Vanessa Tsehaye

Vanessa Tsehaye, früher Vanessa Berhe (geboren 1996 in Schweden) ist eine schwedisch-eritreische Menschenrechtsaktivistin.[1]
Biographie
Vanessa Tsehaye kam 1996 als Kind eritreischer Migranten in Schweden zur Welt und wuchs dort auf.[2] Im Jahr 2001 erlebte die Familie die Verhaftung ihres Onkels mütterlicherseits, Seyoum Tsehaye (geb. 1953), in Eritrea,[3] eines renommierter Fotojournalisten, dessen ikonische Fotografien Eritreas Unabhängigkeitskrieg dokumentiert hatten und der dort seit 1993 Leiter des öffentlichen Fernsehens Eri-TV gewesen war.[4][5] Als Jugendliche beschäftigte sie sich zunehmend mit der politischen und insbesondere Menschenrechtssituation im Herkunftsland ihrer Eltern und begann, an ihrer Schule Geld zu sammeln, in der Hoffnung, einen Rettungsflug nach Eritrea finanzieren zu können.[2][6][1]
Am 18. September 2001, dem sogenannten Schwarzen Dienstag ließ das Regime des eritreischen Diktators Isaias Afewerki eine große Zahl von Oppositionellen ohne Anklage und Gerichtsverfahren inhaftieren und verschwinden. Darunter waren die Mehrzahl der sogenannten G-15-Gruppe und auch Journalisten wie Seyoum Tsehaye. Das Regime verweigerte Auskünfte über ihren Rechtsstatus, ihren Aufenthaltsort und ihren Gesundheitszustand. Bis heute [Stand Dezember 2024] ist das Schicksal der G-15-Mitglieder und der damals verhafteten Journalisten ungeklärt. Ihre Familien und die internationale Gemeinschaft fordern weiterhin Aufklärung und Freilassung.[7][8]
2013 startete Vanessa Tsehaye die Kampagne One Day Seyoum, um die Einhaltung der Menschenrechte in Eritrea und die Freilassung der politischen Gefangenen zu fordern.[9][10][2] Die Kampagne erfuhr nach dem Friedensgipfel Eritrea–Äthiopien 2018 großen Auftrieb.[6]
Vanessa Tsehaye absolvierte bis 2019 ein Jurastudium an der SOAS University of London. Von Juni 2018 bis Januar arbeitete sie als Produktionsassistentin für das Nachrichtenprogramm The Listening Post.
Im Jahr 2021 brachte sie das Magazin „2001“ heraus, um das Leben in Eritrea zu dokumentieren.[4]
Von November 2020 bis Januar 2024 war sie für Amnesty International als Campaignerin für das Horn von Afrika tätig; sie leitete Kampagnen in Eritrea, Äthiopien, Somalia und Sudan und vertrat Amnesty International auf internationalen Veranstaltungen.
Positionen
Vanessa Tsehaye kritisierte, dass immer wieder postkoloniale Rhetorik eingesetzt würde, um Kritik an den Verhältnissen in Eritrea abzuwehren.[6]
Im Februar 2021 protestierte Vanessa gegen die Blockade des humanitären Zugangs im Tigray-Krieg, der im November 2020 ausgebrochen war. Sie klagte an, dass Staatsorgane Hilfsprojekte sabotierten, was einen Verstoß gegen die Verpflichtungen des humanitären Völkerrechts darstelle. Die Kommunikationsblockade erschwere der Weltöffentlichkeit, sich objektiv über das Kriegsgeschehen zu informieren.[11]
Im Jahr 2018 wandte sich Vanessa gegen die Verwendung des Eritreisch-Äthiopischen Krieges von 1998–2000 als „Rechtfertigung für die Umwandlung [Eritreas] in eine Diktatur“. Sie wandte sich gegen den unbefristeten Militärdienst Eritreas, gegen systematische Vergewaltigung, Folter und andere Verbrechen, gegen die seit 2002 nicht mehr zusammengetretene Nationalversammlung, gegen die Nichtumsetzung der Verfassung Eritreas und gegen willkürliche Verhaftungen ohne Gerichtsverfahren.[12]
Auszeichnungen
- 2013: Dawik-Isaak-Preis (schwedischer Presse- und Menschenrechtspreis)[7]
- 2016: Nominierung für den Freedom of Expression Award des Index on Censorship[7]
Weblinks
- Author: Vanessa Tsehaye In: African Arguments (englisch).
- Suhaiymah Manzoor-Khan: Necolonial/Postcolonial with Vanessa Tsehaye. In: Breaking Binaries. 2019 (englisch).
- Oslo Freedom Forum (Hrsg.): Vanessa Tsehaye | One Day Seyoum | 2018. 3. Juli 2018 (englisch, youtube.com).
- KEBIRE (Hrsg.): Vanessa Tsehaye at UN. 19. März 2019 (englisch, youtube.com).
- 𝐄𝐑𝐈𝐒𝐀𝐓 (Hrsg.): Youth social media and positive change : Vanessa – Tsehaye. 26. Oktober 2023 (englisch, youtube.com).
- New Media UFM English (Hrsg.): Vanessa Tsehaye: Human rights activist and founder, One Day Seyoum. 7. September 2020 (englisch, youtube.com).
Einzelnachweise
- ↑ a b Vanessa Tsehaye: the woman campaigning for imprisoned Eritreans In: BBC News, 17. September 2019. Abgerufen am 15. Juni 2025 (englisch).
- ↑ a b c Greg Marinovich: Tales of an Eritrean fighter-photographer In: Al Jazeera English, 2. Dezember 2015. Abgerufen am 15. Juni 2025 (englisch).
- ↑ Summer Fayre – 1 July 2017. In: Amnesty International UK. 2. Juni 2017, abgerufen am 15. Juni 2025 (englisch).
- ↑ a b Feven Merid: A Return to Independent Eritrean Journalism. In: Columbia Journalism Review. 29. Juni 2021, abgerufen am 15. Juni 2025 (englisch).
- ↑ New revelations about Eiraeiro prison camp – 'The journalist Seyoum Tsehaye is in cell No. 10 of block A01'. In: Reporters Without Borders. 20. Januar 2016, abgerufen am 15. Juni 2025 (englisch).
- ↑ a b c Thirty Years after Eritrean Independence: Youth Activist Vanessa Tsehaye Talks to Georgia Cole. In: African Arguments. 3. Juni 2021, abgerufen am 15. Juni 2025 (englisch).
- ↑ a b c Vanessa Tsehaye - Eritrean human rights activist. Oslo Freedom Forum, abgerufen am 15. Juni 2025 (englisch).
- ↑ Eritrea - Events of 2024. Human Rights Watch, abgerufen am 15. Juni 2025 (englisch).
- ↑ Eritrea: Vanessa Tsehaye, the Indomitable Eritrean Human Rights Campaigner In: Asmarino, 30. Juli 2019. Abgerufen am 15. Juni 2025 (englisch).
- ↑ Manna Zelealem: Ciham Ali Ahmed Is a 15-Year-Old Who Disappeared in an Eritrean Prison. I'm Speaking Up for Her. In: Teen Vogue. 15. November 2018, abgerufen am 15. Juni 2025 (englisch).
- ↑ Vanessa Tsehaye: Ethiopian Government Must Allow Full Humanitarian Access to Tigray In: All Africa, 4. Februar 2021. Abgerufen am 15. Juni 2025 (englisch).
- ↑ Vanessa Berhe: Opinion: Why I'm staging 17 minutes of silent protest for Eritrea In: CNN, 19. September 2018. Abgerufen am 15. Juni 2025 (englisch).