Wässerndorf

Wässerndorf
Markt Seinsheim
Koordinaten: 49° 38′ N, 10° 12′ O
Höhe: 236 m ü. NHN
Einwohner: 203 (2013)[1]
Eingemeindung: 1. Mai 1978
Postleitzahl: 97342
Vorwahl: 09332

Wässerndorf ist ein Gemeindeteil des Marktes Seinsheim im Landkreis Kitzingen (Unterfranken, Bayern).[2] Die Gemarkung Wässerndorf hat eine Fläche von 3,478 km². Sie ist in 492 Flurstücke aufgeteilt, die eine durchschnittliche Fläche von 7069,49 m² haben.[3] In ihr liegen neben dem namensgebenden Ort die Gemeindeteile Barthsmühle, Gehrenmühle, Lungenmühle, Winkelhof und Winkelhofmühle.[4]

Geografische Lage

Das Pfarrdorf liegt auf freier Flur an der Iff, einem linken Zufluss des Breitbachs. Die Kreisstraße KT 20 führt an der Dorfmühle vorbei nach Iffigheim zur Staatsstraße 2419 (0,8 km nordöstlich) bzw. nach Gnötzheim (3 km südwestlich). Die Kreisstraße KT 26 führt nach Seinsheim zur St 2419 (1,2 km östlich). Gemeindeverbindungsstraßen führen zur Barthsmühle (1,2 km westlich) und zur Lungenmühle (0,4 km südlich).[5]

Geschichte

Wässerndorf zählt zu den fränkischen Neusiedlungen des 13. Jahrhunderts. Das Dorf wurde bei seiner Gründung „Westerndorph“ genannt, da es im Westen des Muttersiedlung Seinsheim lag.[6] Im Laufe der Jahrhunderte wurde das Dorf mehrmals umbenannt, bis es seinen heutigen Namen Wässerndorf erhielt. Es ist der einzige Ort im Umkreis mit dem Grundwort -dorf.

Lange Zeit hatte Wässerndorf zusammen mit sieben anderen Dörfern Anteil am sogenannten Kunigundenwald, der in Form einer Markgenossenschaft verwaltet wurde. Erst 1458 löste man diese Form der Verwaltung auf.

Seit dem 13. Jahrhundert waren die Herren von Seinsheim in Wässerndorf ansässig. Nach dem Aussterben der Herren von Seinsheim-Westerndorf ließ im Jahre 1555 Graf Friedrich von Schwarzenberg das Schloss über Teilen einer älteren Burganlage errichten.

Zur Realgemeinde Wässerndorf gehörten Barthsmühle, Gehrenmühle, Lungenmühle und Winkelhofmühle. Das Hoch-, die Dorf- und Gemeindeherrschaft sowie die Grundherrschaft über sämtliche Anwesen übte das schwarzenbergische Amt Wässerndorf aus.[7]

Nach dem Untergang des Großherzogtums Würzburgs 1814 kam das vormals hochstiftisch-würzburgische Lehen der Fürsten zu Schwarzenberg an das Königreich Bayern. Mit dem Gemeindeedikt (frühes 19. Jahrhundert) wurde Wässerndorf dem Steuerdistrikt Gnötzheim zugewiesen.[8] Wenig später entstand die Ruralgemeinde Wässerndorf mit den Orten Barthsmühle, Gehrenmühle, Holzmühle, Lungenmühle, Papiermühle, Winkelhof und Winkelhofmühle. Sie war in Verwaltung und Gerichtsbarkeit dem Herrschaftsgericht Hohenlandsberg zugeordnet[9] und in der Finanzverwaltung dem Rentamt Iphofen. Mit der Auflösung des Herrschaftsgerichtes im Jahr 1850 kam Wässerndorf an das Landgericht Markt Bibart. Am 25. August 1857 wurde die Gemeinde an das Landgericht Marktbreit und an das Rentamt Ochsenfurt überwiesen (1919 in Finanzamt Ochsenfurt umbenannt).[10] Ab 1862 war das Bezirksamt Kitzingen (1939 in Landkreis Kitzingen umbenannt) für die Verwaltung der Gemeinde zuständig. Die Gerichtsbarkeit blieb beim Landgericht Marktbreit (1879 in Amtsgericht Marktbreit umbenannt), ab 1932 war das Amtsgericht Ochsenfurt zuständig.[11]

Die Gutshöfe derer von Schwarzenberg in Wässerndorf und Winkelhof wurden 1938 vom Reichssiedlungsamt eingezogen, um Bauern aus der Gemeinde Bonnland dort anzusiedeln. Die Bürger dieses Ortes mussten wegen der Erweiterung des Truppenübungsplatzes Hammelburg ihre Heimat verlassen.[12] Auffällig ist die architektonische Ähnlichkeit aller Bonnlandhöfe. Im April 1945 wurde das Schloss mit den dort eingelagerten Archivalien aus dem Würzburger Staatsarchiv von amerikanischen Truppen zerstört. Die Ruine ist heute das Wahrzeichen von Wässerndorf.

1964 hatte die Gemeinde eine Gebietsfläche von 3,506 km².[13] Am 1. Juli 1972 wurde Wässerndorf an das Finanzamt Kitzingen und das Amtsgericht Kitzingen überwiesen. Am 1. Mai 1978 wurde Wässerndorf im Zuge der Gebietsreform in Bayern nach Seinsheim eingegliedert.[14][15]

Einwohnerentwicklung

Gemeinde Wässerndorf

Jahr 1818 1840 1852 1855 1861 1867 1871 1875 1880 1885 1890 1895 1900 1905 1910 1919 1925 1933 1939 1946 1950 1952 1961 1970
Einwohner 206 259 248 267 276 238 255 269 266 270 257 230 237 245 262 268 262 279 320 378 361 338 317 271
Häuser[16] 48 45 51 56 53 59 53 60 64
Quelle [8] [17] [18] [18] [19] [20] [21] [22] [23] [24] [25] [18] [26] [18] [27] [18] [28] [18] [18] [18] [29] [18] [13] [30]

Ort Wässerndorf

Jahr 001818 001840 001861 001871 001885 001900 001925 001950 001961 001970 001987 002000 002006 002013
Einwohner 179 210  *276 189 204 195 213 324 264 226 187  *209  *217  *203
Häuser[16] 37 36 44 50 47 55 54 57
Quelle [8] [17] [19] [21] [24] [26] [28] [29] [13] [30] [31] [1] [1] [1]

Religion

Wässerndorf ist römisch-katholisch geprägt und bis heute nach St. Peter und Paul (Seinsheim) gepfarrt.[13] 1965/66 wurde die evangelische Michaelskirche erbaut. Sie neherbergt ein wertvolles Renaissanceepitaph des Philipp von Thüngen und die Grabplatte der jüngsten Tochter von Friedrich von Schiller.[32]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Baudenkmäler

Das erhaltene Torhaus des Schlosses

In Wässerndorf gibt es acht Baudenkmäler:[33]

  • Schlossruine: Das zunächst als Wasserschloss erbaute Schloss mit viereckigem Innenhof war noch von Gebäudeteilen aus dem 13. Jahrhundert umfasst. Der vierflügelige Bau war mit vier Giebeln verziert. Das gesamte Gebäude wurde von einer mächtigen Ringmauer mit acht Türmen, darunter ein schwerer runder Torturm, geschützt. Eines der imposantesten Teile war ein mit Rankenfresken versehenes Zimmer. Das Schloss wurde am 5. April 1945 von den amerikanischen Streitkräften in Brand gesteckt und ist bis auf die Grundmauern niedergebrannt.
  • Katholische Kirche St. Cyriakus: Die kleine Saalkirche mit eingezogenem Chor in Fachwerkbauweise wurde nach der Inschrift in Chorbogen 1496 erbaut. Im Inneren herrschen die stabile Holzbalkendecke im Chor und die flache, auf Kragsteinen ruhende, hölzerne Empore vor.
  • Alter Friedhof mit Friedhofskreuz und Grabplatten
  • Die Papiermühle
  • Kreuz, Bildstock und Hoftor

Bodendenkmäler

In der Gemarkung Wässerndorf gibt es sieben Bodendenkmäler.[33]

Feste und Feiern

  • Alljährlich am zweiten Sonntag im August trägt die Freiwillige Feuerwehr Wässerndorf das Wiesenfest aus.
  • Alljährlich am Tag des offenen Denkmals trägt der Schlossruinenverein Wässerndorf das „Schlossruinenfest“ aus.

Persönlichkeiten

  • Seraphin Fleischmann (geboren als Heinrich Adolf, 1704–1762), Franziskaner-Minoriten Ordensprovinzial in Oberdeutschland[34]

Literatur

Commons: Wässerndorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. a b c d Integrierte ländliche Entwicklung – Entwurf ILEK, Stand Dez. 2015. (PDF; 13,8 MB) Gemeinde Rödelsee, S. 58, abgerufen am 14. Januar 2025.
  2. Markt Seinsheim, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 25. November 2024.
  3. Gemarkung Wässerndorf (091235). In: geoindex.io. Geoindex Aktiengesellschaft, abgerufen am 25. November 2024.
  4. Webkarte. ALKIS®-Verwaltungsgrenzen – Gemarkungen. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 25. November 2024.
  5. Ortskarte 1:10.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 25. November 2024 (Entfernungsangaben entsprechen Luftlinie).
  6. H. Bauer: Landkreis Kitzingen, S. 102.
  7. H. Weber: Kitzingen, S. 178.
  8. a b c Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, OCLC 1071656043, S. 98 (Digitalisat). Für die Gemeinde Wässerndorf zuzüglich der Einwohner und Gebäude von Barthsrothmühl (S. 8), Germasmühl (S. 29), Holzmühle (S. 43), Lanzenmühle (S. 52), Papiermühle (S. 71) und Winkelhof (S. 104).
  9. Adreß- und statistisches Handbuch für den Rezatkreis im Königreich Baiern. Kanzlei Buchdruckerei, Ansbach 1820, OCLC 869860423, S. 83 (Digitalisat).
  10. H. Weber: Landkreis Kitzingen, S. 218.
  11. H. Weber: Landkreis Kitzingen, S. 224.
  12. Website Markt Seinsheim: Wässerndorf, abgerufen am 22. Februar 2016.
  13. a b c d Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 884 (Digitalisat).
  14. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 748 (Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF; 41,1 MB]).
  15. Seinsheim > Politische Einteilung. In: wiki.genealogy.net. Verein für Computergenealogie, abgerufen am 25. November 2024.
  16. a b Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. 1818 werden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser, 1871 bis 1987 als Wohngebäude.
  17. a b Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, OCLC 635011891, S. 278–279 (Digitalisat). Laut Historischem Gemeindeverzeichnis hatte die Gemeinde zu diesem Zeitpunkt 229 Einwohner.
  18. a b c d e f g h i Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, OCLC 311071516, S. 205, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
  19. a b Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 1178, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  20. Kgl. statistisches Bureau (Hrsg.): Verzeichniß der Gemeinden des Königreichs Bayern nach dem Stande der Bevölkerung im Dezember 1867. XXI. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. Ackermann, München 1869, S. 192 (Digitalisat).
  21. a b Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1330, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  22. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern. Hergestellt auf Grund der neuen Organisation der Regierungsbezirke, Bezirksämter und Gerichtsbezirke. Nachtrag zum Heft 36 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1879, OCLC 992516308, S. 78 (Digitalisat).
  23. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern. Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1880. Heft 35 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1882, OCLC 460588127, S. 221 (Digitalisat).
  24. a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 1264 (Digitalisat).
  25. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern : Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dez. 1890. Heft 58 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1892, OCLC 162230561, S. 226 (Digitalisat).
  26. a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1352 (Digitalisat).
  27. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichnis für das Königreich Bayern Nach der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und dem Gebietsstand vom 1. Juli 1911. Heft 84 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1911, OCLC 162230664, S. 226 (Digitalisat).
  28. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 1388 (Digitalisat).
  29. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 1210 (Digitalisat).
  30. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 189 (Digitalisat).
  31. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 366 (Digitalisat).
  32. H. Bauer: Landkreis Kitzingen, S. 102.
  33. a b Denkmalliste für Seinsheim (PDF) beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege
  34. J. L. Klarmann: Der Steigerwald in der Vergangenheit, S. 215.