Tiroler Windröschen

Tiroler Windröschen

Tiroler Windröschen (Anemone baldensis)

Systematik
Ordnung: Hahnenfußartige (Ranunculales)
Familie: Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae)
Unterfamilie: Ranuncoloideae
Tribus: Anemoneae
Gattung: Windröschen (Anemone)
Art: Tiroler Windröschen
Wissenschaftlicher Name
Anemone baldensis
L.

Das Tiroler Windröschen (Anemone baldensis), auch Monte Baldo-Windröschen,[1] Monte Baldo-Anemone[2] oder Erdbeerfrüchtiges Windröschen[3] genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung Windröschen (Anemone) in der Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae).[4] Es wird auch Monte Baldo-Anemone oder Baldo-Windröschen genannt. Es gedeiht in den Alpen, vor allem in den Südalpen.

Beschreibung

Habitus, Blätter und Blüte
Stängel mit Hochblättern
Blüte im Detail mit den weißen Blütenhüllblättern, den vielen Staubblättern und Fruchtblättern
Blüte mit weißen, rosafarben überhauchten Blütenhüllblättern
Illustration aus Alpen-Flora, S. 7

Vegetative Merkmale

Das Tiroler Windröschen ist eine ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen während der Anthese von 5 bis 12, selten bis zu 15 Zentimetern[2] und bis zur Fruchtreife von bis zu 20 Zentimetern erreicht.[5] Der Stängel ist behaart.

Die grundständigen Laubblätter sind doppelt dreizählig zusammengesetzt.[2][3] Die gestielten Blättchen sind dreischnittig mit mehrfach tief geteilten Abschnitten.[2][5] Der Stängel trägt in der unteren Hälfte einen Quirl von Hochblättern.[2][3]

Generative Merkmale

Die Blütezeit reicht von Juni oder Juli bis August.[1][2] Die Blüten stehen einzeln.[2] Der zottig behaarte Blütenstiel verlängert sich bis zur Furchtreife.[3] Der Blütenstiel kann deutlich länger sein als der Stängel, dadurch ist der Hochblattquirl ist weit von der Blüte entfernt.

Die zwittrige Blüte ist bei einem Durchmesser von 2,5 bis 4 Zentimetern radiärsymmetrisch. Die fünf bis, meist acht bis zehn weißen, manchmal rosafarben überlaufenen Blütenhüllblätter sind außen lang behaart. In der Blüte befinden sich zahlreiche gelbe Staubblätter und Fruchtblätter.[2]

Im Fruchtstand befinden sich die Früchtchen dicht - erdbeerähnlich - angeordenet. Die Früchtchen sind dicht behaart und tragen am Grunde einen Schopf weißer Haare. Der Griffel verlängert sich nach der Anthese nicht.[2]

Die Polleneinheit und Ausbreitungseinheit ist eine Monade. Das Pollenkorn weist eine Größe vom 26 bis 50 µm auf. Die Pollen sind colpat, isopolar, spheroidal. Es sind drei Keimöffnungen (Aperturen) vorhanden; das triaperture Pollenkorn ist tricolpat.[6]

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 16 oder 24.[2]

Ökologie

Hemikryptophyten.[2]

Vorkommen und Gefährdung

Fundortangaben gibt es für die Länder Deutschland (extrem selten[1]), Schweiz, Österreich, südöstliches Frankreich, nordwestliches Italien, Slowenien, Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Montenegro sowie Rumänien.[4][7] Vor allem in Südtirol, in den Dolomiten und im Monte-Baldo-Gebiet zwischen Etschtal und Gardasee kommt das Tiroler Windröschen vor.

Es gedeiht auf kalkhaltigen Böden der alpinen Höhenstufe in Höhenlagen von 1800 bis 3000 Metern. Auf steinigen Magerwiesen und in Felsschutt gedeiht das Tiroler Windröschen.

Anemone baldensis gedeiht in der Schweiz in Pflanzengesellschaften des Verbands Alpine Kalkblockflur (Thlaspion rotundifolii).[2]

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 2 (mäßig trocken), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 4 (neutral bis basisch), Temperaturzahl T = 1+ (unter-alpin, supra-subalpin und ober-subalpin), Nährstoffzahl N = 2 (nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 3 (subozeanisch bis subkontinental).[2]

In den nördlichen Kalkalpen kommt Anemone baldensis nur sehr selten vor und in den Westalpen ist sie stark gefährdet.

Taxonomie

Die Erstveröffentlichung von Anemone baldensis erfolgte 1767 durch Carl von Linné in Mantissa Plantarum. Generum Editionis VI et Specierum Editionis, Tomus II, 1, Seite 78.[8][4][7] Homonyme sind Anemone baldensis Lam. (in Encyclopédie Méthodique, Botanique, Band 1, 1785, S. 164.) und Anemone baldensis G.Don (in A General History of the Dichlamydeous Plants, Band 1, 1831, S. 18.)[8] Das Artepitheton baldensis bedeutet „vom Monte Baldo“.

2005 erfolgte eine Neukombination zu Anemonoides baldensis (L.) Galasso, Banfi & Soldano durch Gabriele Galasso, Enrico Augusto Banfi und Adriano Soldano in Notes on systematics and taxonomy for the Italian vascular flora. 1. in Atti della Società Italiana di Scienze Naturali e del Museo Civico di Storia Naturale di Milano, Band 146, Nummer 2, S. 222.[9] Dieser Ansicht folgen aber nicht alle Autoren.

Quellen

Literatur

  • Gunter Steinbach (Hrsg.): Alpenblumen (Steinbachs Naturführer). Mosaik Verlag GmbH, München 1996, ISBN 3-576-10558-1.
  • Josef Seboth: Die Alpenpflanzen nach der Natur gemalt, 1881, S. 1. eingescannt.

Einzelnachweise

  1. a b c Anemone baldensis L. (Baldo-Windröschen). auf FloraWeb.de
  2. a b c d e f g h i j k l m Anemone baldensis L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 20. Juli 2025.
  3. a b c d Josef Seboth: Die Alpenpflanzen nach der Natur gemalt, 1881, S. 1. eingescannt.
  4. a b c E. von Raab-Straube, Ralf Hand, E. Hörandl, E. Nardi (2014+): Ranunculaceae. Datenblatt Anemone baldensis In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
  5. a b Thomas Gaskell Tutin, J. R. Akeroyd: Anemone. In: T. G. Tutin, N. A. Burges, A. O. Chater, J. R. Edmondson, V. H. Heywood, D. M. Moore, D. H. Valentine, S. M. Walters, D. A. Webb (Hrsg.): Flora Europaea. 2., überarbeitete Auflage. Volume 1: Psilotaceae to Platanaceae. Cambridge University Press, Cambridge / New York / Melbourne 1993, ISBN 0-521-41007-X, S. 263 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. H. Halbritter, M. Sonnleitner, 2016: Datenblatt Anemone baldensis. In: PalDat = A palynological database.
  7. a b Anemone baldensis L. im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 24. Februar 2021.
  8. a b Anemone baldensis bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 19. Juli 2025.
  9. Gabriele Galasso, Enrico Augusto Banfi, Adriano Soldano; Notes on systematics and taxonomy for the Italian vascular flora. 1. In: Atti della Società Italiana di Scienze Naturali e del Museo Civico di Storia Naturale di Milano, Band 146, Nummer 2, S. 222. eingescannt.
Commons: Tiroler Windröschen (Anemone baldensis) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Weiterführende Literatur

  • Jaakko Jalas, Juha Suominen: Atlas florae europaeae. Band 8: Nymphaeaceae to Ranunculaceae. Helsinki 1989, ISBN 951-9108-07-6.
  • S.Pignatti, Flora d'Italia. 1982.