Timm Wilke

Timm Wilke (* 1988 in Brüssel) ist ein deutsch-luxemburgischer Chemiker, Chemiedidaktiker und Hochschullehrer. Er ist Professor an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg und befasst sich unter anderem mit Künstliche Intelligenz im Chemieunterricht und die fachdidaktische Aufarbeitung aktueller Forschungsthemen für den schulischen Kontext. Zwei dieser Forschungsthemen sind Nanomedizin und die Gewinnung von grünem Wasserstoff mithilfe von Sonnenlicht.[1][2][3]

Leben

Wilke studierte von 2007 bis 2012 Chemie und Französisch an der Georg-August-Universität Göttingen und schloss mit dem Master of Education ab. Währenddessen absolvierte er einen Forschungsaufenthalt am Centre National de la Recherche Scientifique in Toulouse im Jahr 2010. Von 2012 bis 2017 arbeitete er im Arbeitskreis von Thomas Waitz an seiner Dissertation und wurde promoviert mit einer Arbeit über die Konzeptualisierung des Themas „Nano“ für den Chemieunterricht.[4] Währenddessen arbeitete er Lehrkraft für Chemie an der MTA Schule in Göttingen. Zwischenzeitlich war er 2015 als Gastwissenschaftler am Florida Institute of Technology (Melbourne/USA) bei Kurt Winkelmann tätig. Danach war er 2016 Gastwissenschaftler im IPN Kiel, Abteilung Chemiedidaktik unter Ilka Parchmann. Im gleichen Jahr wurde Wilke – einige Monate vor seiner Promotion – Juniorprofessor für Lehr- und Lernforschung am Schülerlabor Chemie an der Technischen Universität Braunschweig. Von 2017 bis 2020 war er zusätzlich als Lehrkraft mit geringer Stundenzahl an einem Braunschweiger Gymnasium tätig. Von 2019 bis 2020 war er Gastprofessor für Fachdidaktik Chemie an der Karl-Franzens-Universität in Graz.[1][2]

Im Jahr 2020 wurde Wilke W3-Professor am Lehrstuhl für Didaktik der Chemie an der Friedrich-Schiller-Universität (FSU) Jena, als Nachfolger auf den Lehrstuhl von Volker Woest. In den Jahren 2022/23 war er Institutsdirektor am Institut für Anorganische und Analytische Chemie der FSU Jena.[1] Seit 2023 ist Wilke nun W3-Professor für Didaktik der Chemie an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg.[2][5] Es handelt sich hierbei um eine Niedersachsen-Profil-Professur, die zusätzlich vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur gefördert wird.[3]

Wirken und Forschungsleistungen

Wilkes Forschungsschwerpunkte umfassen die fachdidaktische Aufarbeitung bzw. didaktische Rekonstruktion aktueller Forschungsthemen für den schulischen Kontext. Zu diesen Themen zählen unter anderem Nanotechnologie, Green Chemistry und Funktionsmaterialien. Darüber hinaus beschäftigt er sich mit der Entwicklung digitaler Lehr- und Lernwerkzeuge für Unterricht, Lehre und Forschung. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Implementierung von KI im Chemieunterricht.[3]

Zum weiteren Wirken von Wilke zählen

  • das Entwicklernetzwerk FUTURE LABS an der TU Braunschweig,[6]
  • die Fachdidaktische Landkarte Chemie der Fachgruppe Chemieunterricht der GDCh, in welcher Chemiedidaktikerinnen und Chemiedidaktiker aus Deutschland aufgeführt werden,[7]
  • das Projekt Pro-SciencE aus der Qualitätsoffensive Lehrerbildung II,[8]
  • das Projekt ExeLL – Experimentieren, Lehren und Lernen mit digitalen Werkzeugen aus der Qualitätsoffensive Lehrerbildung II,[9]
  • die digitale Messstation für den Einsatz in Schule LabPi[10] und
  • seine Aktivität als Redakteur der Fachzeitschrift CHEMKON.[11]

Preise und Auszeichnungen

  • 2021: MINT-Botschafter des Jahres 2021[12]
  • 2021: 1. Preis des Entrepreneurship Hubs für das Projekt LabPi[10]
  • 2020: „Most Accessed“-Awards (top 10 %) für Artikel in den Fachzeitschriften CHEMKON und Chemie in Unserer Zeit (Zeitraum 2018–2019)
  • 2019: Gastprofessur an der Karl-Franzens-Universität Graz/Österreich
  • 2018: Posterpreis der GDCh-Fachgruppe Chemieunterricht
  • 2017: Buchpreis der Fakultät für Chemie der Universität Göttingen für herausragende Promotionsleistungen[1]
  • 2017: Spitzenposter und Posterpreis der GDCh-Fachgruppe Chemieunterricht[13]

Publikationen (Auswahl)

  • mit Antonia Fruntke, Juliana Hülsmann, Lennart Hendrik Skodda, Benedikt Blümbott, Maren Godmann, Andreas Koschella, Thorsten Heinzel, Thomas Heinze: Polysaccharide-Based Nanoparticles Prepared by Dialysis: Novel Drug Delivery Systems for Chemistry Education. In: Journal of Chemical Education. Band 102, Nr. 3, 11. März 2025, ISSN 0021-9584, S. 1169–1178, doi:10.1021/acs.jchemed.4c00895.
  • mit Nicolai ter Horst, Julia Dietrich: Digitalchemlab─Digital and Complexity-Differentiated Learning Modules in an out of School Student Laboratory. In: Journal of Chemical Education. Band 101, Nr. 5, 14. Mai 2024, ISSN 0021-9584, S. 1810–1821, doi:10.1021/acs.jchemed.3c01228.
  • mit Sylvia Feil, Philipp Engelmann, Kai Wolf: Brückenkurs Chemie: Kompaktes Wissen für den Studienstart. Springer Berlin Heidelberg, Berlin, Heidelberg 2024, ISBN 978-3-662-69350-6, doi:10.1007/978-3-662-69351-3.
  • mit Bodensiek, Oliver, Ruppersberg, Klaus: Vom Reststoff zum Rohstoff. Modellexperimente zur Synthese von Nanopartikeln mit recyceltem Gold aus Elektronik-Schrott. 24. Februar 2021, doi:10.25656/01:17454.
  • mit Manuel Wejner: Low Cost – High Tech: The Digital Measurement System LabPi. In: CHEMKON. Band 26, Nr. 7, Oktober 2019, ISSN 0944-5846, S. 294–300, doi:10.1002/ckon.201900016.
  • mit Reza Saadat, Björn Bartram: Made to measure: Easy Synthesis and Characterization of Nanocomposites with Tailored Functionalities for Chemistry Education. In: World Journal of Chemical Education. Band 7, Nr. 2, 10. April 2019, ISSN 2375-1665, S. 65–71, doi:10.12691/wjce-7-2-5.
  • mit Ramzy Abdelaziz, Mady Elbahri, Stefan Schwarzer: Nachhaltige Nanochemie - Zwei einfache Green Chemistry-Synthesen für den Chemieunterricht. In: CHEMKON. Band 24, Nr. 4, Oktober 2017, S. 178–184, doi:10.1002/ckon.201790003.

Einzelnachweise

  1. ↑ a b c d Timm Wilke. FSU, abgerufen am 15. Juli 2022.
  2. ↑ a b c Prof. Dr. Timm Wilke. UOL, abgerufen am 31. August 2025.
  3. ↑ a b c Aus der Forschung in die Schule. UOL, 9. Januar 2024, abgerufen am 31. August 2025.
  4. ↑ Timm Wilke: Konzeptualisierung des Themas "Nano" für den Chemieunterricht. 23. November 2016, doi:10.53846/goediss-5994.
  5. ↑ Institut für Chemie // Universität Oldenburg. Abgerufen am 7. November 2023.
  6. ↑ FUTURE LABS @ TU Braunschweig. Archiviert vom Original am 25. Februar 2020; abgerufen am 25. Februar 2020.
  7. ↑ Fachdidaktik Chemie - Interaktive Landkarte der Chemiedidaktik. Abgerufen am 25. Februar 2020.
  8. ↑ Pro-SciencE @ AG Wilke. Archiviert vom Original am 8. März 2022; abgerufen am 25. Februar 2020.
  9. ↑ ExeLL @ AG Wilke. Archiviert vom Original am 29. Mai 2023; abgerufen am 25. Februar 2020.
  10. ↑ a b LabPi: Eine digitale Low-Cost-Messstation. Abgerufen am 31. August 2025.
  11. ↑ Chemkon: Kontakt. Wiley-VCH, abgerufen am 29. September 2024.
  12. ↑ Auszeichnung Prof. Dr. Timm Wilke. FSU, 2021, abgerufen am 31. August 2025.
  13. ↑ Timm Wilke, Klaus Ruppersberg: Every school has electronic scrap - a model experiment to recycle gold from computers (german). 2017, doi:10.13140/RG.2.2.23563.59689.
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