Ustadhsis

Ustadhsis (persisch أستاذ سيس, geb. im 8. Jahrhundert; gest. im 8. Jahrhundert) war ein persisch-zoroastrischer Rebellenführer, der im Jahr 767 im heutigen Westafghanistan gegen die Oberherrschaft des arabischen Abbasiden-Kalifen al-Mansur (reg. 754–775) rebellierte.
Leben
Aufstand gegen die Abbasiden
Ustadhis war ein Anhänger der zoroastrischen Reformlehren des Behafarid (persisch بهآفرید, gest. 748/749), die vom Islam inspirierte Praktiken und Verbote enthielten.[1] Er sammelte in Chorasan eine große Oppositionsbewegung und rebellierte im Jahr 767 gegen die Oberherrschaft der Abbasiden unter dem Kalif al-Mansur (714–775, reg. 754–775).[1] Dabei brachte er schließlich Herat und die umgebende Region in Chorasan unter Kontrolle,[1][2] darunter auch die wichtige Stadt Marw al-Rudh.[2] Er tötete hunderte arabische Stammesangehörige und zahlreiche Abbasidenführer.[1] Unter anderem besiegte er Mu'adh ibn Muslim ibn Mu'adh, den späteren Gouverneur von Chorasan.[3] Die Zahl seiner Anhänger soll bis zu dreihunderttausend Menschen umfasst haben.[1][2]
Der Kalif al-Mansur entsandte Truppen unter dem Oberkommando von General Khazim ibn Khuzayma al-Tamimi, der den Aufstand schließlich niederschlug.[1] Ustadhis floh in eine Festung bei Badghis, wo er endgültig besiegt wurde.[1] Nach Tabari soll das bis 768 geschehen sein,[2] nach Arezou Azad nicht vor 750.[1] Ustadhis und die Mitglieder seines Haushalt und Harems gerieten in Kriegsgefangenschaft.[1][2] Nach anderen Berichten beging er Suizid.[4]
Schicksal seines Haushalts
Nach einigen Berichten soll es sich bei der Sklavin Maradschil um seine Tochter handeln. Sie soll noch im Säuglings- oder Kleinkindalter gewesen sein, als sie nach Ustadhsis Niederlage in abbasidische Kriegsgefangenschaft geriet und nach Bagdad gebracht wurde, wo sie aufgewachsen sein soll.[5][6][7] Maradschil wurde später zur Sklavin des fünften Abbasiden-Kalifen Harun al-Raschid und gebar ihm als seine Konkubine am 14. September 786 den Sohn Abdallah al-Ma'mun, den späteren siebten Abbasiden-Kalifen.[8] Maradschil starb bei oder kurz nach der Geburt.[8][9]
Andere gefangene Mitglieder seines Haushalts bzw. Harems waren wohl die von al-Mahdi akquirierte Bahtariya und Schakla, die beiden zu seinen Konkubinen wurden und ihm Kinder gebaren.[10][11] Bahtariya wurde Mutter des Abbasiden-Prinzen Mansur;[10][11] Schakla die Mutter des Abbasiden-Prinzen Ibrahim ibn al-Mahdi.[10]
Rezeption
In der klassisch-arabischen Literatur wird Ustadhsis unter anderem Erwähnung im Taʾrīḫ aṭ-Ṭabarī – Taʾrīḫ ar-Rusūl wa-l-Mulūk von al-Tabari (839–923) erwähnt.[2]
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f g h i Arezou Azad: The Beginnings of Islam in Afghanistan – Conquest, Acculturation, and Islamization (S. 41–55). In: Nile Green (Hrsg.): Afghanistan's Islam, University of California Press 2016, S. 49.
- ↑ a b c d e f Al-Tabari: The History of al-Tabari, Vol 29: Al-Mansur and al-Mahdi, State University of New York Press, New York 1990, S. 44–49.
- ↑ Al-Tabari: The History of al-Tabari, Vol 29: Al-Mansur and al-Mahdi, State University of New York Press, New York 1990, S. 45.
- ↑ Nabia Abbott und Hugh Kennedy erwähnen beide die Vergiftung des persischen Rebellenführers, erwähnen allerdings Ustadhsis nicht mit Namen. - Nabia Abbott: Two Queens of Baghdad: Mother and Wife of Hārūn Al Rashīd, University of Chicago Press, Chicago, 1946, S. 33. - Hugh Kennedy: When Baghdad ruled the Muslim World - The Rise and Fall of Islams Greatest Dynasty, DaCapo Press, 2004, S. 174.
- ↑ Mausu'a al-mudschiza fi tarikh al-islam (الموسوعة الموجزة في التاريخ الإسلامي), 2019, S. 1062 f.
- ↑ Ibn al-Athir: Al-Kamil fi al-tarikh muradschi'a (الكامل في التاريخ، مراجعة), 2005, S. 828.
- ↑ Al-Tabari: The History of al-Tabari, Vol 29: Al-Mansur and al-Mahdi, State University of New York Press, New York 1990, S. 49.
- ↑ a b Rekaya: “al-Maʾmūn” in The Encyclopaedia of Islam. Bd. VI, S. 331a.
- ↑ Nabia Abbott: Two Queens of Baghdad: Mother and Wife of Hārūn Al Rashīd, University of Chicago Press, Chicago, 1946, S. 141.
- ↑ a b c Nabia Abbott: Two Queens of Baghdad: Mother and Wife of Hārūn Al Rashīd, University of Chicago Press, Chicago, 1946, S. 33f.
- ↑ a b Hugh Kennedy: When Baghdad ruled the Muslim World - The Rise and Fall of Islams Greatest Dynasty, DaCapo Press, 2004, S. 174.