Thomas Plankensteiner

Thomas Plankensteiner (* 3. November 1955 in Innsbruck) ist ein österreichischer Pädagoge, Bildungsexperte und Mitinitiator des Kirchenvolks-Begehrens von 1995.

Leben

Thomas Plankensteiner maturierte am Akademischen Gymnasium Innsbruck und studierte anschließend Theologie, Germanistik und Geschichte an der Universität Innsbruck. Er schloss das Studium mit dem Lehramt aus Deutsch und katholischer Religion sowie dem Doktorat aus Philosophie (Germanistik und Geschichte) ab (Promotion sub auspiciis).[1]

Nach seinem Studium unterrichtete er zunächst als AHS-Lehrer am Akademischen Gymnasium Innsbruck. Dort war er insbesondere für die Fächer Deutsch und Religion tätig.

Von 1997 bis 2001 war Plankensteiner am Landesschulrat für Tirol als Mitarbeiter des Amtsführenden Präsidenten beschäftigt.[2] 2001 wurde er zum Landesschulinspektor für die Allgemeinbildenden Höheren Schulen in Tirol berufen.[3] Später übernahm er als leitender Landesschulinspektor[4] Verantwortung auf Bundesebene und koordinierte schulische Qualitätsentwicklung und Aufsicht für die AHS österreichweit. Zuletzt vor seiner Pensionierung war er ab 2019 Schulqualitätsmanager im Fachstab des Pädagogischen Dienstes der Bildungsdirektion Tirol.[5] Parallel dazu war er in der Lehrerbildung engagiert, hielt Lehrveranstaltungen an der Universität Innsbruck[6] und informierte regelmäßig über Studienangebote.[7][8][9] 2019 ging er in den Ruhestand.[10][11]

Neben seinem beruflichen Engagement engagierte er sich als Katholik (siehe Kirchenvolks-Begehren) und war auch immer musikalisch aktiv,[12] unter anderem als Mitbegründer sowie langjähriger Obmann[13] des Kammerchors Collegium vocale Innsbruck.[14]

Thomas Plankensteiner lebt mit seiner Familie in Innsbruck. Er ist verheiratet und Vater von vier Kindern.

Kirchenvolks-Begehren

Einem breiteren Publikum wurde Thomas Plankensteiner durch seine Rolle als Initiator des Kirchenvolks-Begehrens 1995 bekannt.[15] Gemeinsam mit der Theologin Martha Heizer und weiteren engagierten Laien rief er eine Initiative ins Leben,[16] die tiefgreifende Reformen innerhalb der römisch-katholischen Kirche forderte. Die zentralen Anliegen des Begehrens waren unter anderem die Abschaffung des Pflichtzölibats, die Gleichberechtigung von Frauen in kirchlichen Ämtern, eine zeitgemäße Sexualmoral und eine stärkere Mitbestimmung der Laien.[17] In nur drei Wochen unterschrieben über 500.000 Menschen das Kirchenvolks-Begehren,[18] das damit zu einem der größten basisdemokratischen Vorgänge in der österreichischen Kirchengeschichte wurde.[19] Die Aktion führte im März 1996 zur Gründung der kirchenkritischen Reformbewegung „Wir sind Kirche“, dessen erster Vorsitzender Plankensteiner war und zeitweise auch international aktiv war.[20][21] Er trat am 6. Dezember 1998 als Vorsitzender zurück.[22] 1996 veröffentlichte Plankensteiner das Buch „Gottes entlaufene Kinder“,[23] in dem er seine theologischen Überzeugungen und seine Vision einer reformierten Kirche darlegte.

Publikationen

  • Gottes entlaufene Kinder. Zur Theologie des Kirchenvolks-Begehrens. Dr.-und-Verl.-Haus Thaur, Thaur Wien München 1996, ISBN 978-3-85400-033-4.

Herausgeberschaft/Schriftleitung

  • Die neue Schuleingangsphase. Pädagogische Brennpunkte – Nr. 12, Landesschulrat für Tirol, Innsbruck 1999, 30 Seiten.
  • Lese-, Rechtschreibschwäche. Aktuelles aus Forschung und Praxis. Pädagogische Brennpunkte – Nr. 13, Landesschulrat für Tirol, Innsbruck 1999, 34 Seiten.
  • Schule in Tirol. Eine Standortbestimmung. Festschrift für HR Dr. Leopold Wagner. Pädagogische Brennpunkte – Nr. 14, Landesschulrat für Tirol, Innsbruck 1999, 43 Seiten.
  • Neue Wege in der schulischen Gesundheitsförderung. Pädagogische Brennpunkte – Nr. 15, Landesschulrat für Tirol, Innsbruck 2000, 15 Seiten.
  • Wohin steuert der Religionsunterricht? Die Österreichische Höhere Schule – Nr. 01, Vereinigung christlicher Lehrerinnen und Lehrer an höheren und mittleren Schulen, Wien 1998, 4 Seiten.[24]
  • Handreichung zur Leistungsfeststellung und Leistungsbeurteilung. Die Tiroler AHS – Allgemeinbildung ist Zukunft – Nr. HR-1, Landesschulrat für Tirol – Pädagogische Abteilung für die allgemein bildenden höheren Schulen, Innsbruck 2014, 19 Seiten.[25]

Auszeichnungen

Einzelnachweise

  1. Thomas Plankensteiner: Bildungsbegriff aus christlicher Sicht. Grußworte zur Eröffnung der VCL-Bundestagung in Tirol. Seite 8. vcl-oe.at, April 2005, abgerufen am 4. Juli 2025.
  2. Dienstzuteilung von Dr. Thomas Plankensteiner an den Landesschulrat von Tirol | Parlament Österreich. Abgerufen am 4. Juli 2025.
  3. Thomas Plankensteiner: Bildungsbegriff aus christlicher Sicht. Grußworte zur Eröffnung der VCL-Bundestagung in Tirol. Seite 8. vcl-oe.at, April 2005, abgerufen am 4. Juli 2025.
  4. Zu wenige Plätze an Tiroler Gymnasien. 27. März 2015, abgerufen am 4. Juli 2025.
  5. Bildungsdirektion Tirol. Abgerufen am 4. Juli 2025.
  6. https://lfuonline.uibk.ac.at/public/lfuonline_lv.home?sem_id_in=17W&suche_in=Plankensteiner
  7. Bildungsdirektion Tirol. Abgerufen am 4. Juli 2025.
  8. Roadshows: Vorbereitung für Aufnahmeverfahren – myPoint. Abgerufen am 4. Juli 2025.
  9. Christian Flatz: Presseinformation 24/2008. Abgerufen am 4. Juli 2025.
  10. Hofrat Thomas Plankensteiner in den Ruhestand verabschiedet. 19. Juni 2019, abgerufen am 3. Juli 2025.
  11. Als besondere Freude und Ehre. Abgerufen am 4. Juli 2025.
  12. Offener Brief. Abgerufen am 4. Juli 2025.
  13. chordatenbank.de. Abgerufen am 3. Juli 2025.
  14. Collegium vocale – Kammerchor Collegium vocale Innsbruck. Abgerufen am 3. Juli 2025.
  15. Katholische Protestanten. In: Der Spiegel. 9. Juli 1995, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 4. Juli 2025]).
  16. 29 06 2014 um 19:00 von Dietmar Neuwirth: Wir sind Kirche: Kirchenreformern droht Spaltung. 29. Juni 2014, abgerufen am 4. Juli 2025.
  17. https://www.wir-sind-kirche.at/ueber-uns/ziele
  18. Georg Meck: Österreich. Aufstand der Lämmer. focus.de, 3. Juli 1995, abgerufen am 4. Juli 2025.
  19. https://html.orf.at/oeka_1_3/tir/news/stories/2722413/
  20. https://www.wir-sind-kirche.at/ueber-uns/geschichte
  21. Die FURCHE: Nach dem Kirchenvolks-Begehren. Abgerufen am 4. Juli 2025 (österreichisches Deutsch).
  22. https://www.wir-sind-kirche.at/ueber-uns/geschichte
  23. https://wir-sind-kirche.at/buchtipps/gottes-entlaufene-kinder
  24. Thomas Plankensteiner: Wohin steuert der Religionsunterricht? In: VCL – Vereinigung christlicher Lehrerinnen und Lehrer an höheren und mittleren Schulen (Hrsg.): Die Österreichische Schule. Nr. 1998-01. Agens-Werk Geyer + Reisser, Wien Januar 1998, S. 4, S. 1 (vcl-oe.at [PDF]).
  25. Thomas PLANKENSTEINER, Adolfine GSCHLIESSER: Leistungsfeststellung und Leistungsbeurteilung an den allgemein bildenden höheren Schulen. In: Landesschulrat für Tirol – Pädagogische Abteilung für die allgemein bildenden höheren Schulen (Hrsg.): Die Tiroler AHS – Allgemeinbildung ist Zukunft. 23. Juli 2014 Auflage. HR-1/07.10.2002. Innsbruck Juli 2014, S. 19 (europagym.at [PDF]).
  26. Promotionen sub auspiciis praesidentis – Universität Innsbruck. Abgerufen am 4. Juli 2025.
  27. Rudolf Schermann: Dreißig Jahre Kirchenvolksbegehren. In: Kirche In. Band 2025, Nr. 02, Februar 2025, S. 22 (wir-sind-kirche.at [PDF]).
  28. https://www.dibk.at/meldungen/Dioezese-Innsbruck-ehrt-Tiroler-Persoenlichkeiten?utm_source=chatgpt.com