Viktoria Schmidt-Linsenhoff

Viktoria Schmidt-Linsenhoff (* 21. August 1944 in Cottbus; † 14. Februar 2013 in Frankfurt am Main)[1] war eine deutsche Kunsthistorikerin und Professorin mit besonderem Forschungsinteresse auf den Gebieten der Geschlechterforschung und der Postkolonialen Studien.

Leben und Werk

Schmidt-Linsenhoff studierte Kunstgeschichte, Klassische Archäologie und Neuere Deutsche Literaturwissenschaft. 1973 promovierte sie bei Erich Hubala an der Universität Kiel mit einer Arbeit über Guido Reni.

Ein einjähriges Volontariat ermöglichte ihr den Einstieg als Kustodin in die Gemälde- und Graphische Sammlung des Historischen Museums Frankfurt. Von 1986 bis 1991 war Viktoria Schmidt-Linsenhoff Mitherausgeberin der kunstwissenschaftlichen Zeitschrift Kritische Berichte.

Nach einer Vertretungsprofessur an der Universität Oldenburg (1990) und der Mitarbeit am Kulturwissenschaftlichen Institut Essen (1992) lehrte und forschte Schmidt-Linsenhoff ab 1992 als Professorin für Kunstgeschichte mit dem Schwerpunkt Frauen- und Geschlechterforschung an der Universität Trier, bis zu ihrer Emeritierung im Jahre 2008. Mit dem dort auf ihre Initiative hin 2005 gegründeten Centrum für Postcolonial und Gender Studies (CePoG)[2], dessen Beiratsmitglied sie bis zu ihrem Tode blieb, wurde ihre interdisziplinäre Forschung institutionalisiert, inzwischen gehört dazu auch der Studiengang „Interkulturelle Gender Studies“. Im WIntersemester 2001/02 wurde Schmidt-Linsenhoff als Käthe-Leichter-Gastprofessorin an der Universität Wien berufen[3]. Als Gastprofessorin lehrte sie auch an der Universität von Cotonou in Benin[4] und am Dartmouth College, New Hampshire.

Schmidt-Linsenhoff leistete Pionierarbeit in der deutschsprachigen Kunstgeschichte auf den Gebieten der Geschlechterforschung und der Postcolonial Studies und trug zu einer unverzichtbaren Öffnung ihres Fachs bei.[5]

Gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten, dem Filmemacher Dieter Reifarth, realisierte sie 2012 den Dokumentarfilm La Cour de Joe Ouakam über den senegalesischen Künstlers Joe Ouakam, bekannt unter dem Namen Issa Samb.[6][7]

Projekte

  • 1997–2000: DFG-Projekt Das Subjekt und die Anderen. Interkulturalität und Geschlechterdifferenz von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart
  • 1999–2002: Mitglied der Forschungsgruppe Feminism and Enlightenment 1650–1850: a Comparitive History (University of London)
  • 2000–2006: Graduiertenkolleg Identität und Differenz. Geschlechterkonstruktion und Interkulturalität 18.–20. Jahrhundert (Sprecherin)
  • 2004–2013: Mitglied des Graduiertenkollegs Sklaverei, Knechtschaft und Fronarbeit, Zwangsarbeit
  • 2005–2013: Centrum für Postcolonial und Gender Studies an der Universität Trier (Gründungsmitglied und Geschäftsführung)

Film

  • La Cour – Der Hof, Regie: Dieter Reifarth; Viktoria Schmidt-Linsenhoff; Dokumentarfilm, 2012, Deutschland/Senegal, 85 min

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Guido Reni im Urteil des 17. Jahrhunderts. Studien zur literarischen Rezeptionsgeschichte und Katalog der Reproduktionsgraphik. Dissertation. Kiel 1974.
  • Sklavin oder Bürgerin? Französische Revolution und Neue Weiblichkeit 1760–1830. Ausstellungskatalog Historisches Museum Frankfurt, Frankfurt 1989.
  • mit Herbert Uerlings, Karl Hölz (Hrsg.): Das Subjekt und die Anderen. Interkulturalität und Geschlechterdifferenz vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Berlin/Bielefeld/München 2001.
  • mit Karl Hölz, Herbert Uerlings (Hrsg.): Weiße Blicke. Geschlechtermythen des Kolonialismus. Marburg 2005.
  • Ästhetik der Differenz. Postkoloniale Perspektiven vom 16. bis 21. Jahrhundert. 2 Bde. Marburg 2010. 2. Aufl. 2014. ISBN 3-89445-434-2, ISBN 978-3-89445-434-0

Literatur

  • Detlef Hoffmann, Daniela Hammer-Tugendhat, Alexandra Karentzos: Nachruf Viktoria Schmidt-Linsenhoff. In: Kritische Berichte 41, 2013, 2, S. 2–5.
Commons: Viktoria Schmidt-Linsenhoff – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Gedenkseite von Viktoria Schmidt-Linsenhoff. In: trauer.sueddeutsche.de. Abgerufen am 24. August 2016.
  2. Centrum. Abgerufen am 27. August 2025.
  3. Bisherige Käthe-Leichter-GastprofessorInnen. Abgerufen am 27. August 2025.
  4. Detlef Hoffmann, Daniela Hammer-Tugendhat, Alexandra Karentzos: Nachruf Viktoria Schmidt-Linsenhoff. In: kritische berichte - Zeitschrift für Kunst- und Kulturwissenschaften. Band 41, Nr. 2, 2013, ISSN 2197-7410, S. 2–5, doi:10.11588/kb.2013.2.80155 (uni-heidelberg.de [abgerufen am 27. August 2025]).
  5. Eva Kernbauer und Daniela Hammer-Tugendhat: Wir trauern um Viktoria Schmidt-Linsenhoff (1944–2013). Universität für angewandte Kunst Wien / Abteilung Kunstgeschichte, abgerufen am 27. August 2025.
  6. Silke Förschler, Kerstin Schankweiler, Melanie Ulz, Kea Wienand, Nachruf auf Viktoria Schmidt-Linsenhoff. In: Zeitschrift für Geschlechterforschung und visuelle Kultur 54, 2013, S. 118–123, hier S. 119 (PDF).
  7. Films | Africultures : Cour de Joe Ouakam (La) / Hof (Der). In: Africultures. Abgerufen am 27. August 2025 (französisch).