Theodor Reincke

Theodor Reincke (* 22. Juli 1805 in Altona, Herzogtum Holstein, Dänischer Gesamtstaat; † 27. September 1882 in Altona, Deutsches Reich) war ein deutscher Kaufmann und Politiker.

Leben

Theodor Reincke wurde als viertes Kind des Kaufmanns und späteren Bankdirektors Johann Julius Reincke (1767–1851) und dessen erster Ehefrau Augusta Catharina Lübbes (1782–1806) geboren.[1]

Seit dem 1. Januar 1837 war Theodor Reincke Teilhaber der Firma M. Matthiessen & Co., dessen Inhaber damals sein Onkel Otto Peter Lübbes (1780–1853) war. Lübbes hatte als Neffe des kinderlosen Matthias Matthiessen (1747–1810) die Firmennachfolge angetreten. 1854 wurde Reincke alleiniger Inhaber der Firma. 1870 traten der bis dahin stille Teilhaber von Matthiessen & Co., Wilhelm Hermann Nopitsch, sowie Reinckes Sohn, Wilhelm Theodor (1845–1930), als Mitgesellschafter in die Firma ein. Zum 31. Dezember 1879 zog sich Theodor Reincke von seinen Geschäften zurück.[2][3]

Die um 1740 gegründete Firma Matthiessen erlebte unter Theodor Reinckes Führung einen neuerlichen Aufschwung. Das Tätigkeitsfeld von M. Matthiessen & Co. umfasste u. a. den Import von Waltran und Klippfisch und beteiligte sich hierzu auch am Walfang in Grönland. Ferner handelte das Unternehmen mit Kolonialwaren und weitete in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sein Geschäft zusätzlich auf den Getreidehandel aus. Im Jahr 1900 liquidierte Wilhelm Theodor Reincke die Firma, deren Sitz 1881 nach Hamburg verlegt worden war.[4]

Theodor Reincke bekleidete von 1844 bis 1878 den Vorsitz des Ausschusses für die Altona-Kieler-Eisenbahn und war bis zu seinem Tod Vorsitzender der von ihm 1857 mitbegründeten Altonaer Gas- und Wassergesellschaft. Er beteiligte sich auch an der Gründung der Hamburger Vereinsbank, bei der er bis zu seinem Tod Direktoriumsmitglied war. Ferner war Reincke Direktor der Diakonissenanstalt sowie in den ersten Jahren nach Gründung (1845/46) des Altonaer Turnvereins dessen Präses.[3] Als Mitglied des Altonaer Commerz-Collegiums wurde er 1868 zum Präsidenten des Deutschen Handelstags gewählt.[5]

Seit dem 25. Februar 1842 war Theodor Reincke mit Marie Friederike Thusnelda Stintzing (1821–1897), Tochter des Arztes Johann Wilhelm Stintzing, verheiratet. Aus dieser Ehe stammen elf Kinder, unter anderem der spätere Mediziner Julius Reincke.[2]

Reincke verstarb nach Rückkehr von einer Reise an den Folgen einer „Brustfell-Entzündung[6]. Im Nachruf der Altonaer Nachrichten wird Reincke als „einer [der] bedeutendsten Kaufleute“ seiner Vaterstadt gewürdigt und das Berliner Börsen-Blatt zählte ihn „zu den angesehensten Persönlichkeiten der Stadt Altona und der Elbherzogtümer.“[6]

Politik

Von 1848 bis 1852 war Reincke Bürgerworthalter, d. h. Vorsitzender der Stadtverordnetenversammlung Altonas.

Als Mitglied (1853 bis 1864) der Holsteinischen Ständeversammlung fungierte Reincke mehrere Jahre als deren Vizepräsident.[3] 1856 und 1857 wurde er von der Ständeversammlung als Vertreter in den Dänischen Reichsrat zu Kopenhagen gewählt.[7][8] Reincke galt als „einer der eifrigsten Augustenburger Rechtsverfechter“, also Befürworter der Lösung Schleswig-Holsteins von Dänemark und dessen Etablierung als ein unabhängiges Herzogtum unter Friedrich VIII. (siehe auch Augustenburgische Bewegung).[9][10]

1864 war Reincke Teil einer vierköpfigen schleswig-holsteinischen Deputation für die Londoner Konferenz, welche John Russell, der Bevollmächtigte Großbritanniens, allerdings ablehnte, zu empfangen. Hingegen unterstütze Friedrich Ferdinand von Beust, Vertreter des Deutschen Bundes auf der Konferenz, das Audienzgesuch der Deputation.[11][12]

In den Jahren 1875 bis 1879 war Reincke Mitglied der freikonservativen Fraktion des Preußischen Abgeordnetenhauses für den Wahlkreis Eckernförde. Er gelangte 1875 durch Nachwahl für den zum Flensburger Kreisgerichtsdirektor ernannten Carl Otto Wilhelm Bong-Schmidt in den Landtag und wurde 1877 regulär für eine weitere Wahlperiode gewählt.[13][14]

Literatur

  • Johann Julius Reincke: Die Familien Matthiessen, Lübbes und Reincke in Altona, nach den von weiland Eduard Reincke gesammelten Nachrichten. 2. Auflage, Hamburg 1887.

Einzelnachweise

  1. Johann Julius Reincke: Die Familien Matthiessen, Lübbes und Reincke in Altona, S. 38 f.
  2. a b Johann Julius Reincke: Die Familien Matthiessen, Lübbes und Reincke in Altona, S. 42 f.
  3. a b c Altonaer Nachrichten. Morgen-Ausgabe. Nr. 228. H. W. Köbner & Lehmkuhl, Altona 29. September 1882, S. 1.
  4. Staatsarchiv Hamburg - 621-1/25 Matthies Matthiessen & Co. Abgerufen am 24. August 2025.
  5. Richard Ehrenberg: Das Königliche Commerz-Collegium in Altona. H. W. Köbner & Co., Altona 1892, S. 22.
  6. a b Berliner Börsen-Zeitung (Morgen-Ausgabe). Nr. 453. L. Metzoldt, Berlin 28. September 1882, S. 3.
  7. Kongelig Dansk Hof- og Statscalender. Statshaandbog for det danske Monarchie. Bianco Lunos, Kopenhagen 1856, Sp. 152.
  8. Kongelig Dansk Hof- og Statscalender. Statshaandbog for det danske Monarchie. Bianco Lunos, Kopenhagen 1857, Sp. 164.
  9. Leopold Ritter von Blumencron (Hrsg.): Fremden-Blatt (Morgen-Blatt). Nr. 248. Gustav Heiner, Wien 10. September 1867, S. 7.
  10. Neuer Bayerischer Kurier für Stadt und Land. Nr. 248. P. Rothlauf, München 12. September 1867, S. 2.
  11. Carl von Winterfeld: Der Schleswig-Holstein'sche Krieg von 1864. Eduard Döring, Potsdam 1865, S. 164.
  12. Karl Jansen, Karl Samwer: Schleswig-Holsteins Befreiung. J. F. Bergmann, Wiesbaden 1897, S. 305.
  13. Heinrich Röckner (Hrsg.): Danziger Zeitung (Morgen-Ausgabe). Nr. 9471. A. W. Kasemann, Danzig 8. Dezember 1875, S. 2.
  14. Friedrich Kortkampf (Hrsg.): Parlamentarisches Handbuch für den Preußischen Landtag. Fr. Kortkampf, Berlin 1877, S. 126 f.