Tränendrüsentumor
| Klassifikation nach ICD-10 | |
|---|---|
| D31.5 | Gutartige Neubildung: Tränendrüse und Tränenwege |
| C69.5 | Bösartige Neubildung: Tränendrüse und Tränenwege |
| ICD-10 online (WHO-Version 2019) | |
| Klassifikation nach ICD-11 | |
|---|---|
| 2F36.Y | Gutartige Neubildung der Tränendrüse |
| 9A10.2 | Gutartige lymphoepitheliale Läsionen der Tränendrüse |
| 2D03.Y | Sonstige näher bezeichnete bösartige Neubildung des Tränenapparats |
| 2B33.5 | Bösartiges Lymphom der Tränendrüse |
| ICD-11: Englisch • Deutsch (Entwurf) | |
Der Tränendrüsentumor ist eine gut- oder bösartige Erkrankung der Tränendrüse und macht etwa 5–8 % aller Tumoren der Augenhöhle (Orbitatumor) aus, zählt damit zu den seltenen Erkrankungen der Orbita. Meist fällt eine einseitige Schwellung auf.[1][2]
Verbreitung
Das Vorkommen wird mit 1 zu 1 Million pro Jahr angegeben, Tränendrüsentumoren machen 10 % der Raumforderungen der Orbita aus. Die Häufigkeit nimmt mit dem Alter zu, bei Kindern sind Tränendrüsentumoren sehr selten.[2]
Einteilung
Je nach Dignität ist folgende Einteilung gebräuchlich:[1][3][4]
Gutartige Neoplasien
- Gutartige epitheliale Neoplasien der Tränendrüse
- Pleomorphes Adenom, mit über 50 % häufigste epitheliale Neoplasie, etwa 20 % aller Tränendrüsentumoren
- Warthin-Tumor (Zystadenolymphom), extrem selten in der Tränendrüse
- Onkozytom, Myoepitheliom und Zystadenom, jeweils extrem selten
- Sklerosierende polyzystische Adenose (SPA), Synonym: Sklerosierendes polyzystisches Adenom
- Gutartige nicht-epitheliale Neoplasien der Tränendrüse
- Solitärer fibröser Tumor, sehr selten
- Myxom (mesenchymalen Ursprungs), extrem selten
- Fibröses Histiozytom, extrem selten
- Gutartige Tumoren lymphoiden Ursprungs – Reaktive lymphoide Hyperplasie, etwa 6 % der Tränendrüsentumoren
Bösartige Neoplasien
- Bösartige Tumoren der Tränendrüse epithelialen Ursprungs
- Adenoid-zystisches Karzinom (ACC), zweithäufigster epithelialer Tränendrüsentumor, mit 20–30 % häufigster bösartiger Tumor und zweithäufigster Tumor der Tränendrüse, Erkrankungsalter meist im 4. Lebensjahrzehnt,
- Karzinom im pleomorphen Adenom, mit 4–18 % zweithäufigster bösartiger epithelialer Tränendrüsentumor (4–18 %), tritt meist im 6. oder 7. Lebensjahrzehnt auf
- Adenokarzinom (not otherwise specified, NOS), mit 5–10 % dritthäufigster bösartiger epithelialer Tränendrüsentumor
- Duktales Adenokarzinom, sehr selten, 2 % aller epithelialen Tränendrüsentumore
- Myoepitheliales Karzinom, < 1 % aller Tränendrüsentumoren
- Plattenepithelkarzinom, sehr selten
- Primäres Talgdrüsenkarzinom, Onkozytisches Karzinom, Polymorphes Adenokarzinom, Sekretorisches Karzinom, Azinuszellkarzinom, jeweils extrem selten
- Bösartige Tumoren der Tränendrüse nicht epithelialen Ursprungs
- Synovialsarkom, häufiger bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen, extrem selten
- granulozytisches Sarkom (myeloides Sarkom)
- maligner peripherer Nervenscheidentumor
- maligner rhabdoider Tumor, äußerst selten, im Kindesalter
- Maligne lymphoproliferative Erkrankungen – Lymphome der Tränendrüse, 37 % aller malignen Tumoren der Tränendrüse, meist 60 Jahre oder älter, weibliches Geschlecht 2,4:1 häufiger betroffen
Metastasen in der Tränendrüse
Meist ist eine bösartige Grunderkrankung bereits bekannt, meist einseitig bei etwa 2–3 % in der Orbita, in der Tränendrüse sehr selten.
Klinische Erscheinungen
Klinische Kriterien sind:[2]
- umschriebene Schwellung am inneren Augenwinkel im Oberlid
- lokaler Druckschmerz
- Schmerzen
- Verlagerung des Augapfels mit Gesichtsasymmetrie
- auch Exophthalmus
- eventuell Doppelbilder und Sehverlust
Diagnose
Die Diagnose ergibt sich aus der Anamnese, der augenärztlichen und neuroradiologischen Untersuchung. Oft ist eine Biopsie erforderlich.[2]
Differentialdiagnostik
Abzugrenzen sind:[2]
- Tränendrüsenzyste (Dacryops)
- Tränendrüsenentzündung (Dacryoadenitis)
- Autoimmunerkrankungen wie Sjögren-Syndrom
Therapie
Die Behandlung richtet sich nach der Art der Erkrankung, siehe jeweils dort.
Literatur
- R. C. Allen: Tumore der Orbita. MSD Manuals
- W. A. Lagrèze: Orbitatumoren und chirurgische Zugangswege. emedpedia
- A. A. McNab, C. J. Lyons: Metastatic, secondary, and lacrimal gland tumors. In: C. J. Lyons, S. R. Lambert (Hrsg.): Taylor and Hoyt's Pediatric Ophthalmology and Strabismus. 6. Auflage, 2023, Kapitel 24
- J. S. Kim, J. Liss: Masses of the lacrimal gland: evaluation and treatment. In: Journal of Neurological Surgery Part B: Skull Base, Band 82, Heft 1, S. 100–106, 2021, PMID 33777623
Einzelnachweise
- ↑ a b Ulrich Kisser, Jens Heichel, Alexander Glien: Seltene Erkrankungen der Orbita. In: Laryngo-Rhino-Otologie. 2021, Band 100, Nummer S 01, S. S1–S79 doi:10.1055/a-1384-4641.
- ↑ a b c d e Ch. López Yang: Lacrimal Gland Tumors. Eye Wiki
- ↑ Via Medici
- ↑ Arten von Tränendrüsentumoren