Tuteur Haus

Tuteur Haus
Tuteur Haus
Daten
Ort Berlin
Architekt Hermann Muthesius
Bauherr Kersten und Tuteur (Kaufmann)
Baujahr 1886
Grundfläche 1165 m²
Koordinaten 52° 30′ 36,8″ N, 13° 23′ 31,9″ O

Das Tuteur Haus ist ein sechsgeschossiges Jugendstil-Bauwerk in Berlin-Mitte an der Leipziger Straße, in der Nähe des Checkpoint Charlie und des Gendarmenmarkts. Es ist eines der wenigen Geschäftshäuser an der Leipziger Straße aus der Gründerzeit. Das Gebäude ist ein gelistetes Baudenkmal.[1] Es wird durch die Aengevelt Immobilien vermietet.[2]

Geschichte

Tuteur-Haus, um 1900

Das Gebäude wurde im Jahre 1886 von C.F. Schwenke als Geschäftshaus Ullmann erbaut.[3] Von 1912 bis 1913 wurde das Geschäftshaus von dem Eigentümer Kersten und Tuteur durch den Architekten Hermann Muthesius, nach einem beschränkten Wettbewerb, umgebaut. Muthesius ließ die neue Idee des Eckschaufensters hier zum ersten Mal realisieren. Diese Idee wurde später auch in anderen Geschäftshäusern wie dem Kaufhaus des Westens übernommen. Muthesius orientierte sich hier an einem klassizistischen Stil, der auf Sachlichkeit aufbaut. Zu Zeiten der DDR wurden der renovierten Fassade die Profile abgeschlagen und mit Elbsandsteinplatten die Pfeiler- und Lisenenflächen abgedeckt. 2006 wurde das Tuteur Haus nach der Planung des Architekturbüros Patzschke als Geschäfts- und Bürogebäude modernisiert. So wurde beispielsweise die Natursteinfassade aus Thüringer Travertin unter Einbeziehung wieder entdeckter Originalsubstanz rekonstruiert.[1] Haus und Grundstück Leipziger Straße 36, wurde von Frau Tuteur an den Schuhkonzern „Bata“ verkauft. „Bata“ reichte das Grundstück weiter an die Handelsvertretung der Tschechoslowakei. Nach deren politischen Aufteilung gelangte es in den Besitz der Slowakischen Republik. Im Jahr 1994 konnte die Familie Tuteur ihre Alteigentumsrechte durchsetzen und so das Haus zurückerlangen.[4] Weitgehend rekonstruiert, ist es ein weiteres Denkmal für das Schaffen von Muthesius.

Beschreibung

Der Stahlbetonskelettbau mit Kupferabdeckung wird durch die dreiteiligen, zweistöckigen Schaufenster, deren Bögen von üppiger Baudekoration eingefasst sind, charakterisiert. In die Gestaltung gliedert sich eine konsequent durchgeführte, 1910 übliche Pfeilerfassade.

Schicksal der Eigentümer

Das Unternehmen „Kersten & Tuteur“ – Haus der Moden, gegründet 1905, bezog im Jahre 1913 das Haus in der Leipziger Straße 36. Die Firma war über die Grenzen Berlins bekannt für ihre exklusive Damenmode.[5] Unter Ausnutzung wirtschaftlicher und politischer Pressionen durch die Nationalsozialisten, erwarben Rolf Horn und Herbert Horn[6] das Unternehmen vom jüdischen Eigentümer Jacob Tuteur (Willi Kersten verstarb 1934). Von nun an firmierte man unter „Gebrüder Horn, vormals Kersten & Tuteur“.[7] Jacob Tuteur nahm sich 1938 das Leben.[8]

Siehe auch

Commons: Tuteur-Haus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Der Monumentalbau der Firma Kersten und Tuteur. In: Berlin in Architektur und Schaufenster 10. 1913, S. 142–155.
  • BusB VIII A. In: Berlin und seine Bauten. 1978, S. 380.

Einzelnachweise

  1. a b Eintrag 09080301 in der Berliner Landesdenkmalliste
  2. Berlin Mitte aus der Vogelperspektive: Tuteur Haus in Berlin. Abgerufen am 15. Juni 2020.
  3. Das Tuteur-Haus. In: Welt Online. 4. April 2004, abgerufen am 31. März 2021.
  4. Verein für die Geschichte Berlins e.V.: Leipziger Straße - Nr. 36 bis 51. In: Leipziger Straße - Die Geschichte Berlins. Verein für die Geschichte Berlins e.V., abgerufen am 22. August 2025.
  5. suzi: Das noble Modehaus Tuteur wird zur Büroadresse. In: Die Welt. Die Welt, 4. Dezember 2002, abgerufen am 17. August 2025.
  6. Deutscher Reichsanzeiger und Preußischer Staatsanzeiger, A 89819, Eintrag vom 1. Jan. 1938
  7. Kristin Hahn & Sigrid Jacobeit: Brennender Stoff, Deutsche Mode jüdischer Konfektionäre vom Hausvogteiplatz. Hrsg.: Kristin Hahn & Sigrid Jacobeit. 1. Auflage. Hentrich & Hentrich, Berlin 2018, ISBN 978-3-95565-275-3, S. 64–66.
  8. Rotary Clubs: Die Rotary Clubs im Nationalsozialismus: Die ausgeschlossenen und diskriminierten Mitglieder. Ein Gedenkbuch. Hrsg.: Wallstein Verlag. 2. Auflage. 2024, ISBN 978-3-8353-5635-1, S. 714 ff.