Drei Kilometer bis zum Ende der Welt

Film
Titel Drei Kilometer bis zum Ende der Welt
Originaltitel Trei kilometri până la capătul lumii
Produktionsland Rumänien
Originalsprache Rumänisch
Erscheinungsjahr 2024
Länge 105 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Emanuel Parvu
Drehbuch Emanuel Pârvu, Miruna Berescu
Produktion Miruna Berescu
Kamera Silviu Stavilă
Schnitt Mircea Olteanu
Besetzung
  • Ciprian Chiujdea: Adi
  • Bogdan Dumitrache: Adis Vater
  • Laura Vasiliu: Adis Mutter
  • Ingrid Micu-Berescu: Ilinca
  • Valeriu Andriuţă: Polizeichef
  • Adrian Titieni: Priester

Drei Kilometer bis zum Ende der Welt (Originaltitel: Trei kilometri până la capătul lumii) ist ein rumänischer Spielfilm von Emanuel Parvu aus dem Jahr 2024. Das Drama stellt eine in der Provinz lebende rumänische Familie in den Mittelpunkt, die durch Homophobie auseinandergerissen wird. Das Werk wurde im Mai beim 77. Filmfestival von Cannes uraufgeführt.

Handlung

Der 17-jährige Adi lebt mit seinen Eltern in einem abgelegenen Dorf im Donaudelta. Dank erheblicher finanzieller Opfer von Vater und Mutter kann der Jugendliche in der nahen Stadt Tulcea studieren. Der Familienzusammenhalt wird auf die Probe gestellt, als die Eltern erfahren, dass sich Adi in den Sommerferien[2] in einen anderen Jungen verliebt hat. Er hat Răzvan, einen Studenten aus Bukarest, kennengelernt. Dieser bleibt mehrere Tage in der Gegend. Adi und Răzvan werden beim Küssen und Händchenhalten beobachtet. Daraufhin wird Adi eines nachts mitten auf der Straße von anderen Jugendlichen aus seinem Dorf zusammengeschlagen und bewusstlos zurückgelassen.[3]

Mit der Wahrheit konfrontiert, können Adis Eltern das Verhalten ihres Sohnes nicht verstehen und wenden sich von ihm ab. Seine religiöse Mutter fürchtet, dass er vom Teufel besessen sei und mit Hilfe eines Priesters und Exorzismus geheilt werden könnte. Auch sein Vater hält Adis Liebe wie die große Mehrheit der Dorfbevölkerung für völlig inakzeptabel.[3]

Hintergrund

Drei Kilometer bis zum Ende der Welt (internationaler englischsprachiger Titel: Three Kilometers to the End of the World beziehungsweise Three Miles to the End of the World)[2][3] ist der dritte Spielfilm des rumänischen Schauspielers und Regisseurs Emanuel Parvu. Das Drehbuch verfasste er gemeinsam mit seiner Produzentin Miruna Berescu (Asociaţia FAMart).[2] Berescu hatte bereits seine vorangegangenen Spielfilme Meda sau Partea nu prea fericită a lucrurilor (2017) und Marocco (2021) produziert. Beweggrund für das Skript sei für Pârvu die Tatsache gewesen, dass „jeder von uns irgendwann einmal als Teil einer bestimmten Minderheit angesehen werden konnte“. Auch habe er mit seinem Film eine neue Perspektive auf das Thema LGBTQ erzählen wollen.[2]

Für die Hauptrolle des Adi wurde der im Kino noch unerfahrene Schauspieler Ciprian Chiujdea verpflichtet. Seine Eltern wurden von den bekannten rumänischen Darstellern Bogdan Dumitrache und Laura Vasiliu porträtiert. In weiteren Nebenrollen sind Ingrid Micu-Berescu, Valeriu Andriuţă und Adrian Titieni zu sehen.[2]

Als Kameramann vertraute Pârvu auf Silviu Stavilă, der bereits an den Spielfilmen des Regisseurs mitgearbeitet hatte. Die Dreharbeiten fanden vom September bis Oktober 2023 an Originalschauplätzen im Donaudelta statt. Als Hauptdrehort diente Sfântu Gheorghe, das laut Angaben von Filmproduzentin Berescu nur per Boot zu erreichen gewesen sei.[2]

Das Projekt wurde finanziell vom Centrul Național al Cinematografiei (CNC), der nationalen Filmförderungsanstalt des Landes unterstützt.[2] Die internationalen Verwertungsrechte sicherte sich das Unternehmen Goodfellas.[4]

Veröffentlichung

Die Weltpremiere von Drei Kilometer bis zum Ende der Welt (französischer Titel: Trois kilomètres jusqu’à la fin du monde) fand am 17. Mai 2024 im Hauptwettbewerb des 77. Filmfestivals von Cannes statt.[5] Die Produktion wurde nachgereicht.[6]

In Frankreich erfolgte ein regulärer Kinostart am 23. Oktober 2024 durch das Unternehmen Memento Distribution.[7] In Deutschland wird der Film am 25. September 2025 in die Kinos kommen.[8]

Rezeption

Dieter Oßwald schreibt im Arthaus-Portal Programmkino.de, die unaufgeregte Dramaturgie zeige die kollektive Homophobie als normalen Alltag und mache die Hexenjagd umso beklemmender. Zudem sorgten die überzeugenden Darsteller für zusätzliche Gänsehaut in diesem cineastischen Aufschrei mit Klassiker-Potenzial.[9]

Gerhard Midding bespricht in epd Film das Milieu „provinzieller Engherzigkeit und Bigotterie mit unerbittlicher Genauigkeit“ und zitiert einen zentralen Satz der Vaterfigur: „Ich habe ihn gezeugt, ich kann ihn töten.“[10]

Auszeichnungen

Für Drei Kilometer bis zum Ende der Welt erhielt Emanuel Pârvu eine Einladung in den Wettbewerb um die Goldene Palme des Filmfestivals von Cannes. Dort wurde das Werk mit der Queer Palm preisgekrönt.[11]

Einzelnachweise

  1. Freigabebescheinigung für Drei Kilometer bis zum Ende der Welt. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (PDF; Prüf­nummer: 263267).Vorlage:FSK/Wartung/typ nicht gesetzt und Par. 1 länger als 4 Zeichen
  2. a b c d e f g Ştefan Dobroiu: Emanuel Pârvu’s Three Kilometers to the End of the World to be screened in the Cannes competition. In: cineuropa.org, 23. April 2024 (abgerufen am 23. April 2024).
  3. a b c Three miles to the end of the world. In: cinelinkindustrydays.com (abgerufen am 23. April 2024).
  4. Melanie Goodfellow: Goodfellas Boards Cannes Competition Title ‘Three Kilometers To The End Of The World’. In: deadline.com, 23. April 2024 (abgerufen am 23. April 2024).
  5. The Screenings Guide of the 77th Festival de Cannes. In: festival-cannes.com, 8. Mai 2024 (abgerufen am 8. Mai 2024).
  6. Additions to the selection of the 77th Festival de Cannes. In: festival-cannes.com, 22. April 2024 (abgerufen am 23. April 2024).
  7. Trois kilomètres jusqu'à la fin du monde. In: allocine.fr (abgerufen am 26. Mai 2025).
  8. Drei Kilometer bis zum Ende der Welt / Salzgeber. Abgerufen am 27. August 2025.
  9. Lina Fügmann: Drei Kilometer bis zum Ende der Welt. In: Programmkino. 14. Juli 2025, abgerufen am 17. Juli 2025.
  10. Kritik zu Drei Kilometer bis zum Ende der Welt | epd Film. Abgerufen am 27. August 2025.
  11. ‘Anora’ Wins the Palme d’Or at Cannes (Complete Winners List). In: indiewire.com, 25. Mai 2024 (abgerufen am 25. Mai 2024).