Udo Horstmann
Udo Horstmann (* 1941 in Witten)[1] ist ein deutscher Geschäftsmann, Kunstsammler, Mäzen und ehemaliger Diplomat.
Leben
Horstmann wuchs in Nordrhein-Westfalen auf. Nach dem Wehrdienst studierte er in Köln Betriebswirtschaft und trat anschließend in den diplomatischen Dienst des Auswärtigen Amtes ein.[2] Es folgten geschäftliche Aufenthalte in den USA und Südafrika von 1970 bis 1980.[3] Er arbeitete hier als zentraler Kooperationspartner für Marc Rich, dem daran gelegen war, Rohstoff-Embargos gegen das dortige Apartheidsregime zu umgehen.[4][5] Horstmanns diesbezügliche Bedeutung zeigte sich auch darin, dass bei den vierteljährlichen Treffen der obersten Führungskräfte von Richs Unternehmen in Zürich stets das Codewort „Udo“ für Südafrika verwendet wurde.[6] Weiter war er in verschiedene Rohstoff-Termingeschäfte im Zusammenhang mit russischer Kohle während des Kalten Krieges involviert.
Neben seiner geschäftlichen Tätigkeiten war er auch Deutscher Botschafter in verschiedenen afrikanischen Ländern, u. a. in Benin (1967–1971), Kamerun (1971–1975)[7][8][9] und Senegal (1979–1983).[10] Ab 1980 war er zusätzlich Botschafter in Guinea-Bissau.[11]
Nach Abschluss seiner Arbeit in Afrika Ende der 1980er Jahre setzte er sich zur Ruhe, wirkte aber noch im Vorstand verschiedener Firmen. Offenbar steuerliche Erwägungen bewirkten 1981 Horstmanns Übersiedlung nach Zug im Kanton Zug in der Schweiz.[12] Horstmann lebt in Zug und Berlin.[13]
Horstmann ist Mitglied der Clausewitz-Gesellschaft und hat den Rang eines Oberstleutnants der Reserve inne.[14]
Sammlung außereuropäischer Kunst
Seit den 1980er Jahren begann Horstmann auf dem internationalen Kunstmarkt Sammlungen afrikanischer und ozeanischer Kunst aufzubauen[15], die durch Ausstellungen und Publikationen weltweite Bekanntheit erlangten. Im Zusammenhang mit den Ausstellungen seiner Sammlungs-Objekte erfolgten verschiedene Kooperation mit Museen.[16][17][18]
Horstmann gab im Laufe der Jahre Objekte seiner Sammlung als Geschenke an internationale Museen, u. a. an das Museum Rietberg in Zürich[19], an das Museum of Fine Arts in Boston[20] und an das Brooklyn Museum in New York City.[21][22] Im Jahr 1992 erfolgte eine besonders umfangreiche Schenkung südafrikanischer Kunst an die Johannesburg Art Gallery.[23]
Er beteiligte sich auch an gesellschaftlichen Diskursen der Rezeption außereuropäischer Kunst[24], des Kunstmarktes wie des Ausstellungswesens.[25] Seine öffentliche Kritik an der Sammlung Reinhard Klimmt[26] war Teil kontrovers geführter Debatten.[27]
Ehrungen
Am 30. August 1984 wurde Udo Horstmann, seinerzeit wohnhaft in Pech (Wachtberg), mit dem Großen Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.
Für seine Verdienste um den Erhalt des französischen Kulturerbes wurde Udo Horstmann am 17. Mai 2016 von Audrey Azoulay, der damaligen Ministerin für Kultur und Kommunikation, zum „Chevalier de l' Ordre des Arts et des Lettres“ ernannt.[28]
Weiteres
Laut Rainer Erler ist die Person des Istvan Kaltenbach in seinem Roman „Die Kaltenbach-Papiere“ (wie auch in dessen Verfilmung) an Udo Horstmann angelehnt.[29]
| Vorgänger | Amt | Nachfolger |
|---|---|---|
| Hanns-Gero von Lindeiner-Wildau | Deutscher Botschafter in Yaounde (Kamerun) 1971–1975 | Rolf Enders |
Einzelnachweise
- ↑ Kunst aus Afrika in der Innerschweiz. Ein Leben für die Kunst! In Afrika entdeckte ein Rohstoffhändler vor 20 Jahren eine Leidenschaft, die seither sein Leben bestimmt.In: Prive Nr 2. 1995, p108-114.
- ↑ Louise Nicholson: Tribal triumph: Udo Horstmann and his wife, Wally, have filled their home in Switzerland with one of the world's greatest private collections of tribal art. As Mr Horstmann explains to Louise Nicholson, it is 'an expedition into another world'. In: Apollo. Band 170, Nr. 568, 1. September 2009, S. 20–25 (gale.com [abgerufen am 18. Oktober 2024]).
- ↑ Udo Horstmann - Five Hundred Year Archive. In: fhya.uct.ac.za. Abgerufen am 18. Oktober 2024.
- ↑ Daniel Ammann: King of Oil. Marc Rich. Vom mächtigsten Rohstoffhändler der Welt zum Gejagten der USA, Orell Füssli, Zürich 2010, S. 125ff.
- ↑ Daniel Ammann: The King of Oil: The Secret Lives of Marc Rich, St. Martin's Press, New York 2009, S. 118 sowie 136f.
- ↑ David Pallister, Kevin Maguire: Shadow minister accused of supplying apartheid regime. In: The Guardian. 4. Mai 2001, ISSN 0261-3077 (theguardian.com [abgerufen am 16. September 2025]).
- ↑ Kabinettsprotokolle. In: bundesarchiv.de. Abgerufen am 18. Oktober 2024.
- ↑ GMBl Nr. 8 1972. In: fragdenstaat.de. Abgerufen am 18. Oktober 2024.
- ↑ Kopie der Besetzungsliste. In: diplo.de. Abgerufen am 18. Oktober 2024.
- ↑ GMBl Nr. 16 1980. In: fragdenstaat.de. Abgerufen am 18. Oktober 2024.
- ↑ Diplomatische Vertretungen der Bundesrepublik Deutschland im Ausland. In: Gemeinsames Ministerialblatt. Nr. 16, 1980, S. 278 (fragdenstaat.de).
- ↑ Kunst aus Afrika in der Innerschweiz. Ein Leben für die Kunst! In Afrika entdeckte ein Rohstoffhändler vor 20 Jahren eine Leidenschaft, die seither sein Leben bestimmt.In: Prive Nr 2. 1995, p108-114.
- ↑ Sammlung Wally und Udo Horstmann. In: galerie-herrmann.com. Abgerufen am 18. Oktober 2024.
- ↑ 50 Jahre Clausewitz-Gesellschaft e.V. In: clausewitz-gesellschaft.de. Abgerufen am 18. Oktober 2024.
- ↑ Dominique Remondino: An Interview with Udo Horstmann. In: Art Tribal, 2003/4:100-105.
- ↑ The Power of Form. African Art from the Horstmann Collection. Ediz. illustrata (Archeologia, arte primitiva e orientale) - Hardcover Ezio Bassani; Michael Bockemühl
- ↑ Junge Peter und Dietrich Wildung (Hrsg.) 5000 Jahre Afrika - Ägypten - Afrika : Sammlung W. und U. Horstmann und Staatliche Museen zu Berlin
- ↑ Ritual oder Spiel?, Puppen aus Afrika und Ägypten, Mit vielen Abb., Stelzig, Christine u. a. (Hg.) Verlag: Berlin, Ägyptisches Museum und Papyrussammlung, 2004
- ↑ Museum Rietberg Zürich - Jahresbericht 2020. In: rietberg.ch. Abgerufen am 18. Oktober 2024.
- ↑ Doll. In: collections.mfa.org. Abgerufen am 18. Oktober 2024 (englisch).
- ↑ Brooklyn Museum. In: brooklynmuseum.org. Abgerufen am 18. Oktober 2024.
- ↑ Animal hair with wire frame attached, leather binding. In: uiowa.edu. Abgerufen am 18. Oktober 2024 (englisch).
- ↑ Johannesburg Art Gallery:The Horstmann Collection of Southern African Art. Bibliothèque Alain Guisson 1992.
- ↑ Udo Horstmann / Klaus Maaz: " I PIERCE THE SKY'S EYE", WEATHER CHARMS FROM MICRONESIA. In: Art Tribal/ Micronesia 09/ Herbst 2005: 72-89
- ↑ Pierre Naquin and Carine Claude: UDO AND WALLY HORSTMANN, WHENE RUDITION MEETS PASSION. In: Ama 334, März 2022: 39-47.
- ↑ Focus Nr. 26 (2010):DEUTSCHLAND: „Das ist ein peinlicher Witz“
- ↑ About-Africa, 28. Juli 2011: AUSSTELLUNGSKRITIK IM FOCUS: „Der peinliche Witz und die Flohmarktware wurde also wenigstens zum Teil … in Belgien und Frankreich erworben, oder aber von dort durch Experten-Expertisen gesegnet. Die pauschale Aburteilung beleidigt daher nicht nur die afrikanischen Hersteller, der zweifellos auch vorhandenen echten Stücke, sondern außerdem die Voreigentümer Dartevelle, Conru, Laeremans, Schulz, Italiaander, Arman, Krieg, die Aktionhäuser Neumeister und Zemanek-Münster, sowie die Experten Lehuard und Neyt.“
- ↑ Ministère de la culture: Ordre des Arts et des Lettres. Generic Paris 2018: 25
- ↑ Frank G. Gerigk (Hrsg.): Die Welten des Rainer Erler. Anthologie. p.machinery, Murnau 2017: 126