The Fog of War
| Film | |
| Titel | The Fog of War |
|---|---|
| Originaltitel | The Fog of War: Eleven Lessons from the Life of Robert S. McNamara |
| Produktionsland | USA |
| Originalsprache | Englisch |
| Erscheinungsjahr | 2003 |
| Länge | 95 Minuten |
| Altersfreigabe | |
| Stab | |
| Regie | Errol Morris |
| Drehbuch | Errol Morris |
| Produktion | Errol Morris Michael Williams Julie Ahlberg |
| Musik | Philip Glass |
| Kamera | Robert Chappell Peter Donahue |
| Schnitt | Doug Abel Chyld King Karen Schmeer |
The Fog of War (Original: The Fog of War: Eleven Lessons from the Life of Robert S. McNamara) ist ein US-amerikanischer Dokumentarfilm des Regisseurs Errol Morris. Der Film handelt von den Jahren 1961–1968. Damals, während des Kalten Krieges und in den ersten Jahren des Vietnamkrieges, war Robert S. McNamara (1916–2009) Verteidigungsminister der USA unter den demokratischen Präsidenten John F. Kennedy und Johnson. Der Film gewann mehrere Preise, darunter den Academy Award für den Besten Dokumentarfilm.
. McNamara war als US-Verteidigungsminister maßgeblich an den Entscheidungen während der Kubakrise beteiligt und für den Verlauf des US-Engagements im Vietnamkrieg mitverantwortlich.
Konzept und Inhalt
Die Grundlage des Films ist ein Interview mit McNamara, das ihn in Großaufnahme auf einem Stuhl sitzend zeigt. Den Fragensteller (Regisseur Errol Morris) kann man hören, aber nicht sehen. Größtenteils istes einen Monolog von McNamara; Morrisunterbricht ihn nur selten. Die zwischendurch eingeblendeten historischen Filmaufnahmen, Tondokumente und Bilder dienen als Unterlegung von McNamaras Ausführungen. Morris unterteilte sie in "elf Lektionen" (eleven lessons), die McNamara aus seinem Leben und in Bezug auf Staats- und Kriegsführung während des Kalten Kriegs gezogen habe. Dabei beleuchtet McNamara seine persönliche Vita, seinen Aufstieg zum Verteidigungsminister und Einschätzungen und Charakterisierungen von politischen Größen wie John F. Kennedy und Lyndon B. Johnson. Er veranschaulicht und verteidigt teilweise militärische Positionen und Denkweisen im Zusammenhang mit der Kubakrise und dem Vietnamkrieg, äußert jedoch auch Kritik an einzelnen Entscheidungen seiner früheren Arbeitgeber und Vorgesetzten. Seine Selbstkritik bleibt meist allgemein und kryptisch. Schon zu Beginn des Films betont er, dass alle Menschen Fehler machen, und dass auch er in seinem Leben viele Fehler gemacht habe, ohne jedoch konkreter zu werden. Durch die Großaufnahmen werden die teilweise sehr emotionalen Reaktionen McNamaras auf seine eigenen Erinnerungen aufgefangen, beispielsweise, als er mühevoll Tränen unterdrückend vom Attentat auf Kennedy berichtet. Da der Film im Jahr 2003, gleichzeitig mit dem Beginn des Irakkriegs erschien, wurde McNamara mehrfach zu diesem und zum Bezug seiner Aussagen auf den aktuellen Konflikt befragt. Dazu Stellung zu beziehen, lehnte er jedoch stets ab. Er sagte, es sei nicht seine Aufgabe, den heutigen Verteidigungsminister zu beurteilen. In der Dokumentation selbst gibt es jedoch eine Passage, in der McNamara erklärt, dass, wenn viele Staaten mit ähnlichen Wertesystemen wie dem der USA zu anderen Einschätzungen internationaler Konflikte kämen als man selbst, man seine eigene Position hinterfragen müsse. Dies wurde von vielen als indirekte Stellungnahme zum Irakkrieg verstanden.
Entstehung
Regisseur Morris sagte, er sei zu diesem Film inspiriert worden, als er das Buch Wilson’s Ghost: Reducing the Risk of Conflict, Killing, and Catastrophe in the 21st Century von McNamara gelesen hatte[2]. Daraufhin begann er den ehemaligen Verteidigungsminister zu interviewen, was zu Aufnahmen von über 20 Stunden Dauer führte.
Morris und McNamara waren sich nicht immer einig über die Interpretation des Filmes. Morris veröffentlichte eine Bonus-DVD, die zehn zusätzliche Lehren von Robert McNamara enthält.
Rezeption
„…Nur wird in Fog of War sehr bald deutlich, dass McNamara gerade so viel an moralischer Verantwortung eingesteht, wie für seinen Seelenfrieden verträglich ist. Morris, zweifellos ein technisch hervorragender Filmemacher, degradiert sich dabei zum Erfüllungsgehilfen. Gemeinsam mit McNamaras Autobiographie In Retrospect fungiert Fog of War als Lebenszeugnis eines Mannes, dem es angesichts der politischen Reichweite seiner Entscheidungen entschieden an kritischer Distanz mangelt. Er ringt sich schwerwiegende Selbsteinschätzungen ab wie die, dass, hätten die USA den Zweiten Weltkrieg verloren, er und General Curtis E. LeMay ganz sicher der Kriegsverbrechen angeklagt worden wären - um etwas später im Film, bei der Frage der Verantwortung für die Napalmteppiche, wieder in den Nebel des Vergessens abzutauchen. Die Antwort auf Morris´ Frage, wer denn letztendlich die politische Verantwortung für den Vietnam-Krieg getragen habe, fällt eindeutig aus: Der Präsident.“
Auszeichnungen (Auswahl)
- 2003: Chicago Film Critics Association Award in der Kategorie Bester Dokumentarfilm
- 2003: National Board of Review Award als beste Dokumentation für The Fog of War
- 2003: Los Angeles Film Critics Association als beste Dokumentation für The Fog of War
- 2003: Washington D.C. Area Film Critics als beste Dokumentation für The Fog of War
- 2004: Independent Spirit Awards 2004 in der Kategorie Bester Dokumentarfilm
- 2004: Academy Award für den Besten Dokumentarfilm
- 2019: Aufnahme in das National Film Registry
Literatur
- Matthias Steinle: "Im Nebel postmodernen Dokumentarfilms – Errol Morris: The Fog of War (2003)", in: Harro Segeberg (Hg.): Referenz in den Medien. Dokumentation – Simulation – Docutainment. (Schriftenreihe der GfM, Bd. 16) Marburg: Schüren 2009, S. 223–239.
Weblinks
- The Fog of War bei IMDb
- Interview mit dem Regisseur Errol Morris
- Mitschrift des McNamara-Interviews aus dem Fog-of-War-Film (engl.)
Einzelnachweise
- ↑ Freigabebescheinigung für The Fog of War. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft, Oktober 2004 (PDF; Prüfnummer: 99 729 K).
- ↑ Bonnie Azab Powell: Robert McNamara, Errol Morris return to Berkeley to share lessons learned from "Fog of War" In: Universität Berkeley, 5. Februar 2004 (englisch).
- ↑ Andreas Busche: Geschichte nach Art des Strategen. In: Der Freitag, 1. Oktober 2004.