Unternehmen Südostkroatien

Unternehmen Südostkroatien
Teil von: Jugoslawischer Kriegsschauplatz
Datum 16. Januar 1942 bis 23. Januar 1942
Ort Bosnien und Herzegowina
Ausgang Erfolg der Achsenmächte
Konfliktparteien

Deutsches Reich NS Deutschland
Kroatien 1941 Kroatien
Italien 1861 Italien

Jugoslawien Partisanen

Truppenstärke

Deutsches Reich NS 342. Division
Deutsches Reich NS 718. Division

Das Unternehmen Südostkroatien war ein deutsches und kroatisches Unternehmen zur Partisanenbekämpfung im „Unabhängigen Staat Kroatien“ während des Zweiten Weltkrieges. Es fand vom 16. Januar bis zum 23. Januar 1942 im Osten des heutigen Bosnien-Herzegowina statt.

Hintergrund

Nach der Besetzung Jugoslawiens durch die Achsenmächte im April 1941 hatte sich im Verlauf des Sommers und Herbsts 1941 eine starke Widerstandsbewegung in Jugoslawien aufgebaut (Aufstand in Serbien 1941, Aufstand in Montenegro 1941), die einerseits aus den kommunistischen Partisanen unter Josip Broz Tito und andererseits aus verschiedenen serbisch-nationalistischen Milizen, sogenannten „Tschetniks“, bestand, als deren wichtigstem Führer sich Draža Mihailović herausstellte.[1][2]

Im Oktober 1941 hatte der Tschetnik-Unterführer Jezdimir Dangić in Ostbosnien eine dominante Stellung erreicht, indem er mehrere der örtlichen Widerstandsgruppen in seine Koalition einband. Dabei schmiedete Dangić sogar eine Zweckallianz mit den örtlichen Partisanen. Die Romanija-Partisanen und die Dangić-Tschetniks eroberten am 23. Oktober 1941 die Ortschaft Rogatica in Ostbosnien, was den bisher größten Erfolg des Widerstands in der Region darstellte.[3]

Operationsgeschichte

Am 16. Januar 1942 trat die 718. Infanterie-Division von Tuzla und Sarajevo aus mit je einem Regiment zum Angriff an, während die kampfstarke 342. Infanterie-Division die serbisch-kroatische Grenze bei Zvornik überquerte und mit den Infanterieregimentern 697 und 699 in Richtung Vlasenica und mit dem Infanterieregiment 698 in Richtung Rogatica vorstieß.[4]

Bei Pjenovac kam es zu einem einzelnen größeren taktischen Gefecht zwischen einem Bataillon des Infanterieregiments 698 und der Nachhut der 1. Proletarischen Brigade der Partisanen, die sich gemeinsam mit dem Obersten Stab der Partisanenbewegung über die Demarkationslinie absetzte. Der Widerstand der Italiener, die entgegen ihren Versprechungen an die Deutschen nicht in Divisions-, sondern in Bataillonsstärke aufmarschiert waren, war nicht ausreichend, um das Entkommen der Partisanen zu verhindern. Unter den harten Bedingungen des Rückzugs erlitten die Partisanen in der Winterkälte der bosnischen Gebirgskämme schmerzhafte Verluste, die noch zuzüglich zum Gefecht bei Pjenovac ihre Einheiten schwächten.[4]

Die Operation wurde am 23. Januar beendet, ohne dass die geplante Zerstörung der Partisanen gelungen wäre.[5]

Verhandlungen der Wehrmacht mit Dangić

Am 31. Januar machte Dangić den Deutschen sogar ein vollumfassendes Kollaborationsangebot, nachdem Oberst Erich Kewisch, Stabschef unter Bader, Gespräche angeregt hatte.[6] Der Kollaborationsvertrag war am 1. Februar 1942 bereits unterschriftreif, wurde jedoch von den Vertretern der Ustascha-Regierung, der in Ostbosnien die Zuständigkeiten entzogen worden wären, strikt abgelehnt und kam letztlich nicht zur Unterzeichnung. Im Nachklang dieser „Affäre Dangić“ erließ OKW-Chef Keitel am 10. Februar ein Verbot der Kontaktaufnahme zu irregulären Gegnern. Über das Verbot würden sich die deutschen Truppenführer in Jugoslawien wiederholt hinwegsetzen.[4]

Nachwirkung

Analyse

Am 21. Januar fasste Wehrmachtsbefehlshaber Südost Walter Kuntze vor dem Hintergrund des scheiternden Unternehmens Südostkroatien in einer Denkschrift ans OKW die Probleme auf dem jugoslawischen Kriegsschauplatz zusammen. Als Hauptproblem benannte Kuntze die Inaktivität der italienischen Armee, gefolgt von den kontraproduktiven völkermörderischen Massakern der Ustascha-Milizen und das Fehlen eines Oberbefehlshabers für den NDH-Staat, der alle Kräfte der Achsenmächte (Deutschland, Italien, Kroatien) bündeln könnte. Zuletzt beklagte Kuntze auch die Überforderung der 718. Infanterie-Division, die mit lediglich zwei Regimentern die ganze Nordhälfte des NDH-Staats decken sollte und damit überfordert wäre. In der Antwort von OKW-Chef Keitel vom 1. Februar wurde nur der letzte Punkt damit beantwortet, dass Verstärkungen in nächster Zeit nicht zu erwarten seien und dass es Kuntzes Aufgabe sei, „diejenigen Methoden anzuwenden, die den Erfolg garantieren“. Keitel bemängelte die geringe Zahl von Exekutionen und die zu hohe Zahl von Kriegsgefangenen.[4]

Unternehmen Ozren

Auf das Unternehmen „Südostkroatien“ folgte das kurze Unternehmen „Ozren“ (29. Januar bis 4. Februar 1942), in dem drei deutsche Regimenter das Ozrengebirge durchkämmten.[4] Es war die Aufgabe der aus Kladanj vorstoßenden 718. Infanterie-Division sowie des ihm von der 342. Infanterie-Division ausgeliehenen Infanterieregiments 697, das Gebiet zwischen den Flüssen Bosna und Spreča nach Partisanengruppen zu durchsuchen und diese zu zerstören. Dabei wurde die 718. Division durch Kampfpanzer und einen Panzerzug unterstützt. Zehn Bataillone der kroatischen Heimwehr sowie einige kroatische Artilleriebatterien hatten die Aufgabe, die Flusstäler abzuriegeln, um Ausweichbewegungen der Partisanen abzufangen.[5] Die Wehrmacht erzielte während „Ozren“ keinen größeren Erfolg gegen die Partisanenbewegung.[4]

Rückzug der Partisanen

Die während „Südostkroatien“ und „Ozren“ gehetzten Partisanen setzten sich schließlich in der Gegend GoraždeFoča fest. In den benachbarten Partisanen-Basen im Sandžak, in der östlichen Herzegowina sowie in Montenegro entstand ein neues zusammenhängendes Gebiet,[4] auch als Republik Foča bezeichnet,[7] dessen Eroberung eine erneute Militäraktion der Achsenmächte erforderte.[4]

Offensive der Tschetniks

Die Tschetniks nutzten die Schwächephase der Partisanen für einen Handstreich in Majevica (20. Februar),[4] während sie gleichzeitig in Montenegro und in der Herzegowina unter der Führung von Pavle Đurišić im Norden und Bajo Stanišić im Süden zum Angriff auf die örtlichen Partisanenhochburgen antraten. Die Partisanen verloren die Kontrolle über Kolašin (23. Februar), woraufhin die montenegrinischen Tschetniks ein Stillhalteabkommen mit den Italienern schlossen (27. Februar). Im April einigten sich die beiden Tschetnik-Befehlshaber in Montenegro schließlich in gegenseitigem Machtverzicht auf die gemeinsame Unterordnung unter den ehemaligen Gouverneur Blažo Đukanović.[8]

Historiographie

Die Unternehmen „Südostkroatien“ und „Ozren“ wurden in der jugoslawischen Nachkriegshistoriographie gemeinsam als „zweite feindliche Offensive“ bezeichnet.[9]

Siehe auch

Literatur

  • Klaus Schmider: Partisanenkrieg in Jugoslawien 1941–1944. Verlag E. S. Mittler & Sohn GmbH, Hamburg 2002, ISBN 3-8132-0794-3, Kapitel 4.2: „Die Verlagerung des Operationsschwerpunktes nach Ostbosnien“, S. 108–138.
  • Ben Shepherd: Terror in the Balkans: German Armies and Partisan Warfare. Harvard University Press, Cambridge / London 2012, ISBN 978-0-674-04891-1, Kapitel: „Glimmers of Sanity: The 718th Infantry Division in Bosnia“, S. 161–189 (englisch).

Einzelnachweise

  1. Klaus Schmider: Partisanenkrieg in Jugoslawien 1941–1944. Verlag E. S. Mittler & Sohn GmbH, Hamburg 2002, ISBN 3-8132-0794-3, Kapitel: „Glossar der wichtigsten Fachbegriffe“, S. 17–21.
  2. Marie-Janine Calic: A History of Yugoslavia. Purdue University Press, West Lafayette 2019, ISBN 978-1-61249-563-7, Kapitel: „Occupation, Collaboration, and Resistance“, S. 125–141 (englisch, deutsch: Geschichte Jugoslawiens im 20. Jahrhundert. München 2014.).
  3. Klaus Schmider: Partisanenkrieg in Jugoslawien 1941–1944. Verlag E. S. Mittler & Sohn GmbH, Hamburg 2002, ISBN 3-8132-0794-3, Kapitel 3.2: „1941 im NDH-Staat“, S. 89–98.
  4. a b c d e f g h i Klaus Schmider: Partisanenkrieg in Jugoslawien 1941–1944. Verlag E. S. Mittler & Sohn GmbH, Hamburg 2002, ISBN 3-8132-0794-3, Kapitel 4.2: „Die Verlagerung des Operationsschwerpunktes nach Ostbosnien“, S. 108–138.
  5. a b Ben Shepherd: Terror in the Balkans: German Armies and Partisan Warfare. Harvard University Press, Cambridge / London 2012, ISBN 978-0-674-04891-1, Kapitel: „Glimmers of Sanity: The 718th Infantry Division in Bosnia“, S. 161–189 (englisch).
  6. Klaus Schmider: Auf Umwegen zum Vernichtungskrieg? Der Partisanenkrieg in Jugoslawien, 1941–1944. In: Rolf-Dieter Müller, Hans-Erich Volkmann (Hrsg.): Die Wehrmacht: Mythos und Realität. Oldenbourg, München 2012, ISBN 978-3-486-85202-8, S. 901–922.
  7. Marko Attila Hoare: Genocide and Resistance in Hitler's Bosnia: The Partisans and the Chetniks 1941–1943. Oxford University Press, Oxford 2006, ISBN 0-19-726380-1 (englisch).
  8. Klaus Schmider: Partisanenkrieg in Jugoslawien 1941–1944. Verlag E. S. Mittler & Sohn GmbH, Hamburg 2002, ISBN 3-8132-0794-3, Kapitel 4.3: „Die politische Krise der Partisanenbewegung“, S. 138–142.
  9. Jozo Tomasevich: War and Revolution in Yugoslavia, 1941–1945: Occupation and Collaboration. Stanford University Press, Stanford 2001, ISBN 0-8047-3615-4, Kapitel: „Ustasha Terror Engenders Armed Resistance“, S. 412–415 (englisch).