Tunzhofen

Tunzhofen (auch Tunzhoven oder Dunzhofen) ist eine untergegangene Siedlung im heutigen Stadtgebiet von Stuttgart-Nord. Der Ort wurde zwischen 1229[1] und 1372 mehrfach urkundlich erwähnt.

Lage

Die Siedlung lag am Nordhang des Nesenbachtals, etwa zwischen dem Pragfriedhof und der Stuttgarter Innenstadt. Heute erinnert noch die Tunzhofer Straße und der Tunzhofer Platz nordwestlich der Heilbronner Straße und des Europaviertels an die Lage des ehemaligen Dorfes. Weiterhin hieß eines der mittelalterlichen Stuttgarter Stadttore Tunzhofener Tor.

Geschichte

Erstmals erwähnt wurde Tunzhofen in einer Urkunde Papst Gregors IX. aus dem Jahre 1229. Später (1265) erscheint der Ort als Tunezhofen. Kirchlich gehörte Tunzhofen zum Kirchspiel Altenburg (bei Cannstatt). Bedeutende Grundherren in Tunzhofen waren hier die Herren von Rechberg und das Kloster Lorch. Eine wichtige Rolle spielte der Weinbau: Es ist bekannt, dass das Kloster Lorch hier eine Kelter hatte.[1] Außerdem gab es im Jahr 1280 Streitigkeiten zwischen dem Pfarrer von Altenburg und dem von Münster wegen dem Weinzehnten von Tunzhofen. 1307 übergab der Edelmann Berthold von Gundelfingen seine Besitztümer in Tunzhofen dem Kloster Bebenhausen. Es ist auch ein Adelsgeschlecht bekannt, dass sich von Tunzhofen nannte und im Ort wohnte.

Nach dem Stuttgarter Zinsbuch von 1350 erhielten die Grafen von Wirtenberg aus Häusern, Höfen und Gärten zu Tunzhofen noch 28 Schillinge, 11 Heller, ein Huhn, und ein Simri Haber an Abgaben.[1] 1372 wird der Ort auch noch erwähnt. In diesem Jahr zahlte Conrad Sutor von Tunzhofen Abgaben in Höhe von 12 Schillingen für sein Haus in Tunzhofen. Wohl in der Folge des Städtekrieges von 1387 wurde Tunzhofen als Wohnplatz aufgegeben. Seine Einwohner zogen in den besser schützenden Mauerring der Stadt Stuttgart. In einem Zinsbuch von 1393 werden noch Weingärten, Gärten, Äcker und Wiesen in Tunzhofen erwähnt, jedoch keine (bewohnten) Häuser mehr.[1] Für das 14. Jahrhundert ist der Familienname Tunzhofer in Stuttgart nachgewiesen.

Literatur

  • Jost Auler (Herausgeber): Richtstättenarchäologie 2, Dormagen 2010, Seite 319–320 [1].
  • Helmut Dölker: Die Flurnamen der Stadt Stuttgart. Die Namen der Innenstadt sowie der Stadtteile Berg, Gablenberg und Heslach. Nachdruck der Ausgabe von 1933, ergänzt durch 41 Abbildungen und 2 Karten, Stuttgart 1982, Seite 42–56, 261, 263, 269, 273–274, 287–288.
  • Ulrich Gohl: Der Nesenbach. Geheimnis unter Stuttgarts Straßen, Tübingen 2002, Seite 15, 16, 20, 42.
  • Jörg Kurz; Edgar Dambacher (Beiträge): Nordgeschichte(n). Vom Wohnen und Leben der Menschen im Stuttgarter Norden, 2. Auflage, [Stuttgart] 2005, Seite 8–10, 112–115.
  • Johann Daniel Georg von Memminger: Canstatt und seine Umgebung. Ein Beytrag zur Geschichts- und Länderkunde, Stuttgart 1812, Seite 139–140 [2].
  • Johann Daniel Georg von Memminger: Stuttgart und Ludwigsburg mit ihren Umgebungen. Mit einer Charte, einem Plan und einem Grundrisse, Stuttgart 1817, Seite 388–390 [3].
  • Lutz Reichardt: Ortsnamenbuch des Stadtkreises Stuttgart und des Landkreises Ludwigsburg, 1982, Seite 153–154.
  • Albert Sting: Geschichte der Stadt Ludwigsburg, Band 1: Von der Vorgeschichte bis zum Jahr 1816, Ludwigsburg 2000, Seite 540.
  • Gustav Wais: Alt-Stuttgarts Bauten im Bild : 640 Bilder, darunter 2 farbige, mit stadtgeschichtlichen, baugeschichtlichen und kunstgeschichtlichen Erläuterungen, Stuttgart 1951, Nachdruck Frankfurt am Main 1977, Seite 107.
  • Gustav Wais: Alt-Stuttgart. Die ältesten Bauten, Ansichten und Stadtpläne bis 1800, mit stadtgeschichtlichen, baugeschichtlichen und kunstgeschichtlichen Erläuterungen, Stuttgart 1954, Seite 79, 80, 176, 194.

Einzelnachweise

  1. a b c d Karl Pfaff: Geschichte der Stadt Stuttgart nach Archival-Urkunden und anderen bewährten Quellen. Verlag der Sonnewaldschen Buchhandlung, 1845, S. 11.

Koordinaten: 48° 48′ N, 9° 11′ O