Todeslager Sachsenhausen

Film
Titel Todeslager Sachsenhausen
Produktionsland Sowjetische Besatzungszone
Erscheinungsjahr 1946
Länge 35 Minuten
Produktions­unternehmen DEFA
Stab
Regie Richard Brandt
Drehbuch Richard Brandt; Karl Schnog (Text)
Produktion Richard Brandt
Musik Boris Blacher
Kamera Otto Baecker
Schnitt Ludwig Lober
Besetzung

Todeslager Sachsenhausen ist ein Dokumentarfilm von Richard Brandt von 1946 über das Konzentrationslager Sachsenhausen.

Inhalt

Der Film beginnt mit Ausschnitten aus dem Propagandafilm Triumph des Willens (1934) und NS-Wochenschauen über die Begeisterung in dieser Zeit. Danach werden einige Szenen über die Ankunft der Häftlinge im Lager Sachsenhausen nachgespielt. Es folgen Ausschnitte aus Filmen über die Konzentrationslager Auschwitz und Majdanek nach deren Befreiung und die Gräuel dort. Danach berichtet der Funktionshäftling Paul Sakowski, der als Henker von Sachsenhausen berüchtigt war, über die Funktionsweise im Lager Sachsenhausen, wie die Genickschussanlage. Am Ende werden Aufnahmen von einigen Verantwortlichen als spätere Häftlinge gezeigt.

Hintergrund

Der Film entstand im Frühjahr und Sommer 1946 auf Wunsch der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland durch Richard Brandt, der ehemalige Häftling Karl Schnog war am Drehbuch beteiligt und Sprecher. Er war der einzige deutsche Dokumentarfilm über ein Konzentrationslager in dieser Zeit, daneben gab es Aufnahmen sowjetischer, US-amerikanischer und britischer Filmteams in Auschwitz, Majdanek, Bergen-Belsen und weiteren Lagern unmittelbar nach deren Befreiung.[1]

Die Aufnahmen fanden statt, als sich in Sachsenhausen bereits ein Speziallager des sowjetischen Geheimdienstes NKWD befand, das aber im Film nicht erwähnt wurde. Dessen Häftlinge wurden angewiesen, während der Dreharbeiten in den Baracken zu bleiben, einige spielten in den nachgestellten KZ-Szenen mit.[2] Todeslager Sachsenhausen war der einzige Film, der in diesem Lager gedreht wurde, und der einzige Film in einem deutschen NKWD-Lager.

Ausschnitte aus diesem Film wurden in der Dokumentation Berliner Prozess (Berlinskij Prozess, 1949) über ein Gerichtsverfahren gegen Verantwortliche von Sachsenhausen verwendet, in zwei Kurzdokumentationen über die Eröffnung der Gedenkstätte Sachsenhausen 1961 sowie im Spielfilm Ich war neunzehn (1968) von Konrad Wolf.[3]

Aufführungen

Todeslager Sachsenhausen wurde 1946 offenbar nicht öffentlich gezeigt.[4] Er war ab 1961 als Einführungsfilm in der Gedenkstätte Sachsenhausen zu sehen, wurde aber 1990 aus dem Programm genommen.[5] Er ist dort auf Anfrage ansehbar. Das Berliner Kino Arsenal zeigte ihn 2006, das Zeughauskino 2015 und 2025 und das Metro-Kino des Film-Archivs Wien 2020.[6] 2025 wurde der Film digitalisiert.

Literatur

  • Günter Agde: „Falls zusätzliche Aufnahmen gewünscht werden …“ – medienstrategische und filmhistorische Aspekte zweier früher Sachsenhausen-Filme In Klaus Marxen: Inszenierungen des Rechts: Schauprozesse, Medienprozesse und Prozessfilme in der DDR. BWV, Berlin 2006, S. 121–138, besonders S. 121–130, mit ausführlichen Angaben über diesen Film

Einzelnachweise

  1. Frühe Aufnahmen von den befreiten Lagern Zeughauskino, zum 23. Januar 2015; auch Majdanek – Cmentarzysko Europy, Oswenzim, Todeslager Sachsenhausen Zeughauskino, zum 2. Juni 2025, mit einigen Hintergrundinformationen zu den einzelnen Filmen
  2. Agde, S. 126, auch Todeslager Sachsenhausen Dokumentarfilmgeschichte, Abschnitt Inhalt (nach @1@2Vorlage:Toter Link/www.cine-holocaust.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)), erwähnte die Mitwirkung von NKWD-Häftlingen an den Spielszenen
  3. Todeslager Sachsenhausen Zeughauskino, zum 29. April 2025, mit einigen Hintergrundinformationen
  4. Agde, S. 122, fand keinerlei Hinweise auf öffentliche Vorführungen in dieser Zeit
  5. Agde, S. 121
  6. Befreite Lager Filmarchiv Wien