Verlag Julius Klinkhardt
| Verlag Julius Klinkhardt
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|---|---|
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| Rechtsform | Kommanditgesellschaft |
| Gründung | 1. Mai 1834 |
| Sitz | Bad Heilbrunn |
| Leitung | Andreas Klinkhardt, Verleger |
| Mitarbeiterzahl | 7 |
| Branche | Verlagswesen |
| Website | www.klinkhardt.de |
| Stand: Mai 2013 | |
Der Verlag Julius Klinkhardt ist ein wissenschaftlicher Fachbuchverlag, der am 1. Mai 1834 in Leipzig von Friedrich Julius Klinkhardt[1] gegründet wurde. Der Verlag publiziert im Bereich der Erziehungswissenschaften und ist seit 2006 Mitglied in der UTB.
Geschichte
Nach der Gründung am 1. Mai 1834 durch Friedrich Julius Klinkhardt in Leipzig wurde der Schwerpunkt der verlegerischen Arbeit bald auf die Pädagogik gelegt[2], insbesondere auf Lesebücher und auf Lehr- sowie Schulbücher für den evangelischen Religionsunterricht, beides für Volksschulen. Das Unternehmen firmierte zunächst in Räumen in der Nikolaistraße 46, von 1850 an in der Windmühlenstraße 26. Das Verlagsprogramm weitete sich auf Bücher für mittlere und höhere allgemeinbildende Schulen sowie für die aufkommenden Berufsschulen aus.[3] So wurde 1901 der Verlag G. A. Gloeckner erworben, der Material zur Betriebswirtschaftslehre herausbrachte.[4] Auch erziehungswissenschaftliche Zeitschriften (von 1849 an) sowie Fach- und Handbücher (von 1853) kamen hinzu.[3] 1908 folgte die erste Ausgabe der heute noch bestehenden Zeitschrift Die Deutsche Schule 1861 wurde der Verlag durch eine Druckerei erweitert.[5] 1865 erfolgte ein erneuter Umzug in ein Gebäude, das im Jahr 1884 umgebaut und erweitert wurde.[3]
1871 erwarb Friedrich Julius Klinkhardt die Gustav Scheltersche Gießerei in der Schriften hergestellt wurden. 1920 ging die Firma durch Kauf an die H. Berthold AG, anschließend wurde sie mit einigen anderen erworbenen Gießereien zusammengelegt und als Filiale Böttger-Klinkhardt weitergeführt.[6]

Nicolaistraße 46 in Leipzig
1870 übernahmen Bruno und Robert Julius Klinkhardt die Verlagsführung und trieben die Erweiterung des Verlagshauses weiter voran. So wurden mit einem Verlag in Berlin 1881 und der Manz’schen k.k. Hof-Verlags- und Universitätsbuchhandlung in Wien 1883 zwei Übernahmen vollzogen.[7] Kurz vor Beginn des Ersten Weltkriegs umfasste der Verlag ungefähr 900 Mitarbeiter.[1]
Wilhelm Julius Klinkhardt leitete den Verlag während des Ersten Weltkriegs, der Inflation und der Weltwirtschaftskrise. In dieser Zeit musste die Druckerei aufgegeben werden. 1929 übernahm Walther Julius Klinkhardt die Geschäftsführung. Im gleichen Jahr wurde der Betrieb der Gießerei und ähnlicher technischer Geschäftszweige aufgegeben. 1931 bis 1935 wurde mit der Zeitschrift für Jugendkunde ein zentrales Organ der noch jungen Jugendforschung herausgegeben. Im NS-Staat erschienen in dem Verlag auch Schul- und Pädagogikbücher mit völkischer Ausrichtung[3], zu Themen wie „Rassenkunde“ oder „Judenfrage“[8] und in engem Bezug zu den staatlichen Jugendorganisationen.[9] Zudem finden sich in dieser Zeit verstärkt auch belletristische Werke.[10]
Nach der Zerstörung des Stammhauses durch Bombenschaden am 4. Dezember 1943[11] und der Übersiedelung nach Bad Heilbrunn begann Julius Kinkhardt 1946 mit dem Wiederaufbau des Verlags.[12]
1964 bis 1995 wurde der Verlag durch Michael und Peter Julius Klinkhardt geführt. Peter Julius Klinkhardt trat 1992 aus dem aktiven Geschäft aus.[12] In diesen Jahren wurde das Schulbuchprogramm aufgegeben und das Unternehmen als erziehungswissenschaftlicher Verlag etabliert. 1995 übernahm Andreas Klinkhardt die Verlagsleitung. 2006 trat der Verlag der Uni-Taschenbuch bei.[13]
Verlagsprogramm
Derzeit sind ca. 550 Titel lieferbar. Jährlich werden ca. 60 Neuerscheinungen im eigenen Programm und im Programm der UTB publiziert. Neben Studienbüchern, Handbüchern und Lexika steht das Verlagssegment klinkhardt forschung, in dem Forschungsarbeiten erscheinen. Die Titel werden vor der Aufnahme einem anonymen Peer-Review-Verfahren unterzogen. Außerdem wird das aktuelle Verlagsprogramm über scholars-e-library und über das Digitale Studienbuchprogramm der UTB studi-e-book wissenschaftlichen Bibliotheken zum Erwerb angeboten.
Periodika
Herausgegeben werden die IJHE Bildungsgeschichte (Bildungsgeschichte / International Journal for the Historiography of Education), eine zweisprachige (englisch-deutsch) Zeitschrift zum Thema historische Bildungsforschung, und die Zeitschrift für Grundschulforschung (ZfG), in der wissenschaftliche Beiträge zur Bildung im Elementar- und Primarbereich veröffentlicht werden. Die Sektion Historische Bildungsforschung der DGfE gibt das Jahrbuch für Historische Bildungsforschung heraus.
Open Access im Klinkhardt-Verlag
Seit 2002 gibt der Verlag die Erziehungswissenschaftliche Revue, eine Open-Access-Zeitschrift für Rezensionen von erziehungswissenschaftlichen Titeln heraus. Die Zeitschrift erscheint sechsmal jährlich und bietet vor allem Rezensionen zu Titeln aus Deutschland, aber auch Bücher aus der Schweiz und Österreich, sowie nicht-deutschsprachige Titel finden hier eine Plattform, so dass seit dem erstmaligen Erscheinen über 1000 Rezensionen veröffentlicht wurden.[14]
Ein weiteres Projekt ist das Wörterbuch Erwachsenenbildung. Dieses bei UTB in Kooperation mit dem DIE erschienene Wörterbuch ist im vollen Umfang im Web kostenlos einsehbar, außerdem darf Text für den Privatgebrauch kopiert werden.
Zudem wird eine enge Zusammenarbeit mit der Datenbank Pedocs des DIPF gepflegt.
Julius-Klinkhardt-Preis zur Förderung des Nachwuchses in der Historischen Bildungsforschung
Der vom Verlag gestiftete Förderpreis wurde erstmals 2002 auf der Nachwuchstagung der Sektion Historische Bildungsforschung der DGfE vergeben. Er ist mit 500 € dotiert und wird in einem Zweijahresrhythmus vergeben.[15]
Literatur
- Uwe Sandfuchs, Jörg-W. Link, Andreas Klinkhardt (Hrsg.): Verlag Julius Klinkhardt 1834–2009. Verlegerisches Handeln zwischen Pädagogik, Politik und Ökonomie. Verlag Julius Klinkhardt, Bad Heilbrunn 2009, ISBN 978-3-7815-1834-6 (pedocs.de).
Weblinks
- Homepage des Verlags
- Julius-Klinkhardt-Preis bei der Sektion Historische Bildungsforschung der DGfE
- Wörterbuch Erwachsenenbildung bei UTB
- Klinkhardt bei pedocs
Einzelnachweise
- ↑ a b Dagmar Olzog, Johann Hacker (Hrsg.): Dokumentation deutschsprachiger Verlage. 15. Auflage, Redline Wirtschaft, Frankfurt 2004, ISBN 3-636-03019-1, S. 195.
- ↑ Karl Friedrich Pfau: Klinkhardt, Julius. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 51, Duncker & Humblot, Leipzig 1906, S. 234.
- ↑ a b c d Börsenblatt vom 30. April 1934, abgerufen über deutsche-digitale-bibliothek.de, Direktlink.
- ↑ Börsenblatt vom 30. März 1935, abgerufen über deutsche-digitale-bibliothek.de, Direktlink.
- ↑ Uwe Sandfuchs, Jörg-W. Link, Andreas Klinkhardt (Hrsg.): Verlag Julius Klinkhardt 1834–2009. Verlegerisches Handeln zwischen Pädagogik, Politik und Ökonomie. Verlag Julius Klinkhardt, Bad Heilbrunn 2009, ISBN 978-3-7815-1834-6, S. 240.
- ↑ klingspor-museum.de
- ↑ Uwe Sandfuchs, Jörg-W. Link, Andreas Klinkhardt (Hrsg.): Verlag Julius Klinkhardt 1834–2009. Verlegerisches Handeln zwischen Pädagogik, Politik und Ökonomie. Verlag Julius Klinkhardt, Bad Heilbrunn 2009, ISBN 978-3-7815-1834-6, S. 242.
- ↑ Tägliches Verzeichnis der Neuerscheinungen, Beiblatt zum Börsenblatt vom 7. Dezember 1936, abgerufen über deutsche-digitale-bibliothek.de, Direktlink.
- ↑ „Seht mein Fähnlein fliegen!“, Dresdner Neueste Nachrichten vom 10. Mai 1935, Seite 4, abgerufen über deutsche-digitale-bibliothek.de, Direktlink.
- ↑ Börsenblatt vom 13. November 1939, abgerufen über deutsche-digitale-bibliothek.de, Direktlink.
- ↑ Uwe Sandfuchs, Jörg-W. Link, Andreas Klinkhardt (Hrsg.): Verlag Julius Klinkhardt 1834–2009. Verlegerisches Handeln zwischen Pädagogik, Politik und Ökonomie. Verlag Julius Klinkhardt, Bad Heilbrunn 2009, ISBN 978-3-7815-1834-6, S. 247.
- ↑ a b Uwe Sandfuchs, Jörg-W. Link, Andreas Klinkhardt (Hrsg.): Verlag Julius Klinkhardt 1834–2009. Verlegerisches Handeln zwischen Pädagogik, Politik und Ökonomie. Verlag Julius Klinkhardt, Bad Heilbrunn 2009, ISBN 978-3-7815-1834-6, S. 249.
- ↑ Uwe Sandfuchs, Jörg-W. Link, Andreas Klinkhardt (Hrsg.): Verlag Julius Klinkhardt 1834–2009. Verlegerisches Handeln zwischen Pädagogik, Politik und Ökonomie. Verlag Julius Klinkhardt, Bad Heilbrunn 2009, ISBN 978-3-7815-1834-6, S. 253.
- ↑ klinkhardt.de
- ↑ Julius-Klinkhardt-Preis
