Ulrike Steierwald
Ulrike Steierwald (* 1970 in Aachen[1]) ist eine deutsche Kultur- und Literaturwissenschaftlerin und Universitätsprofessorin für Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Leuphana Universität Lüneburg.
Leben
Ulrike Steierwald studierte Germanistik, Theaterwissenschaft, Neuere Geschichte und Bibliothekswesen in München, Freiburg und Köln. Sie war Stipendiatin der Studienstiftung und promovierte mit Auszeichnung an der LMU München bei Walter Müller-Seidel[2] mit einer Arbeit über Geschichtstheorie und Moderne in den Texten Joseph Roths. Ab 1994 war sie stellvertretende Direktorin der Herzogin Anna Amalia Bibliothek, Klassik Stiftung Weimar, und arbeitete u. a. zu Raumkonzepten des 18. Jahrhunderts, Sammlungstheorien der Moderne und zur Kulturgeschichte der Weimarer Klassik. Ulrike Steierwald ist seit 2019 im Fachbeirat der Herzogin Anna Amalia Bibliothek. Epistemologie und Kulturgeschichte des Sammelns von den Wunderkammern der Renaissance bis zur Bildlichkeit digitaler Medien bilden weiterhin einen Fokus ihres Forschungsprofils. Gemeinsam mit Reinhard Laube ediert sie bei transcript die kulturwissenschaftliche Buchreihe redescriptions – Zur Phänomenologie der Bibliothek.
2004 war Ulrike Steierwald auf eine Professur für Informations- und Medienwissenschaft mit Schwerpunkt Bibliothekstheorie und -geschichte an die Hochschule Darmstadt berufen worden und widmete sich in Lehre und Forschung u. a. Sammlungstheorien und Fragen der Autorschaft, Bibliotheksarchitektur sowie Klassifikation. Gemeinsam mit Hartmut Vinçon hatte sie bis 2011 die Leitung der Editions- und Forschungsstelle Frank Wedekind an der Hochschule Darmstadt inne. Zum Wintersemester 2011/12 folgte der Ruf auf die Professur für Neuere deutsche Literaturwissenschaft an die Leuphana Universität Lüneburg. Der Schwerpunkt der kulturgeschichtlichen wie epistemologischen Forschung liegt hier auf einem transdisziplinären Projekt, dem Thesaurus der Sprachbildlichkeit.[3] In Publikationen, Gesprächsreihen und auf regelmäßig stattfindenden Tagungen (Thesaurus-Triennale) setzen sich Wissenschaftlerinnen, Autorinnen und Künstlerinnen zu diversen Begriffsfeldern mit den jeweils aufbrechenden, poetischen Beziehungsgefügen sprachlicher Evidenz und Verkörperung auseinander. In Komplementarität zu Aby Warburgs Atlas erweist sich Sprache als ein dynamisches, jenseits von Festlegungen semantisch wirksam werdendes System offener Korrelationen.
Publikationen
- Leiden an der Geschichte. Zur Geschichtsauffassung der Moderne in den Texten Joseph Roths. Würzburg: Königshausen und Neumann 1994 (Zugleich Dissertation an der LMU München)
- Wissen und System. Zu Gottfried Wilhelm Leibniz’ Theorie einer Universalbibliothek. Köln: Greven 1995
- mit Michael Knoche und Jürgen Weber: Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek – Kulturgeschichte einer Sammlung. München u. a.: Hanser 1999
- mit Georg Bollenbeck und Michael Knoche: Weimar – Archäologie eines Ortes. Weimar: Hermann Böhlaus Nachfolger 2001
- Wie anfangen? Literarische Entwürfe des Beginnens. Berlin: Duncker & Humblot 2016 (Lectiones Inaugurales, Bd. 13)
- mit Wolfgang Kemp: Sprachbildlichkeit: Zur Universalpoesie eines Thesaurus. Wien/Köln/Weimar: Böhlau 2019 (figurationen 20.2)
Weblinks
- Homepage mit Liste einzelner Veröffentlichungen
- Profil auf den Seiten der Leuphana Universität Lüneburg
- Antrittsvorlesung an der Leuphana Universität Lüneburg: Wie anfangen? Literarische Entwürfe des Beginnens.
- Wie ehrt man richtig? „Disputation“ anlässlich der Verleihung der Ehrenpromotion an Felicitas Hoppe, Leuphana Universität Lüneburg, Dies Academicus 2016
- Ulrike Steierwald im Germanistenverzeichnis
Einzelnachweise
- ↑ Verein Deutscher Bibliothekare (Hrsg.): Jahrbuch der deutschen Bibliotheken. Band 57. O. Harrassowitz, 1997, ISBN 3-447-03865-9, S. 612 (google.de, Suche).
- ↑ Walter Müller-Seidel - ViewSeite Default. Abgerufen am 5. September 2025.
- ↑ Ulrike Steierwald: thesaurieren. In: Figurationen. Band 20, Nr. 2, 31. Dezember 2019, ISSN 1439-4367, S. 7–24, doi:10.7788/figu.2019.20.2.7 (vr-elibrary.de [abgerufen am 5. September 2025]).