Total intravenöse Anästhesie

Spritzenpumpe zur kontinuierlichen Zufuhr von Anästhetika

Eine total intravenöse Anästhesie (TIVA) ist eine Form der Allgemeinanästhesie („Narkose“), die auf den Einsatz von Inhalationsanästhetika verzichtet und den Bewusstseinsverlust und die Schmerzfreiheit ausschließlich durch intravenöse Zufuhr von Schlafmitteln (Hypnotika) und Schmerzmitteln (Analgetika) herbeiführt.

Gewöhnlich bezeichnet man als TIVA (total intravenöse Anästhesie) die Zufuhr kurzwirksamer Hypnotika (meist Propofol) und Analgetika (meist Opioide, z. B. Remifentanil) mit Hilfe programmierbarer Spritzenpumpen. Dabei werden Bewusstsein und Schmerzempfindung ausgeschaltet. Bedingt durch die sehr kurze Wirkdauer der genannten Medikamente ist die Anästhesie sehr gut steuerbar und die Erholungsphase infolge der geringen Kumulationseffekte auch nach längerer Narkosedauer vergleichsweise sehr kurz. Nach langer Infusion kann die Aufwachdauer allerdings etwas verlängert sein. Dies ist abhängig von der kontextsensitiven Halbwertszeit der Wirkstoffe. Eine Sonderform der TIVA ist die Target Controlled Infusion (TCI), bei der ein Computer die Zufuhr anhand eines gewünschten und einprogrammierbaren Wirkstoffspiegels im Blutplasma automatisch bestimmt.

Die Abgrenzung der TIVA zur kontinuierlichen Sedierung – etwa in der Intensivmedizin – ist fließend. Bei der Sedierung ist der Patient weniger tief narkotisiert (vgl. Richmond Agitation Sedation Scale); es werden oft auch längerwirksame Stoffe wie Sufentanil und Midazolam eingesetzt.

Der Begriff „Totale intravenöse Anästhesie“ entstand in den 1970er-Jahren und geht möglicherweise auf Brian Kay[1] zurück. Ketamin wurde allerdings schon zuvor, auch in Kombination mit Diazepam, im Sinne einer TIVA eingesetzt. Die spätere Etablierung der TIVA war, nach vorangegangenen Versuchen mit Etomidat[2][3] als Hypnotikum, wesentlich mit der Einführung des Schlafmittels Propofol verbunden.[4]

Indikationen

Relative Indikationen, die nicht zwingendermaßen eine TIVA erfordern, sind

Literatur

  • Rossaint, Werner, Zwissler (Hrsg.): Die Anästhesiologie. Allgemeine und spezielle Anästhesiologie, Schmerztherapie und Intensivmedizin. 2. Auflage, Springer, Berlin 2008, ISBN 978-3-540-76301-7, S. 604–605.

Einzelnachweise

  1. Brian Kay: Total intravenous anaesthesia with etomidate. I. A trial in children. In: Acta Anaesthesiologica Belgica. 28, 1977, S. 107–113.
  2. B. Kay: Total intravenous anaesthesia with etomidate. I. A trial in children. In: Acta Anaesth Belg. Band 28, 1977, S. 107–113.
  3. H. Schwilden, H. Stoeckel, J. Schüttler, P. Lauven: Vergleich verschiedener empirischer Dosierungsvorschläge für Etomidat-Infusionen anhand pharmakokinetischer Berechnungen. In: Anästhesie Intensivmedizin Notfallmedizin. 16, 1981, S. 175–179.
  4. Hans Anton Adams, Eberhard Kochs, Claude Krier: Heutige Anästhesieverfahren – Versuch einer Systematik. In: Anästhesiologie Intensivmedizin Notfallmedizin Schmerztherapie. Jahrgang 36, Heft 5, Mai 2001, S. 262–267, hier: S. 264–265.