VR-Baureihe R1

R1 / Tr1
Tr1 1047 in Lohja (2021)
Tr1 1047 in Lohja (2021)
Tr1 1047 in Lohja (2021)
Nummerierung: 1030–1096
Anzahl: 67
Hersteller: Tampella: 1030–1054; 1089–1096

Lokomo: 1055–1060; 1081–1088
Jung: 1061–1080

Baujahr(e): 1940: 1030

1941: 1031–1034
1942: 1035–1037
1943: 1038–1042
1950: 1043–1045
1951: 1046–1048
1953: 1049–1050, 1055–1058, 1061–1080
1954: 1051–1054, 1059–1060
1955: 1081–1087
1956: 1088–1092
1957: 1093–1096

Ausmusterung: 1971–1976
Bauart: 1’D1’-h2
Gattung: G46.17
Spurweite: 1524 mm
Länge über Puffer: 22.250 mm
Gesamtradstand: 18.910 mm
Dienstmasse: 95 t
Dienstmasse mit Tender: 157 t
Reibungsmasse: 68 t
Radsatzfahrmasse: 17 t
Höchstgeschwindigkeit: 80 km/h
Anfahrzugkraft: 15,9 kN
Kuppelraddurchmesser: 1600 mm
Treibraddurchmesser: 1600 mm
Laufraddurchmesser vorn: 960 mm
Laufraddurchmesser hinten: 1120 mm
Steuerungsart: Heusinger
Zylinderanzahl: 2
Zylinderdurchmesser: 610 mm
Kolbenhub: 700 mm
Kesselüberdruck: 15 bar
Rostfläche: 3,54 m²
Überhitzerfläche: 68,0 m²
Verdampfungsheizfläche: 195,4 m²
Tender: 2'2' T 27
Dienstmasse des Tenders: 62 t
Wasservorrat: 27,0 m³
Brennstoffvorrat: Holz: 16 m³ oder Kohle: 9 t
Bremse: Bauart Knorr
Zugheizung: Dampf

Die Baureihe R1 waren Güterzuglokomotiven der finnischen Staatsbahnen Valtionrautatiet (VR), von denen 67 Exemplare in den Jahren 1940 bis 1957 in Finnland und Deutschland gebaut wurden. Ab 1942 wurden die in der Achsfolge 1’D1’ (Mikado) ausgeführten Maschinen als Baureihe Tr1 bezeichnet. Die letzten Maschinen standen bis 1975 im Dienst. Ein Teil der Maschinen wurde anschließend in die strategische Reserve der VR überführt. Diese wurden ab Ende der 1980er Jahre verschrottet oder blieben für Museumszwecke erhalten.

Geschichte

In der zweiten Hälfte der 1930er Jahre, als der Eisenbahnverkehr in Finnland zunahm, erwiesen sich die Lokomotiven der Baureihen Tv1 und Tv2 als zu schwach. Zudem ließ ihre Konstruktion keine höheren Geschwindigkeiten zu. Nach der Fertigstellung der ersten Schnellzuglokomotiven der Baureihe P1 gab es Pläne, eine Lokomotive gleicher Größe für den Güterverkehr zu entwickeln. Die erste Lokomotive der Güterzugbaureihe wurde 1940 von Tampella fertiggestellt. Sie erhielt die Baureihenbezeichung R1 und die Betriebsnummer 1030.

Im Oktober 1942 führten die VR ein neues Bezeichnungssystem ein, mit dem die bisher als Baureihe R1 bezeichneten Lokomotiven in die neue Baureihe Tr1 eingeordnet wurden. Nach dem finnischen Präsidenten Risto Ryti bekamen die Lokomotiven den Spitznamen „Risto“.[1]

Trotz der Rohstoffschwierigkeiten wurden bereits während des Zweiten Weltkrieges 13 Lokomotiven mit den Nummern 1030–1042 fertiggestellt. In den 1950er Jahren produzierten Lokomo und Tampella insgesamt 34 und die deutsche Lokomotivfabrik Jung weitere 20 Lokomotiven.[2] Die Tr1 1096 war 1957 die letzte Dampflokomotive, die für die VR gebaut wurde.[2]

Die Lokomotiven 1030–1042 wurden nach Testfahrten in Riihimäki stationiert und von dort in den 1940er Jahren nach Kouvola gebracht. Davon wurden die Lokomotiven 1030–1034 in den 1950er Jahren nach Pieksämäki und die Lokomotiven 1035–1042 nach Tampere, Helsinki und Seinäjoki und schließlich in den 1960er Jahren nach Pieksämäki umbeheimatet. Die Lokomotiven 1043–1048 wurden in Riihimäki stationiert und von dort nach Helsinki umbeheimatet. Die Lokomotiven 1049–1060 wurden in Helsinki stationiert. Einige der Lokomotiven kamen in den 1960er Jahren nach Seinäjoki.

Die Lokomotiven 1061–1080 wurden in Kouvola beheimatet. Später in den 1960er Jahren wurden die Lokomotiven 1072–1080 nach Riihimäki, 1061–1064 nach Seinäjoki, 1065–1067 nach Joensuu und 1068–1071 nach Oulu verlegt. Die in Riihimäki stationierten Lokomotiven wurden Anfang der 1970er Jahre nach Oulu verlegt, mit Ausnahme der Nummern 1078–1080. Die neuesten Lokomotiven der Serie, 1081–1096, wurden zunächst in Tampere und einige Jahre später in Kouvola sowie kurzzeitig in Pieksämäki eingesetzt.[2]

Die Lokomotiven ersetzten die Baureihen Tv1 und Tv2 im Güterverkehr auf den Hauptstrecken. Die Tr1 bewältigten in den Jahren 1950–1965 den Großteil des schweren Güterverkehrs in Süd- und Mittelfinnland. Mit zunehmendem Einsatz von Diesellokomotiven wurden Lokomotiven in nördlichere Betriebswerke verlegt. Die Baureihe wurde auch im langsamen Schnellzugverkehr und für schwere Personenzüge eingesetzt, wofür sie sich aufgrund ihrer relativ hohen Geschwindigkeit gut eignete. Ende der 1960er-Jahre beförderten sie regelmäßig spezielle Feiertags-Schnellzüge.[2] Ab den 1970er Jahren wurden die Lokomotiven der Baureihe Tr1 aus dem Betrieb genommen, die letzten 1975. Ein Teil der Tr1 wurde in konserviertem Zustand in die strategische Reserve überführt, in der die VR bis gegen Ende des Kalten Kriegs Ende der 1980er Jahre insgesamt 250 Dampflokomotiven aufbewahrten.[3] Nach Auflösung der strategischen Reserve blieb ein Teil der Lokomotiven für Museumszwecke erhalten.

Technik

Die Baureihe ist eine 1’D1’-Zweizylinderlokomotive mit Überhitzer, die vorne mit einem Krauss-Helmholtz-Lenkgestell und hinten mit einer Adamsachse ausgestattet ist. Die Betriebsnummern 1030–1048 besaßen keinen Schienenräumer. Die Betriebsnummern 1043–1048 erhielten größere Scheinwerfer. Die Lokomotiven waren mit einer Zugbremse und einer direkt auf die Lokomotive wirkenden Bremse ausgestattet. Sie verfügten über einen Abdampf-Injektor von Friedmann.[2] Sie entstanden zur gleichen Zeit wie die Schnellzuglokomotiven der Baureihen Hr1, weisen daher gleiche Hauptbaugruppen auf und sehen sich ähnlich.

Die Lokomotiven 1049–1060 verfügten über Müller-Schieber, bei den Lokomotiven 1061–1080 wurden die Tenderräder und bei den Lokomotiven 1093–1096 alle Radsätze mit Wälzlagern ausgestattet. Diese letzten vier Lokomotiven besaßen Windleitbleche der Bauart Witte anstelle der zuvor bei der Baureihe verwendeten Wagnerbleche. Alle Lokomotiven wurden mit elektrischer Beleuchtung verschiedener Hersteller ausgerüstet.[2]

Wegen Schwierigkeiten bei der Beschaffung des bei Schiebern und Zylindern der Überhitzerlokomotiven verwendeten Überhitzeröls wurden die Lokomotiven 1030–1042 zum Jahreswechsel 1944/45 für einige Monate zu Nassdampflokomotiven umgebaut und in zwei Zeiträumen (1945–1948 und 1949–1950) mit Holz befeuert. 1956/57 wurden in die Lokomotiven 1030–1054 Müller-Schieber eingebaut.[2]

Verbleib

Nummer Hersteller Baujahr Baunummer Standort Besonderes
1030 Tampella 1940 500 Dampflokpark Haapamäki
1033 Tampella 1941 503 Suomen Rautatiemuseo, Hyvinkää (28.9.1996–) ausgestellt von 1991 bis 1994
1037 Tampella 1942 505 Kurikka (2004–) wurde im Film „Ratavartijan kaunis Inkeri“ verwendet
1047 Tampella 1951 804 Lahti (12.1990–9.2020), Lohja (9.2020–)[4]
1051 Tampella 1954 938 Betriebswerk Kouvola Ersatzteilspender, wartet auf die Verschrottung
1055 Lokomo 1953 167 Dampflokpark Haapamäki
1057 Lokomo 1953 169 Haapamäki, Keuruu (28.9.1994–2024) Wurde im Film Pekka ja Pätkä lumimiehen jäljillä verwendet; 2024 versehentlich verschrottet[5].
1060 Lokomo 1954 172 Fengate, Weeting, England (4.11.2015–)[6] Nach der Ausmusterung Strategische Reserve, nach 1990 nach England verkauft, sollte ab 2015 betriebsfähig aufgearbeitet werden
1067 Jung 1953 11777 Haapamäki, Keuruu (28.9.1994–)
1071 Jung 1953 11781 Dampflokpark Haapamäki (28.9.1994–)
1074 Jung 1953 11784 Munsala, Nykarleby (9.2008–)
1077 Jung 1953 11787 Sudbury oder Acton, Suffolk, England (1990–) Wurde 1976 im Film Der Adler ist gelandet (Kotka on laskeutunut) in Rovaniemi (als Bahnhof Warschau) verwendet, anschließend im Militärdepot in Haapajärvi als Strategische Reserve hinterstellt. 1990 nach England verkauft, 2015 stark verfallen.[7][8]
1082 Lokomo 1955 467 Dampflokpark Haapamäki Ausgestellt: 1981–1991
1087 Lokomo 1955 472 Dampflokpark Haapamäki
1088 Lokomo 1956 473 Akaa, ABC-liikenneaset
1092 Tampella 1956 953 Dampflokpark Haapamäki
1093 Tampella 1957 969 Dampflokpark Haapamäki
1094 Tampella 1957 970 Dampflokpark Haapamäki
1095 Tampella 1957 971 Dampflokpark Haapamäki
1096 Tampella 1957 972 VR-Werkstatt Hyvinkä (7.11.1997–) Zur Aufbereitung[9]

Literatur

  • Juhani Katajisto: Eilispäivän kulkuneuvoja. Tietoteos, Hämeenlinna 1985, ISBN 951-9035-79-6.
  • Sakari K. Salo: Höyryveturikirja, s. 14. Kustantaja Laaksonen, Helsinki 2009, ISBN 978-952-5805-12-3.
  • Eljas Pölhö, Mia Pykälä-Aho: Suomen juna- ja raitiovaunukuvasto. (deutsch: Finnish Motive Power 1.1.1996). Stenvalls, 1996, ISBN 91-7266-133-X (finnisch, englisch).
Commons: R1 / Tr1 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Tr1. In: kasii.mbnet.fi. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 24. März 2016; abgerufen am 20. Juli 2025 (finnisch).
  • R1 → Tr1. In: srhs.fi. SUOMEN RAUTATIE-HISTORIALLINEN SEURA ry, abgerufen am 20. Juli 2025 (finnisch, Zeichnung der Lokomotive, Beheimatungen, Ausmusterungen).

Einzelnachweise

  1. VRn: Höyryventurit. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 29. Juni 2016; abgerufen am 20. Juli 2025 (finnisch).
  2. a b c d e f g R1 → Tr1. In: srhs.fi. SUOMEN RAUTATIE-HISTORIALLINEN SEURA ry, abgerufen am 20. Juli 2025 (finnisch).
  3. Richard Latten: Vom Fehmarnsund zum Nordkap, Die Eisenbahnen in Skandinavien, Band 2: Schweden, Finnland. Verlag Schweers + Wall, Aachen 1995, ISBN 3-921679-86-9, S. 96
  4. Tr1 1047. In: resiinalehti.fi. Abgerufen am 20. Juli 2025 (finnisch, Tasoristeys 3/2020).
  5. Jaakko Palvaila: Anne Teirisalo ihmetteli veturipuistossa, missä hänen raitiovaununsa oli – ”En todellakaan halunnut romuttaa niitä”. In: yle.fi. 22. Oktober 2024, abgerufen am 20. Juli 2025 (finnisch).
  6. Finnish Cold War relic steam engine finds new home on Norfolk farm after 25 years in wilderness. 5. November 2015, abgerufen am 20. Juli 2025 (englisch).
  7. Matti Järvi: VR:n Risto-veturi makaa ryteikössä Englannissa – IS selvitti huikean tarinan: tämän takia kylkeen maalattiin natsien hakaristi. In: is.fi. 26. November 2016, abgerufen am 20. Juli 2025 (finnisch).
  8. Finnish steam locomotives in England. In: rmweb.co.uk. Abgerufen am 20. Juli 2025 (englisch).
  9. Tr1 1096. Abgerufen am 20. Juli 2025 (finnisch, Tasoristeys 2/2020).