Fenyös

Koordinaten: 47° 30′ 15″ N, 16° 29′ 40″ O

Reliefkarte: Burgenland
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Fenyős erdő

Als Fenyös (gesprochen „Fenjöösch“) wird regional ein erloschener Vulkan westlich von Oberpullendorf bezeichnet. Der Name ist eingedeutscht hergeleitet von ungarisch Fenyős erdő ‚Föhrenwald‘. Einen deutschen Namen in dem Sinne gibt es nicht – er wurde einfach als Vulkan von Oberpullendorf bezeichnet und auf die ungarische Benennung verwiesen[1]. Mit einer Höhe von 309 m ü. A. und der Besiedlung am Hang sowie bewaldeten Hängen sticht die Kuppe als Vulkan nicht sofort ins Auge – der Höhenunterschied zur Siedlung (Oberpullendorf auf 243 m) beträgt nur knapp über 50 Meter.

Blick vom linken Stooberbach-Ufer zum Steinbruch Fenyös zeigt den sehr geringen Höhenunterschied zwischen Kuppe und Siedlung. Im Hintergrund erkennbar: Der Stromturm des Steinbruchs und ein Mobilfunksender

Auch sonst verweist oberflächlich nur der Steinbruch auf die einstige vulkanische Tätigkeit. Der Hügel ist mit Wald und Erde bedeckt, und auch Gräben wie im Nachbarhügel Biri sind zu finden.

Ein Graben – entstanden durch Entwässerung – zeigt den sedimentären Aufbau des Fenyös
Detailansicht des Grabens am Fenyös

Lage und Entstehung

Der Fenyös wird oft zum Vulkanismus im Steirischen Becken gerechnet, obwohl das Oberpullendorfer Becken eher ein Ausläufer der pannonischen Tiefebene ist. Im weiteren Umfeld bildet das sedimentär aufgefüllte Oberpullendorfer Becken eine Ebene. Der Hügel fügt sich nahtlos an den Siedlungsbereich von Oberpullendorf an.

Nach Kalium-Argon-Datierung weist das Gestein (im ehemaligen Steinbruch) ein Alter von 11,1 ± 1,2 Millionen Jahre auf. Dies ist nahezu zeitgleich zu denjenigen des benachbarten Paulibergs (der Basalt dort 10,2 ± 1,0 Millionen Jahre, der älteste aufgeschlossene Lavaerguss 11,2 ± 1,06 Millionen Jahre).[2][3] Der Vulkanismus fällt demnach ins untere Pannonium (Neogen, früher Jungtertiär genannt). Das Gestein wurde als relativ kieselsäurearmer, basischer Alkalibasalt, genauer ein olivin-tholeiitischer Basalt, bestimmt. Die geologische Karte erweist ein durchgehendes Basaltvorkommen durch die gesamte Ortslage, also weit über den Hügel mit dem Steinbruch selbst hinaus.[4] Die Vorkommen im benachbarten Stoob sind demnach dazugehörig. Die Vulkanite lagern teilweise tertiären Sedimenten, teilweise direkt dem Grundgebirge auf. Da weder die Sedimente im Hangenden noch die im Liegenden fossilführend sind, waren frühere Versuche einer stratigraphischen Altersbestimmung gescheitert.

Das Basaltvorkommen wurde detailliert durch E. Piso untersucht. Demnach sind die Vorkommen von Oberpullendorf und des benachbarten Stoob nach den anstehenden Gesteinen äußerst ähnlich und zusammengehörig, gehen aber wohl auf zwei getrennte Schlote derselben Magmakammer zurück.[5] Ältere Autoren waren hier nicht überein gekommen: Während Kümel sie als Resultat eines Vulkanausbruchs aus Oberpullendorf wertet, sieht Rath das Vorkommen als Ergebnis eines eigenen Durchbruchs[1][6]. Im Steinbruch Oberpullendorf weist Piso fünf übereinanderliegende Lavadecken nach, die teilweise durch geringmächtige Lockersedimente getrennt sind.[5]

Das Gestein wurde in zwei Steinbrüchen abgebaut, die in den 1960er Jahren, wegen Erschöpfung der nutzbaren Vorräte, eingestellt wurden.[7]

Geschichte

Am Fenyös direkt wurde in früheren Zeiten Basalt abgebaut. Sowohl Kümel als auch Rath erwähnen einen wirtschaftlich betriebenen und einen Stadtsteinbruch. Spätestens seit den 1970er Jahren sind beide aufgelassen.[6] Als Rest des wirtschaftlichen Steinbruchs findet sich heute ein See, der als Fischteich genutzt wird[8]. Im Umfeld des Teiches sind noch Ruinen des ehemaligen wirtschaftlichen Steinbruchs und dessen Transportsysteme zu finden. Der Transport des Materials wurde über die Burgenlandbahn organisiert und spielte auch während des 3. Reiches eine große Rolle beim deutschen Autobahnbau[9]. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts wurde das Areal für kulturelle Aktivitäten genutzt wie z. B. die international beachtete jährliche Ausstellung Keramik im Steinbruch (auch K.i.Ste genannt) Das letzte Mal wurde sie 2015 ausgerichtet[10].

In Stoob wurde in den 1950er Jahren der Basaltsteinbruch eröffnet und ebenfalls noch im 20. Jahrhundert geschlossen.

Der Vulkan als Namensgeber

Zwischen Gruppen von älteren Obstbäumen wurde eine Streuobstwiese angelegt
Zahlreiche alte Obstsorten wurden am Fenyös gepflanzt und werden mit Hinweistafeln beschrieben

2013 wurde in unmittelbarer Nähe südöstlich der Kuppe ein Streuobstwiesengebiet eröffnet mit alten, regionalen Sorten[11]. Es trägt den Namen Fenyös Streuobstwiese.

Das regionale Fußballstadion von Oberpullendorf trägt den Namen Fenyösstadion.[8]

Galerie Steinbruch

Einzelnachweise

  1. a b Friedrich Kümel: Vulkanismus und Tektonik der Landseer Bucht im Burgenland. Jahrbuch der Geologischen Bundesanstalt. Bd. 86, 1936, S. 203–235 (PDF)
  2. Kadosa Balogh, Fritz Ebner, Csaba Ravacz (1994): K/Ar-Alter tertiärer Vulkanite der südöstlichen Steiermark und des südlichen Burgenlandes. In: Harald Lobitzer, Geza Császár & Albert Daurer (Redaktion): Jubiläumsschrift 20 Jahre Geologische Zusammenarbeit Österreich – Ungarn, Teil 2: 55–72.
  3. Hans Peter Schönlaub (Hrsg.): Erläuterungen zur Geologischen Karte des Burgenlandes 1:200.000. Geologische Bundesanstalt, Wien 2000. ISBN 3-85316-009-3.
  4. Geologie des Burgenlandes 1:200.000 mit Anteilen der angrenzenden Bundesländer und Staatsgebiete. GeoSphere Austria – Bundesanstalt für Geologie, Geophysik, Klimatologie und Meteorologie.
  5. a b E. Piso (1970): Zusammensetzung und Genese der Basalte des Pauliberges und von Stoob-Oberpullendorf (Burgenland). In: Tschermaks Mineralogische und Petrographische Mitteilungen 14: 103–139.
  6. a b Wolfgang Rath: Vulkanismus im Burgenland. Natur und Umwelt Burgenland, 3. Jg. Bd. 1, 1980 (PDF)
  7. Walter Eppensteiner (2006): Vulkanite im Burgenland. Vorkommen – Abbau – Verwendung. Archiv für Lagerstättenforschung der Geologischen Bundesanstalt 25: 5−34. PDF
  8. a b Sport und Freizeit auf oberpullendorf.gv.at, abgerufen am 6. Dezember 2024
  9. "Das Kriegsende zeichnet sich ab", auf: gedenkweg.at, abgerufen am 6. Dezember 2024
  10. Aus für die Ausstellung "Keramik im Steinbruch", auf bvz.at, 10. Jänner 2018
  11. Gesa Buzanich: Streuobstwiese am Fenyös – Obst und Natur als Einheit, auf meinbezirk.at, 1. Mai 2014