TT3

TT3
Grabmal von Paschedu
Ort Deir el-Medina
Entdeckungsdatum 3. Januar 1834 durch Robert Hay[1]
Ausgrabung
Vorheriges
TT2
Folgendes
TT4

Als TT3 (Theban Tomb 3 – Thebanisches Grab 3) bezeichnet man das Grab des Paschedu auf dem Friedhof von Deir el-Medina, einem Teilgebiet von Theben-West in Ägypten.

Name

Der Name Paschedu ist im Neuen Reich recht häufig: Insgesamt sind 19 Arbeiter allein in Deir el-Medina mit diesem Namen bekannt. Entsprechend gibt es weitere Gräber, deren Besitzer Paschedu heißen: TT292, TT323, TT326 und TT339.[2] Die „Paschedus“ werden von den Ägyptologen mit kleinen römischen Ziffern unterschieden; der Grabinhaber von TT3 heißt Paschedu (x). Er ist Sohn von Menna (iii) und dessen Ehefrau Huy (i).[3] Paschedu (x) war mit Nedjembehedet verheiratet. Nun trägt aber die Gemahlin des Paschedu aus TT326 ebenfalls diesen Namen, was die Frage aufgeworfen hat, ob es sich bei diesen beiden Paschedus um ein und dieselbe Person handelt oder nicht. Dafür spricht, dass der Name Nedjembehedet in Deir el-Medina selten ist; abgesehen von den beiden genannten Fällen ist nur noch eine weitere Erwähnung bekannt, in TT219, dem Grab des Nebenmaat. Deshalb spricht der Ägyptologe Jaroslav Černý davon, dass „dieser seltene Eigenname es praktisch sicher macht, dass dieser Vorarbeiter [von TT326] mit dem Besitzer des Grabes Nr. 3 identisch ist“.[4] Der Bearbeiter des Grabes TT3, Alain-Pierre Zivie, hingegen meint nach Abwägung der Argumente: „Es scheint, dass es besser wäre, in dem Pasched aus Grab 326 eine ganz andere Person zu sehen als den Pasched aus Grab 3.“[5] Kenneth A. Kitchen schließlich resümiert, dass es „eine offene Frage“ bleibe, ob wir nur einen Paschedu mit seiner Frau Nedjembehedet haben oder zwei Paare mit diesen Namen. „Proof either way is lacking, and dogmatism is to be avoided“ (deutsch: „Es fehlen Beweise für die eine oder andere Seite, und Dogmatismus ist zu vermeiden“).[6]

Paschedu in Hieroglyphen
G40AF30
d
Z7
D40
A52
oder
G40AF30
d
N21
D40
A52

Paschedu / Pasched
P3-šdw / P3-šd
[7]


Der Name Paschedu wird im Grab TT3 unterschiedlich geschrieben, mal mit der Hieroglyphe

Z7

(Z7 nach der Gardiner-Liste), die den Lautwert w hat (ägyptologische Hilfsaussprache: u), mal ohne. Letzteres würde den Namen Pasched ergeben, was einige Ägyptologen (beispielsweise Alain-Pierre Zivie) bevorzugen, weil es sich bei der Schreibung mit Z7 = w „um eine einfache graphische Angewohnheit“ (der Schreiber) handele, „die im Neuägyptischen üblich ist“.[8] Der Name Paschedu wird nicht übersetzt, da es sich um die Kurzform eines Vollnamens handelt; in diesem Fall bleiben lediglich zwei oder mehr Worte des Vollnamens übrig.[9]

Familie

Im Grab werden neben Paschedu insgesamt 22 Personen genannt, die fast alle zu seiner Familie gehören.[10] Ein Großteil folgt Paschedu und seiner Frau Nedjembehedet auf einer anschließenden Wand, die in drei Reihen (Register) gegliedert ist. Im oberen Register stehen Paschedus Eltern, dahinter weitere Verwandte. Die in der Reihe darunter stehenden Personen sind Nedjembehedets Eltern und ihre Geschwister sowie eine Enkelin. Ganz unten sind Paschedus Kinder aufgeführt. Im Zusammenhang mit weiteren Stelen, die dieser Paschedu-Familie zugerechnet werden, lässt sich deren Genealogie rekonstruieren.[11] Dazu musste allerdings ein Problem gelöst werden: Im mittleren Register wird die „Dame des Hauses Sati“ als Gemahlin von Nedjembehedets Vater Tjay angegeben und damit als ihre Mutter. Auf einer Stele im Ägyptischen Museum Kairo[12] wird jedoch als Nedjembehedets Mutter eine Frau namens Uia genannt. Alain-Pierre Zivie schlug u. a. als Erklärung vor, dass die eine Frau die Mutter und die andere die Stiefmutter gewesen sein könnten.[13] Einfacher ist jedoch die Annahme, dass es sich bei diesen beiden in Wirklichkeit um ein und dieselbe Person gehandelt habe, denn der Gebrauch von zwei Namen ist für das Alte Ägypten oft belegt (Schöner Name). Mehr noch: Es gibt eine Stele an die Göttin Isis, die von „Nedjembehedet, genannt Besi“ gestiftet wurde; gemeint ist eben diese Nedjembehedet, wie sich aus dem Namen ihrer Tochter auf dieser Stele ergibt, die auch in TT3 erwähnt wird.[14] Mit „Sati, genannt Uia“ verschwinden dann alle Schwierigkeiten.[15]

Titel und Karriere

Im Grab werden zwei Titel für Paschedu genannt: B3k-n-šnˁ-n-Jmn-m-Njwt-rsjt = Bak-en-schena-en-Amun-em-Niut-resit = Diener des Arbeitshauses des Amun in der Südlichen Stadt (= Theben) und Sḏm-ˁš-m-st-m3ˁt-ḥr-jmntt-W3st = Sedjem-asch-em-set-maat-her-imentet-Waset = Diener an der Stätte der Wahrheit zu Theben-West. Das sind ziemlich unspezifische Titel. Mit Šnˁ (Schena) werden Wirtschaftsbetriebe des Königs wie der Tempel, wie auch die 5 Magazine in Grabanlagen, bezeichnet. Oft arbeiten dort Kriegsgefangene, Sklaven und Strafgefangene.[16] Ein „Diener des Arbeitshauses“ ist also nichts mehr als ein Angestellter oder Arbeiter dieser Institution. Mit „Diener an der Stätte der Wahrheit“ ist nur ein Arbeiter gemeint, der an einem Königsgrab arbeitet:

„Die Arbeiter von Deir el-Medineh nennen sich in ihren Gräbern sḏm-ˁš-m-st-m3ˁt. Offenbar hielten sie ihre alltagsweltliche Berufsbezeichnung als rmṯ-n-jzt [= Remetsch-en-iset = Arbeiter, Arbeitsmann] nicht für eines Grabherrn würdiges Amt..“[17]

Erst aus einem weiteren Titel wird ersichtlich, was Paschedu eigentlich gemacht hat. Er ist nur einmal auf dem Steinsarkophag erwähnt, der sich bei der Entdeckung des Grabes an Ort und Stelle befand. Nach einem Vandalismus-Akt irgendwann im 19. Jahrhundert gibt es jetzt nur noch Fragmente. Der Entdecker Robert Hay überlieferte mit seinen Zeichnungen die darauf befindlichen Inschriften. Der Titel lautet: H̱rtj-nṯr-n-Jmn-m-Jpt-swt (= Cherti-netscher-en-Amun-em-Ipet-sut = Steinbrecher des Amun in Karnak). Die Berufsbezeichnung leitet sich ab von dem ägyptischen Wort ẖrt-nṯr (cheret-netscher) für „Nekropole, Friedhof“. Zunächst arbeitete Paschedu auf dem Ostufer des Nils („in Karnak“) und wurde dann zur Arbeit an einem Königsgrab auf dem Westufer verpflichtet. Paschedu gehörte also zu den Fachkräften, die sich in den Fels hineinarbeiteten, um die Grabkammern für den König zu schaffen.[18] Es ist denkbar, dass er neben seiner Tätigkeit am Königsgrab weiterhin – oder gelegentlich – in Karnak arbeitete, denn auf der Stele JE 36671 im Ägyptischen Museum Kairo trägt Paschedu den Titel Ḥrj-šnˁ-n-Jmn (= Heri-schena-en-Amun = Chef des Arbeitshauses des Amun). Das ist deshalb bemerkenswert, weil es seinen Aufstieg in eine Leitungsfunktion belegt.[19] Einen ähnlichen Aufstieg in Deir el-Medina können wir nur annehmen, wenn man den Paschedu von TT3 mit dem von TT326 identifiziert, denn dieser war „Vorarbeiter an der Stätte der Wahrheit“. Diese Gleichsetzung ist unter den Ägyptologen jedoch umstritten.

Grab

Von dem Grab sind nur noch die unterirdischen und ausgemalten Grabkammern erhalten. Von der oberirdischen Grabkapelle gibt es nur noch wenige Reste. Es gibt einen Hog (eine geräumige Grabkammer), einen Durchgang und eine kleine Kammer. Nur im Durchgang finden sich Reste einer Bemalung, die einen Mann zeigen. Es gibt drei unterirdische Kammern. Die innerste Grabkammer hat eine gewölbte Decke und ist mit Bildern aus dem Totenbuch dekoriert. Die leuchtenden Farben des Grabes sind noch sehr gut erhalten.

Siehe auch

Literatur

  • Colin Campbell: The Miraculous Birth of King Amon-hotep III. and Other Egyptian Studies. Oliver and Boyd, Edinburgh / London 1912, S. 177–198. (online)
  • Alain-Pierre Zivie: La tombe de Pached à Deir el Médineh (No 3) (= Mémoires publiés par les membres de l'Institut français d’archéologie orientale. Band 99). Institut français d’archéologie orientale, Kairo 1979 (französisch). (online – auf „Lire en ligne“ (deutsch: „online lesen“) klicken)
  • Alberto Siliotti: Tal der Könige. Begräbnisstätte der Pharaonen. Karl-Müller-Verlag, Erlangen 1996, ISBN 3-86070-607-1, S. 138–139.
  • Morris L. Bierbrier: Das Grab des Paschedu. In: Kent R. Weeks (Hrsg.): Im Tal der Könige. Von Grabkunst und Totenkult der ägyptischen Herrscher. Frederking & Thaler, München 2001, ISBN 3-89405-456-5, S. 358–363.
  • Bertha Porter, Rosalind L. B. Moss, Ethel W. Burney: Topographical Bibliography of Ancient Egyptian Hieroglyphic Texts, Reliefs, and Paintings. I. The Theban Necropolis. Teil 1: Private Tombs. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage – neu herausgegeben: Griffith Institute, Ashmolean Museum, Oxford 1970, ISBN 0-900416-81-5, S. 9–11 (Volltext als PDF).
Commons: Grab des Paschedu – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen und Einzelnachweise

  1. Alain-Pierre Zivie: La tombe de Pached à Deir el Médineh (No 3). Kairo 1979, Abschnitt „Découverte de la tombe et aperçu des travaux qui y ont été menés“, S. 7–14; Zitat S. 8. Zivie bezeichnet dieses Datum der ersten Erwähnung des Grabes als „quasi sicher“, S. 7.
  2. Bertha Porter, Rosalind L. B. Moss, Ethel W. Burney: Topographical Bibliography of Ancient Egyptian Hieroglyphic Texts, Reliefs, and Paintings. I. The Theban Necropolis. Teil 1: Private Tombs. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Oxford 1970, S. 374–376 (TT292); S. 394–395 (TT323); S. 396–397 (TT326); S. 406–407 (TT339 – zusammen mit Ḥuy).
  3. Benedict G. Davies: Who's Who at Deir el-Medina. A Prosopographic Study of the Royal Workmen's Community (= Egyptologische Uitgaven. Band 13). Nederlands Instituut voor het Nabije Oosten, Leiden 1999, ISBN 90-6258-213-3 (online) Die „Paschedus“ im Namensverzeichnis, S. 301; Paschedu (x) als Grabinhaber von TT3, S. 166.
  4. Jaroslav Černý: A Community of Workmen at Thebes in the Ramesside Period. Institut français d’archéologie orientale, Kairo 1973, S. 292 (online).
  5. Alain-Pierre Zivie: La tombe de Pached à Deir el Médineh (No 3). Kairo 1979, Abschnitt „Le problème de la tombe no. 326“, S. 120–125; Zitat S. 125.
  6. K. A. Kitchen: Ramesside Inscriptions. Translated and Annotated: Notes and Comments. Band I: Ramesses I, Sethos I and Contemporaries. Blackwell, Oxford 1993, ISBN 0-631-18434-1, § 475: „Introductory. Pashed (workman, Tomb 3) and Pashed (Chief Workman, Tomb 326) – one man or two? And the family.“, S. 270–271; Zitat S. 271.
  7. Hermann Ranke: Die ägyptischen Personennamen. Band 1: Verzeichnis der Namen. Augustin, Glückstadt 1935, OCLC 459687205, S. 119, Nr. 13. Ranke liest nur P3-šd.
  8. Alain-Pierre Zivie: La tombe de Pached à Deir el Médineh (No 3). Kairo 1979, Abschnitt „Sur le nom de Pached“, S. 111–112; Zitat S. 111. Er bezieht sich dabei auf Adolf Erman: Neuägyptische Grammatik. Zweite, völlig umgearbeitete Auflage. Hinrichs, Leipzig 1933, S. 116: „Insbesondere hängt man an viele Verben ein bedeutungsloses [Z7] an ...“ (§ 253).
  9. Hermann Ranke: Die ägyptischen Personennamen. Band 2. Augustin, Glückstadt / Hamburg 1952, S. 97–102; dieser Name S. 98 (Volltext als PDF). Ein solcher Vollname ist beispielsweise P3-šd-Ḫnsw Pa-sched-Chons = „der, den Chons errettet hat“: Hermann Ranke: Die ägyptischen Personennamen. Band 1: Verzeichnis der Namen. Augustin, Glückstadt 1935, S. 119, Nr. 18.
  10. Alain-Pierre Zivie: La tombe de Pached à Deir el Médineh (No 3). Kairo 1979, Abschnitt „La famille de Pached“, S. 112–120; Liste der Namen: S. 113–114.
  11. K. A. Kitchen: Ramesside Inscriptions. Translated and Annotated: Notes and Comments. Band I: Ramesses I, Sethos I and Contemporaries. Blackwell, Oxford 1993, ISBN 0-631-18434-1, S. 271–274 (§ 476–478).
  12. Inventar-Nr. JE 36671; veröffentlicht in: Bernard Bruyère: Rapport sur les fouilles de Deir el Médineh. Heft 3: Notes à propos de quelques objets trouvés en 1939 et 1940. Institut français d’archéologie orientale, Kairo 1952, S. 77–78 (online – auf „Lire en ligne“ (deutsch: „online lesen“) klicken) Die von Bruyère angegebene Inventar-Nr. JE 36661 ist in JE 36671 zu korrigieren.
  13. Alain-Pierre Zivie: La tombe de Pached à Deir el Médineh (No 3). Kairo 1979, Abschnitt „La famille de Pached“, S. 112–120; dieser Vorschlag S. 117–118.
  14. Musée d'art et d'histoire in Genf, Inventar-Nr. D 55 (online).
  15. K. A. Kitchen: Ramesside Inscriptions. Translated and Annotated: Notes and Comments. Band I: Ramesses I, Sethos I and Contemporaries. Blackwell, Oxford 1993, ISBN 0-631-18434-1, „simpler to cut the Gordian knot by suggesting ... that this lady had two names“ (deutsch: „einfacher, den gordischen Knoten zu durchschlagen, indem man vorschlägt ... dass diese Dame zwei Namen hat“): S. 272–273 (§ 477).
  16. Wolfgang Helck: Arbeitshaus. In: Lexikon der Ägyptologie. Band I: A – Ernte. Harrassowitz, Wiesbaden 1975, ISBN 3-447-01670-1, Spalte 377–378.
  17. Jan Assmann: Totenkult, Totenglauben. In: Lexikon der Ägyptologie. Band VI: Stele – Zypresse. Harrassowitz, Wiesbaden 1986, ISBN 3-447-02663-4, Spalte 659–676; Zitat Spalte 672 (in Fußnote (11)).
  18. Alain-Pierre Zivie: La tombe de Pached à Deir el Médineh (No 3). Kairo 1979, Abschnitt „La carrière de Pached“, S. 125–130; zu diesem Titel S. 129.
  19. Alain-Pierre Zivie: La tombe de Pached à Deir el Médineh (No 3). Kairo 1979, Abschnitt „La carrière de Pached“, S. 125–130; zu diesem Titel S. 127.