Votegroup

votegroup GmbH
Rechtsform GmbH
Gründung 2002
Sitz Aachen
Leitung Mathias Bieneke, Sven Eulitz
Mitarbeiterzahl 22
Umsatz 2,2 Mio. € (2023)
Branche Softwareentwicklung
Website votegroup.de

Die votegroup GmbH (bis 2024 vote iT GmbH) ist ein deutscher Anbieter von Wahlsoftware. Das öffentliche Unternehmen hat in Deutschland infolge der Übernahme seiner Wettbewerber eine marktbeherrschende Stellung.[1] Seine Software wird für die Wahlen zum Deutschen Bundestag, zu sieben Landtagen (die restlichen sind Eigenentwicklungen) und Tausenden kommunalen Vertretungen eingesetzt.[2][3][1]

Unternehmen

Das Unternehmen beschäftigt 22 Angestellte an Standorten in Aachen, Berlin und Gütersloh.[4] Es hat zwei Tochterunternehmen: Die voteservice GmbH in Aachen bietet Schulungen und Beratung zur Wahlsoftware an und über die Election B.V. in Amsterdam expandiert das Unternehmen in die Niederlande.[5]

Selbst vertrieben oder übernommen hat das Unternehmen in seiner Geschichte die Wahlsoftwares elect, Elect-WAS, IVU-elect, PC-Wahl, votemanager, Wahlabwicklungssystem (WAS) und Wahlmanager.[1] Über 90 % der Kommunen sowie die Landeswahlleitungen in Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, im Saarland und in Schleswig-Holstein sowie der Bundeswahlleiter setzen mit votemanager oder elect die aktuellen Lösungen des Unternehmens ein.[6] Die votegroup GmbH experimentiert mit digitalen Wahlen, der Integration von KI-Lösungen in die Wahlorganisation und der Integration eigener Software in die Deutsche Verwaltungscloud.[7]

Gesellschafter

Die privatrechtlich organisierte votegroup GmbH befindet sich gemäß ihres Gesellschaftsvertrags vollständig im Besitz kommunaler Unternehmen. Es handelt sich dabei um fünf Verwaltungskooperationen in Form kommunaler IT-Komplettanbieter sowie eines Vereins. Damit überschneiden sich überwiegend Kunden- und Gesellschafterkreis, wobei sich die Verteilung sehr ungleich darstellt: Während es Kommunen gibt, die gar nicht an der votegroup beteiligt sind, hat die Stadt Aachen mit 47 Prozent der Geschäftsanteile des Mehrheitsgesellschafters regio iT den größten Einfluss.[1]

Gesellschafter der votegroup GmbH (Stand: 8. Januar 2024)[8]
Gesellschafter Sitz Anteil
regio iT GmbH Aachen 70 %
Anstalt für Kommunale Datenverarbeitung in Bayern AöR München 20 %
ekom21 GmbH Gießen 3 %
KDO Service GmbH Oldenburg 3 %
Komm.ONE AöR Stuttgart 3 %
Wahlsoftware-Anwender-Gemeinschaft e.V. Gütersloh 1 %

Geschichte

Das Unternehmen wurde 2002 als Berninger Software GmbH von Volker Berninger in Marburg gegründet. Vertrieben wurde die Software PC-Wahl, die zwischenzeitlich die meistgenutzte Wahlsoftware in deutschen Verwaltungen war. 2016 wurde das Unternehmen von der regio iT GmbH übernommen, die ihm auch ihre eigene Software votemanager übertrug.[9] Es wurde anschließend in vote iT GmbH umbenannt und übernahm außerdem 2019 die WRS Softwareentwicklung GmbH in Hamm sowie 2020 die IVU.elect GmbH (später elect iT GmbH) in Berlin. Zum 31. Dezember 2020 wurde der Support von PC-Wahl eingestellt.[10] Seit April 2024 heißt das Unternehmen votegroup GmbH.

Kritik

Der Chaos Computer Club (CCC) kritisierte 2017 gravierende Sicherheitslücken in der Wahlsoftware PC-Wahl, darunter unsichere Passwörter, manipulierbare Datenübertragungen und fehlende Verschlüsselung, „alles Themen, die man in der IT als Anfängerfehler bezeichnen könnte“, sagte Thorsten Schröder.[11][12] 2024 kritisierte der CCC ähnliche Mängel in der Software elect. Linus Neumann bezeichnete den Code dabei als „katastrophal programmiert“ und warnte, dass fehlerhafte Software das Vertrauen in demokratische Prozesse nachhaltig schädigen könnten. Im Vorfeld war es bei der Landtagswahl in Sachsen zu fehlerhaften Sitzberechnungen gekommen. Der CCC forderte deshalb die Offenlegung des Quellcodes, verbindliche Sicherheitsvorgaben und ihre unabhängige Prüfung.[13][14][15][16]

Problematisch sei auch der fehlende Wettbewerb in Deutschland, angesichts der marktbeherrschenden Stellung von votegroup nach mehreren Fusionen. 2017 übernahm die vote iT den Wettbewerber PC Wahl, aus der Fusion von vote iT und elect iT ging 2024 die votegroup hervor.[17] Neumann kritisierte neben der Software auch die mangelnde Kontrolle durch das BSI angesichts von Unternehmen, die „sich da gemütlich aufkaufen, Kartelle bauen, Monopolstellungen haben, und uns mit diesem Quatsch versorgen“.[17] Bei der Ausschreibung zur Bundestagswahl 2025 war die votegroup der einzige Bewerber.[18]

  • Website der votegroup GmbH
  • Website der Wahlsoftware-Anwender-Gemeinschaft
  • Liste der Anwender der Software votemanager

Einzelnachweise

  1. a b c d Leonhard Pitz: Wahlsoftware: Alle Wege führen nach Aachen. In: netzpolitik.org. 23. Januar 2025, abgerufen am 7. September 2025.
  2. Anke Domscheit-Berg, Bundesministerium des Innern und für Heimat: Schriftliche Frage Monat Februar 2025. (PDF) In: domscheit-berg.de. Anke Domscheit-Berg, 19. Februar 2025, abgerufen am 7. September 2025.
  3. votemanager. In: wahlen.votemanager.de. votegroup, abgerufen am 7. September 2025.
  4. votegroup GmbH: Marktführer in der Wahlsoftware-Branche. votegroup GmbH, 19. Mai 2025, abgerufen am 8. September 2025.
  5. Über uns. In: votegroup.de. votegroup GmbH, 2025, abgerufen am 8. September 2025.
  6. Herzschrittmacher Digitale Wahlen. (PDF) In: vitako.de. Bundes-Arbeitsgemeinschaft der Kommunalen IT-Dienstleister e.V., 2024, abgerufen am 8. September 2025.
  7. Fusion zur votegroup. In: kommune21. K21 media GmbH, 9. Juli 2024, abgerufen am 8. September 2025.
  8. Handelsregistereintrag des Amtsgerichts Aachen Nr. HRB 20175 (Stand: 8. Januar 2024)
  9. Neue Gesellschaft bündelt Wahllösungen. In: kommune21.de. K21 media GmbH, 26. Januar 2016, abgerufen am 8. September 2025.
  10. Von PC-Wahl zum votemanager. In: kommune21.de. K21 media GmbH, 24. Januar 2020, abgerufen am 8. September 2025.
  11. Thorsten Schröder: Unsichere Software bei der Bundestagswahl: Passwort: test. In: Spiegel Online. 7. September 2017, abgerufen am 8. September 2025.
  12. 46halbe: Software zur Auswertung der Bundestagswahl unsicher und angreifbar. In: ccc.de. Chaos Computer Club, 7. September 2027, abgerufen am 8. September 2025.
  13. khaleesi: Wahlsoftware: Offene Quellen – Weniger Missverständnisse. In: ccc.de. Chaos Computer Club, 5. September 2024, abgerufen am 8. September 2025.
  14. Linus Neumann, Thorsten Schröder: Der Thüring-Test für Wahlsoftware. In: Chaos Communication Congress. Chaos Computer Club, 27. Dezember 2024, abgerufen am 8. September 2025.
  15. Gerald Weßel: Bundestagswahl 2025: IT-Experte warnt vor katastrophaler Wahlsoftware – wir haben mit ihm gesprochen. In: gamestar.de. GameStar, 23. Februar 2025, abgerufen am 8. September 2025.
  16. Jan Kröger: Sitzverteilung zunächst falsch berechnet: Softwarefehler bei Landtagswahl Sachsen. In: mdr.de. Mitteldeutscher Rundfunk, 7. Oktober 2024, abgerufen am 8. September 2025.
  17. a b Friedhelm Greis: Wahlsoftware immer noch unsicher. In: Golem. 28. Dezember 2024, abgerufen am 8. September 2025.
  18. Selina Bettendorf: Tiefgang: Wie sicher ist die Wahlsoftware? In: sz-dossier.de. Süddeutsche Zeitung, 22. Januar 2025, abgerufen am 8. September 2025.