des Verlags von Daniel Edward Friedlein (1802–1855) in Krakau geleitet, die von seinem Freund Józef Edward Friedlein (1831–1917) weitergeführt wurde, was ihm dabei zugutekam. Er erwarb, verkaufte und tauschte Bücher, Manuskripte, Stiche sowie Münzen und Medaillen. Aus seinen erhaltenen Korrespondenzen geht hervor, dass er Dubletten austauschte und in ständigem persönlichen oder brieflichen Kontakt mit Personen stand, die seine Interessen teilten. So trug er auch zahlreiche Kupferstiche, Lithografien und Holzschnitte oder Duplikate alter Veröffentlichungen wie Kräuter- und Wappenbücher, Chroniken, Statuten und andere seltene Drucke zusammen, katalogisierte sie und sammelte Materialien und Informationen über ihre Schöpfer. Er hatte um 1850 begonnen, Münzen und Medaillen zu sammeln und diese auch mit einem selbst erfundenen Verfahren (Bartynotypie) zu reproduzieren.
Ab 1867 begann Bartynowski damit, seltene gedruckte Werke zu reproduzieren. Dabei nahm er sich Adam Piliński (1810–1887) in Paris, sowie Józef Przyborowski (1823–1896) und dessen Tochter Urszula in Warschau zum Vorbild und fertigte Faksimiles dieser Raritäten an. Er beauftragte lithografische Ateliers mit der Herstellung von Drucken. Doch die Qualität und der Preis stellten ihn nicht zufrieden, so dass er selbst begann sich mit Reproduktionstechniken zu beschäftigen. Dabei wurde er durch seinen Sohn Stanisław Bartynowski unterstützt, der ausgebildeter Chemiker war. Aus dieser Zusammenarbeit entstand 1882 eine Reproduktion des ältesten polnischen heraldischen Buches des Marcus Ambrosius de Nissa aus dem 16. Jahrhundert. In den Jahren 1883 bis 1884 fertigten sie Nachdrucke der Werke des polnischen Dichters Jan Kochanowski an. Diese Exemplare wurden als Fotolithografien hergestellt. Zudem führte Bartynowski Konservierungsarbeiten an alten Drucken durch, die sich in seiner eigenen, in der Jagiellonischen Bibliothek oder in Privatbibliotheken befanden. In den 1870er und 1880er Jahren arbeitete er gemeinsam mit Antoni Zaleski an der Katalogisierung der Kupferstichsammlung der Jagiellonischen Bibliothek. Im Jahr 1903 schenkte er der örtlichen Sammlung 330 Porträtstiche.
Gemeinsam mit Karol Estreicher beabsichtigte Bartynowski ein „Biographisches Wörterbuch polnischer Künstler“ (Słownika biograficznego artystów polskich) zusammenzustellen. Am 15. Januar 1871 wandten sie sich mit einer Anzeige an Künstler (Maler, Graveure, Lithographen und Holzschneider, Emailleure, Bildhauer und Medailleure), um sie um Mithilfe beim Sammeln von Informationen über ihr Leben, ihre künstlerischen Studien und ihre Hauptwerke zu bitten oder über andere polnische Künstler zu übermitteln. Das Buch kam jedoch nie zustande. Mit Estreicher arbeitete er zudem an einem alphabetischen Index zum Werk Adam Jochers, Spis abecadłowy do dzieła A. Jochera: Obraz literatury i nauk w Polsce, der in mehreren Bänden erschien.
Bartynowski hatte auch um die tausend Autogramme prominenter Persönlichkeiten (insbesondere von Numismatikern) gesammelt. Des Weiteren sammelte er Kupferstiche, hauptsächlich Porträts berühmter polnischer Bürger. Diese Leidenschaft teilte er mit seinem Freund Józef Edward Friedlein, mit dem er vereinbarte, dass sie sich jeweils auf unterschiedliche Personengruppen festlegten, um Doppelungen zu vermeiden. Bartynowski trug etwa 5.000 Porträts von Privatpersonen zusammen während Friedlein Bildnisse von Adligen und Königen sammelte. Er machte sich zu jedem Werk Notizen zu den verwendeten Techniken und über die Kupferstecher und Graveure. Diese veröffentlichte er auf eigene Kosten unter dem Titel: Materiały historyczne rysowane i zbierane w kraju i zagranicą.[1]
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Bartynowski war Mitbegründer der Numismatischen Gesellschaft in Krakau (polnisch Towarzystwa Numizmatycznego w Krakowie), die während einer Tagung am 13. Januar 1889 im Auditorium des Collegium Novum gegründet wurde (als offizielles Gründungsdatum gilt die Genehmigung der Satzung vom 30. November 1888) und war zeitweise Stellvertreter von Andreas Potocki, des Obmanns der Gesellschaft. Er gab 1889 bis 1900 die Zeitschrift Wiadomości Numizmatyczno-Archaeologiczne (Numismatische und archäologische Nachrichten) heraus, beriet |Emeryk Hutten-Czapski (1828–1896) beim Aufbau seiner Sammlung und war 1896 einer der Gründer der Gesellschaft der Liebhaber der Krakauer Geschichte und Denkmäler (Towarzystwo Miłośników Historii i Zabytków Krakowa). Einen Teil seiner Sammlung schenkte er dem Emmerich-Hutten-Czapski-Museum. 1906 entwarf Jan Raszka eine Medaille, auf deren Vorderseite ein Brustbild Bartynowskis sowie dessen Vor- und Nachname abgebildet ist.
Schriften (Auswahl)
Neben zahlreichen Münzkatalogen, Zeitschriftenbeiträgen und Biografien zu Künstlern verfasste Bartynowski unter anderem folgende Werke.
- Krótkie wspomnienie o życiu i pracach sztycharskioh Jana Lewickiego. Posen 1880 (kpbc.umk.pl).
- Wspomnienie o rytowniczych pracach Wilhelma Hondiusa. In: Przegląd Biblijograficzno-Archeologiczny. Band 2, 1882, S. 195–210 (Textarchiv – Internet Archive), S. 266–273 (Textarchiv – Internet Archive), S. 313–319 (Textarchiv – Internet Archive – unvollständig, da die Reihe nur in den Jahren 1881 bis 1883 erschien).
- Trojaki nieznane znajdujące się Muzeum Peszteńskim In: Zapiski Numizmatyczne. Band 1, Nr. 3, 1885, S. 40–41 (Über die unbekannten Dreigroschen im Pester Museum).
- Katalog tytułów i kart z dzieł dawnych pol skich oryginalnych i faksymilowanych które w celu kompletowania ksią żek rzadkich a uszkodzonych nabywać można. Krakau 1895.
Familie
Seit dem 14. Februar 1857 war Bartynowski mit Karolina (geborene Szymanowska; † 20. August 1893) verheiratet, mit der er mehrere Kinder hatte:
- Stanisław Bartynowski (* 30. Oktober 1857–1923), der Chemiker wurde
- Teresa Bartynowski
- Bronisława Bartynowski
- Wacław Bartynowski (1868–1923), der Richter und Numismatiker wurde
Literatur
- Bartynowski, Władysław. In: Wielka encyklopedya powszechna ilustrowana. Band 8. S. Sikorskiego, Warschau 1892, S. 26 (Textarchiv – Internet Archive).
- Marjan Gumowski: Bartynowski Władysław (1832–1918). In: Polski słownik biograficzny. Band 1: Abakanowicz Abdank Bruno – Beynart Wojciech. Zakład Narod. Im. Ossolińskich, Breslau 1935, S. 335–336.
- Przemyslav Marcin Żukowski: Władysław Bartynowski (1832–1918). Życie, twórczość i spuścizna archiwalna w zbiorach Muzeum Narodowego w Krakowie / Władysław Bartynowski (1832–1918): Life, Work and Archival Heritage in the Collection of the National Museum in Krakow. In: Notae Numismaticae – Zapiski Numizmatyczne. Band 9, 2014, S. 195–218 (ub.uni-heidelberg).
- Krystyna Pawłowska: Kolekcje medalików i krzyżyków Władysława Bartynowskiego – oryginały i bartynotypy. In: Sacrum et Decorum. Nr. 16, 2023, S. 64–93, doi:10.15584/setde.2023.16.4.
- Krystyna Pawłowska: Władysław Bartynowski – numizmatyk i jego rodzina. Wydawnictwo Księgarnia Akademicka, Krakau 2025, ISBN 978-83-8368-208-2, doi:10.12797/9788383682587.
Weblinks
- Władysław Bartynowski (polnisch, encyklopediakrakowa.pl)
- Krystyna Pawłowska: Zofia i Stanisław Bartynowscy – Moi dziadkowie i historia założenia Muzeum Przemysłowego w Rzeszowie (polnisch, ras.rzeszowska.org.pl)
Einzelnachweise
- ↑ Przemysław Marcin Żukowski: Władysław Bartynowski (1832–1918) : życie, twórczość i spuścizna archiwalna w zbiorach Muzeum Narodowego w Krakowie. In: Notae Numismaticae – Zapiski Numizmatyczne. Band 9, 2014, S. 195–217, doi:10.11588/diglit.31073.16 (polnisch, ub.uni-heidelberg.de – auf S. 214 englischsprachig Zusammenfassung).