Volumendehnung

Die Volumendehnung ist eine Angabe über die relative Volumen­änderung bei der Verformung eines Körpers.

Wenn das Volumen des Körpers sich vergrößert, liegt eine positive relative Dehnung (Ausdehnung, Expansion) vor, andernfalls eine negative relative Dehnung (Verdichtung, Kontraktion, Komprimierung) oder Kompression. Materialien, die zu beidem nicht fähig sind, weisen Inkompressibilität auf. Bei kleinen Verformungen (in erster Näherung) ist der Kompressionsmodul ein Maß für den Widerstand, den ein Material einer Kompression entgegensetzt.

Sie ist eine dimensionslose Größe mit Formelzeichen εv.

Definition

Wenn der Körper ein Ausgangsvolumen besitzt und ein momentanes Volumen , dann ist die relative Volumendehnung

Kleine Deformationen

Ein Quader wird geringfügig in x-, y- und z-Richtung gedehnt. Die in den Dehnungen linearen Anteile der Volumenzunahme sind blau, grün bzw. rot markiert.

Bei der Streckung eines Körpers der Länge auf die Länge ist die Dehnung als das Längenverhältnis

.

definiert. Bei der Verformung eines Quaders der Länge , Breite und Höhe in x-, y- und z-Richtung eines Kartesischen Koordinatensystems ergeben sich analog Dehnungen und in x-, y- und z-Richtung, siehe Abbildung rechts. Das Volumen des Quaders ist ursprünglich und nach der Deformation

Das Landau-Symbol steht für Terme, die mindestens quadratisch in den Dehnungen sind und die bei kleinen Dehnungen vernachlässigt werden können. Die Volumendehnung ist deshalb die Summe der Dehnungen in x-, y- und z-Richtung:

.

Bei einachsigem Zug in x-Richtung gibt die Querkontraktionszahl ν das Verhältnis zur Dehnung in y- bzw. z-Richtung an: . Dann ist

In der Technischen Mechanik wird die Verformung von Körpern mit dem Verschiebungsfeld seiner Teilchen am Ort als Funktion der Zeit t beschrieben. Die Dehnungen in den Koordinatenrichtungen ergeben sich dann aus den Ableitungsfunktionen

und die Volumendehung ist die Divergenz des Verschiebungsfeldes:[1]

.

Damit ist die Divergenz ein Maß für das Auseinanderstreben (lateinisch divergere ‚auseinanderstreben‘) der Teilchen im Volumenelement.

Mit dem Linearisierten Verzerrungstensor ε mit den Komponenten

schreibt sich weiters:

.

Darin bildet Sp die Spur (erste Hauptinvariante) des Verzerrungstensors.

Große Deformationen

Bei großen, endlichen oder finiten Deformationen eines Körpers muss zwischen den Koordinaten seiner Teilchen in der Ausgangskonfiguration und ihrer momentanen Position unterschieden werden. Zwischen diesen Koordinaten und der oben eingeführten Verschiebung besteht der Zusammenhang

Werden zu diesem Teilchen drei weitere in (infinitesmal) kleinem Abstand benachbarte Teilchen an den Orten mit der Zeit verfolgt, geraten sie an die Orte . Dann transformiert der Deformationsgradient F den ersten Differenzvektor gemäß

und für entsprechend. Das Volumen des von den drei Differenzvektoren aufgespannten Spats (Parallelepipeds) berechnet sich mit dem Spatprodukt:

worin det(…) und die senkrechten Striche |…| die Determinante des Arguments ausgeben. Bei kleinen Verschiebungen ist mit dem Verschiebungsgradient

det(F) ≈ 1 + Sp(H) = 1 + Sp(ε)

was im Einklang mit dem oben schon angegebenen Resultat ist. Auch der Zusammenhang

zwischen der Spur des Henky Verzerrungstensors und dem natürlichen Logarithmus des Volumenverhältnisses geht bei kleinen Verschiebungen in die schon bekannte Formel über.

Strömungsmechanik

In der Strömungsmechanik interessiert die Geschwindigkeit, mit der sich (infinitesimal) kleine, mit Fluid (Flüssigkeit oder Gas) gefüllte Volumina mit der Zeit ändern. Es ergibt sich:

wo der Überpunkt die Substantielle Ableitung, div(…) die Divergenz und das Geschwindigkeitsfeld der Strömung bezeichnen (nicht zu verwechseln mit dem Volumen ohne Pfeil).

Denn Zeitableitung obiger Gleichung liefert mit Jacobis Formel:

Darin ist die Adjunkte des Deformationsgradienten und l der Geschwindigkeitsgradient. Damit ist die Divergenz ein Maß für das Auseinanderstreben (lateinisch divergere ‚auseinanderstreben‘) der Fluidteilchen im Volumenelement.

Siehe auch

Literatur

  1. Ralf Greve: Kontinuumsmechanik. Ein Grundkurs für Ingenieure und Physiker. Springer, Berlin u. a. 2003, ISBN 978-3-642-62463-6, S. 101, doi:10.1007/978-3-642-55485-8 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).