Usman dan Fodio

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Usman dan Fodio, Name auf Fula Usuman ɓii Foduye (auf Haussa Shehu Uthman Dan Fuduye, arabisch عثمان بن فودي ʿUthmān ibn Fūdī, DMG ʿUṯmān ibn Fūdī, * 15. Dezember 1754 in Maratta, Gobir, Nigeria; † 20. April 1817 in Sokoto, Nigeria), war ein militärischer Anführer und religiöser Lehrer der Qādirīya-Tariqa aus dem Volk der Fulbe und 1812 Begründer des Kalifats von Sokoto, das 1837 über zwanzig Millionen Bewohner umfasste und im 19. Jahrhundert das mächtigste Reich Westafrikas war.[1] Er ist in Westafrika allgemein als der Shehu bekannt, ein Titel, der von dem arabischen Begriff Scheich abgeleitet ist und auch für islamische Mystiker gebraucht wird.[2]

Leben

Usman dan Fodio stammte aus dem Torodi-Clan der Fulani und war ein direkter Nachkomme von Mūsā Dschukulla, der im 16. Jahrhundert die Torodi aus dem Gebiet des Futa Toro im Senegal ostwärts in das Gebiet von Birni-N’Konni geführt hatte.[3] Sein Vater war Muhammad Fodiye, ein Gelehrter des Toronkawa Clans, bei dem er Lesen und Schreiben mit dem Koran gelernt hatte. Die Familie ließ sich in Degel nieder. Nachdem er zwei Jahre bei seinem Onkel ʿUthmān Bindūrī studiert hatte, schloss er sich dem sudanischen radikalen Gelehrten, Reformer und Sufi Dschibrīl ibn ʿUmar von Agadez an und studierte unter ihm Recht, Theologie und Philosophie.[4][5] Im Jahre 1188 d.H. (1774/5 n. Chr.) begann er zu lehren und "die Menschen zur Religion zu rufen".[6] Sein Aufruf zum reinen Islam[7] sollte die weit verbreitete Vermischung mit dem Animismus beenden.[8] 1786 folgte ein weiterer Besuch zusammen mit seinem zwölf Jahre jüngeren Bruder Abdullahi dan Fodio bei Scheich Dschibrīl ibn ʿUmar in Kude.[9]

Im Jahre 1794 hatte Usman eine Vision, bei der ihm der Prophet Mohammed und der Heilige ʿAbd al-Qādir al-Dschīlānī erschienen und das „Schwert der Wahrheit“ verliehen. Zunächst trat er als religiöser Lehrer und Reformer auf, der weiterhin die volkstümlichen Vorstellungen aus dem islamischen Glauben seines Volkes tilgen wollte. 1804 rief er einen Dschihad aus, als dessen Anführer er im gleichen Jahr ein Heer der Haussa schlug. In den folgenden Jahren eroberte Usman die meisten der Haussa-Staaten und schuf ein Fulbe-Reich in Nordnigeria, das auch unter dem Namen Sokoto-Kalifat bekannt wurde. Als Herrschaftssitz wählte er die Stadt Kano. Seine Vorstellungen von Gerechtigkeit, sozialen Reformen und individuellen Rechten waren von seinen profunden Kenntnissen des islamischen Rechts bestimmt.[10] Als Teil seines Dschihad beauftragte er 1806 seinen Schüler Modibo Adama mit Eroberungen; Adama gründete das Emirat Adamaua und blieb gegenüber Usman als Oberherrscher loyal. 1808 und 1810 erlitt Usman Niederlagen gegen die Reiche Bornu und Kanem.

Nach Usmans Tod wurde sein Reich in zwei Hälften aufgeteilt. Nomineller Herrscher über beide Teile wurde sein Sohn Muhammad Bello. Seine Tochter Nana Asma’u war eine bedeutende Dichterin und Vorkämpferin der Frauenbildung.

Literatur

  • ʿAbdallāh ibn Muḥammad: Tazyīn al-waraqāt. Edited with a translation and introductory study by M. Hiskett, Ibadan University Press, Hertford, 1963.
  • F. H. El-Masri: The Life of Shehu Usuman dan Fodio before the Jihād, in: Journal of the Historical Society of Nigeria, 2 (1963) S. 435–448, hier: S. 437–439.
  • Mervyn Hiskett: The Sword of Truth. The Life and Times of the Shehu Usuman dan Fodio. Oxford University Press, New York u. a. 1973, ISBN 0-19501-647-5.
  • Omar Kane: Othman Dan Fodio. Fondateur de l’empire de Sokoto. ABC, Paris u. a. 1976, ISBN 2-85809-047-5.
  • Leonhard Harding: Jihad und Aufbruch in eine neue Zeit. Uthman dan Fodio und die Zeitenwende am Anfang des 19. Jahrhunderts. In: Sven Sellmer, Horst Brinkhaus (Hrsg.): Zeitenwenden. Historische Brüche in asiatischen und afrikanischen Gesellschaften. EB-Verlag, Hamburg 2002, ISBN 3-930826-64-X (Asien und Afrika. Band 4), S. 15–37.
  • Vincent Hiribarren: Atlas historique de l’Afrique, ed. François-Xavier Fauvelle und Isabelle Surun, 2019.
  • Hrh. Innocent I Ochei: The Legacy of Usman dan Fodio: The Fulani Jihad and teh Sokoto Caliphate, 2024, ISBN 979-8-32519-438-2.
  • D.M. Last Art. ʿUthmān b. Fūdī in The Encyclopaedia of Islam. New Edition Band X, S. 949b-951a.

Einzelnachweise

  1. Philipp Sandner: Meet Usman dan Fodio, Website lisa.gerda-henkel-stiftung.de (21. August 2022, englisch, abgerufen am 21. Juni 2025)
  2. Thomas Hodgkin: Usman dan Fodio, Fulani leader, Website britannica.com (englisch, abgerufen am 21. Juni 2025)
  3. Vgl. Hiskett in seiner Einleitung zu ʿAbdallāh ibn Muḥammad: Tazyīn al-waraqāt. 1963. S. 5.
  4. Vgl. El-Masri: "The Life of Shehu Usuman dan Fodio before the Jihād". 1963, S. 437.
  5. Philipp Sandner: Meet Usman dan Fodio, Website lisa.gerda-henkel-stiftung.de (21. August 2022, englisch, abgerufen am 21. Juni 2025)
  6. Vgl. ʿAbdallāh ibn Muḥammad: Tazyīn al-waraqāt. 1963. S. 85.
  7. Hussayn Abdul Qawi: Uthman Dan Fodio: Defender of Islamic Values and Justice, Website mpac.medium.com (10. Februar 2024, englisch, abgerufen am 21. Juni 2025)
  8. Philipp Sandner: Meet Usman dan Fodio, Website lisa.gerda-henkel-stiftung.de (21. August 2022, englisch, abgerufen am 21. Juni 2025)
  9. Thomas Hodgkin: Usman dan Fodio, Fulani leader, Website britannica.com (englisch, abgerufen am 21. Juni 2025)
  10. Hussayn Abdul Qawi: Uthman Dan Fodio: Defender of Islamic Values and Justice, Website mpac.medium.com (10. Februar 2024, englisch, abgerufen am 21. Juni 2025)