Finkenbach (Oberzent)

Finkenbach
Stadt Oberzent
Koordinaten: 49° 32′ N, 8° 55′ O
Höhe: 227 m ü. NHN
Fläche: 9,33 km²[1]
Einwohner: 461 (31. Dez. 2022) HW[2]
Bevölkerungsdichte: 49 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Juli 1971
Eingemeindet nach: Rothenberg
Postleitzahl: 64760
Vorwahl: 06068

Finkenbach ist ein Ortsteil der Stadt Oberzent im südhessischen Odenwaldkreis.

Geographie

Der Ort liegt im südlichen Odenwald im Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald am Hinterbach. Durch den Ort verläuft die Landesstraße 3119.

Geschichte

Ortsgeschichte

Mittelalter und Frühe Neuzeit

Erstmals nachweislich urkundlich erwähnt wurde Finkenbach im Jahre 1347. Bis dahin gehörte es offenbar als Pfälzer Lehen zum Besitz der Schenken von Erbach. Mit der Urkunde von 1347 übertrug Schenk Konrad III. von Erbach (1296–1363) Unter-Finkenbach anlässlich der Hochzeit seiner Tochter Margareta mit Engelhard II. von Hirschhorn (–1387) dem Letzteren als Mitgift. Unter-Finkenbach gehörte fortan zur Herrschaft Rothenberg, einem Reichslehen im Besitz der Herren von Hirschhorn (später derer von Cronberg und von Degenfeld-Schonburg), das 1797 wieder als Amt Rothenberg an die Grafschaft Erbach fiel.

Ober-Finkenbach hingegen blieb als Pfälzer Lehen weiterhin im Besitz der Schenken (ab 1532 Grafen) von Erbach, wie Lehensurkunden von 1398, 1438, 1443 und 1532 zeigen. Es gehörte zum Amt Freienstein.

Ab 1820

Nach Auflösung der Ämter im Jahr im Rahmen der Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung 1821/22 wurde die Gemeinde Ober-Finkenbach mit dem Dorf Hinterbach zugleich Bürgermeisterei im Landratsbezirk Erbach, der auch die Gemeinde Raubach angegliedert wurde. Die Gemeinde Unter-Finkenbach gehörte dagegen ab 1822 zur Bürgermeisterei Rothenberg.

Die Trennung in die eigenständigen Gemeinden Ober- und Unter-Finkenbach blieb auch über die Revolution von 1848 und die anschließende Reaktionsära hinweg bestehen. 1888 gehörte Unter-Finkenbach weiterhin zur Bürgermeisterei Rothenberg, jedoch zum Standesamtsbezirk Ober-Finkenbach.[3]

Zum 1. Juli 1949 schlossen sich Ober-Finkenbach mit dem Ortsteil Hinterbach und Unter-Finkenbach zur selbstständigen Gemeinde Finkenbach zusammen.

Hessische Gebietsreform 1971, Gemeindefusion 2018

Am 1. Juli 1971 erfolgte im Zuge der Gebietsreform in Hessen die freiwillige Eingemeindung nach Rothenberg,[4][5] das wiederum am 1. Januar 2018 mit weiteren Gemeinden die Stadt Oberzent bildete. Finkenbach ist seitdem ein Stadtteil von Oberzent. Für die Stadtteile Finkenbach, Hinterbach und Raubach wurde ein gemeinsamer Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet. Dieser Ortsbezirk umfasst die Gemarkungen Finkenbach und Raubach.[6]

Finkenbach wurde 2002 als Förderschwerpunkt im Hessischen Dorferneuerungsprogramm anerkannt.

Verwaltungsgeschichte im Überblick

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Finkenbach angehört(e):[1][7]

Ober-Finkenbach

Unter-Finkenbach

Finkenbach (ab 1. Juli 1949)

  • bis 2. Oktober 1949: Amerikanische Besatzungszone, Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Erbach
  • ab 3. Oktober 1949: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Erbach
  • ab 1971: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Erbach, Gemeinde Rothenberg[Anm. 12]
  • ab 1972: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Odenwaldkreis, Gemeinde Rothenberg
  • ab 2018: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Odenwaldkreis, Stadt Oberzent[Anm. 13]

Bevölkerung

Einwohnerentwicklung

Unter-Finkenbach[1]

  • 1605: 5 wehrfähige Männer
  • 1829: 91 Einwohner

Ober-Finkenbach[1]

  • 16. Jahrhundert: 9 wehrfähige Männer
  • 1829: 270 Einwohner

Finkenbach[1]

Finkenbach: Einwohnerzahlen von 1829 bis 2020
Jahr  Einwohner
1829
  
381
1834
  
528
1840
  
480
1846
  
598
1852
  
577
1858
  
598
1864
  
599
1871
  
573
1875
  
559
1885
  
529
1895
  
495
1905
  
514
1910
  
519
1925
  
464
1939
  
482
1946
  
604
1950
  
579
1956
  
547
1961
  
557
1967
  
577
1970
  
567
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2011
  
465
2018
  
449
2020
  
457
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1][9]; Zensus 2011[10]

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Finkenbach 465 Einwohner. Darunter waren 18 (3,9 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 66 Einwohner unter 18 Jahren, 183 zwischen 18 und 49, 111 zwischen 50 und 64 und 108 Einwohner waren älter.[10] Die Einwohner lebten in 207 Haushalten. Davon waren 48 Singlehaushalte, 75 Paare ohne Kinder und 66 Paare mit Kindern, sowie 15 Alleinerziehende und 3 Wohngemeinschaften. In 45 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 132 Haushaltungen lebten keine Senioren.[10]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Überregional bekannt ist der Ort durch das Finkenbach-Festival, das seit 1977 fast alljährlich im Juli oder August Tausende von Fans der Rockmusik in den Odenwald lockt.[11] Gegründet wurde das Festival von Mani Neumeier mit seiner Band Guru Guru und der Finkenbacher Feuerwehr. Heutiger Ausrichter ist der FC Finkenbachtal 1946 e. V.

Neun Kulturdenkmäler weist Finkenbach auf, neben dem Huben-Hof und der Johanns-Mühle gehört dazu auch der sogenannte Armbruststein, 1518 erstmals urkundlich erwähnt:

Persönlichkeiten

  • Christian Kehrer, seit 2018 Bürgermeister von Oberzent, wohnt in Finkenbach

Anmerkungen und Einzelnachweise

Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Mediatisierung infolge der Rheinbundakte.
  3. Das Großherzogtum Hessen war von 1815 bis 1866 Mitglied des Deutschen Bundes. Ein Staatenbund ehemaliger Territorien des Heiligen Römischen Reichs. Er gilt als gescheiterter Versuch einer erneuten Reichsgründung.
  4. Trennung zwischen Justiz (Landgericht Beerfelden) und Verwaltung.
  5. Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurde die Provinz Starkenburg aufgelöst.
  6. Infolge des Zweiten Weltkriegs.
  7. Mediatisierung infolge der Rheinbundakte.
  8. Das Großherzogtum Hessen war von 1815 bis 1866 Mitglied des Deutschen Bundes. Ein Staatenbund ehemaliger Territorien des Heiligen Römischen Reichs. Er gilt als gescheiterter Versuch einer erneuten Reichsgründung.
  9. Trennung zwischen Justiz (Landgericht Beerfelden) und Verwaltung.
  10. Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurde die Provinz Starkenburg aufgelöst.
  11. Infolge des Zweiten Weltkriegs.
  12. Am 1. Juli 1971 als Ortsteil zur Gemeinde Rothenberg
  13. Am 1. Januar 2018 als Ortsbezirk zur Stadt Oberzent.

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g Finkenbach, Odenwaldkreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Zahlen und Daten. In: Webauftritt. Stadt Oberzent, abgerufen im Dezember 2024.
  3. Hessische Zentralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Bd. 29. Darmstadt 1888, S. 100 f. Online (abgerufen am 9. Mai 2025).
  4. Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschlüsse und Eingliederungen von Gemeinden vom 21. Juni 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 28, S. 1117, Punkt 988; Abs. 15. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 5,0 MB]).
  5. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 358 (Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF; 41,1 MB]).
  6. Hauptsatzung § 4. (PDF; 197 kB) Stadt Oberzent, abgerufen im Dezember 2020.
  7. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  8. a b Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr. 8, S. 121 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2 MB]).
  9. Einwohnerzahlen aus dem Webarchiv
  10. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 38 und 92, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. Juli 2021;.
  11. Finkenbach-Festival In: www.finkenbachfestival.de