Terlinden Textilpflege
| Terlinden Textilpflege AG Terlinden Management AG | |
|---|---|
| Rechtsform | Aktiengesellschaft |
| Gründung | 1868 |
| Sitz | Küsnacht |
| Leitung | Max Viktor Terlinden (CEO und VR-Präsident) |
| Mitarbeiterzahl | 120 (2010) |
| Branche | Dienstleistung, Immobilien |
| Website | www.terlinden.ch |
Die Terlinden Textilpflege AG mit Sitz in Küsnacht ist eine Schweizer Textilpflege-Kette.
Firma
Das Unternehmen wurde 1868 als Seidenhanddruckerei in Küsnacht gegründet und entwickelte sich im 20. Jahrhundert zum bedeutendsten Dienstleistungsunternehmen für Textilveredelung (1925), Teppichpflege (1918) und Textilreinigung (1877) in der Schweiz. Sie betreibt schwerpunktmässig in Zürich und Umgebung 20 Filialen und ist damit in der Deutschschweiz Branchenleaderin. Ihre Geschäftsaktivitäten umfassen die Reinigung von Kleidern, Hemden, Wäsche und Lederwaren sowie von Vorhängen, Duvets, anderen Heimtextilien und Teppichen. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch verschiedene damit zusammenhängende Dienstleistungen wie Imprägnierung und Faserschutz, Reparaturen, Hemden-Bügel-Service und eigene Nähateliers. Das Familienunternehmen wird heute in der 5. und 6. Generation geführt und beschäftigt 100 Mitarbeiter.
Darüber hinaus bewirtschaftet die «Terlinden Management AG» das umgenutzte Industrieareal der ehemaligen Seidenhanddruckerei Terlinden & Co. in Küsnacht. Zusammen mit Jelmoli gründete die Firma neben ihrer bisherigen Tätigkeit ein gemeinsames Textilpflege-Unternehmen, an der die beiden Firmen zu 50 Prozent beteiligt waren. 1999 verkaufte Jelmoli ihren Anteil an die «Terlinden Management AG».
Geschichte

Gründer der Firma Terlinden war Hermann Hintermeister (1838–1901). Hintermeister wurde in Zürich-Schwamendingen geboren. In der Foulard-Druckerei Schmid in Thalwil, wo Hintermeister eine Lehre als Kolorist absolviert hatte, lernte er den Färber Jakob Forster († 1871) kennen.
1862 wanderten die beiden Männer nach Aeschbach bei Lindau in Bayern aus, wo sie zusammen in der Textilindustrie arbeiteten. 1867 kehrten sie an den Zürichsee zurück mit der Absicht, selber ein Unternehmen zu gründen. Hermann Hintermeister, der sich inzwischen mit Bertha, der Tochter Jakob Forsters verheiratet hatte, liess sich mit seiner Familie in einem herrschaftlichen Anwesen seines Schwiegervaters an der Goldbacherstrasse 16 in Küsnacht nieder (heute Kinder- und Jugendheim Fennergut).
Im Waschhaus des Gutes, direkt neben dem noch offen vorbeifliessenden Goldbach, nahm die Geschichte der Firma Terlinden ihren Anfang: Aus den in der 1867 gegründeten Handdruckerei teils mit Gold- und Silbermustern bedruckten Stoffen sollte später elegante Damenmode entstehen. Nach dem Einbau eines Dampfkessels, der mit Kohle aus dem Bergwerk Käpfnach betrieben wurde, konnte ab 1870 auch Stoff- und Strangrohware gefärbt werden. Nach dem Tod seines Schwiegervaters im Jahr 1871 verlagerte Hermann Hintermeister den Betrieb ans Seeufer, wo dieser von der guten Verkehrsanbindung via den 36 m langen, eigenen Schiffsteg, die 1838 bis Küsnacht fertiggestellte Seestrasse und, ab 1894 die Dampfeisenbahn profitierte. Seinem bereits 1892 vorgebrachten Antrag, die für den Güterumschlag genutzte Haltestelle unmittelbar ob der Fabrik zu einem Bahnhof unter anderem für seine Arbeiterinnen und Arbeiter zu erweitern, wurde schliesslich 1926 entsprochen. Erste Filialen wurden 1874 und 1878 and er Oberdorfstrasse 23 in Zürich und an der Bahnhofstrasse 38 eröffnet, wobei auch Hintermeisters Frau Berta und ihre gleichnamige Tochter an der Führung beteiligt waren. Weitere Filialen und Depots wurden im Kanton Zürich, bald aber auch in Bern, St. Gallen, Winterthur und Genf betrieben. Die gesamte Produktion verblieb jedoch bei der Küsnachter Fabrik.
1877 besuchte Hintermeister, der ein passionierter Schütze war, das 4. Deutsche Bundesschiessen in Frankfurt am Main. Beim Besuch einer dort ansässigen Färberei lernte er den 19-jährigen Heinrich Terlinden (1858–1928)[1] kennen und engagierte ihn als Färber für seinen Betrieb in Küsnacht. Terlinden kümmerte sich vor allem um den Bereich der Chemischen Reinigung, die Hintermeister 1878 als erster in der Schweiz einführte. Im Oktober 1880 heiratete Terlinden die Tochter seines Chefs, Bertha Hintermeister. Zudem übernahm er die technische Leitung des Betriebs.
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Bertha Hintermeister und Heinrich Terlinden 1880 -
Hermann Hintermeister -
Jakob Forster -
Heinrich Terlinden, 1926 -
Belegschaft um 1900. Hinten links mit Hand am Revers Heinrich Terlinden
Das Unternehmen wuchs mit jedem Jahr und wurde in der Branche immer mehr zu einem Begriff. An den Schweizerischen Landesausstellungen 1883 in Zürich und 1896 in Genf erregten die gefärbten Kleider grosses Aufsehen.
Hintermeister erwarb bis 1899 immer wieder Grundstücke, um seinen Betrieb vergrössern zu können. Für die Gesellen und Färber aus Österreich, Süddeutschland und nördlichen Staaten wurde an der Seestrasse ein so genanntes Kosthaus eingerichtet. 1895 erbaute er an der Seestrasse, direkt neben dem Fabrikgelände die «Villa Fortuna» (später «Villa Sansara»), zu der eine grosszügige Gartenanlage gehörte. Als Architekten zeichneten Jacques Kehrer und Karl Knell. 1883 hatte sich Knell bereits bei der Erneuerung der Fassaden- und Treppenhaus-Gestaltung des historischen Anwesens im Küsnachter Wangensbach sowie beim Umbau der reformierten Kirche (1886) bewährt.[2]

1899 zog sich Hintermeister aus der Geschäftsleitung zurück und überliess diese seinem Schwiegersohn Heinrich Terlinden. Bei seiner Verabschiedung schenkte er der Gemeinde 5000 Franken zugunsten des Waisenhauses. 1900 beschäftigte die Firma 200 Angestellte und betrieb neun Geschäfte in der ganzen Schweiz. Dazu kamen 50 Depots in allen grösseren Ortschaften.
Heinrich Hintermeister verstarb am 10. Juni 1901 an einem Herzleiden. „Ein Leichengeleit, wie Küsnacht es noch selten gesehen hatte, gab dem hochverdienten und beliebten Mann die letzte Ehre. Jedermann verliess die Kirche mit dem Gefühl, dass Küsnacht einen seiner besten Bürger verloren hatte“. Im Nekrolog wurde sein freundliches Verhältnis zwischen ihm und seinen Angestellten hervorgehoben.
Bis 1926 leitete Heinrich Terlinden die Firma, ihm folgten seine Söhne, Enkel und Urenkel.
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1867: Das Waschhaus -
Die ehemalige Bäckerei Nägely -
Fabrikanlage Hintermeister um 1885 -
Fabrikanlage um 1900 -
Idealisierte Darstellung der Fabrikanlage um 1910

Neuzeit
Als Folge des tief greifenden Strukturwandels in der Textilbranche wurde am Standort Küsnacht 1998 die Textilveredelung stillgelegt, der Betrieb Teppichpflege verkauft, der Zentralbetrieb der Textilreinigung an andere Standorte verlegt und die Verwaltung nach Zürich Witikon verlegt. Damit wurde das in Küsnacht freigewordene 11’000 m2 grosse Areal für eine Umnutzung frei. In der Folge wurden verschiedene Altbauten abgerissen und durch Neubauten ersetzt sowie die verbliebenen Altbauten modernisiert. Im jetzt Goldbach Center genannten Areal sind Büro-, Einkaufs- und Gewerbeflächen untergebracht. Das direkt am Zürichsee gelegene Kesselhaus mit dem Hochkamin aus der Zeit von 1927 wurde im 2003 in ein Bürogebäude umgenutzt. Der Hochkamin mit 42 Meter gilt als Wahrzeichen von Goldbach.
Literatur
- Nekrolog über Hermann Hintermeister. In: Wochenblatt des Bezirks Meilen, 11. Juni 1901.
- Reinhard Braun: Goldbach am Zürichsee und das Färbereigewerbe. Tschopp & Cie, Zürich 1930
- Franz Schoch: Geschichte der Gemeinde Küsnacht. Küsnacht 1951.
- Amalie Staubmann-Rothlin: Zwei erfolgreiche Küsnachter Industriebegründer. In: Küsnachter Jahrheft 1968, S. 43.
- Terlinden-Bote, 1968, Heft 2.
- Barbara Schindler: Die Firma Terlinden in Küsnacht. In: Küsnachter Jahrheft 2017, S. 55.
- Martin Illi: Hintermeister, Hermann. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
Weblinks
- Christian Baertschi: Terlinden. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Homepage
Einzelnachweise
- ↑ HSL: Heinrich Terlinden
- ↑ KÜSNACHT Alte Landstrasse 134 Landhaus «Wangensbach» Vers. Nr. 574. In: Zürcher Denkmalpflege 1991-1994. 13. Bericht. Zürich / Egg 1998, S. 160.