The Testament of Ann Lee
| Film | |
| Titel | The Testament of Ann Lee |
|---|---|
| Produktionsland | Vereinigtes Königreich |
| Originalsprache | Englisch |
| Erscheinungsjahr | 2025 |
| Länge | 130 Minuten |
| Stab | |
| Regie | Mona Fastvold |
| Drehbuch | Mona Fastvold, Brady Corbet |
| Produktion | Brady Corbet, Mona Fastvold, Joshua Horsfield, Gregory Jankilevitsch, Mark Lampert, Lillian LaSalle, Viktória Petrányi, Klaudia Smieja |
| Musik | Daniel Blumberg |
| Kamera | William Rexer |
| Schnitt | Sofía Subercaseaux |
| Besetzung | |
| |
The Testament of Ann Lee (auch kurz Ann Lee) ist ein historisches Musicaldrama von Mona Fastvold. Bei dem im England des 18. Jahrhunderts spielenden Film mit Amanda Seyfried in der Titelrolle und Thomasin McKenzie, Lewis Pullman, Christopher Abbott und Tim Blake Nelson in weiteren Hauptrollen handelt sich um eine „epische Fabel“ über eine religiöse Führerin namens Ann Lee, die Gründerin der Shaker-Bewegung, die von ihren Anhängern als „weiblicher Christus“ bezeichnet wird. Der Film feierte Anfang September 2025 bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig seine Premiere, wo er im Hauptwettbewerb um den Goldenen Löwen gezeigt wurde. Im weiteren Verlauf des Monats soll er beim Toronto International Film Festival vorgestellt werden.
Handlung
Im 18. Jahrhundert in England. Ann Lee ist die Gründerin der Shaker-Bewegung und versucht eine utopische Gesellschaft aufzubauen. Sie wird von ihren Anhängern als „weiblicher Christus“ bezeichnet.[1][2]
Biografisches
Ann Lee wurde 1736 in der nordenglischen Stadt Manchester geboren und war die charismatische Anführerin einer religiösen Bewegung, die aufgrund ihres ekstatischen Gesangs und Tanzes, bei dem auch Schütteln zum Einsatz kam, als „Shaker“ bekannt wurde. In England wurde sie wegen ihrer lauten Art des Gottesdienstes und ihrer Infragestellung der Lehren der etablierten Kirche verfolgt und ging 1774 mit einer kleinen Gruppe von Anhängern nach Amerika, wo sie ihre Mission fortsetzte, Menschen zur Shaker-Bewegung zu bekehren.[3]
Produktion
Filmstab und Filmaufbau
„Ich halte Anne Lees Ideen nicht für bindend, aber ich denke, dass es wichtig ist, darüber zu sprechen, wie sie mit Empathie und Freundlichkeit führte und einen Raum schaffen wollte, in dem alle gleich waren – Männer, Frauen, Menschen mit dunkler Hautfarbe.“
Regie führte die Norwegerin Mona Fastvold, die gemeinsam mit ihrem Lebenspartner, dem US-Amerikaner Brady Corbet, auch das Drehbuch schrieb.[1] Sie arbeiteten bereits für Der Brutalist zusammen und treten gemeinsam mit Joshua Horsfield, Gregory Jankilevitsch, Mark Lampert, Lillian LaSalle, Viktória Petrányi und Klaudia Smieja auch als Produzenten von Ann Lee in Erscheinung. Filmeditorin Sofía Subercaseaux war zuletzt für den Thriller The Devil All the Time von Antonio Campos und die Filme El Conde und Maria von Pablo Larraín tätig.
„Ann Lees Prophezeiungen – so unglaubwürdig sie auch sein mögen – haben mich tief berührt. Nicht, weil ich ihren Glauben teile, sondern weil ich in ihr eine Sehnsucht nach Gerechtigkeit, Transzendenz und gemeinschaftlicher Gnade erkenne“, so Fastvold. Ihr radikales Streben nach einer selbstgestalteten Utopie spreche den kreativen Impuls an, der allen künstlerischen Bemühungen zugrunde liege, nämlich das dringende Bedürfnis, die Welt neu zu gestalten, so die Regisseurin. Insbesondere ihre klare Vision und ihre Fähigkeit, andere zu einem gemeinsamen Ideal zu führen, erinnerten an den gemeinschaftlichen Geist, der jedem kreativen Unterfangen zugrunde liegt, sei es beim Komponieren einer Symphonie, beim Bau eines Gebäudes oder beim Drehen eines Films.[4]
Fastvold erklärte, The Testament of Ann Lee und ihre vorherigen Filme seien aus dem Wunsch heraus entstanden, Geschichten über Frauen zu erzählen, die im Laufe der Geschichte etwas bewirkt hatten. „Wie viele Geschichten über männliche Ikonen im großen Stil haben wir gesehen, wie viele Geschichten, immer und immer wieder. Können wir nicht eine Geschichte über eine solche Frau sehen? Das Einzige, was mir einfiel, war Jeanne d’Arc. Ich wollte einfach, dass sie diesen Raum bekommt.“[3] Der Untertitel ihres Films lautet im Englischen „The Woman Clothed by the Sun With the Moon Under Her Feet“ (auf Deutsch ungefähr „Die Frau, bekleidet von der Sonne mit dem Mond unter ihren Füßen“).[5]
Der Film ist in drei Kapitel unterteilt überschrieben mit „This is a song of GIRL“, „This is a song of a WOMAN“ und „This is a song of a MOTHER“, die in archaisch gestalteten Titelkarten eingeblendet werden.[6][5] In einem vorangestellten Prolog beziehungsweise einer Ouvertüre hält die junge Ann Lee in einem Wald in Niskayuna eine Art Gedenkzeremonie mit Körperverknotung für den verstorbenen Sektengründer ab.[5]
Besetzung, Choreografie und Dreharbeiten
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Amanda Seyfried spielt in der Titelrolle die Anführerin der Shaker-Bewegung Ann Lee.[7] In jüngeren Jahren wird diese von Esmee Hewett und Millie Rose Crossley verkörpert. Lewis Pullman spielt ihren Bruder William, der wiederum in jüngeren Jahren von Benjamin Bagota and Harry Conway verkörpert wird. Christopher Abbott spielt Abraham, mit dem Ann Lee zu einer Heirat gezwungen wird.[8] Weitere Hauptrollen besetzte Fastvold mit Thomasin McKenzie, Tim Blake Nelson und Stacy Martin.[1] Letztere spielt die Sektenführerin Jane Wardley. Scott Handy spielt deren Ehemann James.[5] In Nebenrollen sind Matthew Beard, Jamie Bogyo und Viola Prettejohn zu sehen. Das Casting übernahm Isabella Odoffin.
Die Choreografin Celia Rowlson-Halls baute in die Tänze Elemente ein, die bei den „Shaking Quakers“ verbreitet waren. Diese führten bei ihren Versammlungen heftig zitternde, krampfartige Tänze auf, sogenannte „Schütteltänze“, die den Körper von Sünden reinigen sollten.[5] „Shaking Quaker“ ist eine historische Bezeichnung für die Mitglieder der Shaker, die sich von diesen Schüttel- und Tanzbewegungen ableitete.[9] „Shaker“ ist eine Zusammenziehung der beiden Wörter.
Die Dreharbeiten fanden in Budapest und Göteborg statt und wurden Mitte Dezember 2024 beendet.[1] Als Kameramann fungierte William Rexer, mit dem Fastvold zuvor für die Fernsehserien The Crowded Room und Long Bright River zusammenarbeitete.[6] Zuletzt war Rexer für Filme wie Millers in Marriage und Fernsehserien wie Hunters, Cheer Up und Before tätig.
Filmmusik, Marketing und Veröffentlichung
Die Filmmusik komponiert der Brite Daniel Blumberg, mit dem Fastvold und Corbet bereits für Der Brutalist zusammenarbeiteten.[10] Er bettete in seine Arbeit alte Shaker-Spirituals ein und setzte neben Streichern und einem Chor auch Perkussionsinstrumente ein.[5] „Es gibt eine unglaubliche Menge wunderschöner Shaker-Hymnen, aus denen wir schöpfen konnten“, so Blumberg über den Entstehungsprozess der Filmmusik.[3]
Erstes Bildmaterial wurde im Juli 2025 vorgestellt.[11] Die Premiere des Films war am 1. September 2025 bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig, wo er im Hauptwettbewerb um den Goldenen Löwen gezeigt wird.[12] Ebenfalls im September 2025 soll der Film beim Toronto International Film Festival vorgestellt werden und hiernach beim Zurich Film Festival.[13][14] Im Oktober 2025 sind Vorstellungen beim London Film Festival geplant.[15]
Rezeption
Kritiken
Von den bei Rotten Tomatoes aufgeführten Kritiken sind 88 Prozent positiv.[16] Bei Metacritic erhielt der Film einen Metascore von 78 von 100 möglichen Punkten.[17]
Guy Lodge bemerkt in seiner Kritik für Variety zur Besonderheit des Films The Testament of Ann Lee drücke sich am ehrlichsten, einfallsreichsten und bewegendsten durch Gesang und Tanz aus. Asketische Schlichtheit, die Eigenschaft, die man üblicherweise mit der christlichen Sekte in Verbindung bringt, sei nicht gerade die Tagesordnung in Regisseurin Mona Fastvolds flammend ehrgeizigem und geschäftigem Porträt der Sekten-Gründerin Ann Lee. Der Film oszilliere dynamisch zwischen den Modi des unerschrockenen Epos der Neuen Welt und des expressionistischen Musicals. Fastvold und ihr Koautor und Kreativpartner Brady Corbet mögen in ihrer Studie einer extremen religiösen Bewegung, die auf den herausfordernden Prinzipien von Zölibat und utopischer Gleichheit gründet, eine kühle, analytische Distanz wahren, doch The Testament of Ann Lee sei weder eine Travestie noch eine Verhöhnung. Als Studie unerschütterlichen Glaubens, der unter völlig einzigartigen Bedingungen praktiziert wird, sei der Film äußerst respektvoll und intellektuell neugierig, auch wenn er im Laufe der 136 Minuten dazu neige, etwas langweilig zu werden. Amanda Seyfried glänze in der Rolle der Ann Lee, und Szene für Szene strahle sie eine souveräne, friedliche, aber kontrollierende Autorität aus. In den ans Absurde grenzenden Musiknummern erreiche sie das, was die Shaker „Nirvana“ nennen, und das tue auch der Film, wenn er eine Symbiose aus Klang, Wort und Bild wird.[5]
Thomas Schultze schreibt in seiner Kritik, staunend sehe man zu, fassungslos bisweilen und mit wachsender Faszination, weil man so etwas noch nie gesehen hat, dieses transzendentale Kino als Musical oder auch ein Singspiel voller devoter frommer Hymnen. Es sei eine ungewöhnliche, immersive Form für eine filmische Biografie. Spannung liege in der Luft, ein fortwährendes Flirren und Sirren, rhythmisches Atmen und bimmelnde Glöcklein, das anhebt zu den Liedern, sich verdichtet zu den Choreografien, die die Handlung kommentieren. Schultze hebt dabei die Gruppentänze in The Testament of Ann Lee hervor, die Fastvolds Arbeit zu einem Filmerlebnis diesseits gängiger Erfahrung machten. „Man kann nicht anders, als elektrisiert zu sein von diesen Sequenzen: als würden Carl Theodor Dreyer und Stanley Donen zusammenfinden, das Tanztheater einer Pina Bausch als historisches Re-Enactment.“ Amanda Seyfried veräußere sich in der Rolle der Ann Lee, wie man das von einem lupenreinen Hollywoodstar wohl niemals erwarten würde. Sie verliere selbst in den extremsten, erniedrgisten Momenten nie ihre Würde und Gnade und auch nicht ihre strahlende Schönheit. Im Ergebnis sei The Testament of Ann Lee ist ein Film, der ein kleines Wunder ist und dessen großartige Lieder noch lange nachhallen, nachdem man das Kino verlassen hat.[6]
Auszeichnungen
Internationale Filmfestspiele von Venedig 2025
- Nominierung für den Goldenen Löwen
London Film Festival 2025
- Nominierung im Wettbewerb[18]
Weblinks
- The Testament of Ann Lee bei IMDb
- The Testament of Ann Lee im Festivalprogramm von Venedig (englisch)
Einzelnachweise
- ↑ a b c d Jordan Ruimy: Monica Fastvold & Brady Corbet's 'Ann Lee' Wraps Filming — Stars Amanda Seyfried, Thomasin McKenzie, Christopher Abbott. In: worldofreel.com, 12. Dezember 2024.
- ↑ 2025 Venice Film Festival: 25 Movies to Watch. In: loudandclearreviews.com, 1. August 2025.
- ↑ a b c d Melanie Goodfellow und Nada Aboul Kheir: 'The Testament Of Ann Lee' Director Mona Fastvold Calls For More Movies About Female Icons As Star Amanda Seyfried Praises Sense Of Community On Set. In: deadline.com, 1. September 2025.
- ↑ The Testament of Ann Lee. In: labiennale.org. Abgerufen am 23. August 2025.
- ↑ a b c d e f g Guy Lodge: 'The Testament of Ann Lee' Review: Amanda Seyfried Shakes, Battles and Extols in an Arresting Religious Biopic. In: Variety, 1. September 2025.
- ↑ a b c Thomas Schultze: „The Testament of Ann Lee“. In: the-spot-mediafilm.com, 1. September 2025.
- ↑ David Katz: Twenty European films we’re anticipating in 2025. In: cineuropa.org, 9. Januar 2025.
- ↑ https://tiff.net/films/the-testament-of-ann-lee
- ↑ https://backstoryradio.org/blog/the-shaking-quakers/
- ↑ Daniel Blumberg Scoring Mona Fastvold’s 'Ann Lee'. In: filmmusicreporter.com, 16. Dezember 2024.
- ↑ Jordan Ruimy: First Look: Mona Fastvold’s 'The Testament of Ann Lee' — Hitting Venice and TIFF in 70mm. In: worldofreel.com, 21. Juli 2025.
- ↑ Biennale Cinema 2025: screening schedule and ticket sales. In: labiennale.org (abgerufen am 7. August 2025).
- ↑ https://deadline.com/2025/07/tiff-lineup-sydney-sweeny-dwayne-johnson-nuremberg-1236463346/
- ↑ https://the-spot-mediafilm.com/news/kinonews/james-mcavoy-praesentiert-california-schemin-als-abschlussfilm-in-zuerich/
- ↑ The Testament of Ann Lee. In: bfi.org. Abgerufen am 3. September 2025.
- ↑ The Testament of Ann Lee. In: Rotten Tomatoes. Abgerufen am 7. September 2025.
- ↑ The Testament of Ann Lee. In: Metacritic. Abgerufen am 10. September 2025.
- ↑ Official Competition films announced for 69th BFI London Film Festival. In: bfi.org, 21. August 2025.