Verein Demokratischer Pharmazeutinnen und Pharmazeuten
| Verein demokratischer Pharmazeutinnen und Pharmazeuten (VdPP) | |
|---|---|
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| Rechtsform | Verein |
| Gründung | 17. Juni 1989 in Hamburg |
| Motto | Pharmazie in sozialer Verantwortung. |
| Aktionsraum | Überregional |
| Website | vdpp.de |
Der Verein demokratischer Pharmazeutinnen und Pharmazeuten (VdPP) e. V. ist eine deutsche Nichtregierungsorganisation, die sich unter dem Motto „Pharmazie in sozialer Verantwortung“ für eine bedarfsgerechte und patientenorientierte Arzneimittelversorgung einsetzt. Der Verein versteht sich als Gegenöffentlichkeit zu den Standesorganisationen, deren Aktivitäten sich überwiegend an Interessen von Apothekenleitern orientieren.[1] Er hält die Zusammenarbeit mit anderen Gesundheitsberufen in geeigneten Strukturen der Primärversorgung für notwendig.
Organisation
Der VdPP vereint Fachkräfte mit einer Ausbildung zum Apotheker, Pharmazieingenieur, Pharmazeutisch-technischer Assistent (PTA) und Pharmazeutisch-kaufmännischer Assistent (PKA). Die Mitglieder arbeiten vor allem in öffentlichen Apotheken, in Krankenhausapotheken, Krankenkassen, Behörden, Universitäten, humanitären Organisationen und Ausbildungseinrichtungen sowie in der Pharmaindustrie. Die Geschäftsstelle des Vereins befindet sich in Hamburg. In Berlin und Hamburg treffen sich regelmäßig Regionalgruppen. Dreimal jährlich erscheint der VdPP-Rundbrief[2] mit aktuellen Schwerpunktthemen sowohl für die vereinsinterne als auch für die öffentliche Auseinandersetzung.
Geschichte
Gegründet wurde der VdPP am 17. Juni 1989 in Hamburg von Angehörigen pharmazeutischer Berufe, darunter Apothekenbesitzer, Apothekenmitarbeiter und Gewerkschaftler. Viele von ihnen hatten bereits seit der Westdeutschen Studentenbewegung der 1960er Jahre, der Friedensbewegung der 1980er Jahre und der Gesundheitsbewegung regelmäßig zusammengearbeitet.[3] Ein wichtiger Anlass für die Gründung waren die Erfahrungen mit den problematischen Praktiken der Pharmaindustrie und deren Folgen für die Sicherheit der Arzneimittelversorgung der Patienten.
Wesentliche Ziele und Aktivitäten
Der VdPP ist eine politisch arbeitende Vereinigung mit den folgenden Zielen:[4]
- Patientenorientierte und dem Prinzip der Evidenzbasierten Medizin folgende Arzneimittelversorgung und -beratung
- Demokratisierung des Gesundheitswesens auf der Grundlage des Solidaritätsprinzips und transparenter Strukturen
- Stärkung des Verbraucherschutzes und der Patientenbeteiligung im Gesundheitswesen
- Zugang aller Menschen weltweit zu einer ausreichenden und bezahlbaren Arzneimittelversorgung
- Begrenzung der Marktmacht der pharmazeutischen Industrie
- Orientierung am Konzept der Primärversorgung der Weltgesundheitsorganisation (Europa) (WHO)[5] und an deren Definition von Gesundheit als physisches, psychisches und soziales Wohlbefinden.[6]
- Berücksichtigung von Klima- und Umweltschutz in der Arzneimittelversorgung
- Ablehnung von Gewalt, Krieg und Terrorismus. Stattdessen: Friedenspolitik mit ziviler Konfliktlösung und diplomatischer Verständigung.
Der VdPP veröffentlicht regelmäßig Stellungnahmen[7] zu arzneimittel- und apothekenbezogenen Entwicklungen und zu aktuellen Gesetzesvorhaben.[8][9][10][11] Der VdPP veranstaltet öffentliche Seminare[12] und Fachtagungen[13] mit dem Ziel, Perspektiven für eine Verbesserung der Arzneimittelversorgung zu entwickeln. Dabei wird ein breites Themenspektrum bearbeitet, etwa Arzneimittelforschung, Arzneimittelsicherheit (Pharmakovigilanz), Nachhaltigkeit der Arzneimittelversorgung, Preisbildung, Werbung, evidenzbasierte Verordnung bzw. Selbstmedikation. Weiterhin werden Themen zur Zukunft der Apotheke angeboten, z. B. zu den Potenzialen der Apotheke in der Primärversorgung und bei Prävention und Gesundheitsförderung sowie zur Kooperation mit anderen Gesundheitsberufen.[14][15] Dabei orientiert sich der VdPP an den Grundsätzen von Public Health.
Der VdPP arbeitet mit anderen gesundheitspolitischen Organisationen zusammen, z. B. mit dem Verein demokratischer Ärzt*innen (vdää*) und dem Verein Solidarisches Gesundheitswesen[16] mit MEZIS[17] und mit der BUKO Pharma-Kampagne[18]. Der VdPP ist Mitglied der Deutschen Plattform Globale Gesundheit[19] und bei Gesundheit Berlin-Brandenburg.
Im Jahr 2021 ging aus dem VdPP die Initiative Pharmacists for Future hervor, die sich für eine nachhaltige Pharmazie in Forschung, Herstellung, Patientenberatung und Apothekenpraxis engagiert und sich als Teil der Bewegung Fridays for Future versteht.[20][21]
Einzelnachweise
- ↑ https://www.abda.de/ueber-uns/dav/
- ↑ https://www.vdpp.de/rundbrief/
- ↑ Verein demokratischer Pharmazeutinnen und Pharmazeuten, VdPP (2018): Von der 68er Revolte zum VdPP. 50 Jahre kritische Pharmazie. Sonderrundbrief. Abruf 29.01.2025.
- ↑ Verein demokratischer Pharmazeutinnen und Pharmazeuten, VdPP (2009): Pharmazie und Politik – Wechselwirkungen. Programm des Vereins demokratischer Pharmazeutinnen und Pharmazeuten (VDPP) vom 21. Juni 2009. Abruf 07.03.2025. VdPP-Flyer (2021). Abruf 07.03.2025.
- ↑ Weltgesundheitsorganisation|Europa (2018): Primäre Gesundheitsversorgung: Jetzt ist die Zeit zu handeln. Abruf 07.03.2025.
- ↑ Franzkowiak P, Hurrelmann K (2025): Gesundheit. Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit: Leitbegriffe. Alphabetisches Verzeichnis Abruf 07.03.2025.
- ↑ https://www.vdpp.de/presse/
- ↑ Verein demokratischer Pharmazeutinnen und Pharmazeuten, VdPP (2024): Pflegefachpersonen als Schlüssel für nachhaltige Gesundheitsreformen. DBfK, vdää* und VdPP fordern stärkere Rolle der Pflege – auch gegen den Widerstand der Ärzt:innenschaft. Abruf 07.03.2025.
- ↑ Verein demokratischer Pharmazeutinnen und Pharmazeuten, VdPP (2024): Das Apothekenreform-Gesetz (ApoRG) – Flickschusterei statt erfüllter Hoffnungen! Abruf 07.03.2025. VdPP (2024): Positionspapier des VdPP zur Weiterentwicklung der ortsnahen Arzneimittelversorgung über Vor-Ort Apotheken und eine verbesserte Einbindung pharmazeutischer Kompetenzen in eine zukünftige interdisziplinär ausgerichtete und patient:innennorientierte Primärversorgung. Abruf 07.03.2025.
- ↑ Fleer D, Hammer T, Rehberg B, Puteanus U (2023): Chancen nutzen. Kommentar zum Referentenentwurf des Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz. Deutsche Apotheker Zeitung 163, Nr. 27, S. 19. Abruf 07.03.2025.
- ↑ Verein demokratischer Pharmazeutinnen und Pharmazeuten, VdPP (2019): Zum Referentenentwurf für ein „Apothekenstärkungsgesetz“, vorgelegt von Gesundheitsminister Jens Spahn, Presseerklärung 24.04.2019. VdPP-Rundbrief 104, Mai 2029: S. 23 Abruf 07.03.2025.
- ↑ https://www.bphd.de/vdpp-x-bphd-seminarreihe-pharmazeutische-berufsfelder-und-public-health/
- ↑ https://mezis.de/mezis-vdpp-fachtagung-wie-krank-ist-das-denn-12-13-4-in-hannover/
- ↑ Verein demokratischer Pharmazeutinnen und Pharmazeuten, VdPP (2024): Apothekenwesen am Ende oder am Anfang? Fachtagung des VdPP am 8. Juni 2024. VdPP-Rundbrief 129 v. September 2024, S. 3-4. Abruf 07.03.2025.
- ↑ Faber U (2023): Geriatrische Pharmazie – Nur interdisziplinär erfolgreich. Bericht zum Frühlingsseminar 2023. VdPP-Rundbrief 116 (Mai 2023), S. 14 Abruf 07.03.2025.
- ↑ Solidarisches Gesundheitswesen, vdää* und VdPP (2022): Ambulante Versorgung im deutschen Gesundheitswesen. Bestandsaufnahme und Veränderungsbedarf. Ein Gesprächsangebot. Abruf 29.01.2025.
- ↑ MEZIS e.V. – Mein Essen zahl‘ ich selbst (2024): „Wie krank ist das denn?“ – Medikalisierung. Übertherapie, Pathologisierung. MEZIS Nachrichten 2/2024. Abruf 29.01.2025.
- ↑ https://bukopharma.de/
- ↑ https://www.plattformglobalegesundheit.de/mitglieder/
- ↑ Penzel M (2021): „Pharmacists for Future“ treten in Aktion. Nachhaltige Ideen für die Pharmazie gesucht. Deutsche Apotheker Zeitung online. Abruf 29.01.2025.
- ↑ Höhn H (2023): „Pharmacists for Future“ warnen vor umweltgefährdenden Arzneimitteln. Pharmazeutische Zeitung online Abruf: 29.01.2025.
Siehe auch
Literatur
- Gerd Glaeske, Ulrike Faber, Udo Puteanus, Ingrid Schubert: Wechselwirkungen. Beiträge zu Pharmazie und Politik. Mabuse, Frankfurt a. M. 1999, ISBN 3-933050-20-0.
- Gabrielle Beisswanger, Gudrun Hahn, Evelyn Seibert, Ildikó Szász, Christl Trischler: Frauen in der Pharmazie. Die Geschichte eines Frauenberufes. Deutscher Apotheker Verlag, Stuttgart 2001, ISBN 3-7692-2905-3.
- Esther Luhmann (Hrsg.): Die nachhaltige Apotheke – Klimawandel, Umweltschutz und Gesundheit. Deutscher Apotheker Verlag, Stuttgart 2022, ISBN 978-3-7692-7809-5.
