Virius Nicomachus Flavianus

Virius Nicomachus Flavianus (signo Flavianius)[2] (* um 330;[3] † 394) war ein spätantiker römischer Politiker und Gelehrter. Er war einer der führenden Köpfe der heidnisch-stadtrömischen Senatsaristokratie im späten 4. Jahrhundert und beteiligte sich in führender Position an der Usurpation des Eugenius.
Flavianus stammte aus einer angesehenen, reich begüterten Senatorenfamilie. Er war Priester verschiedener Kulte und stieg im Staatsdienst auf, wo er schließlich die hohen Posten eines quaestor sacri palatii und eines Prätorianerpräfekten erreichte. Er war Mitglied des kaiserlichen Staatsrats (consistorium) am Hof des Kaisers Theodosius I. Dennoch entschied er sich 392, die Usurpation des Eugenius im Westen des Reiches zu unterstützen. An ihr war er in hoher Position als ranghöchster Prätorianerpräfekt im Westen beteiligt; 394 wurde er Konsul. Als jedoch Theodosius I. 394 gegen Eugenius zog und ihn und Nicomachus in der Schlacht am Frigidus besiegte, beging Flavianus Selbstmord.
Umstritten ist, wie sehr religiöse Motive die Entscheidung des Nicomachus Flavianus für Eugenius bestimmten. Erhoffte er sich von Eugenius politische Vorteile oder eine Unterstützung eines Projekts, die heidnischen Bräuche in Rom wieder zur Geltung zu bringen? So spielt Nicomachus Flavianus eine wichtige Rolle in der Debatte um ein pagan revival Ende des 4. Jahrhunderts. Galt er der älteren Forschung als eine Art Cato der Jüngere der konservativen heidnisch-senatorischen Oberschicht, zeigt sich die neuere Forschung eher skeptisch, ob es eine von Nicomachus strategisch gesteuerte heidnische Reaktion gegen den christlichen Kaiser Theodosius gegeben habe.
Er betätigte sich auch als Gelehrter. Das von ihm verfasste Geschichtswerk ist zwar verloren gegangen, diente aber nach Ansicht eines Teils der modernen Forschung als wichtige Quelle für spätere Geschichtsschreiber. Zu unterscheiden ist Virius Nicomachus Flavianus „der Ältere“ von seinem Sohn, Nicomachus Flavianus dem Jüngeren.
Leben
Herkunft und Aufstieg
Der hochgebildete Nicomachus Flavianus stammte aus der angesehenen stadtrömischen Familie der Virier.[4] Sein Vater war Volusius Venustus, der über reichen Landbesitz in Apulien verfügte; sein Cousin war der berühmte Redner und Senator Quintus Aurelius Symmachus. Später war er mit Symmachus auch zusätzlich verschwägert, als Flavianus’ Sohn, Nicomachus Flavianus der Jüngere, eine Tochter des Symmachus heiratete. Flavianus absolvierte erfolgreich den Staatsdienst, neben den üblichen Posten der Ämterlaufbahn (Quaestur und Praetur, wobei beide Ämter in spätrömischer Zeit kaum noch Bedeutung hatten) gehörte er unter anderem dem Kollegium der pontifices maiores an, war also für die Ausübung der traditionellen Götterdienste verantwortlich.[5] Er galt als Autorität in der Auguraldisziplin[6] und jeder anderen Art der Weissagekunst.[7] 364/65 war Flavianus Statthalter (Konsular) von Sizilien, wo die Familie offenbar auch Landbesitz hatte,[8] widmete sich nach 365 aber zunächst privaten Angelegenheiten.

Von Kaiser Gratian wurde er dann 377 zum Vicarius Africae ernannt, fiel bald danach aber aufgrund seiner Duldung der Donatisten in Africa in Ungnade. Im Hintergrund von Nicomachus’ Unterstützung der Donatisten stand möglicherweise die Strategie, die innerchristlichen Streitigkeiten zu fördern, um das Heidentum zu stärken. Jedenfalls wurde er von Gratian ermahnt, sich an die kaiserlichen Verfügungen gegen die Donatisten zu halten; in der Folge bekleidete er unter Gratian kein Amt mehr.[9]
Dafür genoss er bald das Wohlwollen Theodosius’ I. Theodosius hatte sich zunächst mit dem Usurpator Magnus Maximus, der nach Gratians Tod 383 den Westen des Imperiums beherrschte, verständigt, war 388 jedoch gegen ihn vorgegangen, in den Westen gezogen und hatte ihn besiegt. Wohl ebenfalls 388 wurde Flavianus quaestor sacri palatii des Theodosius und war somit unter anderem für die Abfassung von Gesetzen zuständig. Damit gehörte er auch zu Theodosius’ Staatsrat, dem consistorium, und somit zum unmittelbaren Umfeld des Kaisers. O’Donnell nimmt allerdings an, dass Flavianus dieses Amt bereits 381/82 bis 383 bekleidet hat.[10] Grundsätzlich gibt es in der Forschung, aufgrund der schwierigen Quellenlage zur Rekonstruktion der Karriere des Flavianus, eine frühe und späte Chronologie. Otto Seeck etwa favorisierte zunächst die frühe (Quaestur bereits 382 und erste Prätorianerpräfektur 383),[11] in seinen folgenden Arbeiten aber die späte Chronologie, für die auch insbesondere John F. Matthews in einem einflussreichen Aufsatz argumentiert hat.[12]
Ausweislich einer Inschrift war Nicomachus Flavianus zweimal Prätorianerpräfekt von Italia, Illyria und Africa, womit er einer der ranghöchsten zivilen Beamten des Reiches und der ranghöchste im Westen wurde.[1] Umstritten ist in der Debatte um die Chronologie seiner Laufbahn die Frage, wann Flavianus die erste Prätorianerpräfektur bekleidete: 389/390–392 oder, was aufgrund widersprüchlicher Quellenangaben möglich, aber eher unwahrscheinlich scheint, bereits 382/383.[13] Jedenfalls bemühte sich Theodosius offenbar sehr um Flavianus, um so eine Verständigung mit den heidnischen Senatskreisen in Rom zu erreichen.
Die Usurpation des Eugenius

Trotz der Bemühungen des Theodosius, dem Flavianus auch sein noch vor dem Bruch geschriebenes Geschichtswerk widmete (siehe unten), unterstützte Flavianus nach dem mysteriösen Tod Valentinians II. 392 den Usurpator Eugenius und dessen wichtigste Stütze, den Heermeister Arbogast, mit aller Kraft. Im Dienste des Eugenius fungierte er sogar als oberster Zivilbeamter im Westen, indem er erneut das Amt des praefectus praetorio Italiae, Illyriae et Africae ausübte. Sein Sohn, Nicomachus Flavianus der Jüngere, übte gleichzeitig die römische Stadtpräfektur aus. Eugenius brauchte dringend einflussreiche Stützen seiner Herrschaft, denn nachdem Theodosius ihn zunächst hatte gewähren lassen, obwohl er nicht den legitimen valentinianischen und theodosianischen Dynastien entstammte, wandte er sich 393 gegen ihn. Auch der einflussreiche Bischof Ambrosius von Mailand zeigte sich reserviert.
Eine Zusammenarbeit mit dem Usurpator war riskant. Flavianus’ enger Freund und Verwandter Symmachus hielt sich auffallend zurück, wohl aufgrund der Tatsache, dass er sich 388 zu sehr für Magnus Maximus engagiert hatte – er hatte eine Lobrede auf ihn gehalten – und nach der Niederwerfung der Usurpation nur knapp einer Bestrafung entgangen war. Dennoch schloss sich Nicomachus Eugenius an, der damit eine wichtige Stütze in der reichen stadtrömischen Senatorenschaft fand. Die Gründe hierfür sind in der Forschung umstritten: Manche Forscher betonen politische Gründe – vielleicht erhoffte sich Nicomachus einen besseren Schutz des Westteils des Reiches, in dem seine ausgedehnten Ländereien und Villen lagen, von dem westlichen Kaiser Eugenius und seinem erfahrenen Heermeister Arbogast.[14]
Eine andere Erklärung für Flavianus’ Handeln bietet möglicherweise die Religionspolitik, in der sich Flavianus von Eugenius ein Wiederaufleben der alten Kulte erhofft haben könnte. Die althistorische Debatte um dieses sogenannte pagan revival unter Eugenius ist jedoch weitläufig und verworren. Sicher ist, dass spätere christliche Quellen im Rückblick den Kampf des Theodosius gegen Eugenius christlich aufluden. Auch manch andere Quellen deuten darauf hin, dass Eugenius (obwohl selbst formal Christ) sich den Heiden gegenüber toleranter zeigte. Es ist jedoch umstritten, ob Eugenius ein letztes Mal die volle Entfaltung des alten Götterglaubens im Westen ermöglichte; so ist unklar, ob er die öffentlichen Gelder für den Kultbetrieb restituierte.[15]
Jedenfalls traf Flavianus 392 die radikale, schicksalhafte Entscheidung, Eugenius in prominenter Position tatkräftig zu unterstützen. 394 wurde Flavianus von Eugenius zum Konsul für den westlichen Reichsteil ernannt, was Theodosius allerdings nicht anerkannte, der stattdessen seinen Sohn Honorius als Konsul für den Westen vorsah. Auch setzte Theodosius offenbar mit Apodemius einen Gegen-Prätorianerpräfekten für Italien, Illyrien und Africa ein, den er auch als solchen in seinen Gesetzen adressierte.[16]
Letztendlich ging Theodosius militärisch gegen Eugenius vor und vernichtete am 6. September 394 dessen Heer in der blutigen Schlacht am Frigidus. Flavianus beging daraufhin Suizid, Eugenius wurde von Soldaten getötet. Theodosius I. scheint eine Rede im römischen Senat gehalten zu haben, in der er die Anhänger des Eugenius und auch Virius Nicomachus Flavianus verurteilte.[17] In den folgenden Jahren wandelte sich die Zusammensetzung des Senats; die heidnischen Traditionalisten, bis dahin eine nicht zu unterschätzende Gruppe im Senat, wurden bald zu einer bedeutungslosen Minderheit (noch bis ins 6. Jahrhundert wurde Senatoren allerdings des Öfteren vorgeworfen, heimlich den alten Kulten anzuhängen).
Nachleben
Das carmen contra paganos ist ein rätselhaftes Schmähgedicht eines unbekannten christlichen Autors gegen einen ungenannten Präfekten, das direkt nach dessen Tod verfasst wurde. Es wurde lange Zeit angenommen, dass es gegen Flavianus gerichtet war (daher auch carmen adversus Flavianum genannt),[18] doch ist der Adressat letztendlich unbekannt; in jüngerer Zeit wurde verstärkt für Vettius Agorius Praetextatus argumentiert, womit das Gedicht schon zehn Jahre früher (384) entstanden wäre.[19] Wenn es jedoch gegen Flavianus gerichtet wäre, würde es die Schadenfreude einiger christlicher Zeitgenossen beim Tod des bekannten Heiden bezeugen.
Zwar erließen die Söhne und Nachfolger Theodosius’ I., Arcadius und Honorius, im April 395 eine allgemeine Amnestie für Anhänger des Eugenius, wobei sie sich auf eine Anordnung ihres Vaters beriefen, doch unterlag Flavianus einer damnatio memoriae, die in Kraft blieb. Insbesondere wurde sein Konsulat aus den Fasten gelöscht;[20] seine Titel wurden aberkannt und seine Inschriften und Statuen abgebaut.[21] Allerdings geschah dies offenbar nicht systematisch, in Leptis Magna blieb eine Statue aus seinem afrikanischen Vicariat stehen. Generell ist das genaue Ausmaß der damnatio umstritten; während Charles W. Hedrick ein umfangreiches öffentliches Schweigen in den Jahrzehnten nach Flavianus’ feststellt, zeigt sich Alan Cameron skeptisch.[22] Von den Söhnen der Rebellen wurde ein Übertritt zum Christentum im Gegenzug für eine Begnadigung erwartet;[23] Flavianus’ Sohn, Nicomachus Flavianus der Jüngere, gab diesem Druck, wenn auch vielleicht nur scheinbar, nach und konnte schon 399 seine Laufbahn im Staatsdienst fortsetzen. Alan Cameron zufolge hat sich der jüngere Nicomachus Flavianus in späteren Jahren jedoch nicht mehr zu den heidnischen Kulten bekannt und war wenigstens oberflächlich Christ.[24]
431 gelang es Nicomachus dem Jüngeren und dem Enkel des Flavianus, dem Stadtpräfekten Appius Nicomachus Dexter, mit Unterstützung einflussreicher Senatskreise eine öffentliche Rehabilitierung des Flavianus durchzusetzen. Auf dem Trajansforum wurde eine Flavianus-Statue errichtet und die Kaiser Valentinian III. und Theodosius II. erklärten in gewundenen Formulierungen, ihr Großvater Theodosius I. habe Flavianus stets geschätzt, seinen Tod bedauert und dies im Senat erklärt. Die damnatio memoriae sei auf die Missgunst von Neidern zurückzuführen, denen die Kaiser alle Verantwortung zuschoben.[25] Sogar die Prätorianerpräfektur des älteren Nicomachus unter Eugenius wurde offiziell wiederhergestellt, während sein Konsulat weiterhin nicht genannt wurde.[26]
Flavianus als Gelehrter

Die Rezeption des Virius Nicomachus Flavianus ist nicht unwesentlich durch die Saturnalia des Macrobius geprägt. Darin tritt Nicomachus als einer der zentralen Diskutanten in einem fiktiven platonischen Dialog auf, der sich unter anderem um die Werke Vergils dreht. Weitere prominente Gesprächsteilnehmer aus der heidnisch-senatorischen Führungsschicht Roms sind Quintus Aurelius Symmachus und Vettius Agorius Praetextatus. Die Saturnalia wurden lange als ein zeitgenössisches Dokument der Reaktion des „Heidentums“ gegen das aufsteigende Christentum und der in ihnen auftretende „Symmachuskreis“ als der zentrale Akteur in dieser gelehrt-politischen Auseinandersetzung verstanden (so noch bei Jelle Wytzes und Herbert Bloch).
Allerdings sind nach neueren Forschungen die Saturnalia nicht zeitgenössisch, sondern wurden frühestens im 2. Jahrzehnt des 5. Jahrhunderts verfasst. Daher sind sie kein authentisches zeitgenössisches Dokument, sondern eher ein glorifizierender, fiktiver Rückblick. Alan Cameron hat in seiner umfassenden Studie zur stadtrömischen Oberschicht des 4. Jahrhunderts betont, dass der „Symmachuskreis“ deshalb keinesfalls als politischer Kreis missverstanden werden darf, der eine anti-christliche Zielrichtung verfolgte. Der reale Symmachuskreis sei vielmehr vor allem in den Briefen des Symmachus zu greifen. Symmachus korrespondierte jedoch nur mit einem kleinen Teil der heidnischen Eliten und ebenso mit einigen Christen, für die die traditionelle Bildung oft ebenfalls von Bedeutung war.[27] An den älteren Nicomachus sind alleine mindestens 91 Briefe aus den Jahren um 365 bis 394 erhalten.[28]
Dennoch scharte sich um Flavianus und Symmachus durchaus ein paganer Gelehrtenkreis, dem auch Vettius Agorius Praetextatus angehörte. Sie gaben unter anderem eine Neuausgabe des Geschichtswerks des Titus Livius, das Flavianus’ Sohn sowie sein Enkel Appius Nicomachus Dexter kopierten, und eine neue Ausgabe der Aeneis Vergils heraus;[29] die prachtvolle spätantike Handschrift der Aeneis befindet sich heute im Vatikan (Cod. Vat. lat. 3225; Vergilius Vaticanus).
Flavianus war mit dem Philosophen Eustathius befreundet[30] und beschäftigte sich mit Philosophie;[31] von ihm stammen das nicht erhaltene philosophische Werk de dogmatibus philosophorum sowie die grammatische Abhandlung de consensu nominum et verborum. Er übersetzte auch griechische Werke ins Lateinische. Er befasste sich mit der griechischen Lebensbeschreibung des Pythagoreers Apollonios von Tyana, die Flavius Philostratos im 3. Jahrhundert verfasst hatte. Flavianus hat dieses Werk aber nicht, wie man früher annahm, ins Lateinische übersetzt, sondern nur eine Abschrift davon angefertigt.[32]
Die Annalen des Flavianus
Flavianus verfasste ein heute verlorenes Geschichtswerk, das dem Kaiser Theodosius I. gewidmet war und den Titel Annales trug. Es ist als das Hauptwerk des Flavianus anzusehen, er selbst wurde auf einer später (allerdings von Verwandten des Flavianus) gestifteten Inschrift sogar ehrfurchtsvoll als historicus disertissimus („redegewandtester Geschichtsschreiber“) bezeichnet.[1] Ansonsten ist nichts über das Werk bekannt, so dass über Aufbau und Inhalt – mit mehr oder weniger guten Argumenten – nur spekuliert werden kann.[33] Flavianus mag sein Werk um den Zeitpunkt des Rombesuchs des Kaisers im Jahr 389 mit der Widmung für Theodosius publiziert haben,[34] als eine Annäherung des paganen Teils der Senatsaristokratie möglich schien und Flavianus so dem Kaiser schmeicheln wollte.
Die Annalen sind in neuerer Zeit im Rahmen der Quellenforschung zum 4. Jahrhundert recht intensiv diskutiert worden. Eine Kernfrage der Diskussion ist, ob Flavianus in den Annalen die Republik oder die Kaiserzeit behandelt hat[35] – oder vielleicht sogar beide Zeitabschnitte. Von der Beantwortung dieser Frage und den darauf aufbauenden Hypothesen hängt ab, ob das Werk des Flavianus als Quelle für mehrere spätantike Geschichtswerke in Betracht kommt oder nicht. Mehrere Forscher, so schon Otto Seeck (der annahm, das Werk habe bis ins Jahr 366 gereicht und sei an Thukydides orientiert gewesen),[36] plädieren für letzteres und vermuten, dass das Werk mehreren Geschichtsschreibern als Quelle gedient hat.[37] Während Werner Hartke noch annahm, dass das Werk von Ende des 3. Jahrhunderts bis 366 reichte und als Geschichte des konstantinischen Hauses aufgefasst werden könnte,[38] gehen die Befürworter diese These heute zumeist davon aus, dass das Werk weitergereicht hat; Anfang und mögliches Enddatum sind aber weiterhin umstritten.
Ausgehend von der neueren Forschung, sofern sie der Kaiserzeit-These folgt, reichten die Annalen wohl bis in die Zeit Gratians. Nach den Überlegungen Bruno Bleckmanns bot eine Behandlung der Kaiserzeit mehrere Vorteile. So konnte Flavianus Kaiser Theodosius, der selbst Interesse an Geschichte hatte,[39] im Vergleich zu dessen Vorgängern hervorheben, aber gleichzeitig ein konservatives, den heidnischen Senatskreisen genehmes Regierungsprogramm einfordern.[40] Theodosius konnten so ebenso seine paganen kaiserlichen Vorgänger als Vorbilder angepriesen werden, was bei einer Schilderung der republikanischen Zeit entfallen wäre. Bleckmann vermutet auch, dass die Annalen noch von Petros Patrikios im 6. Jahrhundert benutzt und, vermittelt über diese oder eine ähnliche griechischsprachige Zwischenquelle, auch von mittelbyzantinischen Geschichtsschreibern wie Johannes Zonaras verwendet wurden.[41] Dem schlossen sich unter anderem François Paschoud und Michel Festy an, die neben anderen Forschern ebenfalls dafür plädieren, dass Flavianus vor allem zeitgeschichtlichen Stoff aufgearbeitet hat. Stéphane Ratti argumentiert außerdem dafür, dass die Annalen als Quelle für die Jahre 357–364 in der Chronik des Hieronymus dienten.[42]
Ob Ammianus Marcellinus das Werk des Flavianus gekannt und benutzt hat (wie unter anderem Seeck annahm), ist allerdings in der neueren Forschung umstritten. Ammianus hat sein Werk in zwei Etappen fertig gestellt (um 390 war zumindest der Teil bis Buch 25 abgeschlossen), er mag für den späteren Teil die Annales gekannt und vielleicht auch benutzt haben; Flavianus wiederum mag ebenfalls von dem Werk des Ammianus gewusst haben, doch bleibt vieles diesbezüglich unsicher.[43] Nach einer plausiblen Vermutung der neueren Forschung gehörte der unbekannte Verfasser der Epitome de Caesaribus, der sich in seinem Werk auf die Annalen gestützt hat, zum Umkreis der Familie des Flavianus. Möglicherweise war die Epitome, die die Kaiser bis Theodosius I. behandelt, zum Teil als Ersatz für die Annalen gedacht, deren Verbreitung in Anbetracht der damnatio memoriae zeitweilig nicht opportun war.[44] Es wurde sogar erwogen, dass Flavianus der Verfasser der Historia Augusta sein könnte bzw. sein Sohn (so schon Hartke) der Autor dieses mysteriösen Werks war.[45] Zumindest Teile des Werks (etwa die Rede des sonst unbekannten Senators Maecius Faltonius Nicomachus, also eines Vorfahren des Nicomachus Flavianus, an den Kaiser Tacitus) könnten von Flavianus stammen oder auf ihm beruhen.[46] Eventuell spielt eine Passage im sogenannten Anecdoton Holderi, wo der im 6. Jahrhundert wirkende Quintus Aurelius Memmius Symmachus dafür gelobt wird, als Geschichtsschreiber seine Vorfahren nachzuahmen, auf Flavianus an.[47]
Wenngleich besonders in Deutschland, Frankreich und Italien die These vorherrschend ist, dass die Annalen die Kaiserzeit behandelt haben und eine wichtige Quelle für andere Werke dargestellt haben, ist die anglo-amerikanische Forschung diesbezüglich wesentlich skeptischer,[48] wenngleich auch dort manche die These befürworten (wie Anthony R. Birley). John Matthews beispielsweise schloss aber nicht aus, dass Flavianus eher die Republik behandelt hat.[49] Auch Timothy D. Barnes und Richard Burgess verwiesen auf die Problematik, den Annalen, über die praktisch nichts bekannt ist, derart großes Gewicht zuzumessen.[50] Der Titel Annales – immer vorausgesetzt, es handelt sich um den Werktitel und um keine Beschreibung – muss nicht darauf hindeuten, dass Flavianus etwa an Tacitus anschloss. Ebenso kann damit gemeint sein, dass Flavianus doch die entferntere Vergangenheit (also die Republik) oder vielleicht beides behandelt hat. Allerdings schließt die Bezeichnung Annales keineswegs ein zeitgeschichtliches Thema aus (normalerweise wurden Zeitgeschichten als historiae bezeichnet), der Titel mag vielmehr ganz bewusst als Anknüpfung an stadtrömische historiographische Traditionen gewählt worden sein und würde insofern zum konservativen geistigen Milieu des Flavianus passen.[51]
Alan Cameron hat hingegen vehement gegen die These Bleckmanns und Paschouds argumentiert; Cameron war der Meinung, dass man die Bedeutung der Annalen völlig überschätzt hat, zumal weder Inhalt noch Umfang (Cameron ging eher von einem knappen Werk aus) bekannt ist.[52] Allerdings dürfte die Bezeichnung des Flavianus als historicus disertissimus sich kaum mit einer solchen Charakterisierung decken, wenn dieser nur ein dürftiges Geschichtswerk verfasst hätte; das Lob seines Sohnes weist auch eher auf den Verfasser einer klassischen Zeitgeschichte hin.[53]
Als Ergebnis der neueren Forschung kann jedenfalls festgehalten werden, dass ein (wohl lateinisches) Geschichtswerk mit pro-senatorischer Tendenz aus dem späten 4. Jahrhundert eine wichtige Quelle für mehrere spätere Geschichtsschreiber gewesen ist. Die Spuren dieser „Grundquelle“ (deren Existenz auch von den Gegnern der Flavianus-Theorie nicht ernsthaft bezweifelt wird)[54] lassen sich noch bis in die byzantinische Zeit verfolgen (siehe Leoquelle und als Fallbeispiel die „Lügen des Metrodoros“). Es muss jedoch offenbleiben, ob es sich dabei um die Annalen des Nicomachus Flavianus gehandelt hat oder nicht. Bleckmann wies darauf hin, dass man den Namen Flavianus auch nur als Etikett für diese Quelle (die mit großer Wahrscheinlichkeit existiert hat) verwenden könne.[55] 2023 hat Bleckmann die Beziehung der Grundquelle (der lateinischen Zwischenquelle der Leoquelle) zu Flavianus weiter relativiert.[56]
Editionen/Übersetzungen der Testimonien
(es sind keine Fragmente des Geschichtswerks erhalten)
- Bruno Bleckmann, Barbara Court, Antonia Knöpges: Profane Zeitgeschichtsschreibung des ausgehenden 4. und frühen 5. Jahrhunderts (= Kleine und fragmentarische Historiker der Spätantike). Brill/Schöningh, Paderborn 2023, ISBN 978-3-506-79292-1, S. 26 ff.
- Lieve Van Hoof, Peter Van Nuffelen (Hrsg./Übers.): The Fragmentary Latin Histories of Late Antiquity (AD 300–620). Edition, Translation and Commentary. Cambridge University Press, Cambridge 2020, ISBN 978-1-108-42027-3, S. 36 ff.
Deutung
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Die Person des Virius Nicomachus Flavianus ist eng verwoben mit den verschiedenen modernen Interpretationen der Spätantike und des Untergangs des Römischen Reiches im Allgemeinen und der Debatte um eine heidnische Restauration Ende des 4. Jahrhunderts (pagan revival) im Speziellen. Lange Zeit galt er geradezu als Cato der Jüngere des spätantiken heidnischen Senatorenstands.[57] Insbesondere Alan Cameron hat gegen diese Interpretation argumentiert, gipfelnd in seiner 2011 erschienenen Monographie The Last Pagans of Rome. Darin kritisiert Cameron den von ihm polemisch so bezeichneten „romantischen Mythos“ eines pagan revival, wobei er die darin vertretene Sicht auf die von Nicomachus vermeintlich angeführten heidnischen Senatoren fundamental herausfordert: Sie seien keine „furchtlosen Verteidiger senatorischer Privilegien, Literaten und Liebhaber der klassischen Kultur und der traditionellen Kulte“ gewesen, sondern „arrogante, spießige Landdiebe.“[58] Nicomachus Flavianus selbst wird dabei dekonstruiert zu einem „politischen Opportunisten ohne klare Religionspolitik“, wie Peter Brown zusammenfasst.[59]
Guido Clemente hat in Auseinandersetzung mit Camerons Argumenten eine komplexere Herleitung von Flavianus’ Entscheidung für Eugenius gesucht. Flavianus habe vor dem Hintergrund des zeitgenössischen Machtkonfliktes zwischen den Senatoren und der entstehenden Reichskirche gehandelt, in der es dem Bischof Ambrosius von Mailand zunehmend gelang, seinen auf den christlichen Gott gegründeten Deutungsanspruch sogar gegenüber dem römischen Kaiser Theodosius I. durchzusetzen (siehe Massaker von Thessaloniki). Vor dem Hintergrund dieses für einen Senator wie Nicomachus „fast undenkbaren“ Bruchs mit der Tradition sei seine Wahl für Eugenius „nicht überraschend“. Diese „Entscheidung bedeutet nicht, dass Eugenius als Verteidiger des heidnischen Sache kämpfte oder dass Nicomachus der Kopf einer bewusst organisierten heidnischen Bewegung war. Es reicht festzustellen, dass die heidnischen römischen Aristokraten [...] einen Grund hatten, zu glauben, dass Eugenius respektvoller mit ihren religiösen Traditionen umgehen würde.“[60]
Giovanni Alberto Cecconi bemüht sich, gestützt auf die Briefe des Symmachus an Flavianus, um eine eher psychologische Analyse. Er stellt „ernste Neurosen“ bei Flavianus fest, insbesondere dann, wenn er sich fern von seinen Verwandten aufhielt oder große politische Verantwortung übernehmen musste.[61] Er betont die existentielle Dimension in Flavianus’ Entscheidung für Eugenius: Flavianus „war ein Heide, kein Fanatiker, er war ein Mann von großer Bildung und hoher menschlicher Sensibilität [...], der letztendlich für die Unterstützung des bewaffneten Widerstands optierte, nachdem Kompromisse und Verhandlungen mit der Idee der Toleranz und zum Erreichen einer Balance gescheitert waren.“[62]
Literatur
Übersichtsdarstellungen
- Richard Goulet: Nicomachus Flavianus (Virius). In: Richard Goulet (Hrsg.): Dictionnaire des philosophes antiques. Band 4, CNRS Éditions, Paris 2005, ISBN 2-271-06386-8, S. 684–686.
- Arnold Hugh Martin Jones, John Robert Martindale, John Morris: Virius Nicomachus Flavianus 15. In: The Prosopography of the Later Roman Empire (PLRE). Band 1, Cambridge University Press, Cambridge 1971, ISBN 0-521-07233-6, S. 347–349.
- Wolfgang Kuhoff: Virius Nicomachus Flavianus. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 12, Bautz, Herzberg 1997, ISBN 3-88309-068-9, Sp. 1442–1456.
- Otto Seeck: Flavianus 14. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band VI,2, Stuttgart 1909, Sp. 2506–2511.
Untersuchungen
- Bruno Bleckmann: Bemerkungen zu den Annales des Nicomachus Flavianus. In: Historia. Band 44, 1995, S. 83–99.
- Herbert Bloch: The Pagan Revival in the West at the End of the Fourth Century. In: Arnaldo Momigliano (Hrsg.): The Conflict Between Paganism and Christianity in the Fourth Century. Oxford 1963, S. 193–218.
- Alan Cameron: The Last Pagans of Rome. Oxford University Press, Oxford/New York 2011.
- Giovanni Alberto Cecconi: Alan Cameron’s Virius Nicomachus Flavianus. In: Rita Lizzi Testa (Hrsg.): The Strange Death of Pagan Rome. Reflections on a Historiographical Controversy. Brepols, Turnhout 2013, S. 151–164.
- Robert Malcolm Errington: The Praetorian Prefectures of Virius Nicomachus Flavianus. In: Historia. Band 41, 1992, S. 439–461.
- Thomas Grünewald: Der letzte Kampf des Heidentums in Rom? Zur postumen Rehabilitation des Virius Nicomachus Flavianus. In: Historia. Band 41, 1992, S. 462–487.
- Charles W. Hedrick, Jr.: History and Silence: Purge and Rehabilitation of Memory in Late Antiquity. University of Texas Press, Austin 2000, ISBN 0-292-73121-3.
- Tony Honoré: Virius Nicomachus Flavianus (= Konstanzer althistorische Vorträge und Forschungen. Heft 23). Mit einem Beitrag von John F. Matthews. Universitätsverlag Konstanz, Konstanz 1989.
- Pawel Janiszewski: The Missing Link II. The Lost Latin Historiography of the Later Empire (3rd–5th Century). Peeters, Leuven u. a. 2023.
- James J. O’Donnell: The Career of Virius Nicomachus Flavianus. In: Phoenix. Band 32, 1978, S. 129–143 (online).
- Jörg A. Schlumberger: Die verlorenen Annalen des Nicomachus Flavianus. Ein Werk über Geschichte der römischen Republik oder Kaiserzeit? In: Bonner Historia Augusta Colloquium 1982/83. Bonn 1985, S. 305–329.
- Jelle Wytzes: Der letzte Kampf des Heidentums in Rom. Brill, Leiden 1977.
Weblinks
- Literatur von und über Virius Nicomachus Flavianus im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Eintrag in Clavis Historicorum Antiquitatis Posterioris (CHAP).
Anmerkungen
- ↑ a b c CIL 6, 1782 = Inscriptiones Latinae selectae 2947. Die Inschrift wurde von Flavianus’ Schwiegerenkel (prosocer) Quintus Fabius Memmius Symmachus in einer privaten Villa der Familie in Rom aufgestellt.
- ↑ Vgl. Joyce Maire Reynolds, John Bryan Ward-Perkins (Hrsg.): The Inscriptions of Roman Tripolitania. Rom 1952, Nr. 475 aus Leptis Magna, dazu Charles W. Hedrick, Jr.: History and Silence: Purge and Rehabilitation of Memory in Late Antiquity. University of Texas Press, Austin 2000, S. 15.
- ↑ Charles W. Hedrick, Jr.: History and Silence: Purge and Rehabilitation of Memory in Late Antiquity. University of Texas Press, Austin 2000, S. 17 mit Anm. 36 (S. 261).
- ↑ Zum Lebenslauf vgl. zusammenfassend etwa Bruno Bleckmann: Nicomachus Flavianus. In: Bruno Bleckmann, Barbara Court, Antonia Knöpges: Profane Zeitgeschichtsschreibung des ausgehenden 4. und frühen 5. Jahrhunderts. Paderborn 2023, S. 3 ff.
- ↑ Diese drei Ämter werden nur auf der Inschrift des Fabius Symmachus genannt, CIL 6, 1782 = Hermann Dessau: Inscriptiones Latinae selectae, Nr. 2947. Dazu Charles W. Hedrick, Jr.: History and Silence: Purge and Rehabilitation of Memory in Late Antiquity. University of Texas Press, Austin 2000, S. 13 f., 17.
- ↑ Macrobius, saturnalia 1,24,17.
- ↑ Rufinus, Kirchengeschichte 11,33; Sozomenos 7,22.
- ↑ R. J. A. Wilson: Sicily under the Roman Empire. The Archaeology of a Roman Province, 36 BC–AD 535. Aris and Phillips, Warminster 1990, S. 217.
- ↑ Codex Theodosianus 16,6,2. Vgl. Otto Seeck: Flavianus 14. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band VI,2, Stuttgart 1909, Sp. 2506–2511, hier Sp. 2507.
- ↑ James J. O’Donnell: The Career of Virius Nicomachus Flavianus. In: Phoenix. Band 32, 1978, S. 129–143 (online), hier S. 136.
- ↑ Otto Seeck: Flavianus 14. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band VI,2, Stuttgart 1909, Sp. 2506–2511, hier Sp. 2508 f.
- ↑ John F. Matthews: Nicomachus Flavianus’ Quaestorship: The Historical Evidence. In: Tony Honoré: Virius Nicomachus Flavianus. Mit einem Beitrag von John F. Matthews, Konstanz 1989, S. 18–25. So auch Arnold Hugh Martin Jones, John Robert Martindale, John Morris: Virius Nicomachus Flavianus 15. In: The Prosopography of the Later Roman Empire (PLRE). Band 1, Cambridge University Press, Cambridge 1971, ISBN 0-521-07233-6, S. 347–349. Vgl. Bruno Bleckmann: Nicomachus Flavianus. In: Bruno Bleckmann, Barbara Court, Antonia Knöpges: Profane Zeitgeschichtsschreibung des ausgehenden 4. und frühen 5. Jahrhunderts. Paderborn 2023, S. 4 f.
- ↑ Für letzteres argumentieren Robert Malcolm Errington: The Praetorian Prefectures of Virius Nicomachus Flavianus. In: Historia. Band 41, 1992, S. 439–461; Jean-Pierre Callu: Les préfectures de Nicomaque Flavien. In: Mélanges d’histoire offerts à William Seston. E. de Boccard, Paris 1974, S. 72–80; D. Vera: La carriera di Virius Nicomachus Flavianus e la prefettura dell’Illirico orientale nel IV sec. d.C. In: Athenaeum. Band 71, 1983, Teil I und II, S. 24–64, 390–426. Vgl. Charles W. Hedrick, Jr.: History and Silence: Purge and Rehabilitation of Memory in Late Antiquity. University of Texas Press, Austin 2000, S. 20–22.
- ↑ Thomas Grünewald: Der letzte Kampf des Heidentums in Rom? Zur postumen Rehabilitation des Virius Nicomachus Flavianus. In: Historia. Band 41, 1992, S. 462–487, hier S. 462, 473.
- ↑ Siehe Alan Cameron: The Last Pagans of Rome. Oxford University Press, Oxford/New York 2011, passim. Zur Erhebung des Eugenius siehe auch Hartmut Leppin: Theodosius der Große. Darmstadt 2003, S. 205ff.
- ↑ Codex Theodosianus 11,30,51. Dazu Thomas Grünewald: Der letzte Kampf des Heidentums in Rom? Zur postumen Rehabilitation des Virius Nicomachus Flavianus. In: Historia. Band 41, 1992, S. 462–487, hier S. 470.
- ↑ Charles W. Hedrick, Jr.: History and Silence: Purge and Rehabilitation of Memory in Late Antiquity. University of Texas Press, Austin 2000, ISBN 0-292-73121-3, S. 249 auf Grundlage von CIL 6, 1783, Zeilen 16–21.
- ↑ Vgl. Herbert Bloch: The Pagan Revival in the West at the End of the Fourth Century. In: Arnaldo Momigliano (Hrsg.): The Conflict Between Paganism and Christianity in the Fourth Century. Oxford 1963, S. 193–218.
- ↑ Siehe ausführlich dazu Carmen contra paganos#Identität des Präfekten. Vgl. u. a. Alan Cameron: The Last Pagans of Rome. Oxford University Press, Oxford/New York 2011, S. 273–319.
- ↑ Codex Theodosianus 15,14,9.
- ↑ Thomas Grünewald: Der letzte Kampf des Heidentums in Rom? Zur postumen Rehabilitation des Virius Nicomachus Flavianus. In: Historia. Band 41, 1992, S. 462–487, hier S. 482.
- ↑ Statue: Joyce Maire Reynolds, John Bryan Ward-Perkins (Hrsg.): The Inscriptions of Roman Tripolitania. Rom 1952, Nr. 475. Zu der Kontroverse Giovanni Alberto Cecconi: Alan Cameron’s Virius Nicomachus Flavianus. In: Rita Lizzi Testa (Hrsg.): The Strange Death of Pagan Rome. Reflections on a Historiographical Controversy. Brepols, Turnhout 2013, S. 151–164, hier S. 160 f.
- ↑ Vgl. Ambrosius von Mailand, De obitu Theodosii 4; Augustinus von Hippo, de civitate Dei 5,26 (Übersetzung nach der Bibliothek der Kirchenväter).
- ↑ Alan Cameron: The Last Pagans of Rome. Oxford University Press, Oxford/New York 2011, S. 197 f.
- ↑ CIL 6, 1783 = Inscriptiones Latinae selectae, Nr. 2948; vgl. die detaillierten Darstellungen von Charles W. Hedrick, Jr.: History and Silence: Purge and Rehabilitation of Memory in Late Antiquity. University of Texas Press, Austin 2000, S. 1 ff.; 247–258, englische Übersetzung der Inschrift ebd., S. 2 f.; Thomas Grünewald: Der letzte Kampf des Heidentums in Rom? Zur postumen Rehabilitation des Virius Nicomachus Flavianus. In: Historia. Band 41, 1992, S. 462–487, deutsche Übersetzung der Inschrift S. 465–467. Siehe auch Eintrag in Last Statues of Antiquity mit englischer Übersetzung; Diskussion der Inschrift von Carlos Machado. Text mit deutscher Übersetzung und Kommentar bei Bruno Bleckmann, Barbara Court, Antonia Knöpges: Profane Zeitgeschichtsschreibung des ausgehenden 4. und frühen 5. Jahrhunderts. Paderborn 2023, S. 26–29.
- ↑ Thomas Grünewald: Der letzte Kampf des Heidentums in Rom? Zur postumen Rehabilitation des Virius Nicomachus Flavianus. In: Historia. Band 41, 1992, S. 462–487, hier S. 470.
- ↑ Alan Cameron: The Last Pagans of Rome. Oxford University Press, Oxford/New York 2011, ISBN 978-0-19-974727-6, S. 353ff.
- ↑ Tabea L. Meurer: Vergangenes verhandeln. Spätantike Statusdiskurse senatorischer Eliten in Gallien und Italien. de Gruyter, Berlin/Boston 2019, ISBN 978-3-11-064327-5, S. 137.
- ↑ Detaillierter Überblick bei Alan Cameron: The Last Pagans of Rome. Oxford University Press, Oxford/New York 2011, ISBN 978-0-19-974727-6, S. 421ff.
- ↑ Macrobius, saturnalia 1,6,4.
- ↑ Symmachus, epistulae 2,61.
- ↑ Zur Frage der angeblichen Philostratos-Übersetzung siehe Alan Cameron: The Last Pagans of Rome. Oxford University Press, Oxford/New York 2011, ISBN 978-0-19-974727-6, S. 546ff.; André Loyen (Hrsg.): Sidoine Apollinaire. Bd. 3: Lettres (Livres VI–IX). Paris 1970, S. 196f.
- ↑ Vgl. zusammenfassend Bruno Bleckmann: Nicomachus Flavianus. In: Bruno Bleckmann, Barbara Court, Antonia Knöpges: Profane Zeitgeschichtsschreibung des ausgehenden 4. und frühen 5. Jahrhunderts. Paderborn 2023, S. 7 ff.; Pawel Janiszewski: The Missing Link II. The Lost Latin Historiography of the Later Empire (3rd–5th Century). Leuven u. a. 2023, S. 149 ff.
- ↑ Bruno Bleckmann: Bemerkungen zu den Annales des Nicomachus Flavianus. In: Historia. Band 44, 1995, S. 83–99, hier S. 96; vgl. zu den diesbezüglichen Datierungsvorschlägen Pawel Janiszewski: The Missing Link II. The Lost Latin Historiography of the Later Empire (3rd–5th Century). Leuven u. a. 2023, S. 151 f.
- ↑ Jörg A. Schlumberger: Die verlorenen Annalen des Nicomachus Flavianus. Ein Werk über Geschichte der römischen Republik oder Kaiserzeit? In: Bonner Historia Augusta Colloquium 1982/83. Bonn 1985, S. 305–329. Schlumberger plädiert dafür, die Annalen als eine Geschichte der Kaiserzeit anzusehen. Vgl. den knappen Forschungsüberblick bei Pawel Janiszewski: The Missing Link II. The Lost Latin Historiography of the Later Empire (3rd–5th Century). Leuven u. a. 2023, S. 152 f.
- ↑ Vgl. Otto Seeck: Flavianus 14. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band VI,2, Stuttgart 1909, Sp. 2506–2511, hier Sp. 2508.
- ↑ Siehe zusammenfassend und mit weiterer Literatur: Bruno Bleckmann: Bemerkungen zu den Annales des Nicomachus Flavianus. In: Historia. Band 44, 1995, S. 83–99.
- ↑ Zusammenfassend Werner Hartke: Römische Kinderkaiser. Berlin 1951, S. 329ff.
- ↑ Vgl. Epitome de Caesaribus 48,11.
- ↑ Bruno Bleckmann: Bemerkungen zu den Annales des Nicomachus Flavianus. In: Historia. Band 44, 1995, S. 83–99, hier S. 97.
- ↑ Bruno Bleckmann: Die Reichskrise des III. Jahrhunderts in der spätantiken und byzantinischen Geschichtsschreibung: Untersuchungen zu den nachdionischen Quellen der Chronik des Johannes Zonaras (= Quellen und Forschungen zur antiken Welt. Band 11). München 1992, zusammenfassend S. 396 ff.; Bruno Bleckmann: Bemerkungen zu den Annales des Nicomachus Flavianus. In: Historia. Band 44, 1995, S. 83–99.
- ↑ Stéphane Ratti: Jerome et Nicomaque Flavien: sur les sources de la Chronique pour les années 357–364. In: Historia. Band 46, 1997, S. 479–508.
- ↑ Vgl. Jörg A. Schlumberger: Die verlorenen Annalen des Nicomachus Flavianus. Ein Werk über Geschichte der römischen Republik oder Kaiserzeit? In: Bonner Historia Augusta Colloquium 1982/83. Bonn 1985, S. 305–329, hier S. 319 ff.
- ↑ Vgl. Jörg A. Schlumberger: Die Epitome de Caesaribus. Untersuchungen zur heidnischen Geschichtsschreibung des 4. Jahrhunderts n. Chr. München 1974, S. 235 ff., besonders S. 245 f.
- ↑ Für Flavianus plädierte etwa Stéphane Ratti: Nicomaque Flavien senior auteur de l’Histoire Auguste. In: Hartwin Brandt, G. Bonamente (Hrsg.): Historiae Augustae colloquium Bambergense. Bari 2007, S. 305–317.
- ↑ Vgl. hierzu Tony Honoré: Scriptor Historiae Augustae. In: The Journal of Roman Studies. Band 77, 1987, S. 156–176; Tony Honoré: Some Writings of the Pagan Champion Virius Nicomachus Flavianus. In: Tony Honoré: Virius Nicomachus Flavianus (= Konstanzer althistorische Vorträge und Forschungen. Heft 23). Mit einem Beitrag von John F. Matthews. Universitätsverlag Konstanz, Konstanz 1989, S. 9–17; Charles W. Hedrick, Jr.: History and Silence: Purge and Rehabilitation of Memory in Late Antiquity. University of Texas Press, Austin 2000, S. 146 f.
- ↑ Vgl. Pawel Janiszewski: The Missing Link II. The Lost Latin Historiography of the Later Empire (3rd–5th Century). Leuven u. a. 2023, S. 151. Ebenso mag es sich aber auch nur um eine allgemeine Anspielung handeln.
- ↑ Forschungsüberblick bei Pawel Janiszewski: The Missing Link II. The Lost Latin Historiography of the Later Empire (3rd–5th Century). Leuven u. a. 2023, S. 152 ff.
- ↑ John F. Matthews: The Roman Empire of Ammianus. London 1989, S. 10 und S. 476f., Anmerkung 6.
- ↑ Richard W. Burgess: A Common Source for Jerome, Eutropius, Festus, Ammianus, and the Epitome de Caesaribus between 358 and 378, along with Further Thoughts on the Date and Nature of the Kaisergeschichte. In: Classical Philology. Band 100, 2005, S. 166–192, hier S. 168f.
- ↑ Vgl. Jörg A. Schlumberger: Die verlorenen Annalen des Nicomachus Flavianus. Ein Werk über Geschichte der römischen Republik oder Kaiserzeit? In: Bonner Historia Augusta Colloquium 1982/83. Bonn 1985, S. 305–329, hier S. 309–312.
- ↑ Alan Cameron: The Last Pagans of Rome. Oxford University Press, Oxford/New York 2011, S. 627 ff. Eine Auseinandersetzung damit wiederum bei Bruno Bleckmann: Die antichristliche Geschichtsschreibung des ausgehenden vierten Jahrhunderts: Eine moderne Konstruktion? In: Occidente/Oriente: rivista internazionale di studi tardoantichi. Band 3, 2022, S. 167–177.
- ↑ Bruno Bleckmann: Nicomachus Flavianus. In: Bruno Bleckmann, Barbara Court, Antonia Knöpges: Profane Zeitgeschichtsschreibung des ausgehenden 4. und frühen 5. Jahrhunderts. Paderborn 2023, S. 8.
- ↑ Vgl. auch die Rezension von Michael Kulikowski zum Ammianus-Kommentar von den Boeft u. a.: „There is a good pragmatic case for avoiding Bleckmann’s arguments, inasmuch as they raise the vast red herring of Nicomachus Flavianus’ Annales. But Bleckmann has almost certainly shown that behind Peter the Patrician (whose text is identical with the so-called 'Leoquelle' used by Leo the Grammarian) there lies a lost fourth-century source which, on my reading of the evidence, must be Greek, although Bleckmann favours Flavianus.“ Vgl. auch Timothy Barnes: The Historia Augusta, Nicomachus Flavianus and Peter the Patrician. In: Classical Review N. S. 54, 2004, S. 120–124, hier S. 122: „Although Bleckmann may have proved that Peter the Patrician is Patzig's 'Leoquelle' (as I believe that he has), his argument that Peter closely copied Nicomachus Flavianus is far less cogent.“
- ↑ Bruno Bleckmann: Die Schlacht von Mursa und die zeitgenössische Deutung eines spätantiken Bürgerkrieges. In: Hartwin Brandt (Hrsg.): Gedeutete Realität. Krisen, Wirklichkeiten, Interpretationen. Stuttgart 1999, S. 47–102, hier S. 91, Anmerkung 174.
- ↑ Bruno Bleckmann: Nicomachus Flavianus. In: Bruno Bleckmann, Barbara Court, Antonia Knöpges: Profane Zeitgeschichtsschreibung des ausgehenden 4. und frühen 5. Jahrhunderts. Paderborn 2023, S. 11, Anmerkung 2: „Die Kritik [Camerons] bezieht sich auf die Isolierung einer Grundquelle in der byzantinischen Geschichtsschreibung, die man eventuell mit Nicomachus Flavianus in Verbindung bringen kann.“
- ↑ Peter Brown: Paganism: What We Owe the Christians. In: The New York Review of Books. 7. April 2011, S. 68–72 (online).
- ↑ Alan Cameron: The Last Pagans of Rome. Oxford University Press, Oxford/New York 2011, S. 3: „They have been transformed from the arrogant, philistine land-grabbers most of them were into fearless champions of senatorial privilege, literature lovers, and aficionados of classical […] culture as well as the traditional cults. The dismantling of this romantic myth is one of the main goals of this book.“
- ↑ Peter Brown: Paganism: What We Owe the Christians. In: The New York Review of Books. 7. April 2011, S. 68–72 (online): „far from being the Cato of his age, Flavianus is shown by Cameron to have been a political opportunist with no clear religious policy.“
- ↑ Guido Clemente: Introduction. In: Rita Lizzi Testa (Hrsg.): The Strange Death of Pagan Rome: Reflections on a Historiographical Controversy. Brepols, Turnhout 2013, S. 13–29, hier S. 27 f., Zitat S. 28: „His choice does not mean that Eugenius fought as a champion of the pagan cause, nor that Nicomachus was the head of a pagan movement consciously organized. It is enough to say that the Roman pagan aristocrats [...] had reason to believe that Eugenius might have been more respectful of religious traditions.“
- ↑ Giovanni A. Cecconi: Commento storico al libro II dell’epistolario di Q. Aurelio Simmaco. Roma/Pisa 2002, S. 40–45.
- ↑ „Our character, who was a pagan not a fanatic, and one of great culture and of high human sensitivity (as we see clearly [...] from the second book of Symmachus’ correspondence), matured and then finally internalized the inevitable dissolution of his world. Finally he opted for giving his support to the armed conflict, when compromise and negotiations connected with the idea of tolerance and aimed at achieving a balance failed.“ Giovanni Alberto Cecconi: Alan Cameron’s Virius Nicomachus Flavianus. In: Rita Lizzi Testa (Hrsg.): The Strange Death of Pagan Rome. Reflections on a Historiographical Controversy. Brepols, Turnhout 2013, S. 151–164, hier S. 158.